Die Römer hatten doch wohl einen geistigen Hintergrund.
Ein Imperium aufzubauen und aufrechtzuerhalten geschieht ja nicht aus Willkür, sondern aus einem Macht- und evtl. Profitstreben (wohl kaum als vorbeugende Maßnahme gegen Angriffe (in Spanien oder Kleinasien)).
Wie stellte man sich ideell dar? Doch nicht lediglich als "Eroberer", oder?
Zumindest offiziell führten die Römer tatsächlich nur Kriege, um sich zu verteidigen, um Verbündeten zu Hilfe zu kommen oder um Gefahren vorzubeugen. Mit diesen drei Argumenten ließ sich praktisch jeder Krieg rechtfertigen.
Beispiel Spanien: Die Römer begannen im 2. Punischen Krieg mit der Eroberung des Ostens und des Südens der Halbinsel, um sie den Karthagern, mit denen sie im Krieg standen, wegzunehmen. Als sie nun mal dort waren, "mussten" sie laufend Kriege gegen ihre Nachbarn führen, um Bedrohungen für die beiden Provinzen, die sie in Spanien errichteten, zu beseitigen oder um Aufstände der Stämme, über die sie die Herrschaft beanspruchten, niederzuschlagen.
Beispiel Osten: Die Römer intervenierten in Illyrien, um die illyrischen Piraten, die die Adria heimsuchten, auszuschalten. Dadurch zogen sie sich den Zorn des Makedonierkönigs Philipp V., der den südlichen Balkan als seine Interessensphäre betrachtete, zu, und er verbündete sich mit Hannibal. So kam es zu zwei Kriegen gegen Philipp. Und da die Römer jetzt in Griechenland standen und sich mit diversen Staaten Griechenlands und Kleinasiens verbündet hatten, "mussten" sie natürlich auch weiterhin dort bleiben, um ihre Verbündeten zu beschützen und Streitigkeiten zu schlichten. Und wenn die regionalen Streitparteien nicht wollten, wie die Römer wollten, "mussten" die Römer natürlich erneut militärisch intervenieren, um ihren Verbündeten zu helfen und dem "Recht" (= was der Senat für richtig [= im römischen Interesse liegend] erkannt hatte) zum Durchbruch zu verhelfen.
Beispiel Eroberung Galliens durch Caesar: Caesar griff die Helvetier offiziell deswegen an, weil er fürchtete, sie könnten in römisches Gebiet einfallen. Anschließend nutzte er einen Hilferuf einiger Gallier, um gegen Ariovist (den er kurz davor selbst zum Freund des römischen Volkes erklärt hatte) Krieg zu führen.
Beispiel Eroberung des Alpenraums: Die Alpenstämme machten immer wieder Raubzüge nach Norditalien, also wurden die Alpen erobert, um damit Schluss zu machen.
Offiziell unterwarfen die Römer Gebiete in der Regel auch nicht einfach, sondern schlossen nach ihrer Besiegung mit ihnen "Bündnisse", in denen die Besiegten sich vertrauensvoll dem Schutz des römischen Volkes und Senats unterstellten ... Offiziell bestand das Römische Reich also aus der Stadt Rom und einem Haufen Bundesgenossen. Die Provinzstatthalter waren offiziell dazu da, für die Bundesgenossen zu sorgen (z. B. ihre Streitigkeiten zu schlichten und sie gegen äußere Bedrohungen zu verteidigen) und die Abgaben, die diese als Gegenleistung zu entrichten hatten, einzutreiben, sowie um römische Bürger, die sich in den Provinzen aufhielten, zu schützen.