Graves - Ich, Claudius

romanus00I

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Hallo! Ich weiß nicht, ob diese Frage schon einmal gestellt wurde - eine ähnliche jedoch bestimmt schon. Es geht wie so oft um die Darstellung historischer Fakten in Büchern um Filmen.
Ich habe vor kurzem erst den Roman von Robert Graves I, Claudius und Claudius the God gelesen (nun, in deutscher Übersetzung, aber gut...:red:). Das Buch an sich ist spannend und relativ interessant. Auch die Biographie ist ja nicht nur an den Eckdaten streng am historischen Vorbild gehalten. Das Buch endet wie es enden muss, mit dem Mord an Claudius durch seine Gemahlin Agrippina.

Im Buch, zumindest bis zur Verschwörung der Messalina, wird aber immer wieder davon geredet (bzw. Claudius redet selbst davon), dass Claudius Republikaner ist und Rom wieder Republik werden soll. Die Ereignisse nach dem Tod des Caligula sind ja auch bekannt. Ich habe über Claudius zwar von den Römischen Historikern nur Suetonius gelesen, und auch nur in Ausschnitten gelesen, aber so etwas ist mir wirklich nicht über den Weg gelaufen.
Hier meine Frage: Ist das historisch realistisch/belegbar? Hatte Claudius wirkliche republikanische Ideen? Hat er eine Wiederherstellung der Republik wirklich erwägt? Hatte er als Kaiser überhaupt Interesse daran?

Würde mich über Antworten freuen!
 
In seiner Jugend und als Privatmann mag Claudius durchaus republikanische Sympathien gehabt haben. Immerhin wurde er von der kaiserlichen Familie nicht sehr nett behandelt und beschäftigte sich viel mit alter Geschichte, darunter der Geschichte der Etrusker und Karthagos (und in Zusammenhang mit beidem wohl auch mit der Geschichte der römischen Republik), außerdem lernte er Geschichte bei Livius. Seine Beschäftigung mit der Republik wurde von seiner eigenen Familie eher misstrauisch beäugt. Ein Geschichtswerk, das mit der späten Republik beginnen sollte, musste er auf Druck der Familie abbrechen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass er zu dieser Zeit - als noch nicht absehbar war, dass er selbst Kaiser würde - Sympathien für die Republik hatte.

Aber als Kaiser war davon nicht mehr viel zu bemerken. Das beginnt schon mit seiner Thronbesteigung: Der Senat debattierte nach Caligulas Ermordung darüber, wieder die Republik einzuführen, doch Claudius und die Prätorianer schufen derweilen vollendete Tatsachen. Die Initiative zu seiner Kaisererhebung mag tatsächlich nicht von Claudius ausgegangen sein, aber er ergriff die ihm dargebotene Chance und befestigte seine Macht, wobei er auch gegen mögliche Gegner vorging.

Teilweise orientierte sich Claudius jedoch durchaus an republikanischen Traditionen - allerdings ohne dabei irgendetwas von seiner Macht zu vergeben. Z. B. wurde erstmals seit der Regierungszeit des Augustus wieder ein "reguläres" Censorenpaar bestellt - Claudius selbst und Lucius Vitellius. Generell war Claudius recht traditionalistisch ausgerichtet. Auch dass er während seiner kurzen persönlichen Beteiligung an der Eroberung Britanniens (er war damals gerade Konsul) die Macht in Rom seinem Konsulatskollegen Vitellius übertrug, könnte man als "republikanische" Reminiszenz verstehen.

Irgendwelche Pläne, die Republik wiederherzustellen, sind mir nicht bekannt, und sein Handeln sprach überhaupt nicht dafür. Gegen Bedrohungen seiner Herrschaft ging auch Claudius hart vor.

Ich habe den Roman nicht gelesen, aber ich könnte mir vorstellen, dass sich Graves bei seiner Darstellung an einem Vorbild aus der römischen Frühgeschichte/Mythologie orientiert hat: Dem sagenhaften König Servius Tullius wurde tatsächlich nachgesagt, er habe eine Abschaffung der Monarchie und Einführung einer Republik geplant, doch dazu sei es infolge seiner Ermordung durch seinen tyrannischen Nachfolger Tarquinius Superbus und dessen Frau (Servius' Tochter) nicht mehr gekommen. Vielleicht übertrug Graves das einfach auf Claudius, der von seiner Frau ermordet wurde und dessen Adoptivsohn und Nachfolger Nero später auch als Tyrann verrufen war.

Zu Claudius und speziell den Ereignissen nach Caligulas Ermordung empfehle ich neben Sueton insbesondere Flavius Iosephus' "Jüdische Altertümer", in denen in Buch 19 diese Ereignisse sehr ausführlich behandelt werden, sowie Cassius Dio (Bücher 59 und 60).
 
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Danke für den langen Text. Größtenteils dachte ich mir schon, dass Graves dort manche Zeichen ein wenig überinterpretiert. Interessant finde ich auch die Parallelen die du zwischen dem König Servius Tullius und dem Claudius in Graves' Roman ziehst.

Könnte es nicht auch sein, dass - wie bei jeder anderen Darstellung auch - Graves hier ein wenig mit seinen eigenen demokratischen Tendenzen spielt (und mit denen seiner Leser)? Heutzutage gibt es ja sowieso rüblickend viel mehr Menschen (soweit sie sich mit Rom ein wenig auskennen), die mit der Republik "sympathisieren".
 
Das könnte natürlich sein - wobei aber wohl eher die Menschen, die sich mit Rom nicht so gut auskennen, mit der "Republik" sympathisieren, weil sie sie mit einer Demokratie verwechseln.

Es gab durchaus Kaiser, die gerne auf republikanische Traditionen zurückgriffen oder sich gar selbst "republikanisch" gaben. Augustus stellte bekanntlich offiziell nur die Republik wieder her. Tiberius tat so, als sei ihm die Kaiserwürde geradezu aufgenötigt worden und ließe er den Senat regieren. Es kam auch mehrmals vor, dass Kaiser die Konsuln wieder vom Volk direkt wählen ließen (statt wie in der Kaiserzeit ab Tiberius an sich üblich vom Senat) - was nichts daran änderte, dass erstens in der Regel nur dem Kaiser genehme Kandidaten gewählt wurden und zweitens die Konsuln ohnehin kaum noch echte Befugnisse hatten. Sogar noch in der Spätantike gab sich Kaiser Iulianus als "Republikaner" - was sogar der ihm an sich durchaus nicht abgeneigte Historiker Ammianus Marcellinus als peinliche Heuchelei kritisierte. Aber bei all diesen Kaisern war das letztlich nur Show, keiner von ihnen verzichtete tatsächlich auf seine Macht (oder war zumindest bereit, sie tatsächlich, also nicht nur formal, mit den Magistraten, dem Senat und dem Volk zu teilen), und sie alle gingen entschieden gegen Bedrohungen ihrer Herrschaft vor.
 
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Das könnte natürlich sein - wobei aber wohl eher die Menschen, die sich mit Rom nicht so gut auskennen, mit der "Republik" sympathisieren, weil sie sie mit einer Demokratie verwechseln.

Man muss aber hinzufügen, dass, zumindest in der Spätphase der Republik, das Volk einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Politik hatte; in jedem Fall mehr als in der Kaiserzeit.

Es gab durchaus Kaiser, die gerne auf republikanische Traditionen zurückgriffen oder sich gar selbst "republikanisch" gaben. Augustus stellte bekanntlich offiziell nur die Republik wieder her. Tiberius tat so, als sei ihm die Kaiserwürde geradezu aufgenötigt worden und ließe er den Senat regieren. Es kam auch mehrmals vor, dass Kaiser die Konsuln wieder vom Volk direkt wählen ließen (statt wie in der Kaiserzeit ab Tiberius an sich üblich vom Senat) - was nichts daran änderte, dass erstens in der Regel nur dem Kaiser genehme Kandidaten gewählt wurden und zweitens die Konsuln ohnehin kaum noch echte Befugnisse hatten. Sogar noch in der Spätantike gab sich Kaiser Iulianus als "Republikaner" - was sogar der ihm an sich durchaus nicht abgeneigte Historiker Ammianus Marcellinus als peinliche Heuchelei kritisierte. Aber bei all diesen Kaisern war das letztlich nur Show, keiner von ihnen verzichtete tatsächlich auf seine Macht (oder war zumindest bereit, sie tatsächlich, also nicht nur formal, mit den Magistraten, dem Senat und dem Volk zu teilen), und sie alle gingen entschieden gegen Bedrohungen ihrer Herrschaft vor.

Bei Julian verstehe ich das nicht ganz. Warum tat er das? War er wirklich von den Römischen, republikanischen Traditionen überzeugt (so wie er sich auch stark um die traditionelle Religion bemühte), oder tat er es nur, um der alten Oberschicht zu gefallen? Dies würde mich allerdings verwirren, da der Senat doch sowieso keine Macht mehr hatte, besonders seit Diokletian die letzten republikanischen Überbleibsel beseitigt hatte.
 
Man muss aber hinzufügen, dass, zumindest in der Spätphase der Republik, das Volk einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Politik hatte; in jedem Fall mehr als in der Kaiserzeit.
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Ja, es durfte für Angehörige von ein bis zwei Dutzend Familien stimmen und bekam dafür etwas geschenkt, wenn ein Patron sich spendabel zeigte, die Möglichkeit, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen oder gar selbst ein Amt bekleiden war äußerst gering. Vor allem wer gehörte zum Volk? Die Möglichkeit, das römische Bürgerrecht zu erwerben wuchs zumindest in der Kaiserzeit für die Bewohner der Provinzen, und auch in der Kaiserzeit war die Stimme des Volkes nicht zu unterschätzen, auch wenn Juvenal beklagte, dass römische Volk habe mehr Interesse an Getreidespenden und Volksbelustigungen (Panem et Circensens)

Die Caesaren versuchten, den Faktor Volksbelustigung zu manipulieren, aber öffentlche Ereignisse boten ein Risiko, dass der Volksazorn überkochte. Zur Zeit des Commodus sprangen im Circus Maximus einige Jugendliche nach dem Rennen in die Arena, lobten Commodus, skandierten aber Spottverse auf den mächtigen Prätorianerpräfekten M. Aurelius Cleander, daraus entwickelte sich eine riesige Protestdemonstration, worauf Commodus sich so erschreckte, dass er Cleander fallen und exekutieren ließ.
 
Bei Julian verstehe ich das nicht ganz. Warum tat er das? War er wirklich von den Römischen, republikanischen Traditionen überzeugt (so wie er sich auch stark um die traditionelle Religion bemühte), oder tat er es nur, um der alten Oberschicht zu gefallen? Dies würde mich allerdings verwirren, da der Senat doch sowieso keine Macht mehr hatte, besonders seit Diokletian die letzten republikanischen Überbleibsel beseitigt hatte.
Vermutlich weder noch, sondern einfach aus Eitelkeit. Er wollte auch unbedingt als Philosoph gelten - gleichzeitig aber auch als großer Feldherr. Als "republikanisch" gesinnt zu gelten stand traditionell hoch im Kurs, gerade auch in der Kaiserzeit, wobei man sich natürlich auch bei milden Kaisern nicht allzu republikanisch gebärden durfte, sonst erging es einem wie Helvidius Priscus, den sogar Vespasian töten ließ, weil er es übertrieb. Iulianus ging es also wohl um sein Ansehen und seinen Nachruf. Dass er sich damit nur lächerlich machte, weil es einfach lächerlich war, wenn nach fast 400 Jahren Kaiserzeit sich ein Kaiser (wobei sich Iulianus obendrein an die Macht geputscht hatte, also so viel zu seiner republikanischen Gesinnung) als altrömischer Republikaner gebärdete, begriff er anscheinend nicht.
 
Ich denke nicht, daß man Julian als einen Republikaner bezeichnen kann. Sein Programm war die Wiedererrichtung der heidnischen Kulte, und dabei war seine Präsentation auf die "alten" Kaiser ausgerichtet, deren - vermeintliche - Bürgernähe im 4. Jh. nicht mehr der Erwartung an den Kaiser entsprach. Mit republikanischen Gesinnungen hatte dies allerdings nichts mehr zu tun.
 
Ja, es durfte für Angehörige von ein bis zwei Dutzend Familien stimmen und bekam dafür etwas geschenkt, wenn ein Patron sich spendabel zeigte, die Möglichkeit, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen oder gar selbst ein Amt bekleiden war äußerst gering. Vor allem wer gehörte zum Volk? Die Möglichkeit, das römische Bürgerrecht zu erwerben wuchs zumindest in der Kaiserzeit für die Bewohner der Provinzen, und auch in der Kaiserzeit war die Stimme des Volkes nicht zu unterschätzen, auch wenn Juvenal beklagte, dass römische Volk habe mehr Interesse an Getreidespenden und Volksbelustigungen (Panem et Circensens)

Die Caesaren versuchten, den Faktor Volksbelustigung zu manipulieren, aber öffentlche Ereignisse boten ein Risiko, dass der Volksazorn überkochte. Zur Zeit des Commodus sprangen im Circus Maximus einige Jugendliche nach dem Rennen in die Arena, lobten Commodus, skandierten aber Spottverse auf den mächtigen Prätorianerpräfekten M. Aurelius Cleander, daraus entwickelte sich eine riesige Protestdemonstration, worauf Commodus sich so erschreckte, dass er Cleander fallen und exekutieren ließ.

Natürlich war in Rom das Volk eher passiv. Es hatte ja keinerlei Recht zur Initiative und das Zensuswahlrecht ließ nur Kandidaten aus den Obersten Schichten zu. Aber wenn ich man Menschen wie die Gracchen oder sogar Cicero ansieht, wird man schon schnell merken, dass das Volk schon die Möglichkeit hatte, gegen den Willen des Senates zu stimmen.

Wobei man sich natürlich aufgrund des Römischen Systems immer fragen muss: Welches Volk? Bei den Wahlen zum Consulat war das System ja sogar offziell nach dem Besitz ausgerichtet, während bei den Wahlen zum Volkstribunat ja eigentlich jede Stimme ungefähr gleich war (wobei man natürlich immer noch Anreise und Bestechung berücksichtigen muss).

Ich denke nicht, daß man Julian als einen Republikaner bezeichnen kann. Sein Programm war die Wiedererrichtung der heidnischen Kulte, und dabei war seine Präsentation auf die "alten" Kaiser ausgerichtet, deren - vermeintliche - Bürgernähe im 4. Jh. nicht mehr der Erwartung an den Kaiser entsprach. Mit republikanischen Gesinnungen hatte dies allerdings nichts mehr zu tun.

Denke ich auch. Aber vielleicht, auch wenn einem eine Bewertung im Grunde genommen nicht zusteht, könnte man es von unserem Standpunkt als fortschrittlich ansehen, wenn man es mit der Regierungspraxis anderer Kaiser vergleicht, die sich als gottgleich betrachteten oder zumindest als Stellvertreter der Götter.
 
Denke ich auch. Aber vielleicht, auch wenn einem eine Bewertung im Grunde genommen nicht zusteht, könnte man es von unserem Standpunkt als fortschrittlich ansehen, wenn man es mit der Regierungspraxis anderer Kaiser vergleicht, die sich als gottgleich betrachteten oder zumindest als Stellvertreter der Götter.

Eine Bewertung steht einem immer zu. Bei der Bewertung eines historischen Sachverhaltes vom eigenen zeitlichen Standpunkt aus muß man sich nur fragen, welche Erkenntnis dabei herauskommt. Es mag einem sympathisch erscheinen, wenn ein Herrscher sich nicht gottgleich aufführt, wobei sich Julian auch keine Abstriche von der Machtfülle des Herrschers erlaubt hat - wenn man bedenkt, wie kurz er regiert hat und wie wenig wie wissen, ist klar, wie vage solche Aussagen immer sind.
Aber wie man es dreht und wendet und von welcher Warte aus man es betrachtet, ein Fortschritt war seine Haltung nicht.
 
Claudius galt, trotz vorhandener Intelligenz, auf Grund seiner Behinderungen als Familientrottel und nicht vorzeigbar. Seine Mutter war ihm gegenüber äußerst kaltherzig und er hatte einen grausamen Erzieher bekommen, der ihn stets demütigte . Caligulas Prinzipat überlebte er wahrscheinlich nur, weil dieser seine grausamen Scherze mit ihm treiben konnte und Claudius als eine Art Hofnarr fungierte. Zum Herrscher war er von Kindheit an nie erzogen worden, sondern wurde stets von Anderen beherrscht. Möglicherweise besaß er keinerlei Ambitionen Kaiser zu werden, sondern ergab sich, wie immer in sein Schicksal als ihn die Prätorianer ausriefen. Laut Sueton wurde er vollkommen von seinen Frauen und Freigelassenen beherrscht, was durch sein vorheriges Leben, als Spielball und Ziel des Spottes seiner Familie durchaus nachvollziehbar ist. All das ist aber keinesfalls ein Beleg dafür, dass Claudius eine republikanische Gesinnung besaß. Er stärkte den Senat nicht, auch wenn er ihm gegenüber ehrerbietig verhielt, sondern ließ ehemalige Sklaven regieren, was in der Republik undenkbar gewesen wäre. Dass seine Regierungszeit nicht schlecht verlief, lag wahrscheinlich daran, dass diese Freigelassenen, trotz ihrer Intrigen durchaus fähige Leute waren .
 
Immerhin wissen wir, dass seine angeblich so wirren Reden nicht so wirr waren.

Reden sagen noch nichts darüber aus, ob eine Person zur Führung geeignet ist. Wir wissen auch gar nicht, ob Ansprachen vom Herrscher selbst oder von Bediensteten verfasst wurden. Auch heutige Politiker schreiben ihre Reden selten selbst. Seine spontanen Ansprachen sollen manchmal ziemlich peinlich gewesen sein.
Eine Autorität dürfte Claudius, durch die früheren Demütigungen nicht gewesen sein. Beim Volk erregte er eher Mitleid. Er war wohl ein zerstreuter Schreibstubengelehrter und verfügte wahrscheinlich weder über Menschenkenntnis noch über die Fähigkeit zum Mitgefühl.
 
Immerhin gibt die aufgefundene Rede, die durch die Widerspiegelung seiner Gelehrsamkeit durchaus ihm selbst zuzuschreiben ist, einen Hinweis, dass die ihn beschreibenden Quellen maßlos übertrieben.
 
Immerhin gibt die aufgefundene Rede, die durch die Widerspiegelung seiner Gelehrsamkeit durchaus ihm selbst zuzuschreiben ist, einen Hinweis, dass die ihn beschreibenden Quellen maßlos übertrieben.

Wieso sagt das etwas über maßlose Übertreibungen aus. Dass Claudius ein Gelehrter war, bescheinigt ihm auch Sueton. Es gibt aber auch zahlreiche gelehrte Menschen, die im normalen Leben überhaupt nicht zurechtkommen und sich da als ziemlich weltfremd erweisen und es gibt weniger intellektuelle Personen die ihr Leben weitaus erfolgreicher meistern und Andere anführen können. In keiner Regierung in der heutigen Zeit findet man große Gelehrte. Vergeistigte Menschen besitzen selten die Fähigkeit Andere zu begeistern oder gar zu führen.

Sueton charakterisiert Claudius so: " Unter anderen Beweisen seiner Torheit hatten sich die Leute besonders über seine Vergesslichkeit und Unüberlegtheit oder über sein "von-der Erde-Entrücktsein" und seine Übersichtigkeit zu verwundern." Er schildert eigentlich nur damit einen zerstreuten Professor.
 
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Sueton Claudius 11" Nach Sicherung seiner Herrschaft wusste er nichts Wichtigeres zu tun, als die Erinnerung an die zwei Tage ,während der man über die Veränderung der Verfassung beratschlagt hatte, zu vernichten.So verkündete er ,Vergebung und Vergessen für alles, was in dieser Zeit gesagt und getan worden war.."
Gemeint sind die Tage nach der Ermordung Caligulas, in denen die Wiederherstellung der Republik geplant wurde. Auch wenn er den Beteiligten vergab, so kann daraus nicht geschlossen werden, dass er selbst republikanische Vorlieben hatte. Im Gegenteil er versuchte mit der Löschung der beiden Tage auch die Gedanken daran zu tilgen.
 
Reden sagen noch nichts darüber aus, ob eine Person zur Führung geeignet ist. Wir wissen auch gar nicht, ob Ansprachen vom Herrscher selbst oder von Bediensteten verfasst wurden. Auch heutige Politiker schreiben ihre Reden selten selbst. Seine spontanen Ansprachen sollen manchmal ziemlich peinlich gewesen sein.
Eine Autorität dürfte Claudius, durch die früheren Demütigungen nicht gewesen sein. Beim Volk erregte er eher Mitleid. Er war wohl ein zerstreuter Schreibstubengelehrter und verfügte wahrscheinlich weder über Menschenkenntnis noch über die Fähigkeit zum Mitgefühl.

Sueton betont aber auch, dass Claudius, wenn er sich nicht aufregte und vorbereitet war, rhetorisch gut sprach, ich glaube das ist in der Nerobiographie, in der Sueton schreibt, dass Nero als erster Caesar sich eines Ghostwriters bediente, während Caligula besonders als Ankläger rhetorisch fit war.

Insgesamt war Claudius Regentschaft durchaus eine erfolgreiche. Mit der Eroberung Britanniens dehnte sich das Imperium aus, und auch der Ausbau des Hafens von Ostia, der unter Trajan erweitert wurde ging auf Claudius Iniative zurück. Auch wenn man geneigt ist, die Verdienste in der Verwaltung des Reichs seinen Freigelassenen anzurechnen, so zeigte doch Claudius in der Auswahl seiner Mitarbeiter durchaus eine glückliche Hand. Er erließ einige Gesetzte zum Schutz von Sklaven. Sklavenhalter, die kranken Sklaven medizinische Behandlung versagten, mussten diese freilassen. Die Tötung kranker Sklaven wurde als Mord bestraft. (Suet Claudius, 25) Das Imperium erfreute sich unter Claudius Regierung einer langen Friedenszeit und die Provinzen prosperierten. Dabei hatte Claudius fast keine Erfahrungen in der Verwaltung sammeln können oder war mit wichtigen Kommandos im Militär und Verwaltung betraut worden. Sueton kritisiert Claudius dilettantische Leidenschaft für die Jurisprudenz, überliefert aber auch Fälle, in denen sich Claudius pfiffig zeigte. Claudius war zumindest was Aktenstudium betrifft, ein fleißiger Kaiser, der sich sehr stark für die Versorgung Roms mit Trinkwasser und Lebensmitteln engagierte. Die völlige Trockenlegung des Fuciner Sees, auf dem er die größte Naumachie ausrichten ließ, blieb zwar dem 19. Jhd vorbehalten, der Kanalbau des Claudius wurde dagegen nach 11 Jahren vollendet, wobei 30.000 Arbeiter beschäftigt waren und ein Berg abgetragen und durchstochen wurde.

Wirklich katastrophal war eigentlich nur die Wahl seiner Ehepartnerinnen, nachdem die Verbindung mit Valeria Messalina sich als Flop erwies, hätte er wohl lieber Lollia Paulina heiraten sollen, statt sich mit seiner Nichte Agrippina einzulassen.
 
Sueton betont aber auch, dass Claudius, wenn er sich nicht aufregte und vorbereitet war, rhetorisch gut sprach, ich glaube das ist in der Nerobiographie, in der Sueton schreibt, dass Nero als erster Caesar sich eines Ghostwriters bediente, während Caligula besonders als Ankläger rhetorisch fit war.

Insgesamt war Claudius Regentschaft durchaus eine erfolgreiche. Mit der Eroberung Britanniens dehnte sich das Imperium aus, und auch der Ausbau des Hafens von Ostia, der unter Trajan erweitert wurde ging auf Claudius Iniative zurück. Auch wenn man geneigt ist, die Verdienste in der Verwaltung des Reichs seinen Freigelassenen anzurechnen, so zeigte doch Claudius in der Auswahl seiner Mitarbeiter durchaus eine glückliche Hand. Er erließ einige Gesetzte zum Schutz von Sklaven. Sklavenhalter, die kranken Sklaven medizinische Behandlung versagten, mussten diese freilassen. Die Tötung kranker Sklaven wurde als Mord bestraft. (Suet Claudius, 25) Das Imperium erfreute sich unter Claudius Regierung einer langen Friedenszeit und die Provinzen prosperierten. Dabei hatte Claudius fast keine Erfahrungen in der Verwaltung sammeln können oder war mit wichtigen Kommandos im Militär und Verwaltung betraut worden. Sueton kritisiert Claudius dilettantische Leidenschaft für die Jurisprudenz, überliefert aber auch Fälle, in denen sich Claudius pfiffig zeigte. Claudius war zumindest was Aktenstudium betrifft, ein fleißiger Kaiser, der sich sehr stark für die Versorgung Roms mit Trinkwasser und Lebensmitteln engagierte. Die völlige Trockenlegung des Fuciner Sees, auf dem er die größte Naumachie ausrichten ließ, blieb zwar dem 19. Jhd vorbehalten, der Kanalbau des Claudius wurde dagegen nach 11 Jahren vollendet, wobei 30.000 Arbeiter beschäftigt waren und ein Berg abgetragen und durchstochen wurde.

Wirklich katastrophal war eigentlich nur die Wahl seiner Ehepartnerinnen, nachdem die Verbindung mit Valeria Messalina sich als Flop erwies, hätte er wohl lieber Lollia Paulina heiraten sollen, statt sich mit seiner Nichte Agrippina einzulassen.

Ich glaube, heute kann niemand den Erfolg des Claudius als Kaiser bestreiten. Verglichen mit seinem Vorgänger Caligula und seinem Nachfolger Nero kann man nur für Claudius optieren.

Unser Bild von ihm wird wahrscheinlich auch von Senacas Meinung von Claudius bestimmt, auch wenn Seneca die von ihm unterstütze Herrschaft Neros schließlich auch bereuen musste.
 
Ich glaube, heute kann niemand den Erfolg des Claudius als Kaiser bestreiten. Verglichen mit seinem Vorgänger Caligula und seinem Nachfolger Nero kann man nur für Claudius optieren.
Als Nero noch gute Berater hatte, waren die ersten Regierungsjahre nicht so schlecht. Claudius Regierungszeit war auf alle Fälle eine heilsame Periode ,nach der Despotie, welche sein übler Neffe Gaius errichtet hatte.
 
Wieso sagt das etwas über maßlose Übertreibungen aus. Dass Claudius ein Gelehrter war, bescheinigt ihm auch Sueton. Es gibt aber auch zahlreiche gelehrte Menschen, die im normalen Leben überhaupt nicht zurechtkommen und sich da als ziemlich weltfremd erweisen und es gibt weniger intellektuelle Personen die ihr Leben weitaus erfolgreicher meistern und Andere anführen können. In keiner Regierung in der heutigen Zeit findet man große Gelehrte. Vergeistigte Menschen besitzen selten die Fähigkeit Andere zu begeistern oder gar zu führen.

Sueton charakterisiert Claudius so: " Unter anderen Beweisen seiner Torheit hatten sich die Leute besonders über seine Vergesslichkeit und Unüberlegtheit oder über sein "von-der Erde-Entrücktsein" und seine Übersichtigkeit zu verwundern." Er schildert eigentlich nur damit einen zerstreuten Professor.

Die Rede stammt offensichtlich tatsächlich von Claudius. Das wollte ich im letzten Post sagen. Die Übertreibung folgt aus dem Zusammenhang mit dem vorletzten Post.

Ein idealer Kaiser? Sicher nicht. So schlimm, wie oft beschrieben? Sicher auch nicht. Das dürfte sich auch aus der Art der römischen Geschichtsschreibung und seiner im Ganzen gesehen erfolgreichen Regierung wahrscheinlich machen lassen.

Er beschäftigte sich ja auch nicht vorwiegend mit abwegigen Themen, sondern mit Geschichte und Sprache. Die berühmte Abhandlung über das Würfelspiel mag Ablenkung gewesen sein.
 
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