Nebenkriegsschauplätze zur provinzialrömischen Archäologie in D und Nachbarländern

Hermundure

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Hallo ihr beiden,

was versteht ihr dann unter "mille naves" (Tac. II) ? Jetzt bin ich mal gespannt. Kommt mir nicht mit 1000 Schiffen.
 
Bauernfängerei

Kardinalzahlen werden im Lateinischen bis drei dekliniert, Ordinale unendlich. Mille wird also nicht dekliniert*. Nur falls das jetzt eine Bauernfängerei sein sollte. Mille naves sind also natürlich 1000 Schiffe. Was sonst?


*Ausnahme: Du willst 2000, 3000 etc. sagen, dann wird mille zu milia und milia als Pluralwort dekliniert.

@Carolus,
über meinen Lateinlehrer kann ich nicht klagen. Der hatte das richtige Augenmerk. ;)
 
Hallo ihr beiden,

was versteht ihr dann unter "mille naves" (Tac. II) ? Jetzt bin ich mal gespannt. Kommt mir nicht mit 1000 Schiffen.

Wo steht denn das bei Tacitus? Tac. II ist ein wenig knapp. Aber mit 1.000 Schiffen würde ich das so isoliert schon übersetzen. Aber der Kontext ist entscheidend.

Aber was soll die Frage?:grübel:
 
Aber was soll die Frage?:grübel:

Reine Bauernfängerei. Er meint, wenn wir mille nicht deklinierten, dann würden wir bei duas und tertiam Unsinn schreiben. Das will er uns vorhalten, wenn wir 1000 Schiffe schreiben. Es handelt sich um Tac. ann. II, 6:

Igitur huc intendit, missis ad census Galliarum P. Vitellio et C. Antio. Silius et Anteius et Caecina fabricandae classi praeponuntur. mille naves sufficere visae properataeque, aliae breves, angusta puppi proraque et lato utero, quo facilius fluctus tolerarent; quaedam planae carinis, ut sine noxa siderent; plures adpositis utrimque gubernaculis, converso ut repente remigio hinc vel illinc adpellerent; multae pontibus stratae, super quas tormenta veherentur, simul aptae ferendis equis aut commeatui; velis habiles, citae remis augebantur alacritate militum in speciem ac terrorem.​
 
Hallo El Quijote,

man merkt, das du nur Theoretiker bist. Mir geht es um keine lateinischen Deklinationen. Wo sollen denn bitte 1000 Schiffe auf der Ems bzw. Weser Platz gehabt haben? Rechne Landheer (mit 4 Legionen x ca. 5000/6000 Mann = 20000/24000 Mann) und Flotte (50-75 Mann Besatzung x 1000 Schiffe (Liburnen) = 50000 - 75000 Mann) mal zusammen.

Unter Augustus umfasste das gesamte römische Heer insgesamt 25 Legionen mit rund 125.000 (mit 5000 Mann gerechnet) bis 150000 (mit 6000 Mann gerechnet).

Wer bewacht denn das restliche Reich ? Wer versorgte solche Massen ? Man sollte mal drüber nachdenken.
 
Die meisten Germanicus-Gegenstempel auf römischen Assen wurden in und um Nimwegen gefunden. Es stellt sich die Frage für wen das Geld bestimmt war?

Meine Vermutung ist es, dass es entweder für 1000 Schiffsbauer oder 1000 Seeleute bestimmt war. In der Germania Magna finden sich bisher nur ganze 2 Orte mit dem Germanicus-Gegenstempel.

* Altenbergen/Marienmünster bei Höxter
* Quedlinburg am Harz

Ziehen wir das As mit dem VAR-Gegenstempel bei Lobach-Bevern/Weser mit in Betracht, so wird es zwischen Weser und Harz interessant. Der Fund des VAR-As bei Sanne (Stendal) kann als Verschleppung angesehen werden. Nicht zu vergessen der Hildesheimer Silberfund und die Barbarisierungen.
 
Als Gegenbeispiel kann unter Augustus Aelius Gallus heran gezogen werden, welcher für den Arabien-Feldzug 130 Schiffe für rund 10.000 Mann bauen ließ. Das würde auch hinkommen.

10.000 Mann : 130 Schiffe = 76,92 Mann ~ 77 Mann
 
Okay, du versuchst es jetzt also mit Nebenkriegsschauplätzen... :gaehn:

man merkt, das du nur Theoretiker bist. [...]
Wo sollen denn bitte 1000 Schiffe auf der Ems bzw. Weser Platz gehabt haben?
Das hat nichts damit zu tun, dass ich "nur Theoretiker" bin, sondern damit, dass Tacitus mille naves schreibt. Darum kommen wir nicht drumherum, egal, wie viel Platz auf der Ems war. Einen Text korrekt zu übersetzen, heißt nicht, dass man alles glaubt, was im Text steht. Wenn du das noch nicht begriffen hast, kann ich dir auch nicht helfen.

Mir geht es um keine lateinischen Deklinationen.
Das merkt man. Du biegst dir die Quellen, philologische und archäologische, sowie die Publikationen der Altertumswissenschaftler, wie sie dir gerade in den Kram passen, zurecht:
:rechts: 90 km Luftlinie westlich von Kalkriese ist ein undatiertes und nicht zugeordnetes Capricorn gefunden worden? Beweis, dass Kalkriese von der zweiten Legion besucht wurde!
:rechts: ein Marschlager in Hachelbich, durch das Thüringische Landesamt auf die Chattenkriege oder später datiert? Varus war hier!
:rechts: Leise Zweifel an der Datierung von Mušov in die Zeit der Markomannenkriege? Klar, augusteisch!
:rechts: Verstreute Münzfunde östlich der Weser? Klar zählen die mehr als die 1.600 Münzen von Kalkriese.
:rechts: ein Bronzeadler, der im 19. Jahrhundert beim Eisenbahnbau in gefunden wurde, nicht erhalten? Natürlich ist der römisch, was denn sonst?! Feindatierung lieferst du gleich mit: Varianisch.
:rechts: lateinische Grammatik? Gilt nur für "Theoretiker".

Ziehen wir das As mit dem VAR-Gegenstempel bei Lobach-Bevern/Weser mit in Betracht, so wird es zwischen Weser und Harz interessant.
Natürlich. Ein vereinzelter Münzfund wirft natürlich die gesamte provinzialrömische Archäologie über den Haufen...
 
Das Umfeld von Hachelbich spricht schon allein für die augusteische Zeit (Funde Sondershausen/Bebra, Ichstedt, Nordhausen, Oberbösa) . Ich habe nicht gesagt das Varus in Hachelbich war ! Das Lager wurde vorsichtig zwischen 1. - 3. Jh. n. Chr. vom TLDA Weimar datiert auf Grund der ersten Funde. Da ich in Hachelbich bei den Ausgrabungen war und weitere Funde und Befunde kenne, habe ich einen kleinen Vorteil. Der sei mir gegönnt. Ich habe auch gesagt, dass es nur logisch erscheint, dass man in Kalkriese Gegenstände aus der Varusschlacht findet (ziviler Kontext). Und zu guter letzt sagst ausgerechnet du, dass man nicht alles GLAUBEN SOLLTE WAS IM TEXT steht.

Ja, das mache ich ja die ganze Zeit schon. Scheint an dir aber vorbei gegangen zu sein. Das Forum ist kein Wunschkonzert, sondern eine Diskussionsrunde. Denn davon lebt ein Forum.
 
Ach so ist das. Kommt mal einer daher mit unangenehmen Fragen und Antworten wird er gleich auf einen sagen wir mal eher "belanglosen" Treat geschmissen. Sauber
 
Und zu guter letzt sagst ausgerechnet du, dass man nicht alles GLAUBEN SOLLTE WAS IM TEXT steht.
Die Kritik verstehe ich nicht.

Ja, das mache ich ja die ganze Zeit schon.
Nein, du veränderst willkürlich Texte, indem du Grammatik und Lexik missachtest und willkürlich entweder undatierte oder völlig anders datierte archäologische (Be)Funde der Okkupationszeit zuordnest etc.

Das Forum ist kein Wunschkonzert
Richtig. Und deshalb übersetzt man mille naves mit 'tausend Schiffen', ordnet die duas den im gleichen Genus/Kasus/Numerus stehenden aquilas zu und nicht die in einem anderen Genus stehenden signa und tertiam nicht dem in Genus und Kasus unterschiedenen signifer.

sondern eine Diskussionsrunde. Denn davon lebt ein Forum.
Ja, aber nur, solange die Diskussionen mit dem nötigen Ernst geführt werden und nicht zur Farce verkommen, weil einzelne es sich herausnehmen, die archäologischen und literarischen Fakten zu verdrehen.
 
Ach so ist das. Kommt mal einer daher mit unangenehmen Fragen und Antworten wird er gleich auf einen sagen wir mal eher "belanglosen" Treat geschmissen. Sauber

Nö, in dem ursprünglichen Thread ging es um das Schicksal der varianischen Adler. In welchem deiner letzten Beiträge hast du etwas über die Adler geschrieben? Na...?
 
Ich habe nicht gesagt das Varus in Hachelbich war !

Nicht wortwörtlich. Aber wie ist dann dieser Passus zu verstehen?

Ich habe einige Hinweise die für die Südharz-Theorie sprechen:

* ein 3 Legionenlager (Hachelbich)
* Teut-Orte (Treuteburgum - Tretenburg; 2x Teutleben)
* Tretenburg - ehem. nachgewiesene(!) Volksversammlungsstätte
* barbarisierte Gaius-Lucius-Denare in West-Thüringen, Nordost-Hessen und Süd-Niedersachsen)
* Berge (Finne, Hainleite und Harz) und Sümpfe (Goldene Aue)

Edit: Wo ich schon dabei bin: Wenn der Ortsname Teutoburg überlebt hätte und es sich bei dem Einzelbeleg bei der Tacitus-Abschrift aus dem frühen 9. Jhdt. nicht um einen Schreibfehler bei Tacitus oder einen Kopierfehler, der irgendwo zwischen Tacitus und dem Kopisten der einzigen auf uns gekommenen Handschrift aus dem 9. Jhdt. ist, handelte, dann müsste man wohl ein *Zeuzoburg erwarten. Bei einem Schreibfehler könnte man - ein thiudo vorausgesetzt - auch ein *Deutoburg erwarten...

Die historischen Schreibweisen der Teutleben-Namen (Teitilebu und Tutileba) verweisen auf eine andere Etymologie, zumal -leben als Hinterlassenschaft zu deuten ist, wir also hinter Teiti/Tuti einen Personennamen sehen können.
Ebenso kontraindizierend ist das obstruktive -r- in Tretenburg. Das /r/ würde zwar einen Erhalt des anlautenden /t/ erklären, aber nicht den des intervokalischen /t/. Man wird den Ortsnamen in historischer Zeit suchen müssen und auch sicher finden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo El Quijote,

in Hachelbich könnte genauso gut Drusus, Ahenobarbus und Germanicus gewesen sein. was ich aber nicht glaube. Was mich stutzig macht ist, dass Hachelbich in einer Talschlucht (Engstelle) umgeben von Bergen liegt. Cassius Dio sagt doch folgendes:

"Denn die Berge waren schluchtenreich und zerklüftet..." (Cassius Dio 56-20).

Kein einziges Wort über Sümpfe. Geografisch könnte es passen. Die Sumpfgebiete liegen südlich der Finne und Hainleite an der Unstrut, sowie nördlich des Kyffhäusers und dem Harz an der Helme. Nur die Trasse von der Wipper bis zur Leine bei Leinefelde war passierbar (Wasserscheide). Wasser war lebensnotwendig, aber kein Sumpfwasser. In den Karten aus dem 17. Jh. sind die Sümpfe noch eingezeichnet. Gebesee hatte laut den alten Aufzeichnungen ständig mit dem Hochwasser der Unstrut zu kämpfen.

Nun archäologisch. Der Spitzgraben war unterschiedlich hoch und an einer Stelle teilweise nicht mehr als 50 - 75 cm tief. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Römer es an einer Stelle aufgegeben hatte tiefer zu graben. Denn dort stieß man auf Gestein. Ein unvollendetes Loch durch die Pike zeugt davon. Ansonsten war der Graben an anderen Stellen 1,40 m tief und 2,20 m breit. Vegetius sagt, dass, wenn keine Gefahr ist, es reicht einen Graben zu ziehen und mit der aufgeworfenen Erde eine Brustwehr zu errichten. Davon kann hier ganz klar ausgegangen werden. Warum wurde der Lagergraben nicht verlegt, um bessere Schanzmöglichkeiten zu haben ? Das macht stutzig. Entweder waren diejenigen zu faul weiter zu graben, dann hätten sie aber vom Optio eine übergebraten bekommen oder man war ja in befriedetem Gebiet. Letzteres halte ich eher für möglich. Dr. Küßner geht davon aus, dass das Lager systematisch abgegrast wurde.

Nur mal so am Rande.
 
Vergleich Teutleben - Duttensoda - Deinsen

Teutleben - Tuttleben - Tottleben/Töttleben (alle drei in Thüringen)

Tuteleiba
Tuteleibin
Teitileba
Tutelieba
Tutileiba
Tutelebe

https://books.google.de/books?id=yG...ved=0CDYQ6AEwBA#v=onepage&q=tutileiba&f=false

Es fällt das Teitileba auf, es passt nicht zu den anderen.

Wüstung Duttensoda bei Mühlhausen (Thüringen)

Tutinsoda


Deinsen (bei Hildesheim)

Diotanhusun
Tutinhusa
Thiadanhusun
Tutenhusun[/


Mal an die [T(O)VT]ONES gedacht ? Die Leben-Orte sagen ja nur das etwas oder jemand hinterlassen (Erbe) hat. Nicht mehr und nicht weniger.
 
Cassius Dio sagt doch folgendes:

"Denn die Berge waren schluchtenreich und zerklüftet..." (Cassius Dio 56-20).

Das trifft natürlich nur auf einen einzigen Ort zu, nämlich in Hachelbich. Sonst nirgends.

Geografisch könnte es passen.
Wenn man ignoriert,
:rechts: dass Hachelbich 60 km entfernt des Werra-Knies bei Eisennach liegt und dabei schon extreme Zugeständniss an das "bis an die Weser" des Cassius Dio Text macht.
:rechts: dass Tacitus klar von einer Nähe zum Gebiet zwischen Ems und Lippe spricht und und Germanicus erst im Jahr nach dem Besuch des Varusschlachtfeldes überhaupt die Weser erreicht
:rechts: dass Hachelbich von den Ausgräbern auf die Chattenkriege (Mitte der 80er des ersten Jahrhunderts) oder später datiert wird.

Die Sumpfgebiete liegen südlich der Finne und Hainleite an der Unstrut, sowie nördlich des Kyffhäusers und dem Harz an der Helme. Nur die Trasse von der Wipper bis zur Leine bei Leinefelde war passierbar (Wasserscheide). Wasser war lebensnotwendig, aber kein Sumpfwasser. In den Karten aus dem 17. Jh. sind die Sümpfe noch eingezeichnet. Gebesee hatte laut den alten Aufzeichnungen ständig mit dem Hochwasser der Unstrut zu kämpfen.
Auch Sümpfe gab es natürlich nur in Hachelbich und um Hachelbich und um Hachelbich herum. Sonst nirgends.

Vegetius sagt, dass, wenn keine Gefahr ist, es reicht einen Graben zu ziehen und mit der aufgeworfenen Erde eine Brustwehr zu errichten. Davon kann hier ganz klar ausgegangen werden. [...] Das macht stutzig. Entweder waren diejenigen zu faul weiter zu graben, dann hätten sie aber vom Optio eine übergebraten bekommen oder man war ja in befriedetem Gebiet. Letzteres halte ich eher für möglich. Dr. Küßner geht davon aus, dass das Lager systematisch abgegrast wurde.
Hachelbich wird als Marsch-, nicht als Standlager eingeordnet. Meinst du nicht, dass es pragmatischer war, statt mühsam für ein nur wenige Tage bestehendes Lager den Fels abzutragen, es einfach gut sein zu lassen? Was hat man davon, wenn die Legionäre die ganze Nacht durcharbeiten, um ein Nachtlager zu schaffen, um dann nicht fit für den Marsch am kommenden Tag zu sein? Richtig, nichts.

Vergleich Teutleben - Duttensoda - Deinsen

Teutleben - Tuttleben - Tottleben/Töttleben (alle drei in Thüringen)

Tuteleiba
Tuteleibin
Teitileba
Tutelieba
Tutileiba
Tutelebe

https://books.google.de/books?id=yG...ved=0CDYQ6AEwBA#v=onepage&q=tutileiba&f=false

Es fällt das Teitileba auf, es passt nicht zu den anderen.

Wüstung Duttensoda bei Mühlhausen (Thüringen)

Tutinsoda


Deinsen (bei Hildesheim)

Diotanhusun
Tutinhusa
Thiadanhusun
Tutenhusun[/


Mal an die [T(O)VT]ONES gedacht ? Die Leben-Orte sagen ja nur das etwas oder jemand hinterlassen (Erbe) hat. Nicht mehr und nicht weniger.


Willst du jetzt echt alle Orte aufführen, die in Dtld. einen namentlichen Anklang an Teut- haben? Oder nur die, die sich auch in der Nähe von Hachelbich befinden? Wie auch immer: Viel Spaß!
Ich werfe mal Düs-trup ein, einen Ortsteil von Osnabrück, 19 km von Kalkriese entfernt. ;) Nein, müssen wir nicht drüber diskutieren, ich halte den Ortsnamen nicht wirklich für einen Hinweis auf die Teutoburg. Aber er hätte dasselbe Recht dafür gehalten zu werden, wie Teutleben oder Tuten-und-Blasen-keine-Ahnung-Hausen.
 
Als Gegenbeispiel kann unter Augustus Aelius Gallus heran gezogen werden, welcher für den Arabien-Feldzug 130 Schiffe für rund 10.000 Mann bauen ließ. Das würde auch hinkommen.

10.000 Mann : 130 Schiffe = 76,92 Mann ~ 77 Mann

Das waren seetüchtige Schiffe, die im Roten Meer eingesetzt wurden.

Bei Flussschiffen kann man nicht ohne weiteres mit bis zu 77 Mann pro Schiff rechnen.

Anstatt nur theoretische Zahlenspiele anzustellen, könntest Du Dich ja mal mit den archäologischen Belegen zur römischen Flussschifffahrt beschäftigen:
Die Flotten und die rmische Grenzpolitik

Die Rekonstruktionen ergeben Schiffe, die für 17, 21 oder 35 Mann ausgelegt waren.
Wobei wir annehmen müssen, dass man für Unternehmungen auf der Ems oder Weser eher mit kleineren Bautypen operierte, um möglichst weit flussaufwärts noch manövrierfähig zu sein.

Außerdem transportierten die Schiffe nicht nur Soldaten, sondern auch schwere Geschütze, Pferde und Proviant.
Frachtprähme konnten je nach Bauart 35 bis 110 Tonnen Last transportieren.
Ein Expeditionsherr von 25.000 Mann Effektivstärke benötigte pro Tag 56 Tonnen Proviant für Mensch und Tier.*

Für ein mehrmonatiges Unternehmen hätten 130 Schiffe gerade mal den Proviant transportieren können...


*
Peter Kehne, Zur Strategie und Logistik römischer Vorstöße in der Germania
In: Rom auf dem Weg nach Germanien: Geostrategie, Vormarschtrassen und Logistik. Mainz 2008.
 

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:rechts: Leise Zweifel an der Datierung von Mušov in die Zeit der Markomannenkriege?

Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen:
An der Datierung der meisten Funde in die Zeit der Markomannenkriege gibt es nicht den leisesten Zweifel:

Die meisten Objekte werden in die Zeit der Markomannenkriege datiert.
Bálek/Šedo 1996, S. 400

Die ält. Brandschicht kann anhand der fünf Prägungen von Marc Aurel aus den J. 171-173 an den Beginn der 70er J. des 2. Jh.s datiert werden. Die jüngste, oberhalb der verbrannten Schicht liegende, durch ein nur teilweise erhaltenes Schotterpflaster gebildete Schicht ist durch Prägungen von Marc Aurel für Commodus aus den J. 175-176 in die 2. Hälfte der 70er J. des 2. Jh.s einzusetzen.
Tejral 2002, S. 428

Es wurde an anderen Stellen schon mehrmals erörtert, dass die gewaltigen fortifikatorischen Einrichtungen am Burgstall bei Mušov und andere von dieser Stelle und aus ihrer Umgebung stammende Funde und Befunde der römisch-antiken Provenienz mit der Anwesenheit des römischen Militärs auf der Anhöhe in der Zeit der Markomannenkriege zu verbinden sind
Tejral 2011: http://dino.iabrno.cz/dokumenty/pv/PV52_2_studie/PV52_2_studie_2.pdf

Umstritten ist, ob es außerdem schon - lange vor der Zeit der Markomannenkriege - ein augusteisches Lager in Mušov gegeben haben könnte.

Heute tendiert die Meinung zu "kein augusteisches Lager direkt bestätigt".
Today the opinion leans to “no Augustan camp directly confirmed”
Bullard 2013: https://dspace.library.uvic.ca:8443/bitstream/handle/1828/4901/Bullard_Eva_2013_MA.pdf?sequence=1
 
Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen:
An der Datierung der meisten Funde in die Zeit der Markomannenkriege gibt es nicht den leisesten Zweifel:

Bálek/Šedo 1996, S. 400

Tejral 2002, S. 428

Tejral 2011: http://dino.iabrno.cz/dokumenty/pv/PV52_2_studie/PV52_2_studie_2.pdf

Umstritten ist, ob es außerdem schon - lange vor der Zeit der Markomannenkriege - ein augusteisches Lager in Mušov gegeben haben könnte.

Heute tendiert die Meinung zu "kein augusteisches Lager direkt bestätigt".
Bullard 2013: https://dspace.library.uvic.ca:8443/bitstream/handle/1828/4901/Bullard_Eva_2013_MA.pdf?sequence=1

Das die meisten Funde aus den Markomannenkriegen stammten, hat auch niemand bestritten. Die augusteisch/tiberischen Funde kann man aber nicht weginterpretieren oder einfach später datieren. Für temporäre Lager bzw. Stützpunkte der augusteischen Zeit gibt es kaum archäologische Hinterlassenschaften. Man muss dankbar sein, dass man überhaupt etwas hat. Beispiel gefällig ? Gewerbegebiet Hedemünden. Dort gibt es 7(!) verschiedene Spitzgräben und bisher nicht ein einziger Fund, trotzdem werden diese für die augusteische Zeit angesetzt. Jedoch wurden die Flächen schon seit 1985 mit Detektoren begangen (Raubgräberei).

" dennoch besteht der Verdacht auf römische Marschlagergräben, sodass wegen der geringen Distanz von 450 m ein Zusammenhang zwischen beiden Fundstellen wahrscheinlich ist. Die topografische Lage direkt am alten Fernweg, rund 1,2 km östlich des Standlagers auf dem Burgberg, wäre sehr plausibel."

Quelle: Klaus Grote - Römerlager Hedemünden, S. 179 (2012)

Aus Marktbreit gibt es wenig Funde, die passen gerade mal in einen Schuhkarton. Also was soll man deiner Meinung nach immer finden ? Münzen, militärische Ausrüstungsgegenstände etc. ??? Wenn du Pech hast findest du nicht einmal die Gräben (siehe Porta Westfalica). Und trotzdem geht man dort von einem Lager aus. Man es eben nicht immer verallgemeinern.
 
Das waren seetüchtige Schiffe, die im Roten Meer eingesetzt wurden.

Bei Flussschiffen kann man nicht ohne weiteres mit bis zu 77 Mann pro Schiff rechnen.

Anstatt nur theoretische Zahlenspiele anzustellen, könntest Du Dich ja mal mit den archäologischen Belegen zur römischen Flussschifffahrt beschäftigen:
Die Flotten und die rmische Grenzpolitik

Die Rekonstruktionen ergeben Schiffe, die für 17, 21 oder 35 Mann ausgelegt waren.
Wobei wir annehmen müssen, dass man für Unternehmungen auf der Ems oder Weser eher mit kleineren Bautypen operierte, um möglichst weit flussaufwärts noch manövrierfähig zu sein.

Außerdem transportierten die Schiffe nicht nur Soldaten, sondern auch schwere Geschütze, Pferde und Proviant.
Frachtprähme konnten je nach Bauart 35 bis 110 Tonnen Last transportieren.
Ein Expeditionsherr von 25.000 Mann Effektivstärke benötigte pro Tag 56 Tonnen Proviant für Mensch und Tier.*

Für ein mehrmonatiges Unternehmen hätten 130 Schiffe gerade mal den Proviant transportieren können...


*
Peter Kehne, Zur Strategie und Logistik römischer Vorstöße in der Germania
In: Rom auf dem Weg nach Germanien: Geostrategie, Vormarschtrassen und Logistik. Mainz 2008.


Hast du überhaupt den Sinn der Sache begriffen ? ? ? Es geht um die 1000 SCHIFFE !!!
Entweder war Tacitus ein militärischer Trottel oder wir müssen den Sinn des Wortes NAVES neu überdenken.
 
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