Im Prinzip war fast jede Provinz Roms einmal ein Urwald, in dem nur Wilde lebten. Gut, für Griechenland und Kleinasien gilt das aus römischer Sicht weniger, aber für Britannien und Gallien, sicher auch Spanien zu Beginn mit Sicherheit. Ein größeres Reich bedeutet wirtschaftlichen Reichtum, mehr eingeführte Güter, aber auch Abnehmer für die eigenen Waren. Ein gewonnener Krieg bedeutete Unmengen von Sklaven, quasi kostenlose Arbeitskräfte, ohne die das römische Imperium nicht funktionieren konnte.
Und schließlich hat Rom seit Mitte des 3. Jh v. Chr. nichts anderes getan, als beständig sein Hoheitsgebiet zu erweitern. Man darf annehmen, dass wirtschaftliche Überlegungen dabei im Vordergrund standen, aber nicht zu unterschätzen ist sicher die ideologische Seite. Der Römer sah sich als die Krone der Schöpfung, der den gottgegebenen Auftrag hatte, dem Erdkreis die Zivilisation - ja Frieden - zu bringen.
Was die Römer von den Nazis unterschied: war ein Gebiet erst einmal unterworfen, gab es für die Besiegten einige Vorteile. Wenn sie von außen angegriffen wurden, konnten sie sich sicher sein, von Rom Hilfe zu bekommen, also war das mit dem "römischen Frieden" nicht nur leeres Gerede, da nun sehr viel weniger untereinander Krieg geführt wurde als vorher. (Man lese nur einmal den gallischen Krieg, dann erhält man eine Vorstellung davon, wie sehr in einer nicht besetzten Region untereinander der Punk abging!) Sie durften immer ihre Religionen* behalten - die sich teilweise auch in Rom durchsetzen (Mysterienkulte), ihre täglichen Gebräuche, ihre Sprache, sogar ihre Herrscher (die Geiseln an Rom stellten). Für die Unterworfenen blieb das meiste beim Alten. Aufstände waren eher selten, und wenn, dann an von Rom gezogenen Grenzen (Limes, Hadrianswall), oder eben in Judäa, wo das alles nicht so lief, wie man sich das in Rom vorgestellt hatte.
An welcher Stelle man wunderbar jene klassische Diskussion aus "Leben des Brian" zitieren kann:
Reg: Okay, okay, aber abgesehen von Aquädukten, Medizin, Erziehung, öffentlicher Ordnung, Bewässerung, Straßen und Volksgesundheit - was haben die Römer je für uns getan?
Xerxes: Sie haben uns Frieden gebracht.
Reg: Frieden? Halt bloß dein Maul.
*Mit klarer Ausnahme des Judentums natürlich, wo man sich weigerte, den römischen Kaiser neben dem eigenen Gott anzuerkennen.