Gesichtsbehaarung in der Legion

Nergal

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Eine vieleicht etwas blöde Frage auf die ich gekommen bin als ich wieder mal einen Blick in "Asterix der Gallier" geworfen habe:
Gab es zu irgendeiner Zeit in der römischen Legion Vorschriften über das Tragen von Bärten bzw. ein Verbot von Bärten?

Dem ersten Impuls folgend würde ich mal sagen dass es da nichts in die Richtung gab, besonders wenn ich an die Darstellung von Soldaten mit Bart denke, aber wer weiß...
 
Wir wissen wirklich wenig über die "Army Regulations" der Legionen; am meisten noch erfährt man bei Vegetius Renatus, aber selbst der ist als spätantiker Schriftsteller in vielen Punkten kryptisch und interpretierbar, und in einigen Punkten sogar falsch. Neben den Diskussionen um die Uniformität der Soldatenausrüstung (z. B. gleiche Helme, Farbe der Tuniken) ist eine Haarmodenvorschrift genauso ad infinitum zu diskutieren.

Reliefs aus der Zeit Hadrians und später zeigen oft bärtige Soldaten, wir können allerdings annehmen, dass diese Mode eher universal vorherrschte – "Griechisch ist in" – als besondere Soldatenmode war, Darstellungen bärtiger
Zivilisten gibt es aus dieser Zeit auch zuhauf.
 
Der Bart war bereits vor Hadrian im Militärmilieu verbreitet, wie u.a. auf der Traianssäule zu sehen ist. Die bürgerliche Selbstdarstellung lehnt sich im Übrigen mehrheitlich dezidiert an den Stil der offiziellen Kaiserporträts an.
 
Der Bart war bereits vor Hadrian im Militärmilieu verbreitet, wie u.a. auf der Traianssäule zu sehen ist.

Und da es sich bei der Traianssäule zudem um ein Instrument staatlicher Selbstdarstellung und Propaganda handelt, kann man dem auch entnehmen, dass die Bartmode in der Legion zumindest in dieser Zeit nicht als Problem angesehen wurde. Ein Grund, warum sie zu anderen Zeiten als Problem angesehen worden sein soll (siehe Eingangsfrage), entschließt sich mir auch noch nicht.
 
Kann mir auch nicht vorstellen, ob dass sinnvoll gewesen wäre, eine Art Rasurpflicht zu haben. Aus den folgenden gründen:
1. Die Einhaltung der Rasurpflicht zu kontrollieren war wieder extra-Aufwand.
2. Vor 1.800 Jahren sich zu rasieren war sicher nicht ganz so angenehm und schnell wie heute. Grund: Nicht so scharfe Klingen/Messer, Spiegelqualität war nicht auf dem Stand von heute, Spiegel nicht immer vorhanden, Rasierschaum-Ersatz gab es nicht.
3. Auf die Motivation/Moral/Gesundheit hätte es uU ebenso negative Einflüsse gehabt.
4. Im kalten Gallien/Britanien/Germanien/Dakien kann solch ein Bart Wunder wirken, hinsichtlich der Kälte.
5. Sich ordentlich zu rassieren ist Zeitaufwendig.
 
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Mit Ausnahme von Punkt 2 gelten Deine Punkte aber auch heute noch, und trotzdem wird auch in heutigen Armeen noch größter Wert auf perfekte Rasuren gelegt, wie ich aus eigener Militärerfahrung bezeugen kann. Zeit spielt überhaupt keine Rolle, wenn ein Ausbildner im Gesicht jedes Rekruten nach Überresten des Ansatzes eines Bartstoppels sucht, und eine perfekte Rasur zu schaffen ist auch heute noch durchaus zeitaufwändig.
Was Punkt 2 betrifft: Sich im Feld zu rasieren ist auch heute noch nicht so angenehm wie im Badezimmer.
 
Ich gehe mal davon aus, dass du den österr. Grundwehrdienst ähnlich durchlaufen hast wie ich, darum ist mir die Rasur Kontrolle durchaus vertraut. Möchte aber hier zusätzlich anmerken, dass neben der Regel den Bartwuchs kurz zu halten (hat sich mittlerweile eh gelockert) zusätzlich noch die Regel des kurzen Kopfhaarschnittes zu berücksichtigen ist.
Worauf ich hinaus will ist folgendes, ich halte es für problematisch die moderne Armee des 21. Jhd. (Ok, das Ö. Bundesheer gehört sicher noch ins 20. Jhd.), mit der des römischen Reiches um 100 n.Chr. zu vergleichen. Meiner Meinung nach ist es wirklich gefährlich mit langen Bart und Kopfhaaren, weil beim Repetieren, Auseinander- und Zusammenbauen von Waffen (MG, Stg, etc.) und Reisverschlüsse öffnen und schließen richtig böse Verletzungen passieren können. Diese Verletzungsrisiken hatten die Römer sicher nicht auf diesem hohen Level.
 
Das Verletzungsrisiko kann nicht (oder zumindest heute nicht mehr) ausschlaggebend sein für die Vorschriften zu Bart und Haar, denn Soldatinnen dürfen ja auch lange Haare tragen.
 
Die Haare von Soldatinnen müssen jedoch zurückgebunden oder sehr kurz gehalten sein, hatte 2 Mädchen in meinem Zug und diese mussten sich auch streng daran halten.
 
Rasiermesser/-besteck gibt es nachweislich seit der Bronzezeit, diverse Bartmoden sind uns aus dem MA überliefert, der rasiertechnische Entwicklungsstand hat sich ja über die Jahrtausende kaum verändert. Insofern ist auch ein rasierter Legionär alles andere als unwahrscheinlich.
 
Insofern ist auch ein rasierter Legionär alles andere als unwahrscheinlich.
Das dürfte eine Frage der Zeit gewesen sein. In der Antike rasierten sich die Männer nicht selbst, sondern gingen zum Barbier oder hatten eigene Barbiersklaven. Das wird bei Soldaten nicht anders gewesen sein und ein Luxusgut, wie ein brauchbarer Spiegel, in dem man auch seine Bartstoppel erkennen konnte, gehörte sicher nicht zur Grundausstattung eines Legionärs. Möglicherweise rasierte man sich gegenseitig, wenn man gerade nichts besseres zu tun hatte.
Zitat "Reise in das antike Rom", Georg Ürögdi:
"Der Sklavenhalter ließ auch seine Sklaven im (Friseur) Laden rasieren und scheren , wenn er keinen Barbiersklaven hatte, denn selbst rasierte sich niemand. Das tägliche Rasieren mag sehr unangenehm gewesen sein . Der Bart wurde nicht eingeseift ,höchstens mit warmem Wasser gewaschen. Das eiserne oder bronzene Rasiermesser war ,trotz allen Schärfens nicht scharf genug. Ein Friseur, der geschickt und schmerzlos rasieren konnte war ein gefragter Mann."
Soldaten hatten in Friedenszeiten wahrscheinlich eher die Zeit sich rasieren zu lassen als im Kampfeinsatz oder beim Marsch.
 
Das eiserne oder bronzene Rasiermesser war ,trotz allen Schärfens nicht scharf genug.
:confused:

Hat der Herr schon mal eine Ordentliche Replik in der Hand oder nur korrodierte Bodenfunde betrachtet?
Die Rasiermesser dieser Zeit waren durchaus sehr scharf,

Ein Friseur, der geschickt und schmerzlos rasieren konnte war ein gefragter Mann.
Das ist er auch noch heute, wie jeder Meister seines Gebietes.:pfeif:

Das Bartverbot der modernen Armee ist in erster Linie dem Einsatz von modernen Kampfstoffen geschuldet und dem notwendigen Einsatz von Schutzmasken (über Rauschebart sind die nun mal nicht dicht). Die langen Haare bergen zwar prinzipiell ein Verletzungsrisiko, der Kurzhaarschnitt der Armee ist aber neuzeitliche Modeerscheinung, und neben der Hygiene unter anderem Napoleon Bonaparte und der preußischen Heeresreform geschuldet.

Ob ein Bart in der der römischen Legion getragen wurde oder nicht war also überwiegend wie auch zu späteren Zeiten der Mode geschuldet, bzw. wie schon erwähnt dem Kampfeinsatz (nach einem Gewaltmarsch und Aufbau eines befestigten Lagers hatten wohl die wenigsten Bedürfnis nach einer Rasur).
 
Im Tross lief doch alles mit.
Das schon, aber es kam sicher nicht ein Barbier auf jeden Legionär, sodass da schon eine größere Zeit veranschlagt werden musste. Bärte waren bei der römischen Unterschicht zu allen Zeiten üblich .Seit Hadrian kam er auch bei den höheren Schichten wieder in Mode und damit auch bei Offizieren.
Für Soldaten wäre eine tägliche Rasur sicher unpraktisch gewesen, da sich im Felde schnell Entzündungen in den dadurch entstandenen Hautverletzungen gebildet hätten. Hochprozentigen Alkohol zum desinfizieren, nach der Rasur gab es noch nicht.
@Baiuware, es ist richtig, dass die befohlene Rasur in erster Linie mit der Gasmaske zusammenhängt. Durch einen Vollbart wäre diese undicht.
 
Es kann natürlich auch alles ganz anders sein: die Bartlosigkeit der römischen Soldaten könnte ein Hinweis darauf sein, dass die römische Legion erst nach Erfindung des Rasiermessers entstand, also irgendwann in den letzten tausend Jahren.

Über den Thread "Grundsatzfrage zur Chronologie" im Unterforum "Das römische Reich" bin ich auf folgenden interessanten Satz gestoßen:


It’s steel which is needed in most cases - but steel was produced only in the last 1000 years, even less.

Let us turn our attention to barbers as less known part of the virtual ‘ancient‘ history. Well cared-for beard and hair of a ‘Roman‘ emperor, well shaved Caesar: how have they been served by their barbers in a time without any steel tools? Did all these ‘Roman‘ rulers in reality live in the first four-five centuries of the second Christian millennium?

Vielleicht habt ihr, ohne es zu wissen, mit der Frage nach dem Bart des Cäsaren die gesamte bestehende Geschichtsschreibung gekegelt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Bärte waren bei der römischen Unterschicht zu allen Zeiten üblich.
Dagegen sagt ja auch keiner was. Meine Kernaussagen waren:
1.) Bärte wurden in der Legion nicht als problematisch angesehen, sonst fänden wir sie nicht auf offiziellen staatlichen Propagandadarstellungen wieder.
2.) Die Möglichkeiten zur Rasur gab es bereits länger und deshalb darf man auch in der Legion rasierte Soldaten erwarten.

Für Soldaten wäre eine tägliche Rasur sicher unpraktisch gewesen, da sich im Felde schnell Entzündungen in den dadurch entstandenen Hautverletzungen gebildet hätten. Hochprozentigen Alkohol zum desinfizieren, nach der Rasur gab es noch nicht.
Aber man kannte Alaun, dessen Gebrauch Plinius in der Naturalis Historia XXXV, 52 beschreibt: Alumen [...] evulsis pilis ex aceto inlinitur renascentesque mollit in languinem.
 
1.) Bärte wurden in der Legion nicht als problematisch angesehen, sonst fänden wir sie nicht auf offiziellen staatlichen Propagandadarstellungen wieder.
2.) Die Möglichkeiten zur Rasur gab es bereits länger und deshalb darf man auch in der Legion rasierte Soldaten erwarten.
Da gebe ich Dir auch vollkommen Recht :yes:. Auf der Trajanssäule gibt es sowohl bärtige als auch geschorene Legionärsgesichter wobei die Bärtigen überwiegen. Warum sollte ein Soldat auch seine Zeit mit der ständigen Gesichtskratzerei verschwenden. Wenn er die Haare schneiden ließ, konnte er sich auch den Bart stutzen oder rasieren lassen und sonst nicht. Die Bärte der Legionäre sind auf der Säule ebenso kurz gehalten wie die Haare.
 
Ich gehe mal davon aus, dass du den österr. Grundwehrdienst ähnlich durchlaufen hast wie ich, darum ist mir die Rasur Kontrolle durchaus vertraut. Möchte aber hier zusätzlich anmerken, dass neben der Regel den Bartwuchs kurz zu halten (hat sich mittlerweile eh gelockert) zusätzlich noch die Regel des kurzen Kopfhaarschnittes zu berücksichtigen ist.
Worauf ich hinaus will ist folgendes, ich halte es für problematisch die moderne Armee des 21. Jhd. (Ok, das Ö. Bundesheer gehört sicher noch ins 20. Jhd.), mit der des römischen Reiches um 100 n.Chr. zu vergleichen. Meiner Meinung nach ist es wirklich gefährlich mit langen Bart und Kopfhaaren, weil beim Repetieren, Auseinander- und Zusammenbauen von Waffen (MG, Stg, etc.) und Reisverschlüsse öffnen und schließen richtig böse Verletzungen passieren können. Diese Verletzungsrisiken hatten die Römer sicher nicht auf diesem hohen Level.

Über die Römischen Bart und Haarmoden kann ich wenig bis nichts berichten (Ich bin nicht alt genug um dort dabei gewesen zu sein) :pfeif:

Mit Sicherheitsbedenken hat das sicher wenig zu tun, ich denke das es eher um die "Uniformität" geht und ging, Armee ist nun mal kein Ferienlager wo jeder aussehen kann wie er will...das wird sicher bei den ollen Römern ähnlich gewesen sein.

In meiner Zeit bei der Fr. Fremdenlegion wurde und wird auch heute noch auf strengste Rasier und Friseurkunst geachtet, mit einer einzigen Ausnahme, es gibt eine Traditionseinheit der Pioniere wo Bart Pflicht ist...

Noch kurz eine Eigenheit der Legion bei dieser Parade: Alle anderen Einheiten der Französischen Armee teilen sich vor der Ehrentribüne nach rechts und links, nur die Legion nicht, sie marschiert geschlossen um die Kurve nach dem Motto: Die Legion ist unteilbar...

Sorry für mein Off Topic
 
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Die Trajanssäule stammt aus einer Zeit, als Bärte anscheinend in Mode waren. Zumindest gab es eine Reihe von bärtigen Kaisern ab Hadrian. Gibt es denn Abbildungen römischer Soldaten aus früherer Zeit, aus denen man ableiten kann, ob der Durchschnittslegionär bärtig war?
 
Die Trajanssäule stammt aus einer Zeit, als Bärte anscheinend in Mode waren. Zumindest gab es eine Reihe von bärtigen Kaisern ab Hadrian. Gibt es denn Abbildungen römischer Soldaten aus früherer Zeit, aus denen man ableiten kann, ob der Durchschnittslegionär bärtig war?
Die Mode ging immer vom Kaiser aus und Trajan war noch kein Bartträger. Die Säule wurde noch unter seiner Herrschaft gebaut ,also in der Nichtbartzeit. Es gibt auch Abbildungen republikanischer Legionäre mit Bart z.B auf dem Relief aus Praeneste, welches ein Kriegsschiff mit Soldaten zeigt. Die Führungsschicht und das Kaiserhaus trug erst ab Hadrian Bart. Auf den Reliefs des Friedensaltars von Augustus sind weder Mitglieder der kaiserlichen Familie noch die Senatoren bärtig dargestellt.
 
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