Ernährung des Legionärs auf dem Marsch

Ancalagon

Neues Mitglied
Hallo an alle,
mich würde einmal interessieren, was ein römischer Legionär pro Tag im Kampf-Einsatz für ein Essen bekam und wie dieses transportiert wurde.(Ich muss dann immer an die üblen EPas der Bunderwehr denken) Es gibt leider sehr wenig Angaben darüber, was so ein Legionär am Tag erhielt, wenn die Legion in feindlichem Gebiet operierte.

Selbst wenn man selber mal ein paar kleine Berechnungen anstellt, kommen dabei oft riesige Werte heraus. Gehen wir mal von einer Legionsstärke mit Hilfstruppen von 8000 Mann aus, ich weiß das ist nicht das Maximum, um das Jahr 200 n. Chr.

Wenn nun jeder Legionär am Tag 500 gr. ungemahlenen Weizen erhält und die Legion für 6 Wochen im Feindesgebiet rum zieht, brauche ich also für 40 Tage, 20 Kilo Weizen pro Legionär, also 160000 Kilo für 8000 Legionäre. Sind schlappe 160 Tonnen an Weizen. Gar nicht berechnet, ggf. Speck, Käse oder andere Lebensmittel.

Selbst wenn jede Zeltgemeinschaft nun ein Maultier hatte, zusätzlich ein paar für die Offiziere mehr, kann ich nicht ohne weiteres, jedem Muli noch x Kilogramm Lebensmittel aufbürden. Wenn ich nur 100 KG zusätzlich dem Tier dazu lade, neben den Zelten, Eisenheringen, Steinmühlen, Spaten, Beilen,Schanzzeug und den Palisaden, welche das Tier schon trug, müsste ich dann mindestens 1600 Maultiere mitführen. Mindestens!

Deren Fressen und das der Pferde gar nicht mit gerechnet. Damit wäre eine Legion auf dem Marsch in meinen Augen eher eine Maultierkarawane gewesen. Ist das denn so gewesen, oder gibt es irgendwo besser Infos über die Ernährung einer Legion auf dem Marsch?

Gruß Ancalagon
 
Die Versorgung des römischen Heeres hat Marcus Junckelmann umfassend dargelegt:
M. Junckelmann, Panis militaris. Die Ernährung des römischen Soldaten oder der Grundstoff der Macht ³(Mainz 2006)
 
Damit wäre eine Legion auf dem Marsch in meinen Augen eher eine Maultierkarawane gewesen. Ist das denn so gewesen, oder gibt es irgendwo besser Infos über die Ernährung einer Legion auf dem Marsch?

...eventuell auch ein Heuschreckenschwarm... aus späterer Zeit (Merowinger), als die Heere deutlich kleiner waren, ist belegt, dass es oftmals den Befehl gab, entlang des Aufmarschweges nicht zu plündern, sofern sich dieser Weg im eigenen Territorium befand (vermutlich aber ist diese Anweisung nicht immer befolgt worden)...

bzgl. der röm. Legionen ist zu unterscheiden, ob sie gerade innerhalb oder außerhalb des Imperiums unterwegs waren - und außerhalb ist vermutlich auch zu fragen, ob sie in einem der Satrapen"staaten" oder in "Feindesland" marschierten.

...das Fouragieren größerer Truppen ist immer ein logistisches Problem gewesen, und die Taktik der verbrannten Erde trug dem schon in der Antike Rechnung. Belastend war so ein Vorbeimarsch sicherlich für diejenigen, die entlang des Marschweges wohnten...
 
Die Versorgung des römischen Heeres hat Marcus Junckelmann umfassend dargelegt:
M. Junckelmann, Panis militaris. Die Ernährung des römischen Soldaten oder der Grundstoff der Macht ³(Mainz 2006)

Ja danke erst mal für den Tipp. Obwohl sich viele der mir bekannten Literatur eben nur auf das Essen für Legionäre im Bereich ihrer Kastelle bezieht. Mich interessiert eben, was bekam er in Feindesland zu essen und wie wurde das alles mitgenommen.

Wenn eine Legion im März/April auszog war auf den Feldern kaum was am wachsen und gerade in Germanien sind wenige/keine große Städte vorhanden, die auf einem Marsch Richtung Elbe geplündert werden könnten.
Vom Gedanken der Logistik her, musste es eben mitgenommen werden. Ich vergass noch in meiner Aufzählung die Maultiertreiber, selbst wenn Sklaven mussten sie auch essen. :still:
 
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bzgl. der röm. Legionen ist zu unterscheiden, ob sie gerade innerhalb oder außerhalb des Imperiums unterwegs waren - und außerhalb ist vermutlich auch zu fragen, ob sie in einem der Satrapen"staaten" oder in "Feindesland" marschierten.
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Nein, ich meine ausschließlich im Feindesland, vorzugsweise im Frühjahr und das in Germanien.
 
Nein, ich meine ausschließlich im Feindesland, vorzugsweise im Frühjahr und das in Germanien.
Hallo,
wenn ich mich richtig erinnere (u.a. Wolters, die Römer in Germanien), gab es sowohl Versorgungs- bzw. Nachschublinien, als auch Plünderung des Umlands. Ohnehin soll es ja einige "Strafexpeditionen" in die Germania libera hinein gegeben haben - da wird man wohl erst die Vorräte der Bewohner verspeist, und danach die Vorratskammern angezündet haben. U.a. deswegen sollen die Alemannen ihre Fluchtburgen auf den unwegsamen Höhen errichtet haben (H.Wolfram, das Reich und die Germanen)
 
Siehe Junckelmann :fs:
ja, gute Idee!
...überhaupt verkürzt und versachlicht sich jeder Austausch, wenn man kurz und bündig die jeweils beste Fachliteratur schlicht nennt - - was aber tue ich, derzeit fern im barbarischen Ausland befindlich, wenn ich besagtes Buch hier nicht einfach schnell im nächsten Bücherladen kaufen kann?
Mit anderen Worten: ein paar Stichworte wenigstens, eine kleine kurze Zusammenfassung, hätte zumindest mich (Neuling hier) gefreut.
Gruß,
dekumatland
 
was aber tue ich, derzeit fern im barbarischen Ausland befindlich, wenn ich besagtes Buch hier nicht einfach schnell im nächsten Bücherladen kaufen kann?

Entweder in die nächste Bibliothek gehen oder der Dinge harren. Tut mir leid, ehe ich selbst mir das Buch aus der Bibliothek ausleihe, für dich exzerpiere und mundgerecht serviere, habe ich wichtigere Dinge zu erledigen. Auch als neues Forumsmitglied kann man eine gewisse Form der Höflichkeit wahren statt eine "McDrive-Mentalität" an den Tag zu legen.

(Junkelmann ohne "c", wie ich gerade sah.)
 
Wenn eine Legion im März/April auszog war auf den Feldern kaum was am wachsen und gerade in Germanien sind wenige/keine große Städte vorhanden, die auf einem Marsch Richtung Elbe geplündert werden könnten.
Vom Gedanken der Logistik her, musste es eben mitgenommen werden. Ich vergass noch in meiner Aufzählung die Maultiertreiber, selbst wenn Sklaven mussten sie auch essen. :still:

Allerdings hatten die Dörfler wohl zu jeder Zeit des Jahres gewisse Vorräte in den Kellern liegen. Dann gibt es da ja noch Vieh, welches sich zum Teil auch noch viel leichter transportieren lässt.
Sicher, gegen Ende des Winters mögen die Vorräte knapper und die Rinder magerer geworden sein, aber als Feldherr kann man sowas ja durchaus einplanen und den Feldzug evtl. um ein paar Wochen/Monate verschieben.

Ich sehe nicht, dass der Legionär mehr Verpflegung mitnehmen müsste, als er zu tragen imstande ist. (Zusammen mit dem ganzen anderen Kram den ein Legionär schleppen musste, mag das schon anders aussehen, aber das ist eher ein eigens Thema, denke ich.)
 
Auch als neues Forumsmitglied kann man eine gewisse Form der Höflichkeit wahren statt eine "McDrive-Mentalität" an den Tag zu legen.
Hallo,
also wenn Du mir jetzt noch zeigst, wo ich Höflichkeit nicht wahre, dann habe ich vielleicht was gelernt (wenn auch nicht über die Fouragierung der Legionen)
beste Grüße,
dekumatland
 
Also wenn Ihr Euch gegenseitig angiften wollt,dann macht das gefälligst per PN :(
Übrigens lebt eine Diskussion natürlich davon,daß man Argumente austauscht und sich nicht nur Buchtitel an den Kopf wirft.

So jetzt aber mal zum Thema:
Jede Logistik,und das kann und wird auch bei den Römern nicht anders gewesen sein, muß sich nach den vorhandenen Umständen richten.
Im Zweifel wird ein Vorauskommando die Marschroute und auch die entsprechenden Versorgungsmöglichkeiten erkundet haben.
Da die Transportmöglichkeiten während des Marsches begrenzt sind ,wird man bei befreundeten Stämmen oder an sicheren Orten Versorgungsdepots und Zwischenlager angelegt haben, die als Basis für die eigentlichen militärischen Operationen dienten .Wir kennen ja Spuren von Behelfskastellen entlang öfter benutzter Aufmarschrouten und die dürften als Depots gedient haben, die im Kriegsfall bestückt wurden.
Wenn schiffbare Flüsse vorhanden waren, konnte auch die Flotte als Versorgungsbasis genutzt werden.
Die marschierende Armee,dürfte daher nicht mehr als die Ration von 3-5Tagen mit sich geführt haben.
 
Das ist der Grund, warum die römischen Vormärsche entlang schiffbarer Flüsse stattfanden, eine Prahme konnte leicht mal 30 t transportieren. Nähers bei Jaschke, Kathrin: Tonnenweise Getreide. Die Versorgung der römischen Legionslager an der Lippe. In Imperium, S. 196 - 202.
 
Und das dürfte auch einer der Gründe gewesen sein,warum man von weiteren groß angelegten Vorstößen ins barbarische nördliche Germanien absah- der Mangel an Wasserstrassen in West-Ost-Richtung

übrigens für alle Römer-Spezies: Dieter Planck "Die Römer in Baden Württemberg" wird grade bei "Wohltats" für € 7,95 verramscht .
 
Zuletzt bearbeitet:
übrigens für alle Römer-Spezies: Dieter Planck "Die Römer in Baden Württemberg" wird grade bei "Wohltats" für € 7,95 verramscht .
besten Dank für den Tipp!

Gibt es in Mainz noch die Wohltat Buchhandlung (modernes Antiquariat) auf der großen Bleiche, oder machen die nur noch Versandbuchhandel?

Bei u.a. Herwig Wolfram (das Reich und die Germanen) habe ich gelesen, dass in der Kaiserzeit manche Strafexpedition (Rache für Plünderungszüge) wahrscheinlich nicht allzu tief ins germanische (rechtsrheinische) Gebiet vorgedrungen sei, sondern vielleicht auch ein wenig einer Propagandaveranstaltung (Demonstration der Stärke) geglichen habe - ich kann mir vorstellen, dass da sowohl strategische Gründe (sich nicht zu weit isolieren) mitspielten, als auch Gründe der Versorgung. Es war ja keine geringe Sache, eine oder gar mehrere Legionen nebst Hilfstruppen in Bewegung zu setzen. Das hier schon angesprochene "ausspähen", ggf das Anlegen von Versorgungsstationen, bevor überhaupt die Haupttruppe vorwärts marschierte, erstaunt mich, da man doch von der Germania libera eine unkonventionelle Guerilla-Taktik zu erwarten hatte.
 
Das hier schon angesprochene "ausspähen", ggf das Anlegen von Versorgungsstationen, bevor überhaupt die Haupttruppe vorwärts marschierte, erstaunt mich, da man doch von der Germania libera eine unkonventionelle Guerilla-Taktik zu erwarten hatte.

Die römischen Legionen werden sich bei den gegebenen Umständen nicht sehr weit (3-4 Tagesmärsche) von ihrer Hauptversorgungsbasis entfernt haben.
Das anlegen von Versorgungslagern im Feindesland wird kaum möglich gewesen sein da diese Lager von eigenen Truppen hätten bewacht werden müssen. Selbst bei der Versorgung über Flussläufe musste ja immer mit einem Angriff gerechnet werden. Deshalb ist es meines erachtens schon erstaunlich, wie weit sich die Legionen ins Innere Germaniens wagten.
Laut Norkus, transportierte der große Tross die Lebensmittel für alle Beteiligten des Feldzuges und hatte deshalb eine beachtliche Länge.
Eine Versorgung der Truppen aus dem Land wird kaum möglich gewesen sein da die Germanen ihre Nahrungsmittel wohl rechtzeitig in Sicherheit brachten. Deshalb wird Germanicus sein Heer geteilt haben (Caecina) da ein so großer Tross schwerlich bewacht werden kann und sein Verlust oder Teile davon das ganze Heer in Schwierigkeiten gebracht hätte.
MfG Tashunka
 
Die römischen Legionen werden sich bei den gegebenen Umständen nicht sehr weit (3-4 Tagesmärsche) von ihrer Hauptversorgungsbasis entfernt haben.
Das anlegen von Versorgungslagern im Feindesland wird kaum möglich gewesen sein da diese Lager von eigenen Truppen hätten bewacht werden müssen.
Hallo,
ja das erscheint mir auch plausibel. Wahrscheinlich sind manche tief in Germanien gefundene Lager im Gefolge des Heeresmarschs errichtet worden, um zeitweilig den Tross bzw. die Versorung so zu versorgen.
In antiken Beschreibungen (z.B. Prokops Gotenkrieg) wird ja oft erwähnt, dass im Verlauf einer Schlacht das Lager des Gegners erobert wurde.
Dass man solche Versorgungslager zuerst angelegt habe, erscheint mir auch unwahrscheinlich - eher bildeten solche hinter dem Heer errichtete Stationen einen halbwegs gesicherten Nachschubweg.
Gruß,
dekumatland
 
Mahlzeiten der Legionen

Habe vor längerem einen Artikel (ich denke es war in der bdw) gelesen wo erklärt wurde dass die römischen Legionäre der frühen Kaiserzeit usw. sich oft durchgehend vegetarisch ernährt hätten wenn die Legion in bewegung war.

Wie weit stimmt das, wie groß war der Anteil der tierischen Nahrung?
 
Jeder römische Soldat bekam eine Lebensmittelration zugeteilt, deren Preis ihm aber von seinem Sold abgezogen wurde. Getreide war dabei das wichtigste Nahrungsmittel. Das Korn wurde entweder zu Brot, dem panis militaris, gebacken oder als Brei, dem puls, oder Suppe zubereitet. Der Bedarf an Getreide war entsprechend groß: Für den Jahresbedarf einer Legion kann man etwa 1.500 Tonnen annehmen. Neben dem Getreide wurden die Soldaten mit Fleisch, Käse, Gemüse, Salz, Olivenöl und Sauerwein versorgt. Extra Fleischrationen gab es z.B. bei Opfern: Das Fleisch der Opfertiere wurde anschließend gemeinsam verzehrt.
aus: Versorgung und Verpflegung der römischen Armee | Suite101.de

zumindest scheint nach diesem Artikel die Versorgung nicht rein vegetarisch gewesen zu sein - sicher unterschied sich der Abwechslungsreichtum der Rezepte auf dem Marsch von dem der festen Stationierung.

als kleiner Witz: in "Asterix als Legionär" betrachten die beiden gallischen Helden die reguläre Standardversorgung als scheußlich
 
Ich denke es hing Allgemein davon ab, wo und zu welcher Jahreszeit die Legionen stationiert waren bzw. wohin sie maschierten. Demnach dürfte sich die Zusammensetzung der Nahrung sehr an die jeweilige Provinz orientiert haben. Bekannt ist auf jeden Fall, dass jeder Legionär mit einer kleinen Mühle ausgestattet war, damit sich jeder sein Getreide selbst mahlen konnte. Dazu hatten die meisten noch eine kleine Flasche Olivenöl zum Eintunken dabei. Fleisch dürfte eher Mangelware gewesen sein, zumindest auf den Marschrouten.
 
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