"Polizei" im römischen Reich?

Frauke Feind

Neues Mitglied
Hilfe! :weinen:

Wer sorgte außerhalb Roms in den größeren Städten für Ordnung, gab es sowas überhaupt? Ich finde nur etwas über die Prätorianergarde. Doch so, wie ich das verstehe, waren die wohl in der Hauptsache in Rom zuständig, oder verstehe ich das falsch? :grübel:

Wieder mal Danke schon im voraus! :bussi:
 
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Wer sorgte außerhalb Roms in den größeren Städten für Ordnung, gab es sowas überhaupt? Ich finde nur etwas über die Prätorianergarde. Doch so, wie ich das verstehe, waren die wohl in der Hauptsache in Rom zuständig, oder verstehe ich das falsch? :grübel:

Wieder mal Danke schon im voraus! :bussi:

Im Forumarchiv müsstest du einen alten Thread finden "Banditen, Piraten, Lokaldynasten" der deine Fragen beantwortet.

Einen guten überblick findest du hier Franz Ausbüttel Die Rerwaltung des Römischen Kaiserreiches Artikel Innere Sicherheit S 47-64

http://www.geschichtsforum.de/f28/banditen-piraten-lokaldynasten-roms-wilder-osten/17000/

Irgendwie schaffe ich es nicht, den alten Thread zu verlinken und komme auch mit der Suchfunktion nicht zurecht. Den Thread habe ich nur über den Umweg über mein Profil unter den von mir verfassten Themen gefunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
es gab vor einiger Zeit eine Ausstellung "Gefährliches Pflaster, Kriminalität im römischen Reich" da gibt es einen Ausstellungskatalog dazu.

oder:

Jens-Uwe Krause: "Kriminalgeschichte der Antike" im C.H. Beck Verlag.
 
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Wer sorgte außerhalb Roms in den größeren Städten für Ordnung, gab es sowas überhaupt? Ich finde nur etwas über die Prätorianergarde. Doch so, wie ich das verstehe, waren die wohl in der Hauptsache in Rom zuständig, oder verstehe ich das falsch? :grübel:

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In Rom gab es eine Polizeitruppe, die cohortes urbanae, sonst aber gab es in Italien und im Westen des Imperiums keine ausgebildete Polizeitruppe. In Provinzen, in denen Militär stationiert war, übernahmen oft Soldaten polizeiliche Aufgaben oder die Städte griffen zur Selbsthilfe, stellten Streifertrupps zusammen oder beauftragten Kopfgeldjäger.

Im Osten des Reiches sah es anders aus, es gab Diogmitai und Nykostrategen, die Banditen jagten, sie verhörten, ihnen aber nicht den Prozess machen durften. Wie im Westen griffen die Kolonien, Munizipien und Städte zur Selbsthilfe, stellten Streiftrupps zusammen. So lobte Commodus die Bewohner der lykischen Stadt Bubon, die isaurische Räuberbanden gestellt und aufgerieben hatten. Auch dort gab es Kopfgeldjäger, oft ehemalige Gaunerkollegen, die gegen Entgelt gesuchte Banditen umbrachten.
 
Franz Ausbüttel berichtet von "vigiles", wobei ich darüber in erster Linie den Begriff Feuerwehr finde. Aber das ist schon mal deutlich mehr, als ich vorher wusste.
 
In Rom gab es eine Polizeitruppe, die cohortes urbanae, sonst aber gab es in Italien und im Westen des Imperiums keine ausgebildete Polizeitruppe. In Provinzen, in denen Militär stationiert war, übernahmen oft Soldaten polizeiliche Aufgaben oder die Städte griffen zur Selbsthilfe, stellten Streifertrupps zusammen oder beauftragten Kopfgeldjäger.

Im Osten des Reiches sah es anders aus, es gab Diogmitai und Nykostrategen, die Banditen jagten, sie verhörten, ihnen aber nicht den Prozess machen durften. Wie im Westen griffen die Kolonien, Munizipien und Städte zur Selbsthilfe, stellten Streiftrupps zusammen. So lobte Commodus die Bewohner der lykischen Stadt Bubon, die isaurische Räuberbanden gestellt und aufgerieben hatten. Auch dort gab es Kopfgeldjäger, oft ehemalige Gaunerkollegen, die gegen Entgelt gesuchte Banditen umbrachten.

Hm ... Meine Story ist in Arelate angesiedelt, da helfen mir weder die römischen Polizeieinheiten noch die östlichen Banditenjäger. :heul:
 
bischen offtopic, aber weil du fuer einen Roman recherchierst: es gibt eine Romanreihe von Lindsey Davies (siehe Wiki), ueber den roemischen Privateye Marcus Didius Falco (siehe Wiki), der einen Kumpel bei den roemischen Vigiles hat.
 
es gab vor einiger Zeit eine Ausstellung "Gefährliches Pflaster, Kriminalität im römischen Reich" da gibt es einen Ausstellungskatalog dazu.

oder:

Jens-Uwe Krause: "Kriminalgeschichte der Antike" im C.H. Beck Verlag.


die Ausstellung habe ich damals in Xanten gesehen, den entsprechenden Katalog habe ich in einem meiner Bücherregale hoffentlich noch stehen. Da könnte ich schauen, ob da etwas zur Polizeiorganisation in den Provinzstädten steht.
 
Vielen, vielen Dank an euch alle! Nun habe ich einiges durchzulesen und kann mir ein wenig meiner Fantasie entsprechend aussuchen, ob ich Liktoren los jage oder tresviri capitales. Damit komme ich auf jedem Falle weiter!!
 
Vielen, vielen Dank an euch alle! Nun habe ich einiges durchzulesen und kann mir ein wenig meiner Fantasie entsprechend aussuchen, ob ich Liktoren los jage oder tresviri capitales. Damit komme ich auf jedem Falle weiter!!

Vielleicht kennst du das noch nicht:

Thomas Grünewald, Räuber Rebellen, Rivalen und Rächer- Studien zu Latrones im Römischen Reich

Darin geht es auch um Banditen wie Bulla Felix, den römischen Robin Hood, der Italien unsicher machte und Maternus, der in Germanien und Gallien hauste mit einer Bande von Deserteuren und es werden auch die spätantiken Bagauden, die insbesondere in Gallien von Bedeutung waren.

Die Frage nach dem Verfolgungspersonal hängt auch vom Zeitraum ab. Wenn es um größere Banden und Banditen ging, beauftragten römische Amtsträger in der Regel Militär, manchmal mit bescheidenem Erfolg. Bulla Felix konnte einen Centurio der Prätorianer gefangennehmen. Literarische "Edle Räuber" werden in der Regel nur durch Verrat geschnappt- meist spielt dabei eine Frau eine Rolle-und auch sie sind in der Regel dem Tod geweiht, selbst Robin Hood und Rinaldo Rinaldini, obwohl letzterer wie ein Seifenoper-Heldentenor aufersteht (die älteren werden dabei an Bobby Ewing aus der Serie Dallas 1980er Jahre denken)
 
Ich habe zu dem Stichwort „Polizei“ noch etwas bei Weeber (Alltag im alten Rom) gefunden:

Danach waren die Ädilen für polizeiliche Aufgaben zuständig und zwar auch in Provinzstädten, was für Dich wg. Arelate wohl wichtig wäre. Dazu gehörten Marktaufsicht, Aufsicht bei den öffentlichen Spielen, Kontrolle von „Straßenverkehr“, Bädern, Garküchen, Bordellen und sie nahmen baupolizeiliche Funktionen wahr.

Ansonsten schützten nur private Wachdienste oder Bürgerwehren und auf dem Land außerhalb der Städte war der Provinzkommandeur mit seinen regulären Truppen für polizeiliche Ordnung zuständig.
 
bischen offtopic, aber weil du fuer einen Roman recherchierst: es gibt eine Romanreihe von Lindsey Davies (siehe Wiki), ueber den roemischen Privateye Marcus Didius Falco (siehe Wiki), der einen Kumpel bei den roemischen Vigiles hat.

Ich kann zwar nicht beurteilen, wie genau sich Lindsay Davis an die historischne Fakten gehalten hat, aber die ersten Bücher dieser Serie sind jedenfalls sehr unterhaltsames Leserfutter.
 
die Ausstellung habe ich damals in Xanten gesehen, den entsprechenden Katalog habe ich in einem meiner Bücherregale hoffentlich noch stehen. Da könnte ich schauen, ob da etwas zur Polizeiorganisation in den Provinzstädten steht.

Zur Polizeiorganisation steht zumindest zur Provinz Ägypten einiges (in Ägypten hat einiges an Alltagskorrespondenz dank klimatischer Bedingungen die Jahrhunderte überstanden). Allerdings fußt die ägyptische Verwaltung auf älteren Vorbildern aus dem Ptolemäer-Reich. Dementsprechend ist es fraglich, ob die dortigen Verhältnisse auf andere Teile des Reiches 1:1 zu übertragen werden können. Die entsprechenden Amtsbezeichnungen sind übrigens auf Griechisch.
 
Ab dem zweiten Jahrhundert finden wir auch den centurio regionis, der wohl regional Polizeiaufgaben wahrnahm, neben den beneficarii oder stationarii. In den Städten wurden die aber wohl kaum ohne Auftrag oder genehmigte Anfrage einer Stadt tätig.

Grundsätzlich verblieb aber die öffentliche Sicherheit im kleineren Maßstab bei den Städten. Es gab da unterschiedliche Lösungen. Größere Städte (z.B. Athen) sollen ähnliche Wachmannschaften wie die cohortes urbanae aufgestellt haben, oder vigiles übernahmen den Job. Teilweise gab es auch Milizen, oder Kollegien übernahmen Wachaufgaben.

In kleineren Städten wurde das auch Alles situativ oder als munera gelöst. So wurde etwa die Bewachung des Gefängnisses von Bürgern im Wechsel übernommen. Sofern denn mal einer drin saß, denn es gab keine Gefängnisstrafen.

Im Grundsatz war aber die Strafverfolgung Privatsache. Der kleine Mann wird wohl oft zu seinem Patron gegangen sein. Der hatte dann Leute, die sowas regelten. Auch konnte der Stadtrat oder ein Duumvir eine Strafverfolgung anordnen. Der Beauftragte beschaffte sich Leute und legte los. Eine stehende professionelle Polizeitruppe, außer in Rom, Lugdunum und Carthago, dürfte die Ausnahme gewesen sein.

Auch in Rom ist das nie so richtig eindeutig. Meist wird der Praefectus urbi aktiv, dann aber übernimmt ein Tribun der Prätorianer den Fall, obwohl die eigentlich für Italien zuständig waren, oder ein Speculator untersucht den Vorgang, und selbst die Vigiles hatten teilweise Polizeiaufgaben.
 
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Hallo liebe Gemeinde,

auch ich beschäftige mich z.Zt. mit dem Römischen Reich. In den beiden o. g. Büchern
habe ich einige lateinische Begriffe gefunden, die ich nicht (trotz Suche im Netz) heraus
gefunden hab. Könnte mir bitte jemand diese beiden kurz erklären?

Was bedeutet:

- Patria potestas
- Lex Lulia de vi publica ?

- Testierrecht: Da habe ich auch eine unklare Vorstellung. Nur weis ich: etwas bescheinigen, schriftlich bestätigen in Hinsicht Erbschaft. Jemand der Testierrechte hat, konnte bestimmen, was mit einer Erbschaft verbunden ist. Es könnten positive, aber auch negative Forderungen darstellen.

Liege ich da richtig?

Ich würde mich sehr darüber freuen, könnte mir jemand von euch bitte weiterhelfen.

Liebe Grüße
Monika
 
Patria potestas: "väterliche Gewalt", https://de.wikipedia.org/wiki/Patria_Potestas

Lex Lulia de vi publica: "Julisches Gesetz über die öffentliche Gewalt(ausübung)", ein Gesetz aus der Zeit von Augustus (einer Mindermeinung zufolge von Caesar), das im Wesentlichen Bürger davor schützen sollte, dass Amtspersonen ihre Macht missbrauchten oder übertrieben, z. B. indem sie Personen verprügeln oder sogar töten ließen. Insbesondere enthielt sie Regelungen, die Bürger davor schützen sollten, dass Amtspersonen ihr Recht, an das Volk oder den Kaiser zu appellieren, missachteten.

Testierrecht: Ich kenne den Ausdruck "Testierfähigkeit". Das war primär die Fähigkeit, jemanden durch Testament zum Erben einsetzen zu können, daneben aber auch die Fähigkeit, selbst durch Testament Erbe werden zu können.
 
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Vielen lieben Dank, Ravenik!! Du hast mir sehr viel weiter geholfen.
Ich habe zwar im Netz gesucht, aber bin nicht recht schlau draus geworden.

Im allgemeinen vielen Dank an euch allen für meine evtl. Fragen und dass ich von euch lernen kann. Das weis ich sehr zu schätzen.

lg Monika
 
Gerade fällt es mir auf (Kopierfehler): Es heißt "Lex Iulia ...", also mit großem i (gesprochen j), nicht Lulia.
 
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