Gürtelfrage bei Auxiliarsoldaten

Mummius Picius

Premiummitglied
Wohlgesonnenes Forumvolk, mich plagen Fragen. Eine, die ihr beantworten helfen könnt, ist die: trugen Auxiliarsoldaten Gürtel?

Eingeschränkt kann die Frage auf die bildlich wohlbelegte traianische Zeit werden. Und genau da haben wir das Dilemma: die Auxiliare dort tragen Caligae, enge, wadenlange Hosen, ein Schwert am Balteus, Ovalschild und Helm (zumindest meine ich diese Auxiliare und nicht die halbnackten Foederati oder die spezialisierten Sagittarii). Okay, der Helm ist absonderlich und wird deshalb gerne als Beispiel für die Inauthentizität der militärischen Darstellung genannt. Aber: auch andere Abbildungen jener Zeit, sogar bis hin zur Marcussäule, zeigen die Auxiliare ungegürtet.

Leider sind Grabsteine hier nicht besonders aufschlussreich. Auxiliare hatten weniger Geld als Legionäre und leisteten sich schlichtere Steine, auch zeigen diese die Toten meist chillend beim Totenmahl (selbst dann waren es meistens reichere Reiter). Die zwei Auxiliargrabsteine mit Körperbildnis, die ich gefunden habe, zeigen die Männer mit bedeckenden Mänteln.
These 1: Der Gürtel, in seiner Form als Cingulum, war nicht "Zeichen des Soldaten" sondern des Bürgersoldaten = Legionärs. Ähnlich wie die Toga nur von Bürgern getragen werden durfte, schmückte das beschlagene Lederband mit den Pteryges die Bürger unter Waffen©.

These 2: Die Gürtel wurden absichtlich nicht abgebildet, um einen Unterschied zu den Legionären zu verdeutlichen. Während die Legionäre im Zug Kaiser Traians nichts gegen gegürtete Auxiliare hatten, war die Abbildung solcher Leute (aus Gründen wie der These 1) verpönt.
Was meint ihr?

Habt ihr weitere Thesen?

Oder Belege für Gürtel bei Auxiliaren?

Dass es enorm unpraktisch ist, ein Schwert aus einer nur am Balteus aufgehängten Scheide zu ziehen, weiss ich (aus Erfahrung), kann es aber nicht als Beleg für balteushaltende Gürtel gelten lassen; viele enorm unpraktische Dinge wurden jahrhundertelang getan.
 
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Nunja, bereits am Anfang ist der Autor der Webseite nachlässig, was die Ränge der Kommandeure und die Stärke der Einheiten angeht. Aber vielleicht war er bei Gürteln ja akribischer in seiner Recherche.
 
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Vielen Dank, Ravenik, für diese Hinweise. Die Herren Pintaius, Firmus und Annaius tragen in der Tat Gürtel und sind zweifelsfrei ins 1. Jh. zu datieren.

Wollen wir mal spitzfindig sein? Beide Grabsteine stammen aus der Zeit vor dem Bataveraufstand und der damit einhergegangenen Reorganisation der Auxilia. Möglich, dass sie unter Traian differenzierter ausgestattet waren und sich mangels Gürtel nicht mehr der Legio gleichberechtigt darstellen konnten.

Mit genügend Missmut und Argwohn könnte man auch mutmaßen, dass sich die beiden im Tod als "am Ziel ihrer Karriere" angekommen darstellen liessen – als römische Bürger, demzufolge mit Gürtel und Annaius sogar mit Sagum, das bei den Römern im Zweiklang mit der Toga Militär im Gegensatz zu Zivil symbolisierte. Die Totenmahle auf anderen Auxiliargrabsteinen verkünden ähnliches – den Genuss einer Pension und eines erfolgreichen Lebens, der ihnen in Realität durch den Tod vorzeitig verwehrt war.

Aber ich glaube, man kann sich auch tot spekulieren. Das möchte ich mal lieber nicht, denn ich kann mir kein Grabmal leisten wie Lucius Poblicius und selbst die Kosten einer Togastatue sind meinen Erben zu hoch.
 
Du hättest auch direkt nachfragen können, meine Tür steht nach wie vor euch immer offen.
Deine Frage hat Prof. Jürgen Oldenstein bereits in seiner Dissertation 1974 (1976 teilweise als Artikel in den Berichten der Römisch-Germanischen Komission unter dem Titel Zur Ausrüstung römischer Auxiliareinheiten. Studien zu Beschlägen und Zierat an der Ausrüstung der römischen Auxiliareinheiten des obergermanisch-raetischen Limesgebietes aus dem zweiten und dritten Jahrhundert n. Chr. publiziert) beantwortet. Dort bespricht er u.a. diverse Beschläge die aus Auxiliarlagern stammen, u.a. auch aus der von dir erfragten Zeit.
Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Beschläge durch Legionssoldaten in den dortigen Fundkontext geraten sind erscheint gering. Zusammen mit der ikonographischen Darstellung (wie oben benannt) ist es sehr wahrscheinlich, dass Auxiliarsoldaten das Zeichen des Soldaten, den Militärgürtel auch in trajanisch und hadrianischer Zeit getragen haben.
Danae Richter vermutet, dass Auxiliare den Gürtel aber bei bestimmten Tätigkeiten und Situationen unter der lorica getragen haben - was aber unmöglich zu beweisen sein wird.
 
Ich glaube, wir sollten Vereinsangelegenheiten hier außen vor lassen ... Egal, es ist schön, von Dir wieder zu lesen!

Dass Auxilare Gürtel trugen habe ich akzeptiert. Wurde denn auch die Frage untersucht, weshalb dann auf den Säulen von Traian und Marcus Aurelius kein Auxiliar einen Gürtel trägt? Offensichtlich steckt in den Gürteln eine repräsentative Bedeutung, welche manche sogar zum Tragen zweier Gürtel veranlasste. Das Fehlen der Gürtel muss irgendwas bedeuten, denn ansonsten sind die Säulenreliefs bis zur Winzigkeit detailverliebt.
 
An- und Abwesenheit von Ausrüstungselementen auf staatspropagandistischen Bildmonumenten ist als Beweis eher fraglich, so wie eine mutmaßliche Detailverliebtheit der Darstellung selbst. Prof. Fischer verweist in seinem letzten Buch mit Recht darauf, dass bspw. irreguläre Hilfstruppen der Römer im üblichen Topos des Barbaren halbnackt und rudimentär bewaffnet dargestellt werden, während bspw. für die germanischen Föderierten ein höherer eigener Standart und ein deutlicher Austausch bereits in der frühen Kaiserzeit, ja sogar schon für die ausgehende Republik belegt ist. Man denke nur an die Rolle und Beschreibung der germanischen Kavallerie in Caesars Gallienfeldzügen. Es geht hier also um eine für den Stadtrömer klar ersichtliche Trennung ohne Anspruch auf Exaktheit.

Auch die klare Unterteilung und Uniformierung anhand der Ausrüstung zwischen Legionssoldat und Hilfstruppensöldner lässt sich im Fundgut so extrem nicht belegen. Die in Auxilarlagern gefundene Ausrüstung ist weder uniform noch so stark reglementiert, wie es die Säulen vorgeben. Lorica segmentata-Funde aus Auxiliarlagern belegen dies ebenso deutlich wie die Titel verschiedener Einheiten.
Das die Forschung einer solchen Unterteilung dennoch lange folgte und in Teilen heute noch folgt hat verschiedene Gründe, u.a. auch die stete Verbesserung der Quellenkritik.

Aber zur eigentlichen Frage: wie oben beschrieben hat Danae Richter in ihrer recht ausführlichen Arbeit "Das römische Heer auf der Trajanssäule - Propaganda und Realität" die Theorie angeführt, dass die Auxiliare ihre Militärgürtel unter der Rüstung tragen (S. 257 - 259). Wie gesagt ist diese Theorie nicht zu beweisen oder zu widerlegen - geht jedoch erstmal von der exakten Wiedergabe der Realität auf den Säulen und dem Siegesmonument von Adamklissi aus.
Es bleiben also diese folgende Erklärungen für das Fehlen der Gürtel der Hilfstruppensoldaten auf den Säulen: sie werden verdeckt getragen oder die Darstellung sollte eine einfache und augenscheinliche Unterscheidung ermöglichen und ist somit nicht als exakt und detailliert zu werten.
Für mich denkbar ist auch ein Ablegen dieses Ausrüstungsbestandteiles bei Feindkontakt - allerdings gibt es dafür keine Indizien und m.E. auch keine Notwendigkeit.

Als Literatur empfehle ich zu diesem Theme besagten Artikel von Oldenburg und Fischers Die Armee der Caesaren. Letzteres verweist auch auf weiterführende Literatur, etwa verschiedene Dissertationen.
Viel Erfolg bei der Recherche.
 
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