Ich hol' den Thread in anderem Zusammenhang nochmal hoch: Eignen sich die Erkenntnisse aus Gask Ridge, um Rückschlüsse zu ziehen auf das Vorgehen der Römer in der Germania Magna 60, 70 Jahre früher?
Die Chronologie mag zwar noch den letzten Feinschliff vermissen lassen, aber schon jetzt ist klar, daß die Römer hier nur wenige Jahre zugebracht haben, die Infrastruktur noch im wesentlichen auf die militärische Nutzung ausgelegt war und zivile Ansiedlungen höchstens punktuell und in Ansätzen vorhanden waren - ganz ähnlich, wie ich das in der Germania Magna erwarten würde. Geplant war aber auch im Piktenland sicherlich, dauerhaft zu bleiben...
Die weit nach Westen vorgeschobenen Stellungen in den Flußtälern sind eine Besonderheit von Gask Ridge. Interpretiert werden sie überwiegend als Vorposten, die frühzeitig drohende Einfälle der Barbaren erkennen und melden sollten. Das impliziert aber, die Römer hätten sich frühzeitig auf die Besetzung des schmalen Küstenstreifens beschränken wollen. Und das, obwohl doch nach Quellenlage Agricola einen glänzenden Sieg gegen die Pikten gefeiert haben soll. Ich bin deshalb noch am Zweifeln, ob wir wirklich von einem Zementieren der Grenze ausgehen sollten, oder ob nicht diese Vorposten vielmehr die "Vortriebsköpfe" der römischen Militärmaschine waren, die den Macht- und Kontrollbereich sukzessive tiefer ins Landesinnere ausdehnen sollten.
Gegenüber der Germania Magna sind in Schottland natürlich die Rahmenbedingungen zum Auffinden römischer Bodendenkmäler erheblich angenehmer (abgesehen vom Wetter vielleicht). Wir müssen nicht spekulieren über die Verteilung von Lagern, sie sind in ordentlicher Zahl und in schönen Reihen bereits bekannt, überwiegend sogar schon sauber datiert. Da hier im Forum gern über ein schön regelmäßiges Raster für diese römischen Lager nachgedacht wird, hab ich mal für die ersten paar auf
The Gask Ridge Projekt verzeichneten Lager die Entfernungen per Google Maps ausgemessen (die genauen Standorte lassen sich über die
Online-Datenbank der Royal Commission on the Ancient and Historical Monuments of Scotland ermitteln und sogar in hochaufgelösten Topo-Karten anzeigen):
Camelon - Doune 28,3km
(möglicherweise fehlt hier eine noch nicht entdeckte Zwischenstation)
nach Westen:
Doune - Bochastle 13,5km
Bochastle - Malling 14,8km
Malling - Drumquhassle 20,5km
nach Nordosten:
Doune - Ardoch 18,3km
Ardoch - Strageath 11,6km
(Strageath - Dalginross 15,6km)
Strageath (andere Flußseite) - Midgate (?) 14,8km
Midgate - Bertha 11,5km
(Strageath (andere Flußseite) - Bertha 23,1km)
(Bertha - Fendoch 20,7km)
Bertha - Cargill 18,1km
Cargill - Inchtuthil 7,9km, aber sehr krumm
(Bertha - Inchtuthil 22,3km, aber auch sehr krumm)
Allzu regelmäßig sind diese Entfernungen nicht. Regelhaft dagegen scheint zu sein, daß die Standorte an Flußmündungen (besserer Schutz nach zwei Seiten) oder Flußübergängen gewählt wurden.