Forstwirtschaft in Rom

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Quintus Fabius

Gast
Forstwirtschaft in Rom
(Auszugsweise abgeschrieben und teilweise Neu gefasst aus Alltag im Alten Rom, von Weeber)

Holz (lignum) war ja eigentlich der wichtigste Rohstoff der gesamten Antiken Welt. Absolut die gesamte Wirtschaft und Lebensweise hing am Holz, von der Eisenherstellung über die Bäder bis hin zu den Flotten oder dem alltäglichen Energiebedarf einer Familie zum Heizen und Kochen. Dennoch wurde in der Antike von den meisten Völkern ja keine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben, sondern im Endeffekt eine Art Raubbau, in dem man sich nicht mehr weiter um die der Erosion und Nährstoffverarmung preisgegebenen Freiflächen kümmerte, mit dem Flottenbau, und den dazu notwendigen Wäldern kam aber dann erstmals der Gedanke des Waldschutzes vor blindem Kahlschlag auf. Die ersten Verordnungen im Kontext mit Flottenbau kennen wir schon aus dem alten Ägypten, wo die Libanonzedern geschützt wurden und nur für den Flotten- und Schiffsbau gerodet werden durften.

In Italien aber betrieb man anfangs reinen Raubbau, als die gesamten Wälder auf der Insel Elba für die Eisenverhüttung abgeholzt waren, verlegte man z.B. die Eisenproduktion ans Festland, um unnötige Wege für den Holztransport zu vermeiden. Für die Stadt Rom dienten die Abbruzen, vor allem aber Etrurien und Umbrien als Holzresevoir, z.B. weiß man, dass einige Etruskische Städte wie z.B. Roselle als Abgaben an Rom Holzstämme zu liefern hatten. Einige Jahrhunderte später gab es jedoch die ersten Klagen über den Mangel an geeingnetem Holz und den Raubbau an den Wäldern, dennoch gab es bis zum Ende des Reiches keine Holzkrise und die allgemeine Vermutung, die Erosionsschäden im Mittelmeerraum seien auf die Römer zurückzuführen sind nach neuesten Erkenntnissen offenbar falsch. Diese Umweltschäden gehen auf die gewaltigen Kahlschläge im 19 Jahrhundert zurück, die nur mittels Eisenbahn möglich wurden.

Zur Zeit der späten Republik begann dann der Staat Rom erstmals, sich um bestimmte Wälder zu kümmern, so fällt in diese Zeit der Abholzungsstopp für die makedonischen Wälder nach der römischen Eroberung des Landes. Auch hier war der Schiffsbau das Motiv. Der Römische Staat wurde ja dann im Laufe seiner Eroberungen auch Besitzer von großen Waldungen. Wie die meisten privaten Großwaldbesitzer verpachtete er davon den Großteil an private Holzgesellschaften, die sie mit eigenen Arbeitskräften, meist Freien Arbeitern als Schlagwald (silvae caeduae) bewirtschafteten. Im Unterschied zur Rodung für landwirtschaftliche Zwecke mussten diese Holzgesellschaften den Wald nicht vollständig roden und nur eine bestimmte Menge an Stämmen und Wagenladungen entnehmen. Im römischen Recht war ja der Nießbrauch an einer Sache immer mit dem salva rerum substantia verknüpft, dem Bestandsschutz der Dinge, das heißt, hier kam erstmals eine Art Nachhaltigkeitsgedanke auf, zumindest ein Vorgehen, dass zum ersten Mal in diese Richtung geht.

Am Ende der Pachtzeit, meist um die 5 Jahre erhielt der Eigentümer seinen Wald zurück und verpachtete ihn neu. Je nach Vertrag konnte man auch vereinbaren, dass bestimmte, gekennzeichnete Bäume nicht gefällt wurden. Zumeist waren das besonders hohe und lange, gerade gewachsene Bäume, natürlich gab es dann häufig Streitereien darüber, was nun gefällt werden durfte, und was nicht. Je größer ein Wald war, desto eher wurde er im Kahlschlag genutzt, je kleiner die Waldparzelle, und je näher an einer Stadt, desto extensiver wurde die Nutzung. Im Unterschied zu den privaten und großen Holzunternehmen, die ja nur mit Holz handelten mussten auch die Bauern bei ihren kleineren Bauernwäldern auf ihren Wald achten und schlugen ihn nur im Notfall wenn sie dringend Geld brauchten. Die Großgrundbesitzer dagegen kümmerten sich meist nur wenig um Wälder in ihrem Besitz, die meisten Holzunternehmen arbeiteten lieber für den Staat als für die Großgrundbesitzer, für sie war der Wald nur eine Nebenerwerbsquelle, für die Kleinbauern war er Überlebenswichtig. Häufig gab es Rechtstreit zwischen beiden wegem dem Fällen von Bäumen im Nachbargrundstück.
Das war offenbar so häufig, dass die Rechtshandbücher diesem Tatbestand als arbones furtim caesae (heimlich geschlagene Bäume) ein eigenes Kapitel widmeten.

Das größte Problem in der Antike beim Holzeinschlag war der Transport der Stämme. Daher wurde zum Heizen meist noch vor Ort, im Wald Holzkohle hergestellt, um Transportraum zu sparen. Die Römer schlugen Holz vor allem im Herbst, weil das dann als am Fäulnisresistentesten galt, für Brennholz wurde natürlich das ganze Jahr Holz eingeschlagen. Ein Produktionshoch im Spätherbst war auch deshalb logisch, weil man dann die Saisonarbeiter aus Landwirtschaft einsetzen konnte. Weil das Fällen und Bewegen von Bäumen sehr gefährlich ist, setzte man hier nur ungern Sklaven ein, und heuerte eher freie Wanderarbeiter an. Holz wie auch Holzkohle wurden wenn möglich vor allem auf dem Wasserweg transportiert. So zum Beispiel auf dem Po und seinen Nebenflüssen bis aus den Alpen zu dem großen Weiterverarbeitungszentrum Ravenna. Oder auf der Rhone nach Massilia. Im Gebirge dagegen, und später fand man nur noch da genug Holz, mußte man das Holz auf Rückewegen/Waldpfaden (calles, semitae) transportieren, was sehr mühsam war. Häufig wurde es mit Ochsen oder Pferdegespannen geschleift, den Transport übernahmen häufig eigene Unternehmen, getrennt von Waldpächtern die den Holzeinschlag unternahmen. Im Wahlkampf in Pompeji traten die zum Beispiel als eigene Gruppe geeint unter dem Namen lignari plostrari (Holzfuhrleute) auf.

Sehr wertvolle Stämme, das heißt Stämme für den Schiffsbau, für den Kiel eines Schiffes wurden dann über den ganzen Mittelmeerraum gehandelt und von Iberien wie aus dem Libanon nach Italien geschafft. Auch Holzkohle und hochwertiges Holz wie Eichenholz wurden per Schiff übers gesamte Mittelmeer verschickt, es gab auch da Reeder, die sich auf den Transport von Holz spezialisierten, die navicualarii lignarii. Auf dem Piazzale delle Corporazioni in Ostia hatten sie ein eigenes Büro neben den anderen Schifffahrtsagenturen.
Spezielle Märkte für Holz gab es in fast jeder größeren Stadt, in Rom lag der Holzmarkt an der Porta Trigemina am Tiber Ufer. Natürlich ging ein Großteil des Rohstoffes auch direkt an Endverbraucher mit großem Bedarf, wie z.B. die Thermen, ohne zwischengestalteten Markt.
Ein besonderes Problem war noch der innerstädtische Transport des Holzes, der offenbar sehr unfallträchtig war. Wer schon mal ein Holzpolder mit 15m langen Stämmen hat rutschen sehen, kann sich das gut vorstellen. Juvenal: „ Es schwanken die langen Tannen auf nahenden Karren, dort werden auf anderen Wagen Fichten befördert, sie sind gestapelt und bedrohen das Volk“ Offenbar ging man damals einem solchen Holztransport besser aus dem Weg.
 
Ein sehr interessanter Text, super

Noch ein Literaturtipp zum Thema Wirtschaft:

Moses I. Finley, Die antike Wirtschaft, dtv Wissenschaft
 
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