Konstantin der Große - Architektur

Chiquita85

Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben,

ich interessiere mich für die Architektur Konstantin des Großen und wüsste gern mehr darüber. Insbesondere darüber, welche Gebäude/Institutionen er errichten ließ, die in Bezug auf seine christliche Bekehrung stehen oder eben auch aussagen, dass er sich doch eher den paganen Kulten gewidtmet hat.

Vielen Dank für eure Beiträge!!
 
Also wenn ich an Konstantin den Großen denke, fällt mir zuerst die Konstantinbasilika in Trier ein, dort hat er ebenfalls mit der Errichtung des Doms begonnen. Dann natürlich, nicht zu vergessen, die Grabeskirche in Jerusalem und die Geburtskirche in Bethlehem. Ich denke mal, dass sind so die wichtigsten Bauten, die man kennen sollte :winke:. Auch wenn die Konstantinbasilika mehr ein Empfangssaal war :).
 
Ein sehr eifriger Baumeister

Konstantins Baupolitik scheint mir ein sehr weites Feld zu sein, welches dazu neigt auszuufern, da sie gegenüber Vorgängerbauten und besonders gegenüber späteren Veränderungen und Erweiterungen häufig schwer abzugrenzen sind. Konstantin war ein Machtpolitiker, der häufig ohne größere Rücksichten vorhandene Bauten umgestaltete (siehe telas link zum Lateran komplex in Rom), aber auch Bauten seiner Rivalen (Maxentiusbasilika in Rom) vollendete oder umgestaltete. In dieser Basilika fand eine gewaltige Kolossalstatue seiner selbst einen überragenden Platz, dessen Eindruck überwältigend gewesen sein muss. (Während der Konstantinausstellung in Trier 2007 wurde versucht dessen Wirkung nachzustellen und es war wirklich eindrucksvoll.) Die Umwandlung der alten griechischen Stadt Byzantion in die nach ihm benannte neue Residenzstadt Konstantinopel dürfte wohl sein größtes Bauprojekt gewesen sein. Bei der Erweiterung der bisherigen Stadt am Bosporus zu Konstantinopel brauchte er kaum Rücksichten auf vorgefundene Strukturen zu nehmen. Die spätere Geschichte der Stadt, die zur Hauptstadt des späteren Oströmischen Reiches / Byzantinischen Reiches werden sollte (und die Entwicklung zum heutigen Istanbul) machen es schwer die Baumaßnahmen Konstantins gegen spätere Umwandlungen abzugrenzen. Eine Beschäftigung mit dem Konstantinopel seiner Zeit dürfte die meisten Hinweise auf die spezielle „konstantinische Architektur“ ermöglichen.

Im Begleitband zur oben genannten Ausstellung, dessen vielleicht größtes Manko die nur auf eine Zusatz-CD gepressten Quellen- & Literaturhinweise ist, wird dem Kirchenbau eine besondere Stellung eingeräumt, weil spezielle christliche Sakralgebäude wohl erst ein Ergebnis der „konstantinischen Wende“ sind. Der entsprechende Beitrag des Autorenduos Barbara Weber-Dellacroce und Winfried Weber vermittelt einen schönen Eindruck dazu (auf den ich mich hier beziehe und häufig zitiere!).

Die alten paganen Kulte legten entscheidenden Wert auf absolut korrekt durchgeführte Rituale um (erfolgreich) mit dem Göttlichen in Kontakt treten zu können. Hierzu waren spezielle Kleidung, Ritualformen und sakrale Orte etc. ungleich wichtiger als das, was wir heute vielleicht eine „spirituelle Einstellung des Gläubigen“ nennen würden. Die frühen Christen kannten keine besonderen Ritualräume, sondern trafen sich in wechselnden Versammlungsorten. In der Apostelgeschichte (17,24-25) verurteilt Paulus die heidnischen Tempel und Götterfiguren als „menschengemacht“; die wahre ekklesia sei die sich versammelnde Gemeinde Christi. Spezielle Gebäude wurden demnach abgelehnt. Man feierte die Eucharistie in Privathäusern, bis die wachsenden Gemeinden größere Versammlungsorte – besonders im Osten erforderten. Um das Jahr 200 scheint dort der Wechsel zu größeren, eigens eingerichteten Räumen stattgefunden zu haben. Eine solche „Hauskirche“ ist archäologisch kaum nachzuweisen, weil es keine verbindliche architektonische Form frühchristlicher Kulträume gab. Ein Fund im syrischen Dura-Europos lässt sich nur aufgrund erhaltener Malereien mit biblischen Themen identifizieren!

„Nachdem die christliche Kirche als offizieller Kult (religio licita) vom römischen Staat anerkannt worden war, oblag es dem Kaiser in seiner Funktion als Pontifex Maximus von nun an auch die Sorge um den rechten Vollzug des christlichen Gottesdienstes, so wie es auch für die anderen Kulte seit langem römische Tradition war.“ [S246f] Diese pagane Tradition, welche die oben angesprochene besondere Rolle des richtigen und geregelten Kultes betont (siehe oben), wirkte nun auch auf die christliche Gemeinschaft ein, obwohl dies für die christliche Religion unerheblich war und sie damit noch längst keine „Staatsreligion“ geworden war! „Aus Sicht des Kaisers waren die Kirchenbauten nunmehr den Bauten der heidnischen Staatsgötter gleichgestellt. Doch in welcher Form sollten diese Kirchen errichtet werden?... [Konstantins] Einflussnahme illustriert nach dem Bericht des Eusebius der Bau der Grabeskirche in Jerusalem, denn der Kaiser glaubte, den vielgepriesenen Ort der Auferstehung des Heilandes in Jerusalem für alle sichtbar und ehrwürdig machen zu müssen. Sofort befahl er darum, ein Bethaus zu erbauen. Er ließ nicht nur den dort stehenden heidnischen Tempel abreißen, sondern gab Anordnungen und auch reichlich Spenden zum Bau eines gotteswürdigen Bethauses rings um die Grotte des Erlösers, der mit reicher und wahrhaft königlicher Pracht aufgeführt werden sollte…“
„Für die Bischöfe und die christlichen Gemeinden waren sicherlich das Wohlwollen des Kaisers und seine finanziellen Unterstützungen einerseits sehr willkommen, konnten nun die sich schnell und stark vergrößernden Kirchengemeinden großzügige Bauten errichten lassen. Doch verbot sich andererseits, was die Form der Kirchengebäude betraf, ein Anknüpfen an die Tradition der griechisch- römischen Tempelarchitektur….“ Es mussten neue Lösungen gefunden werden. „Bemerkenswert ist auch, dass die Initiative für den Bau der Grabeskirche offensichtlich von Konstantin ausging oder zumindest von seiner, aus heidnischen Traditionen stammenden Vorstellungen bestimmt wurde, Erinnerungsorte mit Kirchenbauten zu schmücken… Zwar verehrten Christen auch schon vor Konstantin Märtyrergräber und –gedenkstätten, wenn man sich beispielsweise an die beiden Gedenkstätten (Tropaia) für Petrus und Paulus in Rom erinnert, doch war die Vorstellung solcher, mit Christus verbundenen „heiligen Plätze“ und „Gedenkstätten“ für die Kirche etwas Neues. Auch das zeigt, dass die kaiserlichen Vorhaben keineswegs identisch waren mit der bis dahin gültigen kirchlichen Tradition. Der nicht durch den heidnischen Tempelbau belastete Bautypus der Basilika schien gerade im Hinblick auf seine Variationsmöglichkeiten besonders geeignet…“
Hier kommen wir wieder zum von Tela angesprochenen Beispiel des Laterans. Die abgerissene Kaserne der Konstantin unterlegenen Gardereiter wurde mit der Salvatorkirche (heute S. Giovanni in Laterano) überbaut. Er verwendete eine fünfschiffige Basilika mit Eingang im Westen und Apsis im Osten. Ein länglicher Bau, dessen 90 m langes Mittelschiff überhöht, durch Fenster im Obergaden belichtet und von abgestuften Seitenschiffen flankiert wurde. Diese einfache Grundform wurde nun für viele konstantinische Kirchenbauten beispielhaft. Auch hier wurde die Kirche ergänzt durch ein separates Baptisterium, das auf den Resten einer Badeanlage errichtet wurde. Als Varianten konnten die Zahl der Seitenschiffe oder Querschiffe hinzukommen. Daneben fanden sich Umgangskirchen auf christlichen Grabbezirken. „Seit jeher hatte das Totengedächtnis im christlichen Gemeindeleben einen hohen Stellenwert. So wurden in Rom lange vor Konstantin an verschiedenen Stellen große Gemeindefriedhöfe angelegt, seien es die Katakomben oder oberirdische Grabanlagen. Die… Umgangsbasiliken sind… wesentlicher Teil des konstantinischen Bauprogramms… Es sind dreischiffige, U-förmige Basiliken, deren Seitenschiffe um das an einer Seite halbrund gebildete Hauptschiff umlaufen, so dass aus den beiden Seitenschiffen ein Umgang entsteht, vom Hauptschiff durch die pfeilergestützten Arkaden der Hochschiffswand getrennt. In den Boden der Umgangsbasiliken sind Gräber eingelassen, während nirgends sichere Spuren liturgischer Einrichtungen nachweisbar sind… Der älteste dieser Bauten ist die zu Ehren der in der diokletianischen Verfolgung hingerichteten Märtyrer Marcellinus und Petrus wohl bald nach dem Baubeginn der Lateranbasilika errichtete Umgangsbasilika an der Via Labicana… In diese Basilika SS. Marcellino e Pietro [auf dem ursprünglichen Friedhof der Gardereiter ließ]… Konstantin an die Schmalseite einen großen Rundbau anfügen und in ihm einen Porphyrsarkophag aufstellen…“
Diesen Ort hatte er wohl ursprünglich als seine Grablege vorgesehen, doch er wurde in Konstantinopel bestattet und so wurde an seiner Stelle dort seine Mutter Helena bestattet. Der Sarkophag steht noch heute an prominenter Stelle in den Vatikanischen Museen. Konstantins Kirchenbauprogramm wird besonders deutlich im Heiligen Land, seiner Neugründung Konstantinopel und – wie beschrieben – in Rom selbst.

Ganz besonders häufig griff Konstantin bei „Profan & Repräsentationsbauten“ auf ältere Bauteile (Spolien) zurück, was selbst im Bildprogramm des Konstantinbogens in Rom sichtbar wird. Zwangsläufig verwendete er dabei häufig durch pagane Bilderwelten oder Figuren vorgeprägte Strukturen, Bildprogramme und Vorstellungen. Eine christliche Bilderwelt oder Symbolik gab es zuvor nur in Ansätzen, wie es beispielsweise im Wikiartikel zum Symbol des Fisches im Christentum deutlich wird. Die alttestamentarische Ablehnung des Bildes wirkte im frühen Christentum nach. Konstantin selbst war weniger wählerisch. So ließ er zahlreiche Statuen seiner selbst in Konstantinopel aufrichten. Bei einer wird zumindest diskutiert, dass es sich möglicherweise um die Wiederverwendung einer nackten Apollonstatue handeln könne. Der hohe Bedarf von Schmuck für seine gewaltigen Baumaßnahmen erzwang den Rückgriff auf Vorhandenes. In seiner öffentlichen Selbstdarstellung sowie in Repräsentationsbauten führte er nahtlos die Bautraditionen der Tetrarchie fort. Eine differenzierte christliche Bilderwelt entwickelte sich erst allmählich und im Wesentlichen lange nach Konstantin. Zwangsläufig griff man selbst dabei auf ältere, häufig pagane Motive zurück (selbst beim Motiv des „Guten Hirten“!). Die vor allem nach Konstantin deutlich ausbrechenden innerkirchlichen Streitereien (Häresien) beeinflussten diese Entwicklung wesentlich.
 
Der Konstantinsbogen ist m.E. zumindest mit der Inschrift ein schönes "Zwischending" zwischen christlich und pagan und auch immer wichtig im Zusammenhang der "Bekehrung". Der Text will es sozusagen allen recht machen, der gute Konstantin war sich da vermutlich noch nicht so sicher, was er will... ;)

tejason schrieb: schrieb:
Konstantin war ein Machtpolitiker, der häufig ohne größere Rücksichten vorhandene Bauten umgestaltete

Dem würde ich auch beim Konstantinsbogen zustimmen, der wurde ja auch aus alten Teilen zusammengezimmert und zeigt z.B. irgendwelche Daker, mit denen Konstantin eher nichts zu tun hatte. Die Inschrift hat gerechte Waffen, göttliche Hilfe und eine gerächte res publica und einen vernichteten Tyrannen zu bieten, also eigentlich alles, was ein typischer römischer Machtpolitiker so in ne Inschrift schreiben lassen würde.

Bis auf die göttliche Hilfe, wobei die ewige Gretchenfrage ist, ob die denn nun pagan oder christlich sein soll... und da denke ich halt, dass es dem Machtpolitiker vielleicht grade darauf ankam, dass da Unklarheit herrscht, wenn er erreichen wollte, dass möglichst viele Untertanen sich mit ihm zufrieden geben... es war vielleicht auch nicht mehr klug, die Christen mit dem üblichen pagan-römischen Tyrannentriumphzeug niederzuknüppeln, sondern klüger, sich bei diesem ganzen Zeug auch noch als (christlichen) Erlöser darzustellen, der mit Gottes Hilfe über die Brücke geht (also durchs Meer...) während Maxentius und sein Gefolge (also die Ägypter ;)) im Fluss (also im Meer...) ersaufen.

Diese Anspielungen auf Moses sind natürlich in der Überlieferung durch den Christen Eusebios nicht ganz unabsichtlich. Ob Konstantin das auch so empfunden hat, als Maxentius besiegt wurde oder ob er auch überzeugt war, die "Hand Gottes" habe die Schlacht entschieden, werden wir wohl nie wissen.

Aber in der Inschrift am Bogen steht sowas drin und das ist dann schon irgendwie interessant. Wenn es unwichtig war, warum sollte Konstantin es dann extra erwähnen? Ich bin auch eher geneigt, den römischen Kaisern in ihren Inschriften keine "Lügen" zu unterstellen. Was da steht, entspricht schon oft zumindest ihrer eigenen Überzeugung oder wenn man so will "bestem Wissen und Gewissen".
 
Bemerkenswert am Konstantinsbogen ist, dass seine Inschrift ausdrücklich den Sieg über einen inneren Gegner (den "Tyrannen" Maxentius) feiert. Das war eigentlich unüblich; normalerweise wurde entweder der Sieg über einen äußeren Feind gefeiert oder die Inschrift vage gehalten.
 
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