Info's über Odaenathus & Sapor & Valerian

F

Ferdinand

Gast
Hallo,
ich brauche dringend Infos über Odaenathus, über seine Jahre bevor er an die Macht kam, wieso er nicht nach Rom marschierte. Außerdem benötige ich Infos über Sapor und die Feldzüge der Sasaniden. Wieso haben die Perser nicht einfach den Osten des R.R. erobert, schließlich war Rom ja während dieser Epoche am Boden. Außerdem waren die Sasaniden zu dieser Zeit militärisch am stärksten oder? Ansonsten bräuchte ich noch Infos über die Gründe der Niederlage Valerians und die Auswirkungen auf die Herrschaft von Gallienus. Was passierte eigentlich mit Valerian nach seiner Gefangennahme? Bitte helft mir, hab das Internet zwar schon abgesucht, aber keine genauen Angaben gefunden.
 
Odenathus, Schapur, Valerian

Ferdinand schrieb:
Hallo,
ich brauche dringend Infos über Odaenathus, über seine Jahre bevor er an die Macht kam,
Über die frühen Jahre des Odenathus ist wenig bekannt. Er stammte aus einer sehr einflussreichen Sippe in Palmyra (der Septimii Odenathi) und war in zweiter Ehe mit Zenobia verheiratet. Er hatte den Rang eines hypatikos (=griech. Wort für consularis), was höchstwahrscheinlich bedeutet, dass er ab 257/8 Statthalter der Provinz Syria Phoenice war. Zudem schaffte er es, die Macht in Palmyra, die bis dahin auf mehrere Clans verteilt war, unter seine eigene unterzuordnen. In diesem Zusammenhang nennt ihn 252 eine Inschrift exarchos Palmyrenon (Oberhaupt von Tadmor(=Palmyra)). Dies war das erste Mal, dass dieser Titel erwähnt wurde. Aufgrund des Titels exarchos, der primär eine militärische Funktion seines Trägers impliziert, liegt die Vermutung nahe, dass Odenathus vermutlich vor seiner Machtergreifung ein Kommando über palmyrische Milizen hatte (Anm: die palmyrischen Bogenschützen waren eine Eliteeinheit des röm. Heeres). Vielleicht hatte er es 251 n. Chr. geschafft, einen Angriff der Perser zurückzuschlagen und so deutlich Prestige gewonnen.

Ferdinand schrieb:
wieso er nicht nach Rom marschierte.
Schaut man sich die Situation auf den ersten Blick an, verwundert es einen, dass Odenathus' nicht nach Rom marschiert ist, schliesslich war Gallienus' Prestige deutlich angeschlagen und Odenathus hätte - mit ziemlich Sicherheit - eine breite Front bei einer Usurpation gehabt. Auf den zweiten Blick betrachtet, stellt man fest, dass Odenathus' Ambitionen (falls er sie überhaupt hatte) eindeutig in den Osten und nicht nach Westen zielten. So nahm er z. B. den Namen rex regnum (König der Könige) an. Dieser Titel war der Titel der persischen Könige, sprich, dies war Schapurs Titel. Außerdem führten seine Feldzüge nach Osten, genauer gesagt vor die Tore der sassanidenhauptstadt Ktesiphon.

Ferdinand schrieb:
Außerdem benötige ich Infos über Sapor und die Feldzüge der Sasaniden. Wieso haben die Perser nicht einfach den Osten des R.R. erobert, schließlich war Rom ja während dieser Epoche am Boden.
Um es in der Boxersprache zu formulieren: Rom war angenockt aber nicht K.O. Zudem hatten die Sassaniden nicht die militärische Kraft, römische Gebiete auf Dauer zu erobern. Zur Zeit Schapur lassen sich drei Kampagnen feststellen: Die erste 242-244, die zweite 251-256; die dritte 259/60 - 261/62. Die erste Kampagne musste Schapur durchführen, weil Gordian III. zum Krieg rüstete. Die zweite Kampagne wurde von Schapur begonnen, nachdem die Römer an der Donaugrenze große Probleme hatten. Die dritte Kampagne wurde wiederum von Schapur begonnen, indem er Carrhae & Edessa belagerte. Trotz seiner Propaganda, nachzulesen in seinem Tatenbericht, ging es Schapur nicht um die Eroberung römischer Provinzen. Wenn man die Feldzüge der Sassaniden genau analysiert, stellt man fest, dass diese Feldzüge hauptsächlich Raub- und Plünderaktionen waren. Siehe auch Beitrag Nr. 17


Ferdinand schrieb:
Außerdem waren die Sasaniden zu dieser Zeit militärisch am stärksten oder?
Das stimmt nicht. Im Gegenteil: Die Feldzüge Schapurs brachten das Sassanidenreich vor den Kollaps. Odenathus war in Persien einmarschiert und hatte bei jeder Schlacht die Perser besiegt. Das Reich wurde nur gerettet, weil Odenathus nach Kleinasien zurückeilen musste, um dort einen Herulereinfall zu stoppen.

Ferdinand schrieb:
Ansonsten bräuchte ich noch Infos über die Gründe der Niederlage Valerians und die Auswirkungen auf die Herrschaft von Gallienus. Was passierte eigentlich mit Valerian nach seiner Gefangennahme?
Valerian erlitt die Niederlage zwischen Carrhae und Edessa. Sein Herr, laut dem Tatenbericht Schapurs aus 70.000 Mann bestehend, war durch Seuchen und Rebellionen geschwächt.
Bei anschließenden Verhandlungen wurde er gefangen genommen. Gallienus' Prestige war schwer angekrazt, was folgten waren Usurpationen am laufenden Band (etwas übertrieben gesagt) - das Reich war an seinem Tiefpunkt angelangt. Was mit Valerian nach seiner Gefangennahme passierte, bleibt im Dunkeln. Orosius berichtet zwar, dass Valerian gezwungen wurde, Schapur als Trittschmele zu dienen, aber diese Angabe ist zumindest Zweifelhaft. Erstens schrieb Orosius sein Werk im 5. Jahrhundert n. Chr., zudem war er Christ und reihte die Niederlage Valerians in einen theologischen Zusammenhang: Der Christenverfolger Valerian erleidet seine gerechte Strafe.
 
Hallo,
vielen Dank Germanicus für deine Hilfe. Du bist ist wirklich super! Ich hätte da noch einige weitere Fragen, bei denen du mir helfen könntest. Und zwar bräuchte ich ein paar nähere Infos über Palmyra unter römischer Herrschaft - hatte es einen Senat usw. Du hast geschrieben, dass Odaenathus der erste war, der die Macht aller Sippen vereinte. Wie war es vorher? Hast du auch Infos über die Armee, von Odaenathus? Was waren die Hauptgründe für Odaenathus gegen die Sasaniden zu kämpfen? Außerdem bräuchte ich noch Infos über das Ende Palmyras. Es gibt im Internet leider viele wiedersprüchliche Infos. Hast du auch Infos über die Schlacht der Palmyrer mit den Ägyptern? Wer war eigentlich Zabdas?
 
Weitere Infos über Odenathus usw.

Ferdinand schrieb:
Du bist ist wirklich super!
Danke für das Kompliment. Ich freue mich, meine Leser so zu begeistern =) (in Anlehung an einen Spruch aus dem Film Quo Vadis)

Ferdinand schrieb:
Ich hätte da noch einige weitere Fragen, bei denen du mir helfen könntest. Und zwar bräuchte ich ein paar nähere Infos über Palmyra unter römischer Herrschaft - hatte es einen Senat usw.
Palmyra verfügte spätestens ab dem 2. Jahrhundert über Institutionen, die der Terminologie nach die einer griechischen Stadt im Osten des Imperiums waren: eine Ratsversammlung (mit den dazugehörigen Strategen), einen Tempel für den Kaiserkult, ein Theather usw.

Ferdinand schrieb:
Du hast geschrieben, dass Odaenathus der erste war, der die Macht aller Sippen vereinte. Wie war es vorher?
Vorher waren die wirklichen Machthaber in Palmyra die Führer der Clans und Klientelgruppen, d. h., Einfluss definierte sich über verwandschaftliche Kriterien.

Ferdinand schrieb:
Hast du auch Infos über die Armee, von Odaenathus?
Über die Größe gibt es keine genauen zahlen. Bestanden hat seine Armee hauptsächlich aus Schwerer gepanzerte Kavallerie, (unberittenen) Bogenschützen, Lanzenträgern (?) sowie Resten der im Osten stationierten römischen Legionen.

Ferdinand schrieb:
Was waren die Hauptgründe für Odaenathus gegen die Sasaniden zu kämpfen?
Schwer zu sagen. Man geht davon aus, dass durch die Angriffe der Sassaniden die Handelsstraßen in den Osten in Gefahr waren - eine schwere Hypothek für Palmyra. Palmyrische Kaufleute unterhielten Handelsstützpunkt in parthischen Städten und weihten sogar im parthischen Vologesias ein Heiligtum für den römischen Kaiserkult.

Ferdinand schrieb:
Außerdem bräuchte ich noch Infos über das Ende Palmyras. Es gibt im Internet leider viele wiedersprüchliche Infos.
Okay, werd dir eine kurze Zusammenfassung geben: Anfang 272 marschierte Aurelian mit einer großen Streitmacht von seinem Winterquartier Byzanz (das spätere Konstantinopel; heute Istanbul) aus in den Osten. Schon in Kleinasien stieß er auf erbitterten Widerstand, so musste er z. B. die Stadt Tyana in Kappadokien belagern. Die Einnahme dieser Stadt gelang erst durch Verrat. Statt sie zu plündern, zeigte Aurelian demonstrativ seine clementia (Milde) und verschonte die Stadt. Daraufhin öffneten die fast alle Städte Aurelian die Tore, und Kappadokien und Kilikien fielen Aurelian im Frühjahr 272 nahezu kampflos in die Hände. Anschließend überquerte er über die Syrische Pforte den Amanus, und traf vor Antiochia am Orontes mit dem Hauptkontingent der Palmyrer zusammen. Kommandierender General der Palymerer war Septimius Zabdas. Ausschlag gebend für den Sieg Aurelians war die leichtere und wendigere römische Kavallerie (Dalamter und Mauretanier), die es schaffte, die schwer gepanzerte Kavallerie der Palmyrer auszumanövrieren. Dennoch gelang es Zadbas, mit dem Rest des palmyrischen Heeres einen geordneten Rückzug nach Antiochia und anschließend nach Süden anzutreten. Antiochia fiel kurze Zeit später an Aurelian, wieder ließ er Milde Walten. Im Juni 272 fiel Ägypten, unter unbekannten Umständen, von den Palmyrern an und Aurelian zu. Vermutlich gab die Niederlage der Palymrer vor Antiochia den Ausschlag. Aurelian rückte dann, nachdem er eine palmyrische Garnision aus Daphne besiegt hatte, die den Weg nach Süden versperren sollte, nach Emesa vor, wo Zenobia ihre Streitkräfte zusammengezogen hatte. Im Juni oder Juli 272 errang er dort (mit seinem in der Zwischenzeit durch Truppenaushebungen in Kleinasien, Syrien und Mesopotamien verstärkten her) dank seiner überlegenen Infanterie einen weiteren Sieg über die Palymrer. Zenobia und Zabdas zogen sich hinter die Maurern der Stadt zurück, anschließend weiter nach Palmyra. Die Stadt selbst war zwar nicht durch starke Mauern, dafür aber durch ihre Lage inmitten der syrischen Steppe, umgeben von Verbündeten geschützt. Deshalb unterbreitete Aurelian den Palmyrern ein Friedensangebot, das zurückgewiesen wurde. Daraufhin durchquerte Aurelian die syrische Wüste und eroberte Palmyra fast kampflos. Auch diesmal verschonte Aurelian die Stadt. Zenobia, die versuchte, zu den Sassaniden zu fliehen, wurde eingeholt, gefangen genommen und nach Emesa gebracht, wo ihr der Prozess gemacht wurde. Aurelian überließ die Konsolidierung der wiedergewonnen Ostprovinzen dem rector Orientis Marcellinus und machte sich auf den Rückweg an die Donaufront. Ende 272 kam es dann zu einem Aufstand in Palmyra: Marcellinus hatte das Purpur abgelehnt; er und die in palmyra stationierte römische Garnision wurde niedergemetzelt. An seiner statt wurde Antiochos, der Vater Zenobias zum Kaiser ausgerufen. Aurelian kehrte in Eilmärschen zurück, und ließ die Stadt im Sommer 273 plündern, aber nicht zerstören.

Ferdinand schrieb:
Hast du auch Infos über die Schlacht der Palmyrer mit den Ägyptern? Wer war eigentlich Zabdas?
Septimius Zabdas war ein palmyrischer General; der wichtigste General Zenobias. Laut Zosimus wurde Zabdas von Zenobia nach Ägypten gesandt, weil dort Timagenes (ein Ägypter, der die Auslieferung Ägyptens an die Palmyerer betrieb) eine Streitmacht von 70.000 Mann (bestehend aus Palmyrern, Syrern sowie Barbaren) ausgehoben hatte, denen 50.000 Ägyptern gegenüberstanden. In einer erbitterten Schlacht errangen die Palmyrer einen entscheidenden Sieg, ließen eine Garnision von 5.000 Mann zurück und traten den Rückweg an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
vielen vielen Dank Germanicus. Ohne Dich wäre ich verloren gewesen!
 
Zurück
Oben