Lukullus
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Legionslager Mogontiacum, März 68, Gesprächsfetzen aus Conterbinum IX in Baracke VII der Legio Primigenia XXII:
"Hey Marius, in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium soll's demnächst richtig tolle Spiele geben, mit allem Brimborium, Gladiatoren, Löwen, und ne Menge andere exotische Viecher. Ich hab noch zwölf Tage Urlaub, kommst du mit?"
"Die Richtung ist völlig falsch! Gaius, schlag dir Spiele vorerst mal aus dem Kopf! Beim Praetorium haben sie gerade gesagt, dass der Vindex in Gallien richtig Ärger macht. Verginius Rufus lässt uns zum Hauen und Stechen nach Vesontio marschieren wo wir erst mal die Sequaner verprügeln sollen. Da wird's sicher was zum Plündern geben, dann hab ich auch die nötige Kohle für den Centurio, und dann wär absolut nichts einzuwenden gegen einen feinen Urlaub."
Beim Lesen zu Otho bin ich bei Tacitus zum Thema Urlaub grad auf folgendes gestoßen:
"Eine der damaligen Forderungen war, daß die gewöhnlich an die Centurionen gezahlten Gelder für die Gewährung von Dienstbefreiungen abgeschafft würden; der gemeine Mann hatte nämlich diese Gelder wie eine ständige Abgabe zu entrichten. Es kam vor, daß sich ein Viertel eines Manipels auf Urlaub entfernte oder sogar im Lager herumlungerte, wenn es nur den Centurio dafür entlohnte."
Dieses Bestechungssystem muss recht skurrile Auswüchse angenommen haben:
"Gelegentlich verschafften sich die Leute durch Straßenraub, Plünderung oder Knechtdienste das Geld, mit dem sie sich Freiheit vom militärischen Dienst erkauften. Außerdem setzte man allen wohlhabenden Soldaten mit Strapazen und harter Behandlung zu, bis sie sich einen Urlaubsschein kauften."
Im Dilemma zwischen dem Unmut der Legionäre und den Pfründen der Centurionen reagiert Otho:
"Um sich jedoch nicht durch Spenden an die Gemeinen die Herzen der Centurionen zu entfremden, versprach Otho, es werde seine kaiserliche Privatschatulle alljährlich die Urlaubsgelder bezahlen: eine zweifellos nützliche, in der Folge von trefflichen Fürsten festgehaltene militärische Dauereinrichtung."
(Tacitus, Historien, I 46)
Daraus ginge hervor, dass "Urlaub machen" im Vierkaiserjahr zumindest schon mal nicht verboten war. Das bei Tacitus erwähnte Erkaufen von Urlaubsbewilligungen wäre als alleinige Möglichkeit an Urlaub zu kommen allerdings eine Handhabung, die auf reiner Verhandlungssache zwischen Legionär und Centurio fußen würde, stark von Wesen und Willkür des Letzteren geprägt, bzw. der vorherrschenden Praxis in der jeweiligen Legion.
Im Wiki-Artikel "Militärrechtswesen im antiken Rom" steht, dass für leichtere Dienstvergehen (ich glaube ab der Kaiserzeit geltend) neben zusätzlichen Arbeits- wie Wacheinsätzen und Soldkürzungen auch Urlaubssperren verhängt werden konnten. Das könnte dafür sprechen, dass man damit jemand in seinen Rechten beschneiden konnte.
Meine Frage an Euch:
Gab es für Legionäre einen grundsätzlich verbürgten Anspruch auf Urlaub?
Ich denke dabei weniger an ein oder zwei freie Tage, die ein Legionär wohl eher in der Therme oder Canabae verbrachte, sondern an mehrtägige oder mehrwöchige Urlaube die es ermöglichten, auch mal die Eltern zu besuchen oder einfach mal in ... die Füße hoch zu legen.
Gruß Lukullus
"Hey Marius, in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium soll's demnächst richtig tolle Spiele geben, mit allem Brimborium, Gladiatoren, Löwen, und ne Menge andere exotische Viecher. Ich hab noch zwölf Tage Urlaub, kommst du mit?"
"Die Richtung ist völlig falsch! Gaius, schlag dir Spiele vorerst mal aus dem Kopf! Beim Praetorium haben sie gerade gesagt, dass der Vindex in Gallien richtig Ärger macht. Verginius Rufus lässt uns zum Hauen und Stechen nach Vesontio marschieren wo wir erst mal die Sequaner verprügeln sollen. Da wird's sicher was zum Plündern geben, dann hab ich auch die nötige Kohle für den Centurio, und dann wär absolut nichts einzuwenden gegen einen feinen Urlaub."
Beim Lesen zu Otho bin ich bei Tacitus zum Thema Urlaub grad auf folgendes gestoßen:
"Eine der damaligen Forderungen war, daß die gewöhnlich an die Centurionen gezahlten Gelder für die Gewährung von Dienstbefreiungen abgeschafft würden; der gemeine Mann hatte nämlich diese Gelder wie eine ständige Abgabe zu entrichten. Es kam vor, daß sich ein Viertel eines Manipels auf Urlaub entfernte oder sogar im Lager herumlungerte, wenn es nur den Centurio dafür entlohnte."
Dieses Bestechungssystem muss recht skurrile Auswüchse angenommen haben:
"Gelegentlich verschafften sich die Leute durch Straßenraub, Plünderung oder Knechtdienste das Geld, mit dem sie sich Freiheit vom militärischen Dienst erkauften. Außerdem setzte man allen wohlhabenden Soldaten mit Strapazen und harter Behandlung zu, bis sie sich einen Urlaubsschein kauften."
Im Dilemma zwischen dem Unmut der Legionäre und den Pfründen der Centurionen reagiert Otho:
"Um sich jedoch nicht durch Spenden an die Gemeinen die Herzen der Centurionen zu entfremden, versprach Otho, es werde seine kaiserliche Privatschatulle alljährlich die Urlaubsgelder bezahlen: eine zweifellos nützliche, in der Folge von trefflichen Fürsten festgehaltene militärische Dauereinrichtung."
(Tacitus, Historien, I 46)
Daraus ginge hervor, dass "Urlaub machen" im Vierkaiserjahr zumindest schon mal nicht verboten war. Das bei Tacitus erwähnte Erkaufen von Urlaubsbewilligungen wäre als alleinige Möglichkeit an Urlaub zu kommen allerdings eine Handhabung, die auf reiner Verhandlungssache zwischen Legionär und Centurio fußen würde, stark von Wesen und Willkür des Letzteren geprägt, bzw. der vorherrschenden Praxis in der jeweiligen Legion.
Im Wiki-Artikel "Militärrechtswesen im antiken Rom" steht, dass für leichtere Dienstvergehen (ich glaube ab der Kaiserzeit geltend) neben zusätzlichen Arbeits- wie Wacheinsätzen und Soldkürzungen auch Urlaubssperren verhängt werden konnten. Das könnte dafür sprechen, dass man damit jemand in seinen Rechten beschneiden konnte.
Meine Frage an Euch:
Gab es für Legionäre einen grundsätzlich verbürgten Anspruch auf Urlaub?
Ich denke dabei weniger an ein oder zwei freie Tage, die ein Legionär wohl eher in der Therme oder Canabae verbrachte, sondern an mehrtägige oder mehrwöchige Urlaube die es ermöglichten, auch mal die Eltern zu besuchen oder einfach mal in ... die Füße hoch zu legen.
Gruß Lukullus