Marcus Antonius: Rede

S

Stella

Gast
Suche händeringend die Original-Rede von Marcus Antonius bei Caesars Begräbnis- so diese denn überliefert sein sollte. (Schule ist bei mir leider schon ein bisschen her, und ich war nie so der Geschichts-/Latein-Freund *schämt sich*)

Gerne auch in Latein.
 
Ich glaube, du meinst Shakespeares "Julius Caesar" oder?

Das wäre das hier: 3.Akt, 6.Szene:

Mitbürger! Freunde! Römer! hört mich an:
Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen.
Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,
Das Gute wird mit ihnen oft begraben.
So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus
Hat euch gesagt, daß er voll Herrschsucht war;
Und war er das, so war's ein schwer Vergehen,
Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt.
Hier, mit des Brutus Willen und der andern
(Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,
Das sind sie alle, alle ehrenwert),
Komm ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden.
Er war mein Freund, war mir gerecht und treu;
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Er brachte viel Gefangne heim nach Rom,
Wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt.
Sah das der Herrschsucht wohl am Cäsar gleich?
Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Cäsar;
Die Herrschsucht sollt aus härterm Stoff bestehn.
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Ihr alle saht, wie am Lupercusfest
Ich dreimal ihm die Königskrone bot,
Die dreimal er geweigert. War das Herrschsucht?
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und ist gewiß ein ehrenwerter Mann.
Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen;
Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß.
Ihr liebtet all ihn einst nicht ohne Grund;
Was für ein Grund wehrt euch, um ihn zu trauern?
O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh,
Der Mensch ward unvernünftig! - Habt Geduld!
Mein Herz ist in dem Sarge hier beim Cäsar,
Und ich muß schweigen, bis es mir zurückkommt.
 
Den Schüttelspeer kennen wir doch alle, das Original wird gesucht.
Kann ich aber auch nicht beizaubern, denn ob es ein solches gibt, ist zweifelhaft. Appian(os) von Alexandr(e)ia soll sie überliefert haben.
Apionaos, Römische Geschichte - Die Bürgerkriege, Übers. Otto Veh, Stuttgart 1989
 
Danke an Euch beide! Ja, ich suche die Originalversion, nicht den Schüttelspeer (den ich eh vergöttere! *G*)

@Mercy: Wohnort: Unterfranken... Schöööööön! Bin ja auch Halb-Franke. ;-)
 
Nimms mir nicht übel, aber es ist nicht mal sicher, das er einer, bzw. welcher Art die Rede war, die er gehalten hat!

Es existieren die verschiedendsten Varianten, vom 15.März und den Tagen danach...

Hast Du mal Plutarch nachgelesen?
Ich schau mal zu hause nach! ;)

Cass. Dio. XLIV 36, 1 f./37, 1/38, 1; 5 f./39, 1/40, 1/45, 1?4/49, 3 f.

36 (1) "Quiriten, wenn dieser Caesar da als Privatmann gestorben wäre und ich selbst nur das Leben eines Privatmanns zufällig rührte, dann hätte ich nicht viele Worte gebraucht und auch nicht seine sämtlichen Taten erwähnt, ich hätte vielmehr nur einiges wenige über seine Herkunft, seine Erziehung und Wesensart gesprochen und vielleicht auch seine Verdienste um den Staat erwähnt und mich damit zufrieden gegeben, um jenen, die nicht mit ihm verwandt sind, nicht lästig zu fallen. (2) Da aber dieser Mann bei seinem Tode die höchste Stellung unter euch bekleidete und ich den zweiten Platz übernommen habe und jetzt ausfülle, muß ich eine zweifache Rede halten, die eine als der von ihm bestimmte Erbe, die andere in meiner Eigenschaft als Magistrat, und darf nichts von dem, was zu erwähnen ist, mit Stillschweigen übergehen, sondern habe die Pflicht, all die Dinge vorzubringen, welche das ganze Volk mit einer Zunge gepriesen hätte, wenn es nur mit einer Stimme reden könnte. ...

37 (1) Zuerst werde ich von seiner Herkunft sprechen, nicht weil sie die glänzendste ist; doch hat auch dies bedeutenden Einfluß auf die Art der Tugend, daß jemand nicht durch die Macht der Umstände, sondern durch ererbte Voraussetzungen ein trefflicher Mensch wird. ...

38 (1) So weit nun, was seine Abkunft betrifft! Daß Caesar aber auch eine leibliche Pflege und eine Erziehung genoß, die der Würde seiner vornehmen Herkunft entsprach, wie könnte man dies wohl besser erkennen als durch die zwingende Bestätigung, welche seine Taten liefern? ...
Ich spreche also nur die Wahrheit, wenn ich behaupte, daß dieser Caesar da gleichzeitig sowohl einen höchst leistungsfähigen Körper als auch einen ungemein regsamen Geist besaß. (6) Erfreute er sich doch bewundernswerter Leibeskraft und hatte eine sorgfältige, umfassende Ausbildung erfahren. ...
In seinen privaten Angelegenheiten zeigte er sich gleichzeitig sehr haushälterisch und freigebig; denn er war genau in der ausreichenden Wahrung seines ererbten Besitzstandes, hingegen verschwenderisch, wenn es galt, mit leichter Hand Neuerworbenes auszugeben. Überdies galt seine lebhafte Zuneigung allen Verwandten, ausgenommen ganz verkommenen Subjekten.

45 (1) Indes will ich nicht weiter davon sprechen, da ja nicht einmal Caesar selbst sich je dieser Taten rühmte; denn er wollte nie mit Dingen zu tun haben, die nur unter Zwang zustande kamen. Als aber die Gottheit höchst gerecht den Ausgang der Schlacht entschieden hatte, wen ließ er von denen, die er da zum ersten Mal zu Gefangenen machte, hinrichten? Wen ehrte er nicht, nicht allein von den Senatoren oder Rittern oder überhaupt Bürgern, sondern auch von den Bundesgenossen oder Untertanen? (2) Denn selbst von ihnen starb keiner eines gewaltsamen Todes oder wurde angeklagt, kein Bürger, kein König, kein Stamm, keine Stadt. Im Gegenteil, während sich die einen von selbst auf seine Seite stellten, erhielten die anderen wenigstens ehrenvolle Begnadigung, so daß damals alle das Schicksal derer beklagten, die umgekommen waren. (3) Denn solch einzigartigen Großmut legte er an den Tag, daß er die einstigen Parteigänger des Pompeius lobte und ihnen all seine Geschenke beließ, den Phamakes und Orodes hingegen haßte, weil sie, obwohl Freunde seines Gegners, diesem nicht zur Hilfe gekommen waren. (4) Und darin dürfen wir nicht zuletzt den Grund sehen, weshalb er nicht lange danach Phamakes bekriegte und Orodes wenigstens anzugreifen plante. Sicherlich hätte er auch (Pompeius selbst geschont, wenn) er ihm lebend in die Hände gefallen wäre. Zum Beweis mag dienen, daß er ihn nicht sogleich verfolgte, sondern ruhig fliehen ließ. ...

(3) O Caesar, was halfen dir denn deine Menschenfreundlichkeit, was deine Unverletzlichkeit, was deine Gesetze? Indes, während du viele Gesetze erließest, damit nicht einmal von seinen persönlichen Feinden jemand ermordet werde, wurdest du selbst so jammervoll von deinen Freunden umgebracht, liegst jetzt ermordet da auf dem Forum, über das du so oft bekränzt als Triumphator gezogen bist; totwund hat man dich auf die Rednerbühne geworfen, von der aus du immer wieder zum Volke sprachest! (4) Weh über die blutbespritzten grauen Haare, ach, das zerfetzte Kleid, das du anscheinend nur deshalb anlegtest, um darin ermordet zu werden!"
 
Zuletzt bearbeitet:
Super, ganz riesiges Dankeschön!
Das ist also einmal mehr wieder Halbwissen/Legende, dass Marcus Antonius diese flammende Rede gehalten hat?
 
Stella schrieb:
Super, ganz riesiges Dankeschön!
Das ist also einmal mehr wieder Halbwissen/Legende, dass Marcus Antonius diese flammende Rede gehalten hat?

Also ich kenne mindestens vier Varianten, zum Ablauf nach der Ermordung und den Folgetagen.
Je nachdem wessen Biographie man liesst.
Je nachdem, ob Marcus Antonius von den Verschwöhrern wusste - oder nicht.

Naja das Problem ist, dass durch Octavian viele der Überlieferungen zu Marcus Antonius gefälscht wurden.
Diese Rede wäre natürlich ein glänzendes Beispiel dafür, sich die Klientel Caesars unter den Nagel zu reissen.
Damit verbunden also auch die Umgehung und Anfechtung des Testamentes Caesars.
Eigentlich hätte Amtonius gar nicht in den Besitz des Tesamentes gelangen dürfen ... da er weder Testamentsverwalter, noch Begünstigter war. Aber andererseits grosses Interesse hate im Testament bedacht zu werden.
Wenn also die Verlesung des Testamentes stattfand, dann häte Antonius nach allem was ich über ihn gelesen habe - sich als Alleinerben benannt. Octavian war für alle eine Überraschung. Keiner hätte also diese Lüge bezweifelt.
Ich bin also sicher, dass das Testament von jemand "Antonius"-Fremden verlesen oder geöffnet werden musste...

Aber alle Hypothese! :p
 
:spinner: Mercy.... dat war jetzt unpassend...

:p :p :p

Die Bibelschmeisser haben soviel gestohlen....

...und zur Sache ... Das Land war gespalten in pro Antonius und pro Octavian. Der Sieger stellte Antonius in einem möglichst schlechten Licht dar, um damit seine Handlungen zu begründen.
Octavian ist überhaupt ein sehr interessanter Typ. Eiskalt berechnend und bisweilen grausam ... ging er später als Friedenskaiser und Wohltäter in die römische Gescichte ein.
 
Ich hab mich jetzt mal durch eine der Biographien von MArcus Antonius gelesen.

Die ganzen Berichte über Ihn sind sehr unterschiedlich. Vieles wird in Frage gestellt,aufgrund der Verleumdungen gegen Antonius durch Octavian...wärend und nach der Bürgerkriegszeit.

Es scheint aber gesichtert, das Antonius vom 15. an die Staatsgeschäfte in die Hand nahm und sie sogar sehr umsichtig und tolerant sowohl gegenüber den "Befreiern" als auch den Caesarianern führte...
Zur Begräbnisfeier Caesars am 20. soll er dann auch eine Rede gehalten haben ... vermutlich die Rede, auf die sich hier alle beziehen.
Der Inhalt ist aber nicht durch Zeitgenössische Schriften überliefert. Erst Cassius Dio und Appian haben diese Rede so überliefert wie sie uns bekannt ist und Beide lebten später. Sie waren sicher auch durch Octavians Meinung und Verleumdung gegen Antonius beeinflusst.

Was für den überlieferten Tenor der Rede spricht, ist die Stimmung gegenüber den Mördern nach dem Begräbnis, aber das könnte auch andere Ursachen haben, denn nach dem Testament Caesars bekamen auch die einfachen und armen Leute Geschenke - und beliebt war Caesar bei ihnen sowieso. Dazu waren sicher auch viele ehemalige Soldaten Caesars anwesend, welche die Stimmung in diese Richtung beeinflussten....

Gesichert ist es also keinesfalls... eher wird diese Rede bezweifelt, in der er so Stimmung gegen die Caesarmörder machte.
 
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