Gaius Numonius Vala

Schleppschreck

Aktives Mitglied
Die Erwähnung des Gegenstempels C.VAL im Gegenstempel-Thread brachte mich auf die Idee, hier im Forum nach Informationen über Gaius Numonius Vala zu suchen.

Leider sind diese in vielen verschiedenen Threads enthalten und nicht so
einfach zu finden.

Bei Wikipedia, nur in der englischen Version, fand ich schließlich folgendes:

https://en.wikipedia.org/wiki/Numonius_Vala

1. Es gibt römische Münzen, die vermutlich einen Gaius Numonius Vaala
(kein Schreibfehler!) bei der Erstürmung eines Walles zeigen.

Diese Münzen scheint es mit mindestens 2 oder 3 verschiedenen Porträts zu geben, drei dann, wenn man die bei Wikipedia gezeigte Abbildung als
naturgetreue Darstellung wertet, und nicht als verunglückte Zeichnung
einer der beiden anderen Versionen.

https://www.cngcoins.com/Coin.aspx?CoinID=127551

Online Coins of the Roman Empire: Browse Collection

Einem Numismatikerboard ist zu entnehmen, daß die Münze(n) möglicherweise gar nicht das Porträt Vaalas zeigen, sondern vielmehr
dasjenige Gaius Julius Caesars:

Best Worst Coin of the Day!

Da das Prägedatum auf 41 BC gelegt wird, kann es sich bei Vaala wahrscheinlich allenfalls um einen Vorfahren "unseres" Valas handeln.

Ich muß zugeben, daß ich von dieser Münzgeschichte zunächst etwas
überrascht war, aber es scheint diese Münzen tatsächlich zu geben.

2. Es gibt einen Brief des Horaz an einen Numonius Vala, wahrscheinlich
geschrieben 22 v. Chr.

Horazens Briefe von Horaz - Text im Projekt Gutenberg

Schaut man sich den Brief auf lateinisch an (im Link auf Folgeseite gehen),
so findet man (jedenfalls ich), daß er zwar an einen Vala gerichtet ist, aber
von Gaius oder Numonius sehe ich da nichts (nun, vielleicht habe ich es auch überlesen).

Trotzdem kann man fragen: Ist dies schon "unser" Vala?

3. Der von Velleius Paterculus erwähnte Numonius Vala, ein Legat des
Varus, der mit seinen Reiter-Schwadronen die Flucht Richtung Rhein ergriff,
dabei aber "als Deserteur" den Tod fand.
 
Die Portraitbüste (r) auf der Münze sieht Caesar tatsächlich recht ähnlich. Ob auf der anderen Seite (v) tatsächlich C. Numonius Vala dargestellt ist? Die Münze ist ja auf 41 datiert, da war C. Numonius Vala Münzmeister. Es schoss in der späten Republik die Unsitte ins Kraut, mit der Augustus dann aufräumte, dass die Münzmeister ihr Amt missbrauchten, um die Heldentaten ihrer Vorfahren - ob sie denn nun tatsächlich solche waren, stand auf einem anderen Papyrus - darzustellen. Womöglich war das das Anliegen des Münzmeisters. Wenn es sich bei der recto-Seite tatsächlich um Caesar handeln sollte, drei Jahre zuvor ermordet, könnte es sich verso auch um die Darstellung der Erstürmung eines murus gallicus handeln, dann hätte die Szene mit den Numonii gar nichts zu tun.
 
Dass das Cognomen "Vala" tatsächlich von der Erstürmung eines Walls herrührt, halte ich für eher fraglich. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das eine in der Familie gepflegte pseudoetymologische Interpretation war.

Was den Horaz-Brief betrifft, müsste man wissen, was in den überlieferten Handschriften eigentlich steht. Aus dem Brieftext selbst kann ich auch nicht herauslesen, dass mit "Vala" unbedingt ein Numonius Vala gemeint sein soll. Hier bibliotheca Augustana ist der Brieftext allerdings mit "Ad Numonium Valam" betitelt. Ich weiß leider nicht, ob das einer Handschrift entnommen ist oder ob irgendein Editor (oder gar der Ersteller der Webseite) den Titel auf Grundlage der kursierenden Vermutungen hinzugefügt hat, vermute aber Letzteres. Hier Horace: Epistulae I taucht der Titel ebensowenig auf wie hier https://la.wikisource.org/wiki/Epistulae_(Horatius)_-_Liber_I#Epistula_XV
Aber auch wenn tatsächlich ein Numonius Vala gemeint sein sollte, muss wohl leider offen bleiben, ob er mit dem von der Münze oder dem der Varusschlacht oder keinem von beiden identisch war.
 
Ja, Ravenik, ich denke auch, daß die Anrede "Ad Numonium Valam" nachträglich hinzugefügt wurde.

Schaue ich mir den Brief aber an, ich muß leider die deutsche Übersetzung hernehmen, da mein Latein nicht ansatzweise ausreicht, um einen Brief sinnerfassend zu lesen, so komme ich zu dem gleichen Schluß wie der Kommentar meines in Beitrag #1 angegebenen Horaz-Links,

"... daß Horaz auf einem Fuße von Vertraulichkeit mit ihm gelebt, welcher gewöhnlich eine nicht sehr große Verschiedenheit in den Jahren vermuten läßt. ..."

Nun ist Horaz lt. Wikipedia geb. 65 v. Chr., wäre also im Jahre 9 bereits 74 gewesen. Selbst wenn wir den Horaz-Vala noch 10 Jahre jünger ansetzen, ist es schwer vorstellbar, daß er in dem Alter noch als Legat (dazu gleich noch etwas) eingesetzt wurde.

Es gab ja unter den 6 Legionstribunen einen aus dem Senatorenstand,
wobei die Tribunen "sehr jung" ihren Legionsdienst leisteten. Ich nehme
mal an, damit ist ca. 20 Jahre gemeint.

Eine Senatorenkarriere sah vielleicht ungefähr so aus:

Tribunus laticlavius (3 Jahre) -> Senat (ca. 5 Jahre) -> Legatus legionis (3 Jahre) -> Senat (oder einige Jahre andere Verwendung in der Zivilverwaltung) -> ggf. noch mal Legatus legionis??? -> Senat -> evtl.
Prätor oder Konsul -> evtl. Legatus Augusti pro praetore (der Rang des Varus)

Das ist jetzt nur ganz grob und darf gerne berichtigt werden.

Man vermutet, daß Varus (geb. 47/46 v. Chr.) im Jahre 15 v. Chr. (mit ca. 30 Jahren) Legat der Legio XIX war.

Also kann man für "seinen" Numonius Vala vielleicht auch ein Alter von 30-
max. 50 ansetzen (er wird wohl jünger als der 55jährige Varus gewesen sein.

Damit kann es nicht der Vala des Horaz sein.

Aber noch etwas interessantes ist mir in dem Zusammenhang aufgefallen.
Velleius Paterculus spricht den Vala ganz klar als Legatus an.

Die aus Auxiliareinheiten gebildete Reiterei wurde aber normalerweise nicht von einem Lagaten, sondern von einem Präfekten geführt.

Demnach müßte es sich bei Numonius Vala um einen der 3 Legionslegaten
gehandelt haben, und einige Historiker vertreten i.d.T. diese Ansicht.
 
Ganz so vertraulich finde ich den Brief nun auch wieder nicht. (Die deutsche Übersetzung ist in vertraulicherem Ton als das lateinische Original gehalten, insbesondere spricht im Original Horaz den Vala nicht mit "Freund" an. Wieland scheint also seine eigene Interpretation in der Übersetzung schon mitschwingen zu lassen.) Außerdem indiziert ein vertraulicher Tonfall nicht zwingend einen geringen Altersunterschied. Z. B. war auch der Briefwechsel zwischen Cicero und dem etwa 20 Jahre jüngeren Juristen Gaius Trebatius Testa in recht vertraulichem Tonfall gehalten. Dazu kommt noch, dass man bei Horaz' Briefen bedenken muss, dass sie keine Privatkorrespondenz waren, sondern von Anfang an für die Veröffentlichung bestimmte Kunstbriefe. Somit kann man aus dem Tonfall meiner Meinung nach nicht darauf schließen, wie Horaz wirklich zum Adressaten stand.

Sofern es nicht wirklich einen Anhaltspunkt dafür gibt, dass der Vala aus dem Brief ein Numonius Vala war, halte ich es für relativ müßig, sich über eine Identität mit dem Varusschlacht-Vala den Kopf zu zerbrechen.
 
Die Portraitbüste (r) auf der Münze sieht Caesar tatsächlich recht ähnlich. Ob auf der anderen Seite (v) tatsächlich C. Numonius Vala dargestellt ist? Die Münze ist ja auf 41 datiert, da war C. Numonius Vala Münzmeister. Es schoss in der späten Republik die Unsitte ins Kraut, mit der Augustus dann aufräumte, dass die Münzmeister ihr Amt missbrauchten, um die Heldentaten ihrer Vorfahren - ob sie denn nun tatsächlich solche waren, stand auf einem anderen Papyrus - darzustellen. Womöglich war das das Anliegen des Münzmeisters. Wenn es sich bei der recto-Seite tatsächlich um Caesar handeln sollte, drei Jahre zuvor ermordet, könnte es sich verso auch um die Darstellung der Erstürmung eines murus gallicus handeln, dann hätte die Szene mit den Numonii gar nichts zu tun.

Er war also Münzmeister bzw. es gab einen Münzmeister dieses Namens... Diese Info ist in wikipedia so verschlüsselt, daß mir das entgangen war.

Habe aber inzwischen herausgefunden, daß Münzmeister zeitweise das Recht hatten, ihren eigenen Namen auf ausgewählte Ausgaben zu prägen. Das wäre noch eine Möglichkeit, daß das Münzbild an sich überhaupt nichts mit Vala zu tun hat.

Der Münzmeister war vielleicht der Adressat von Horaz' Brief.

Aber noch etwas. Das Amt des Münzmeisters ist doch kein senatorisches Amt?

Der Vala unter Varus war aber Senator (er war lt. Velleius Paterculus Legat).

Also müßte der Familie unter Augustus den Aufstieg in die Senatorenschaft gelungen sein. Oder Velleius hat einen Schreibfehler gemacht - ein Irrtum kann es wohl kaum sein - und Vala war kein Legat, sondern Präfekt.
 
Der Münzmeister C. Numonius Va(a)la kann nicht identisch mit dem Numonius Vala sein, der als Legat unter Varus diente. Der Münzmeister hatte dieses Amt 50 Jahre vor der Varusschlacht inne. Es mag der Großvater des varianischen Numonius Vala gewesen sein oder ein Großonkel o.ä.

Was das Verhältnis zum Senatorenstand angeht, so war das Amt eines tres- oder triumvir natürlich eine Stufe auf dem cursus honorum, den römische Patrizier zu absolvieren hatten.
 
Also, ich halte das Portrait auf den oben verlinkten Münzen nicht für ein Bildnis Caesars. Sowohl die Stirnhaarfrisur als auch die Gestaltung des Halses sprechen dagegen.
 
Aber noch etwas. Das Amt des Münzmeisters ist doch kein senatorisches Amt?
Für die Zeit des Münzmeisters Gaius Numonius Vaala sagt sein Amt überhaupt nichts über seine Standeszugehörigkeit aus. Erst unter Augustus wurde eingeführt, dass nur Ritter tresviri monetales werden konnten, davor war das nicht beschränkt. Die Numonii bzw. konkret der Münzmeister könnten durchaus schon dem Senatorenstand angehört haben - oder sie schafften tatsächlich mit Gaius Numonius Vaala den Aufstieg, da, wie El Quijote schon erwähnt hat, das Amt des Münzmeisters häufig den ersten Schritt für die Ämterlaufbahn bildete. Gaius Numonius Vaala könnte in seiner Zeit als Münzmeister sogar selbst bereits Senator gewesen sein, da derartige Tätigkeiten zwar üblicherweise, aber nicht zwingend am Beginn der Karriereleiter standen. (Zum Vergleich: Der aus einer alten Senatorenfamilie stammende Caesar übernahm, nachdem er bereits als Quaestor amtiert hatte und somit bereits selbst Senator war, ein Amt zur Instandhaltung der Via Appia.)

Was das Verhältnis zum Senatorenstand angeht, so war das Amt eines tres- oder triumvir natürlich eine Stufe auf dem cursus honorum, den römische Patrizier zu absolvieren hatten.
Wie kommst Du auf die Patrizier? Es sind auch tresviri monetales bekannt, die eindeutig Plebejer waren, und bei den ansonsten praktisch unbekannten Numonii glaube ich nicht, dass sie Patrizier waren.
 
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Erst unter Augustus wurde eingeführt, dass nur Ritter tresviri monetales werden konnten, davor war das nicht beschränkt.

Bis auf diese Aussage möchte ich deinen Ausführungen zustimmen. Augustus hatte zwar Personalprobleme, weshalb er zunehmend auf Homines Novi zurückgreifen musste, aber das Vigintivirat blieb auch in der Kaiserzeit für die Nobilität ein Einstiegsamt in den Cursus. Augustus räumte nur mit der Unsitte auf, daß junge Aristokraten auf den Münzen ihre Vorfahren huldigten.

Die Tresviri monetales gehörten offenbar zu den begehrtesten Ämtern des Vigintivirats, weshalb man gerade hier oft Patrizier findet; aber nicht nur.

Grundsätzlich wurde jeder junge Aristokrat als Ritter geboren, und wurde erst nach der Quaestur und Aufnahme in den Senat selbst Senator. Augustus änderte dies dahingehend, daß Söhne (Enkel und Urenkel) von Senatoren auch vorher schon den "Rang" eines Senators hatten und den breiten Togastreifen tragen durften, etwa als Tribunus Laticlavius, was manchmal schon vor der Quaestur passieren konnte.

Mehr Details findet man in der Dissertation von Sarah Hillebrand - Der Vigintivirat: Prosopographische Untersuchungen für die Zeit von Augustus bis Domitian (2006).
 
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