The Last Legion

Eumolp

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Gerade habe ich mir The Last Legion reingezogen, ein Historiendrama um das Ende des Römischen Reichs, das wohl im August in die Kinos kommen wird.

Wer gerne Historisches vermischt mit Mythischem samt handfesten Schlachten + Schwertgefechten mag, ist mit diesem Film gut bedient. Durchweg wie Tiere sind die Goten gezeichnet - recht geschieht's den Barbaren! Die schauspielerischen Leistungen sind schwach, gelegentlich erinnert der Film an einen Kungfu-Reißer, aber ich fand ihn ganz unterhaltsam.

Die lustige Geschichte lautet: der kleine Romulus Augustulus, seines Zeichens letzter weströmischer Caesar (obschon Johann Nepos noch bis 480 regiert hat), wird abgesetzt, von den Goten nach Capri gebracht, dort von seinen Freunden - darunter dem Magier Merlin (!), der sich zunächst Ambrosinus nennt - befreit, zieht nach Britannien und schlägt das Schwert Excalibur in einen Erdhaufen, das ursprünglich für Julius Caesar geschmiedet war (!). Sein Sohn Artus wird dann der berühmte König :)

Immerhin hat der Film 70 Millionen Dollar gekostet.
 
Ich habe beim hiesigen Oxfam-Store die Romanvorlage in den Händen gehabt. Es muß wirklich magisch sein! denn nachdem ich den Rückentext las, fühlte sich das Buch plötzlich an wie eine heiße Kartoffel.
 
Die Romanvorlage von Manfredi hatte ich mal angelesen. Weit bin ich nicht gekommen, denn was er in das Jahr 476 so alles reinfabuliert hat, war mir dann doch ein bißchen zu viel.
 
Fabuliert wird da viel. Eine nette Szene: Zwei der Kämpfer stürzen den Salto di Tiberio hinab, also aus dem Tiberius-Palast in die See (dort sollen früher angeblich unglückliche Sklaven des Tiberius hinuntergestüzt worden sein, nun ja) und tauchen dann in der Grotta Azzurra wieder auf. Man will eben auch ein bisschen Lokalkolorit bieten. Dazu hätten die Leute aber unter der ganzen Insel hindurchtauchen müssen bzw an ihr entlang - immerhin ungefähr 10 km.

Aber eine Frage hierzu: meines Wissens wurde Romulus Augustulus in eine Villa nach Kampanien verfrachtet, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Mehr weiß ich leider nicht. Weiß jemand mehr von seinem Schicksal? Und wurde er wirklich zuerst nach Capri in den Tiberius-Palast gebracht?
 
Ich denke ich weiß ein bisschen was über ihn.

Zuerst aber mal. Er war kein römischer Kaiser, denn er wurde niemals als solcher anerkannt !!! Nicht durch die Goten, nicht durch die Weströmer und schon gar nicht durch Ostrom !
Julius Nepus wurde noch immer als Imperator Romanum Occidentalis geführt und auch durch den oströmischen Kaiser Zenon so anerkannt und
angesprochen.

Orestes, Vater des Romulus hatte allerdings gegen Nepus erfolgreich geputscht und konnte so seinen Sohn auf den Thron setzen. Ihm selbst als Germane blieb dies verwehrt. Hätte er sich auf den Thon gesetzt wäre ein Aufstand der römischen Bevölkerung und damit sein Ende sicher gewesen.


Das Ende wurde durch eine Meuterei der eigenen Truppen eingeleitet. Die römischen Legionen bestanden hauptsächlich aus Ostgermanen (v.a. Heruler, Ruger und Skiren). Diese forderten die gleichen Vereinbarungen ein, wie sie mit anderen Germanenstämmen im Weströmischen Reich ausgehandelt worden war. Demnach waren alle Grundbesitzer verpflichtet einen bestimmten Anteil ihres Grund und Bodes den germanischen Einwanderern zu überlassen. Italien war hierbei die einzige Ausnahme geblieben.
 
Nun forderten die in Italien stationierten Soldaten ebenfalls eine ähnliche Vereinbarung ein. Weil es sich um das römische Kernland handelte, verlangten sie nicht zwei Drittel (wie etwa Honorius den Westgoten in Gallien zukommen hat lassen) sondern erklärten sich mit einem Drittel zufrieden (dies war bei den Burgundern ausgehandelt worden).

Orestes schien den Soldaten Versprechungen in diese Richtung gemacht haben um Julius Nepos stürzen zu können. Doch änderte er seine Meinung. Trotz seiner engen Verbindung zu Germanen und Hunnen, war er Römer genug geblieben, um zu erkennen, dass das italische Mutterland unangetastet bleiben musste. Ein Weströmisches Reich ohne römisches Kernland war unvorstellbar.

Die Folge war, dass sich die enttäuschten Söldner von Romulus und Orestes abwandten und sich einen neuen Führer suchten. Diesen fanden sie in Flavius Odoaker, einem der hohen Offiziere des Orestes. Dieser war ein Germane (entweder Skire oder Ruger), dessen Vater ebenfalls als Gesandter Attilas in Konstantinopel gedient hatte. Nach Attilas Tod war er in die Armee des weströmischen Kaisers Anthemius eingetreten und hatte Orestes geholfen Julius Nepos zu stürzen.

Nun standen sich beide Männer als Gegner gegenüber. Orestes verschanzte sich hinter den mächtigen Mauern von Ticinum (Pavia), doch war Odoakers Belagerungsarmee stark genug um die Stadt zu stürmen und zu plündern. Der Bischof Epiphanites konnte zwar das Kircheneigentum vor Plünderung und die Frauen vor Vergewaltigung bewahren, doch Orestes wurde von seinem Schicksal eingeholt.

Im August 476 wurde Orestes in Placentia (Piacenza) hingerichtet. Sein Bruder Paulus fiel in den Wäldern von Ravenna im Kampf. Odoaker zwang Romulus zur Abdankung und am 4.September 476 verzichtete er auf seinen Thron. Das Leben der Familie wurde geschont und Romulus der Palast des Lucullus bei Misenum als Exil zugewiesen. Auch für seinen Lebensunterhalt wurde gesorgt. Seine Apanage betrug 6.000 Goldstücke im Jahr. Weder Datum noch Ort seines Todes wurden überliefert. Möglicherweise hat Romulus aber in den Jahren 507 bis 511 noch gelebt.

Dringende Frage an das Moderat. Warum kommt eine Fehlermeldung wenn ich hier mehrere Absätze schreiben will? Ich muss hier jeden Satz einzeln schreiben und dann speichern???

Just for Info: Julius Nepos als offizieller römischer Kaiser konnte sich in der Provinz Dalmatia i Illyria noch 4 Jahre halten, danach hatte Odoaker auch hier seine Macht gefestigt und dem Julius Nepos den Gang zum Henker beschert.
 
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Gute Übersicht Faultier :)
Der Status von Kaiser Nepos und dem Ursupator Romulus Augustus, dem Sohn des ehemaligen hunnischen Diplomaten Orestes ist ganz wesentlich dafür die Geschehnisse richtig einzuordnen!
Odoaker und die übrigen germanischen Söldner verlangten ihren Anteil am gelungenen Putsch, sowie die Sonderrechte von foederierten Völkerschaften. Dabei waren diese Söldner im Wesentlichen Dediticii und hatten im römischen Reich Zuflucht gesucht - und damit das Recht verwirkt selbstständige Verträge abzuschließen (ein Foedus war ein Vertrag).
Odoaker selbst war während der pannonischen Nachfolgekämpfe nach dem Untergang des von den Hunnen dominierten Großreiches als Teil einer Mehrvölkerkoalition mit indirekter Unterstützung beider römischer Reiche gegen die Ostgoten militärisch vorgegangen um sie zu unterwerfen. Damals war er noch völlig Unbedeutend und führte nur mit Donausueben, Skiren und Anderen den gotenfeindlichen Plan des neuen westlichen Kaisers Anthemius aus.
Anthemius hatte sich etwas in den Kopf gesetzt, dass ich so umschreiben möchte: 'Alle römischen Probleme kommen durch die Goten'. Die Goten bildeten damals die mit Abstand mächtigsten foederierten germanischen Völker in Ost und West. Er wiegelte andere Foederierte (wie die Burgunder und Bretonen im Westreich) und auswärtige Verbündete (wie die Skiren) zu einem Doppelschlag im Westreich (gegen die Westgoten des Eurich) - bzw die Ostgoten in Pannonien auf. Zu seinem und Odoakers Pech blieben aber die Goten überall die Sieger.
Die östlichen, germanischen Verlierer mussten sich entweder den Siegern unterwerfen, oder ihre Wohnsitze aufgeben. Viele Donausueben sollen damals zu den Alamannen gezogen sein (vielleicht kommt daher der plötzliche Doppelname als Alamannen und Sueben - erklärt vielleicht das deutsche Wort Schwaben?). Odoakers Vater und König war in der Schlacht gefallen. Seine Haufen teilten sich in jene, die mit Odoaker in das weströmische Reich flohen - und unter seinem Bruder tat eine andere Gruppe das Gleiche im Ostreich.
 
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Foederierte und Dediticii was ist der Unterschied?

Rechtlich gesehen ein ganz gravierender! Ammianus Marcellinus berichtet von einigen Sarmaten, die als Dediticii in das römische Reich aufgenommen wurden und fortan Militärdienst leisteten. Grundbedingung war die Unterwerfung unter Rom!
Die Sarmaten stellten sich im Angesicht des römischen Kaisers und seines Heeres wie zur Schlacht auf, dann legte der Anführer seine Waffen nieder, ehe er auf dem Boden liegend um Vergebung (für den vorherigen Krieg) bat. Bei Annahme forderte der Kaiser den Anführer auf sich wieder zu erheben, woraufhin dessen Leute ihre Waffen wegwarfen und 'bittend die Hände ausstreckten'.
Für Dediticii war vor Aufnahme in römische Dienste die Unterwerfung und die Entwaffnung eine Pflicht. Sie gaben damit ihre Selbstständigkeit für immer auf und durften keine Verträge mehr abschließen. Die Männer wurden anschließend als Kolonen irgendwo im Reich nach Gutdünken des Kaisers angesiedelt, der aus ihren Reihen nach seinem eigenen Ermessen beliebig Truppen für seine Kriege rekrutieren durfte. In gewissem Sinne waren die Dediticii überspitzt gesagt römische "Militärsklaven" geworden.

@Odoaker:
Unter seiner Führung rebellierten die germanischen Krieger in italischen Diensten gegen ihren Heermeister Orestes und seinen Marionettenkaiser Romulus Augustus. Sie waren die wahre Macht in Italien geworden und wollten sich nicht länger als exellente Krieger mit einer drittklassigen Rangstellung begnügen!
Wieso drittklassig? Nun, ihre foederierten "Mitgermanen" wie die Goten konnten als reichsangehörige Foederaten ihre eigenen Anführer bestimmen, lebten nach eigenem Recht, konnten Verträge abschließen die Sonderzahlungen, Landbesitz, Ansiedlung und dergleichen regelten. Sie waren freie Herren und ebenfalls römische Krieger. Dagegen konnten die Dediticii theoretisch nach Belieben von Spanien nach dem Irak oder nach Afrika umgesiedelt werden, wurden als Barbaren scheel angesehen und bildeten doch den Kern der römischen Armee, deren alte "Legionen" dahingeschwunden waren und nur noch einen Bruchteil römischer Heere ausmachten: Neben Foederierten und Diditicii....
 
Ob unser Threadstarter sauer wird wenn wir ein bisschen in der Richtung abweichen?

Ein bruchteil der römischen Heere noch römisch? Ähm nö das habe ich anders in Erinnerung. So gering war der Bruchteil nicht (Kampfkraft war allerdings was anderes), ich glaube ca. 40% -50% waren immernoch römische Bürger.
 
Ob unser Threadstarter sauer wird wenn wir ein bisschen in der Richtung abweichen?

Ein bruchteil der römischen Heere noch römisch? Ähm nö das habe ich anders in Erinnerung. So gering war der Bruchteil nicht (Kampfkraft war allerdings was anderes), ich glaube ca. 40% -50% waren immernoch römische Bürger.

Jepp, zumal die "reichsangehörigen Foederaten" wie gesagt ja auch römische Bürger waren. Der Anteil von "Barbaren" innerhalb normaler römischer Heere im mobilen Feldheer jedenfalls war Überdurchschnittlich. Außerdem habe ich im Vorpost glaube ich normale Barbarensöldner, die man im Mittelalter als "Reisläufer" bezeichnet hat unterschlagen. Das waren nämlich weder Foederierte noch Dediticii und taten in "normalen" römischen Heeresabteilungen ihren Dienst.

Den Film werde ich für mich vermutlich knicken, das ist reine Fantasy. Wenn hier aber sehenswertes beschrieben wird, vielleicht überlege ich es mir dann noch?
 
Ach bei einem Massenfilm sollte man seine Ansprüche nicht so hoch schrauben. Okay 300 hab ich mir auch nicht angesehen aber letzendlich kann ein historisch korrekter Film auch ziemlich langweilig sein (siehe Alexander). Ich hab die Romanvorlage vor etlichen Jahren auch gelesen, ist ein schöner Fantasyroman was anhand der Story doch auch deutlich wird. Wenn der Film gut gemacht ist dann schaue ich ihn mir auf jeden Fall an.
 
Thx a lot, Faultier und Tejason, für die Infos, ich habe noch gar nicht alles durchgelesen, so viel ist es.

Nein, sauer werde ich nicht, im Gegenteil finde ich die Details interessant, die man sonst kaum findet - außer man wühlt in den Bibliotheken herum. Und SOO wichtig ist mir das auch nicht, bin ja auch ein Faultier ^^
 
@ Wulfnoth: servus erstmal hier im ausland. zweitens: habe das buch nicht gelesen aber den film gesehen und er ist leider hundsmiserabel .. nicht zum anschauen.. schlechte darsteller abgesehen von 2-3. schlechte kampfszenen. unglaublich schlechte story. anscheinend auch nicht wie im buch. und schlechte dialoge. schlechte requisiten. einfach fragwürdig was die mit 70 milionen dollar gemacht haben. 7 würde ich ihnen abnehmen. also nicht anschauen man ärgert sich nicht nur dass mal wieder und immer noch nicht kein korrekter film über die römische spätantike gemacht wurde sondern noch dazu ein qualitativ schlechter film.
 
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