Öffentliche Schulen während des Prinzipats?

romanus00I

Aktives Mitglied
Ich habe vor kurzem gemerkt, dass ich fast alles, was ich zur Römischen Erziehung gelesen hatte, schon wieder vergessen habe, und wollte mein Wissen deshalb einmal wieder auffrischen. Ich war mir jedoch ziemlich sicher, dass in der Antike die Bildung der Kinder vor allem Privatsache war und es deshalb auch keine öffentliche Schulen gab. Soweit, so gut.

Jetzt schaue ich einmal kurz bei Wikipedia rein, und da ist doch glatt die Rede davon, dass in der Kaiserzeit öffentliche Schulen gegründet worden seien. Die Spitze folgt aber noch, da der Autor des Artikels berichtet, diese Schulen seien "dann auch für Propagandazwecke eingesetzt" worden.

Noch dazu findet sich in diesem Artikel keine einzige Quelle, nur ein Link zu einer recht obskuren Webseite, die wiederum keine Quellen nennt.

Deshalb wollte ich einmal bei euch vorbeischauen, vielleicht wisst ihr ja für diese recht gewagte Aussage eine Quelle, oder zumindest ein Hinweise, dass da etwas wahres dran sei könnte:red: Wenn nicht, könnte ja vielleicht jemand aus der Community, der bei Wiki aktiv ist, den Patzer möglicherweise berichtigen.
 
"Mit öffentlichen Schulen sind hierbei keine vom Staat getragenen Schulen gemeint, sondern von freischaffenden Lehrern organisierte Schulen in denen Familien ihre Kinder gegen Entgelt unterrichten lassen konnten. Privatlehrer waren hierbei zumeist den vermögenden Familien Roms vorbehalten, öffentliche Schulen hatten einen entsprechend schlechteren Ruf. Im Verlauf der Kaiserzeit wuchs die Erkenntnis, dass grundlegende Bildung von Vorteil für das Gemeinwesen sein konnte, weshalb nicht nur in Rom immer mehr Schulen gegründet wurden, die vom Staat initiiert und von privaten Spendern und Kommunen unterhalten wurden."

Bildung und Erziehung ? Theoria Romana
 
Im "Hochschulbereich" gab es auch vom Princeps direkt geförderte bzw. bezahlte Lehrer. Das beginnt aber frühestens beim Rhetor oder später. Wir reden hier über 6-stellige HS-Beträge jährlich. Das waren aber wenige weltbekannte Koryphäen. Andererseits war etwa das Asklepeion in Rom - heute würde man es Universitätsklinik nennen - privat finanziert. Auch einige andere Städte leisteten sich namhafte Lehrer oder gewährten ihnen zumindest Freiheit von Steuern und Munera.

Die Grundschule oder auch der folgende Grammaticus und die meisten Rhetoren wurden aber nie staatlich gefördert. Selbst der Besuch des Grammaticus war für den einfachen Bürger finanziell kaum möglich. So kennen wir etwa nur wenige Centurionen, die über die beiden Reichshälften hinweg versetzt wurden (Sprachprobleme). Es sei denn sie kamen aus dem Ritterstand oder aus der lokalen Nobilität.

Die Zahl der Analphabeten oder der sogenannten "Schlechtleser" war wohl gerade auf dem Land sehr hoch. Dort wurden üblicherweise die Legionäre rekrutiert, und von denen weiß man durch die Vindolanda-Tablets und ähnlichen Quellen, daß es mit Lesen und Schreiben oft nicht weit her war.

Von "Propagandazwecken" höre ich zum ersten Mal. Die Römer hatten kein Bildungsprogramm. Auch keinen "Curator Eruditionis" oder irgendeinen anderen hohen Beamten, der dies hätte leisten können. So gab es - abgesehen von Traditionen - keinerlei Vorgaben, welche Texte beim Rhetor oder Grammaticus gelesen wurden. Die Auswahl der Texte war aber maßgebend, für die vermittelte Allgemeinbildung. Denn dedizierte Schulfächer wie Geographie oder Geschichte gab es nicht.
 
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