Limeskastelle und deren Besatzungen

Hallo werte Historiker,

ausgelöst durch eine Unterhaltung mit einem bekannten Studenten kam ich auf das Thema "Limeskastelle und deren Besatzungen". Im Speziellen geht es um die Art der Einheiten und deren Herkunft. Wonach ich hier nun erstmal fragen möchte ist die Literatur, die es sicher gibt.

Also Militärhistoriker vor. Ich danke für jeden Tipp.

Gruß

Manuel l'Aleman
 
Was speziell den Obergermanisch-rätischen und den britischen Limes betrifft, so ist das entsprechende Kapitel zu den Einheiten in Anne Johnson, "Römische Kastelle", zu nennen. Zu den Einheitsgrößen und der taktischen Verwendung der Einheiten allgemein siehe auch Yann LeBohec, Die römische Armee.
 
Auch im aktuellen Limesbuch von Schallmeyer finden sich ca. 30 Seiten über die Truppen am Limes.
 
Ich habs schon oft empfohlen und komme dem hiermit erneut nach.
R. Kemkes, J. Scheuerbrandt, N. Willburger, Der Limes - Grenze Roms zu den Barbaren.

Ist eine sehr nette Einführung, die sich zudem leicht verständlich und visuell unterstüzend präsentiert.
Das kleine Büchlein der Wissenreihe von Herrn Schallmeyer zum Limes ist ebenfalls sehr nett gemacht.

Klassisches Werk
von Herrn Baatz, Der Limes.

Von diesen einführenden Werken gehts im Schneeballsystem weiter, dann gerne auch weitere Tipps :)
 
Nun beim Lesen kam ich zu einem "Problem" welchs ich gern klären würde.

Es geht um die Numeri in Germanien. Numeri sind ja nunmal Auxiliareinheiten. Aber bestanden die Auxiliareinheiten in Germanien, oder generell, nur aus den ethnischen und Vexilationsnumeri?

Die Profis mögen mir nachsehn wenn ich da grad etwas im Brei stochere und das ganze etwas unbeholfen wirkt.

Dank vorab.
 
Die Herkunft der Truppen

Schönen Guten Abend!

Zu der Herkunft der am Limes - mir gehts vor allem um den raet. Limes - stat. Truppen brennen mir auch so einige Fragen unter den Nägeln.
Es passt gerade so gut hierher, sonst hätte ich einen neuen Thread aufgemacht, zum Limes allgemein bin ich hier noch nicht so fündig geworden irgendwie.
Das Buch: Der Limes - Grenze Roms zu den Barbaren, habe ich mir in Kalkriese gekauft. Vorher hab ich damit schon auch immer geliebäugelt, nur war der Besuch in Kalkriese der Auslöser (leichter Frust weil ich mit mehr Fragen nachhause ging und ich mir auch dachte daß ich mich erstmal um den Limes kümmere bevor ich mich als Anfänger gleich mit Varus anlege, ich kann Themen eher nach und nach angehen und nicht viele auf einmal), sodaß ich das Buch auf jeden Fall empfehlen kann um sich überhaupt mal ein Bild zu machen.
Verdeutlicht viel und erklärt einfach und präzise das Militär und andere Sachen auch noch, wurde hier auch schon ähnlich gesagt.

Doch was mich auch noch interessiert ist wieviele Italer kann man denn am raet. Limes anfinden? Von wann bis wann?
Wie muss ich mir das vorstellen? Anfangs waren viele Italer oder Römer dort, wurden sie nach und nach ersetzt oder waren immer Italer in den Legionen am Limes oder als Kommandeure eher nur Italer mit Ausnahmen?
Daß die Hilfstruppen von hier nach dort dann verlagert wurden, zwar zum röm. Reich gehörten, aber keine Italer waren habe ich hoffentlich richtig verstanden, zumindest scheint das öfters der Fall gewesen zu sein.
Es fing an als ich in SABLONETUM an den Mauern stand und mich fragte, hat denn nie ein gebürtiger Römer, Italer - diese Mauern gesehen bzw. irgendwo hier am Platz gestanden? Castrum Sablonetum Ellingen
Wobei ich jetzt dazusagen muss, daß ich noch nicht alle Werdegänge von allen Kastellen am raet. Limes durchhab, möglich daß dazu beim ein oder anderen Kastell was steht.

Also dieses, ich sags jetzt in meinen Worten, die Hilfstruppen kamen von überall her aus dem gesamten Reich, hilft mir nicht viel wenn ich wissen möchte ob die Italer getrennt woanders sassen als die Hilfstruppen, wie war der Kontakt, hat ein Römer oder Italer am Limes eine Familie gründen können und blieb dann vor Ort?
(Das ist auch noch so ein Thema, mit dem Nichtverheiratetsein und wann eine Familie gründen, aber dazu muss ich hier schauen ob dazu nicht schonmal ein Thread eröffnet wurde).

Eine vielleicht etwas naive Laienfrage - aber gibt es Aufstellungen wo vermehrt Italer "sassen" und wo eher die Hilfstruppen? Und kann man davon ausgehen daß z.B. bei Burgsalach im Burgus Burgsalach Römischer Burgus nie ein Italer war oder oder oder...ich bin irgendwie etwas ratlos und am liebsten wäre mir ein gutes Standardwerk über genau diese Fragestellung!
Wie durchwachsen mit Personal von überallher waren die einzelnen Standorte in den Kastellen?

Aber ich hab hier im Thread ja schon einige Büchertipps gelesen dazu, ich hoffe daß ich dazu Antworten finden werde wenn ich die Bücher besitze, aber wie oben gesagt, ich hänge meine Fragen hier ran weil es ganz gut passt wie ich finde, da Manuel ja auch die Herkunft der Einheiten wissen wollte. Ich hoffe daher sehr, daß das okay ist wie ich das jetzt gemacht hab.
Wenn nicht, dann schieben wir das doch besser in einen neuen Thread.
 
Ihr "Götter" helft mir. Ich bin auf der Such enach einer Auflistung der bekannten Auxiliareinheiten die am Limes stationiert waren.

Mir geht es da um deren Namen, der sich ja meist aus dem ursprünglichen Aushebungsort ergab.
 
steht alles in dem Buch das Tib empfohlen hat drin. Wär übrigens auch meine Empfehlung!
 
Ich muss jetzt noch einmal nachhaken.

tela,

bekomme ich über das von Dir empfohlene Buch auch Antworten bezüglich meiner Fragen der Herkunft der Truppen? Siehe post ein bisschen weiter oben?
 
Man kann die Einheiten ja mal raussuchen. Die Reihenfolge erfolgt dabei von Rheinland-Pfalz nach Bayern. Ich habe vorerst nur den späten Limes berücksichtigt. Wer Lust hat, kann ja noch den Odenwaldlimes oder andere ältere Kastelllinien nennen.

Kastelle in Rheinland-Pfalz

Heddesdorf: Cohors II Hispanorum, Cohors XXVI voluntariorum civium Romanorum
Neuwied-Niederbieber: Numerus Exploratorum Divitiensium,
Numerus Brittonum
Niederberg: Cohors VII Raetorum equitata
Arzbach: unbekannter Numerus
Bad Ems: unbekannter Numerus
Marienfels: unbekannter Numerus
Hunzel: unbekannter Numerus
Holzhausen: Cohors II Treverorum

Kastelle in Hessen

Kemel: unbekannter Numerus
Zugmantel: Cohors I Treverorum eguitata
Alteburg-Heftrich: Numerus Chattarensium
Feldbergkastell: Exploratio Halicanensium
Saalburg: Cohors II Raetorum Civium Romanorum equitata
Kapersburg: Numerus Nidensium
Langenhain: Cohors I Biturigum equitata
Friedberg: Cohors I Flavia Damascenorum milliaria equitata sagittariorum
Butzbach: Cohors II Raetorum civium Romanorum, Cohors II Augusta Cyrenaica, Ala Moesica felix torquata (?)
Arnsburg: Cohors II Aquitanorum equitata civium Romanorum, Cohors I Aquitanorum equitata
Inheiden: unbekannter Numerus
Echzell: Ala Indiana Antoniniana
Ober-Florstadt: Cohors XXXII voluntarium civium Romanorum
Altenstadt: unbekannter Numerus
Marköbel: unbekannte Kohorte oder Ala
Rückingen: Cohors III Dalmatarum pia fidelis
Groß-Krotzenburg: Cohors IIII Vindelicorum
Seligenstadt: Cohors I Civium Romanorum

Bayern (Obergermanischer Limes):

Niedernberg: Cohors I Ligurum et Hispanorum
Obernburg: Cohors IIII Aquitanorum equitata, Numerus Brittonum et exploratorum Nemaningensium (?)
Wörth: Numerus Brittonum et exploratorum Nemaningensium (?)
Trennfurt: unbekannter Numerus
Miltenberg (Altstadtkastell): Cohors I Sequanorum et Rauracorum, Exploratio Triputiensis (?)
Miltenberg (Ostkastell): Numerus exploratorum Seiopensium

Baden-Württemberg:

Walldürn: unbekannt, möglicherweise exploratores Stu[…], Brittones gentiles oder dediticii Alexandriani
Osterburken: Cohors III Aquitanorum
Jagsthausen: Cohors I Germanorum
Westernbach: unbekannter Numerus
Mainhardt: Cohors I Asturum equitata
Murrhardt: Cohors XXIV voluntariorum civium Romanorum, Exploratores Triboci et Boi (?)
Welzheim, Westkastell: Ala Scubulorum
Welzheim, Ostkastell: Numerus Brittonum L… oder Exploratores …
Lorch: unbekannte Kohorte
Schirenhof: Cohors … Raetorum
Unterböbingen: unbekannte Kohorte
Rainau-Buch: unbekannte Kohorte
Halheim: unbekannter Numerus
Aalen: Ala II Flavia milliaria

Bayern - rätischer Limes

Ruffenhofen: unbekannte Ala quingenaria (?)
Dambach: unbekannter Numerus, Cohors II Aquitanorum (?)
Gnotzheim: Cohors V Bracaraugustanorum (?), Cohors III Thracum
Unterschwaningen: unbekannter Numerus
Theilenhofen: Cohors III Bracaraugustanorum
Ellingen: pedites singulares (?), oder unbekannte Vexillatio bzw. Numerus
Weissenburg: Ala I Hispanorum Auriana
Oberhochstatt: unbekannter Numerus
Burgsalach: unbekannt
Pfünz: Cohors I Breucorum
Böhming: unbekannter Numerus
Pförring: Ala I Flavia Singularium
Eining: Cohors IIII Gallorum, vexillatio der Cohors II Tungrorum milliaria equitata, vexillatio der Cohors IIII Tungrorum milliaria equitata, Cohors III Britannorum equitata
 
Kastelle am Neckar-Odenwald Limes
(Die meisten Kastelle existierten 100-159 n.Chr. - bis der Limes nach Osten vorgeschoben wurde)

Anmerkung: die Besatzungen der kleinen Numeruskastelle im nördlichen Odenwald sind weitgehend unbekannt. Möglicherweise sind hier aber doch noch einige andere Numeri Brittoni (aus England oder Wales) stationiert gewesen (?)

Wörth: unbekannter Numerus, möglicherweise der Numerus Brittonum et Exploratorum Nemanigensium? (wird aber auch für Obernburg diskutiert)
Seckmauern: unbekannter Numerus
Lützelbach: unbekannter Numerus
Michelstadt-Vielbrunn (Kastell Hainhaus): unbekannter Numerus
Eulbach: unbekannter Numerus
Limeswachtposten 10/19 und 10/22: Bauinschriften des Numerus Brittonum Triputensium aus Schlossau.
Würzberg: unbekannter Numerus
Hesselbach: ein Numerus Brittonum?
Schloßau: Numerus Brittonum Triputensium
Oberscheidental: Cohors III Dalmatorum, Cohors I Sequanorum et Rauracorum equitata
Neckarburken Westkastell: unbekannte Cohors, Cohors III Aquitanorum equitata civium Romanorun
Neckarburken Ostkastell: Numerus Brittonum Elantiensium

Neckarlimes
(Die meisten dieser Kastelle wurden etwas früher bezogen (10-20 Jahre) , als diejenigen der alten Odenwaldlinie, aber auch um die Mitte des zweiten Jahrhunderts aufgelassen, als der Limes verlegt wurde. Interessant ist, daß auf diesem Streckenabschnitt meines Wissens zwischen den Kastellen weder Wachtposten noch eine Palisade nachgewiesen werden konnten)

Wimpfen: Cohors II Hispanorum equitata, Cohors I Germanorum equitata, unbekannte Cohors Br(ittonum)?
Heilbronn-Böckingen: unbekannte Cohors, Cohors V Dalmatorum, Cohors I Helvetiorum, außerdem nachgewiesen ein Numerus Britonum Murensium
Walheim Kohortenkastell: Cohors I Asturum equitata?
Walheim Numeruskastell: unbekannter Numerus
Benningen: Cohors XXIV voluntariorum civium Romanorum, außerdem sind noch folgende Numeri nachgewiesen: Numerus Brittonum Murrensium, Exploratores Triboci et Boi
Canstatt: Ala I Scubulorum?
Köngen: unbekannte Cohors quingenaria equitata
 
Ashigaru und Lathyrus,

vielen Dank an Euch.

Ich habe so langsam den Anschein daß ich nicht nur nach der Nadel im Heuhaufen suche, sondern auch der Heuhaufen nicht mehr das ist was er mal war.

Es ist wohl wirklich nicht mehr nachzuvollziehen, wie lange Italer in z.B. Raetien was ja mein Interesse ist, wie lange vor Ort waren.
Also inwieweit sie sich vor Ort noch aufgehalten haben.
Ich schau mal was ich noch finde, vielleicht suche ich nur falsch in der Literatur.
 
Die Frage nach der exakten Zahl einer gewissen Herkunft in den Reihen der Auxiliare ist wirklich kaum zu beantworten, die Frage wie viele Italer, und das zudem ohne einen konkreten Zeitrahmen anzugeben, in den germanischen oder gar raetischen Hilfstruppen dienten ist def. nicht zu beantworten, nur ein wenig einzuschränken.
Bedenkt man die Verteilung des Bürgerrechtes und die damit wohl einherziehende Bevorzugung der Legion als Rekrutierungsort ist kaum anzunehmen, dass jene Italer, die eine Wahl haben, die Hilfstruppe wählen.
Zudem verzeichnen wir ja bereits im fortschreitenden 1. Jh.n.Chr. eine stark zurückgehende Bereitschaft der italischen Bevölkerung, im Heer zu dienen.
Gegenzustellen sind Hilfstruppen die gerne und genau darauf verweisen aus freiwillig dienenden Bürgern zu bestehen.

Wie gesagt, eine genauere Analyse ist mir nicht bekannt und m.E. auch kaum machbar.
 
Tib. Gabinius, vielen Dank für Deine Antwort.
Irgendwie hatte ich mir das schon gedacht. Bin leicht gefrustet, doch kann ich Deinen Ausführungen gut folgen.
Klingt ja auch logisch, wenn die italische Bevölkerung nicht mehr allzu bereit war im Heer zu dienen daß sich dann auch wenig Spuren finden lassen.
Wenn ich das nächste Mal Kontakt habe, nehme ich mir vielleicht mal einen Archäologen im Museum Aalen z.B. zur Brust, vielleicht hat er ja bei seinen letzten Grabungen woanders eine Aufstellung gefunden die genau diese meine Fragen beantworten würden :D .

Träumen wird man ja noch dürfen...
 
Ich denke, dass wenn ein Italiker sich dazu entschloss in die Armee einzutreten, er sich sicherlich den besser bezahlten und angeseheneren Legionen angeschlossen hätte, statt zu den Hilfstruppen zu gehen.

Alle Italiker besaßen das Bürgerrecht und hatten damit Zugang zu den Legionen im Hinterland des Limes.
 
Trotzdem gab es Kohorten von freiwilligen römischen Bürgern.
Gekennzeichnet waren diese Truppen durch den Zusatz VCR = voluntariorum civium romanorum.

Bekannte Standorte waren:
Woerden (NL) und Leiden (NL): Cohors XV Voluntariorum Civium Romanorum Pia Fidelis
Heddesdorf:
Cohors XXVI Voluntariorum Civium Romanorum
Oberflorstadt:
Cohors XXXII Voluntariorum Civium Romanorum
Murrhardt:
Cohors XXIV Voluntariorum Civium Romanorum

Wie man an den hohen Nummern erkennt hat es recht viele dieser Einheiten gegeben (nicht unbedingt gleichzeitig).

 
Secundus, das finde ich ja sehr interessant. Vielen Dank.
Zur Gegend des raetischen Limes - gibts da auch noch was oder ist in der Richtung mit den Italikern nichts weiter bekannt? Hast Du da noch ein paar Informationen? Oder Möglichkeiten wo ich weiter suchen kann? Das würde mir schon enorm weiterhelfen.
 
Nur Limeskastelle

Ich schreibe das hier rein, bin mir aber nicht sicher, ob das hier so paßt?

Vorhin fand ich eine Liste, ausgedruckt am 26.08.07!!!, und zwar folgende:
Liste der Limeskastelle - Wikipedia
Daß ich solch eine Liste habe, habe ich wohl verdrängt. Dachte ich mir doch letztens, daß solch eine Liste mal ganz gut wäre...
Nun ja, beim Durchlesen stieß ich auf ein Kastell Oberdorf bei Bopfingen:
Kastell Oberdorf - Wikipedia
Als ich Bopfingen las, hat es bei mir natürlich geklingelt, war ich doch schon viele Male dort, bin schon tausende Male dort vorbei gefahren, war auch auf dem wunderschönen Ipf. Toller Ausblick!

Jetzt soll wohl, wenn ich den wiki-link richtig verstehe, auf dem Ipf dieses Kastell Opia oder Opie sein.
Das ist mir komplett entgangen, ich glaubs nicht...
Ich habe gesehen, daß die Seite am 30.Dezember 2007 das letzte Mal geändert wurde.
Weiß Jemand von Euch da noch etwas dazu?
Bzw. hat Jemand das Buch von diesem Jörg Heiligmann? Das scheint ja das aktuellste zu sein, was man dazu kaufen kann.
 
Jetzt soll wohl, wenn ich den wiki-link richtig verstehe, auf dem Ipf dieses Kastell Opia oder Opie sein.
Das ist mir komplett entgangen, ich glaubs nicht...

Wenn ich den Link richtig verstehe, befinden sich die Reste des Kastells nicht auf dem Ipf, sondern unter der Bebauung von Oberdorf, also am Fuß des Ipf.

Ich will sehen, ob ich das Buch in den nächsten Tagen auftreiben kann.
 
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