Kaisertitel - Wie lange "Imperator Caesar Augustus"?

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Hallo,

der antike römische Kaisertitel war ja spätestens seit den Adoptivkaisern in der Form "Imperator Caesar" vor dem Namen, "Augustus" danach (s. auch Demandt, Die Spätantike, S. 260).
Allerdings ist laut der "Römischen Kaisertabelle" nach Constantin I. das "Imperator Caesar" größtenteils verschwunden; es begegnet noch bei Julian II. und Justinian sowie Mauricius und Phocas.
Stattdessen rückte "Dominus noster" an dessen Stelle.

Wer hat jetzt Recht? Demandt oder die Kaisertabelle?
 
Hallo,

der antike römische Kaisertitel war ja spätestens seit den Adoptivkaisern in der Form "Imperator Caesar" vor dem Namen, "Augustus" danach (s. auch Demandt, Die Spätantike, S. 260).
Allerdings ist laut der "Römischen Kaisertabelle" nach Constantin I. das "Imperator Caesar" größtenteils verschwunden; es begegnet noch bei Julian II. und Justinian sowie Mauricius und Phocas.
Stattdessen rückte "Dominus noster" an dessen Stelle.

Wer hat jetzt Recht? Demandt oder die Kaisertabelle?
Eine Erklärung für dieses Problem scheint folgende Erläuterung zu sein:
"Der Titel Caesar wurde im Allgemeinen dem potentiellen Nachfolger eines Augustus verliehen und verblieb als Namensteil auch nach der Ernennung zum Augustus. In der Iulisch-Claudischen Dynastie zu Beginn des Patriarchats war "Caesar" freilich ohnehin im Namen enthalten, da Octavius von Gaius Iulius Caesar posthum adoptiert worden war und sich somit sein Name in Gaius Iulius Caesar (divi Caesaris filius) geändert hatte."
Aus: Römische Kaiser (augusti)
 
Der Namensbestandteil 'Caesar' könnte vielleicht deswegen verschwunden sein, weil Caesar spätestens ab Diokletian für den Thronfolger verwendet wurde und aus diesem Grund danach nicht mehr für die Bezeichnung des aktuellen Herrschers Verwendung fand.

Frage: Ist 'Dominus noster' Teil der offiziellen Titulatur, wie dies 'Imperator Caesar' war, oder die Anrede des Kaisers, z.B. bei Audienzen? Das könnte vielleicht einen Unterschied machen?
 
Es kann sein, dass ich ein wichtiges Detail übersehe, aber ich erkenne grad den Widerspruch zwischen Demandt und Kienast nicht, denn zwischen den Adoptivkaisern und Konstantin liegen gut 140 Jahre.
 
Stattdessen rückte "Dominus noster" an dessen Stelle.

Frage: Ist 'Dominus noster' Teil der offiziellen Titulatur, wie dies 'Imperator Caesar' war, oder die Anrede des Kaisers, z.B. bei Audienzen? Das könnte vielleicht einen Unterschied machen?

Als Anrede nur für den Kaiser kann 'Dominus noster' nicht gegolten haben.
DN steht auch auf ostgotischen Münzen (z. B. 'DN BADVILA REX', DN THEIA REX').

aus Warwick Wroth: Western & Provincial Byzantine coins of the Vandals, Ostrogoths and Lombards
All Theodoric's successors prefix the title DN (Dominus noster) to their names, and add, though not invariably, the title REX, or as it is often written, RIX...
Da die Gotenkönige das 'DN' also ihrem Namen hinzufügten, hat es nach meinem Verständnis nicht unbedingt etwas mit dem Kaiser zu tun, auch wenn der meistens auf der anderen Seite der Münze prangte und nach dem ursprünglichen Verständnis sie in dessen Namen herrschten.
 
Nach Constantin d. Gr. verwendete meines Wissens kein Kaiser mehr das "IMP CAES" auf Münzen, fast ausschließlich durch "D N" ersetzt.
Und auch sonst fiele mir nur Justinian ein, der sich gelegentlich als "IMPERATOR CAESAR ..." bezeichnete.
Das "AVG" dagegen hielt sich noch bis Constans II.
 
Guckst du.:
Kankelfitz.: *Die römischen Münzen*.!
Ganz zu Anfang eines jeden römischen kaisers siehst du auch die auf der Münze verwendeten Titel und Abkürzungen derselben.
 
Dann doch lieber gleich D. Kienast, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie ³(Darmstadt 2004).
 
Naajaa...da die Münzen in der Regel auch Propaganda waren...standen die (sehr) ausführlichen Titel dort als erstes.
############
Anbei...wenn auch eher nebensächlich.:
Weil bei Otho (= Zwischenkaiser 69 n.Chr,) es keine Bro-Münzen gibt mit *SC*
...ist man in der Geschichtsschreibung oder -betrachtung auf den Gedanken gekommen,daß er (=Otho) eben NICHT vom Senat anerkannt wurde.
Auf diese Weise kann es auch *Rückschlüsse* geben...
 
Der numismatische Quellenwert steht ja nicht in Frage, der Kienast ist allerdings ein wissenschaftliches Standardwerk.
 
Und was ist realistischer als ein *ad oculos-Beweis*.?
Selbst das allerbeste wissenschaftliche Werk ist Literatur...in der sich irgendwo -- irgendwie auch Interpretation verbirgt.
Eine Original-Münze aus dieser Zeit.:
Ist so real ...realer geht es nicht.
UND.:
Sie ist frei von Interpretationen.
Kaufe dir mal sowas...ist nicht teuer...
Römische Münzen sind unverhältnismäßig billig...sprich.: günstig.
 
Auch Kienast ist relativ frei von Interpretationen, denn den Kienast liest man nicht, man schlägt in ihm nach. Und zwar welche Ämter welcher Kaiser in welchem Jahr seiner Regierung belegte. Text wird man verzweifelt suchen.
 
Ich finde in der "Theologischen Realienenzyklopädie" Von Gerhard Krause, Gerhard Müller u. Siegfried M. Schwertner S. 252 die Erläuterung:
"... quem DOMINUS NOSTER elegit..."
Also nichts weiter als "Von Gottes Gnaden", wie noch 1600 Jahre später!
 
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