Pontes longi - Bohlen- oder Dammwege?

LEG XVII

Aktives Mitglied
Vielleicht sollten wir zuerst versuchen zu klären, ob die Pontes longe lange Holzbohlenwege oder lange Dammwege waren.
Warum meiner Meinung nach Spuren von Holzbohlenwege für die Suche nach den Pontes longi nicht berücksichtigt werden sollten hatte ich hier schon mal dargelegt:

Ja aber das bei Damme ist ja wie du sagst ein Holzbohlenweg. Sowas haben die Pioniere einer römischen Legion gebaut, um einer Legion kurzfristig das Vorankommen in schwierigem Gelände zu ermöglichen. Ansonsten hat so etwas primitives nicht dem Stand der Technik der Römer entsprochen. Weil so wie ich das verstehe sind die Pontes longi Teil eines von Lucius Domitius vorangetriebenen römischen Straßenbauprojektes in der Provinz Magna Germania, und diese Straßen waren sicherlich langfristig geplant.

Die Anforderung an eine römische Straße war es ja, dass über diese Straße in kurzer Zeit auch mehrere Legionen mit Tross und Wagen bewegt werden konnten. Wenn die Pontes longi also wirklich ein Holzbohlenweg waren, wie hätten diese Holzbohlen dann nach einem Herbst/Winter in den Gleyböden der Niewedder Senke ausgesehen? Die wären schon erheblich verrottet gewesen. Vielleicht hätten da noch 10 000 Legionäre und 100 schwer beladene Wagen drüber bewegt werden können, dann wär die Holzbohlen betreffend aber Schicht am Schacht gewesen. Die Bohlen hätten also in jedem Frühjahr komplett erneuert werden müssen. Die Investitionskosten für einen Holzbohlenweg sind sicherlich überschaubar da Holz genügend vorhanden war; allerdings schlagen diese Kosten dann auch in jedem Jahr auf Grund des Erneuerungsbedarfes als Betriebskosten zu Buche, und sowas frisst einem natürlich langfristig die Haare vom Kopf.

Die einzig vernünftige Alternative ist daher ein Dammweg. Technisch schwieriger zu bauen, daher mit höheren Investitionskosten verbunden, aber die Betriebskosten sind dann überschaubar, weil bei regelmäßiger Wartung nur hier und dort der Damm ein wenig ausgebessert oder eine hölzerne Brückenkonstruktion erneuert werden muss.
 
Vielleicht sollten wir zuerst versuchen zu klären, ob die Pontes longe lange Holzbohlenwege oder lange Dammwege waren.
Warum meiner Meinung nach Spuren von Holzbohlenwege für die Suche nach den Pontes longi nicht berücksichtigt werden sollten hatte ich hier schon mal dargelegt:

Ja aber das bei Damme ist ja wie du sagst ein Holzbohlenweg. Sowas haben die Pioniere einer römischen Legion gebaut, um einer Legion kurzfristig das Vorankommen in schwierigem Gelände zu ermöglichen. Ansonsten hat so etwas primitives nicht dem Stand der Technik der Römer entsprochen.
Dass das nicht dem Stand der römischen Technik entsprochen habe, ist eine Behauptung, nicht mehr.
Die Römer haben ihre Straßen mit dem Material gebaut, welches sie vor Ort vorfanden und wie sie meinten, dass es für die Straßenführung vor Ort notwendig war. Nicht jede Straße war so gebaut wie die Via Domitiana, die Statius in einem Gedicht beschrieben hat, auch wenn dieser Text Grundlage für die ganzen Querschnittsdarstellungen römischen Straßenbaus ist.

Weil so wie ich das verstehe sind die Pontes longi Teil eines von Lucius Domitius vorangetriebenen römischen Straßenbauprojektes in der Provinz Magna Germania, und diese Straßen waren sicherlich langfristig geplant.
Dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Einziger Beleg dieser Bautätigkeit ist Tacitus, der explizit von einem angustus trames spricht, einem 'schmalen Pfad'.

Für Dammwege spricht das Partizip aggeratus.
 
Vielleicht sollten wir zuerst versuchen zu klären, ob die Pontes longe lange Holzbohlenwege oder lange Dammwege waren.
Warum meiner Meinung nach Spuren von Holzbohlenwege für die Suche nach den Pontes longi nicht berücksichtigt werden sollten hatte ich hier schon mal dargelegt:


Hast Du Beispiele für (sehr lange) Dammwege durch Moorgebiete für den Zeitraum, ohne große Entwässerungsmaßnahmen?

Das Problem ist mE das Material für die Aufschüttung der Dämme, was "vor Ort" oder jedenfalls nah anbei verfügbar sein müsste.

Problem ist hier die Bodenbeschaffenheit, da der Damm einen beachtlichen Lehm- bzw. Tonanteil benötigt.

Ein Beispiel für das Problem: Schaut man sich zB die Moore um Papenburg an, so existierten dort Torfschichten von 8-30 Meter Stärke über dem weniger oder nicht wasserdurchlässigen Bodengrund (mit hohem Tonanteil), die erstmal abgeräumt werden müssten. Wer dort 2 Meter ausgräbt, bekommt einen "Teich". Wer 10 Meter ausgräbt, bekommt einen tiefen Teich oder Kanal. Nicht grundlos entwickelte sich das sozusagen umgekehrt: über Entwässerungswege/Kanäle seit dem späten Mittelalter, um den Torf abzubauen und Flächen über solche Vorfluter trockenzulegen.

Das konträre Beispiel: die gigantischen Damm- und Wegeanlagen um Angkor. Das Prinzip der Dammaufschüttungen über große Strecken funktionierte hier bei "roter Erde", lehmig mit hohem Tonanteil und wenig wasserdurchlässig. Das Dammprinzip funktionierte dann sogar zum Aufstauen ganzer Seen als Wasserspeicher. Das ist mit (norddeutschen) Moorverhältnissen nicht vergleichbar.
 
Die Römer haben ihre Straßen mit dem Material gebaut, welches sie vor Ort vorfanden und wie sie meinten, dass es für die Straßenführung vor Ort notwendig war.
In Cassius Dios Beschreibung der Varusschlacht findet sich folgende Passage:
Die Bäume standen dicht und überhoch gewachsen, so dass die Römer schon vor dem feindlichen Überfall mit dem Fällen der Bäume, dem Bauen von Wegen und Brücken, wo es sich erforderlich machte, große Mühe hatten.
Deutet für mich darauf hin, dass Holzbohlen durchaus im römischen Wegebau eine Rolle spielten. Ich habe jetzt nicht ins lateinische Original geguckt, aber ich vermute, dass dort pontes für "Brücken" steht.
 
Cassius Dio benutzt das Verb γεφυρόω, das sowohl mit 'dämmen' als auch 'überbrücken' oder 'gangbar machen' übersetzt wird. Ich würde die Stelle aber für die Art, wie die Römer Wege bauten, nicht überbewerten, da Cassius Dio hier ein Szenario entwirft, wo die Bäume so dicht stehen (τὰ δένδρα καὶ πυκνὰ), dass die Römer nicht durch den Wald kommen. Sie müssen sie schon deswegen fällen.
 
Dass das nicht dem Stand der römischen Technik entsprochen habe, ist eine Behauptung, nicht mehr.

Stimmt, ein Bohlenweg entspricht aber definitiv nicht dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Wenn in dem Betriebskonzept für die Straße dringestanden hätte, dass die Straße jedes Jahr komplett saniert werden muss, wäre die Reaktion des Römer Controllings aber derart gewesen, dass die Sandale stecken geblieben wäre, da muss man glaube ich auch nicht BWL studiert haben um das vorherzusagen.

Aber die Kernfrage ist wohl wirklich, waren die Pontes longi kurzfristig oder langfristig konzipiert?
 
Hast Du Beispiele für (sehr lange) Dammwege durch Moorgebiete für den Zeitraum, ohne große Entwässerungsmaßnahmen?

Das Problem ist mE das Material für die Aufschüttung der Dämme, was "vor Ort" oder jedenfalls nah anbei verfügbar sein müsste.

Problem ist hier die Bodenbeschaffenheit, da der Damm einen beachtlichen Lehm- bzw. Tonanteil benötigt.

Eigentlich bräuchten wir hier einen Straßenbauingenieur um die Frage fundiert beantworten zu können. Meine Laienhafte Meinung ist aber auch, dass man durch wirkliche Moore keine Dammwege bauen kann, wie du sagst ein 30 m tiefes Fundament kann man gar nicht bauen. Auch bei einem nur wenige m tiefen Moor wäre das Fundament m. E. so teuer, dass sich der Umweg um das Moor immer noch rechnen würde. Für das Moor selbst bleibt da nur ein Holzbohlenweg übrig, mit den oben beschriebenen Nachteilen.

Auch die Materialentnahme für den Damm stelle ich mir in einem Moor schwierig vor, außer Torf gibt es da ja nicht viel, und ob man Torf dann so verdichten kann das Wagen drüber wegrollen können ist für mich fraglich. Aber auch hier kann uns fundiert sicher nur ein Straßenbauer oder ein Geologe helfen.
In einer Senke könnte an den Hängen aber sicherlich einfach und ausreichend Material entnommen werden, um den Damm dann in der Ebene der Senke aufzuschütten.
 
Ich würde die Stelle aber für die Art, wie die Römer Wege bauten, nicht überbewerten, da Cassius Dio hier ein Szenario entwirft, wo die Bäume so dicht stehen (τὰ δένδρα καὶ πυκνὰ), dass die Römer nicht durch den Wald kommen. Sie müssen sie schon deswegen fällen.
Schon klar. Aber nach dem Fällen dienten die Bäume offensichtlich nicht nur als Feuerholz. Die Römer nahmen halt das Material zum Wegebau, das gerade zur Hand war.
Ein Bohlenweg entspricht aber definitiv nicht dem Prinzip der Nachhaltigkeit.
Auf gewissem Gelände, insbesondere Moor/ Sumpf, oder überschwemmungsgefährdetem Gebiet, sind Bohlenwege potentiell langlebiger als Dämme.
Vorgeschichtlicher Bohlenweg ? Wikipedia (Hervorhebungen durch mich)
Die Einebnung der Stegoberfläche durch den Einsatz von Bohlen – statt der anfangs verwendeten runden Pfähle − muss laut Hajo Hayen vor dem Hintergrund bronzezeitlicher Befahrung der nur temporär, nach Hayen etwa 10-30 Jahre, nutzbaren Stege gesehen werden. Auf der Bohlenschicht wurde in mehreren Fällen eine Auflage aus Heide- oder Grassoden beobachtet (..) Der lokale Nachweis solcher Wegauflagen kann als gesichert gelten, dennoch hatten viele Wege ganz oder teilweise keine Auflage. (..) Die Auflage glich unebene Stellen in der Bohlenschicht aus, erhöhte die Wegoberfläche gegenüber dem Moor und verhinderte das Ausrutschen auf den nassen, im Moor eingebetteten Weghölzern. Die Bedeckung der Flächen verhinderte jedwede Nutzungsspuren auf den Hölzern. (..)
Der älteste, stellenweise sehr breite und kurvenreiche Weg/Steg im Norden (mit der arch. No. XXXI Pr) verlief im Campemoor bei Damme im Landkreis Vechta durch einen Wald und existierte laut C14-Daten zwischen 4.835 und 4.715 v. Chr. (..)
Der vier Meter breite Corlea Trackway in Irland ist mit seiner exakten Datierung auf 147 v. Chr. einer der Jüngsten.
Das angehängte Photo aus dem zitierten Wikipedia-Artikel zeigt ein in Reparatur befundenes Teilstück des Bohlenwegs im Wittmoor. Dieser ca. 1,50 m breite Weg verlief nahe der heutigen Grenze zwischen Hamburg und Norderstedt / Schleswig-Holstein, und verband das Alstertal mit dem Geestrücken, auf dem die heutige Bundesstraße 432 (ehemalige Altona-Lübecker Chaussee) verläuft. Die Datierung schwankt zwischen dem 6.Jh. v. Chr. (Pollenanalyse), Christi Geburt (C14, unkal.) und 330 n. Chr. (Dendrochronologie). Ob dies Rückschlüsse auf die Nutzungsdauer zulässt, oder lediglich die Fehleranfälligkeit der jeweiligen Datierungstechniken wiederspiegelt, lasse ich dahingestellt. In jedem Fall zeigt das Beispiel, dass (germanische) Bohlenwege wartbar waren, und auch gewartet/ repariert wurden.

P.S: Nach folgender Publikation (Karte S. 17) war der Bohlenweg im Wittmoor Teil des kaiserzeitlichen / frühmittelalterlichen Verlaufs des Ochsenwegs (Jütland - Flensburg - Haithabu / Schleswig - Hamburg).
http://www.kulturlandschaft.org/publikationen/siedlungsforschung/sf04-1986.pdf
 

Anhänge

  • 640px-Bohlenweg_Wittmoor_histFoto_detail_1.jpg
    640px-Bohlenweg_Wittmoor_histFoto_detail_1.jpg
    85,5 KB · Aufrufe: 441
Zuletzt bearbeitet:
nach dem Fällen dienten die Bäume offensichtlich nicht nur als Feuerholz. Die Römer nahmen halt das Material zum Wegebau, das gerade zur Hand war.

Richtig. Aber diese Stelle bei Cassius Dio dafür als Beleg heranzuziehen würde sie überstrapazieren. Ich widerspreche dir also nicht in der Sache an sich sondern nur in der Quellennutzung.

Was Bohlenwege angeht, so wissen wir, dass sie bereits in der Bronzezeit angelegt wurden, auf die Bohlen, die im Boden mit "Heringen" verankert wurden, war häufig noch ein Auftrag aufgebracht, der die Bohlen vor dem direkten Druck, etwa der Ochsenkarren, die schon zur Bronzezeit auf den wegen verkehrten, schützen sollte. Das konnte Reisig sein, das konnten aber auch Matten sein. Jedenfalls hat man einen ziemlichen Aufwand auf sich genommen, um diese Bohlenwege herzustellen.
 
Als Nachtrag zum vorherigen Post folgendes Fundstück beim Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege (für Ainring, Berchtesgadener Land, S.7)
http://geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_172111.pdf
Straße der römischen Kaiserzeit (Teilstück der Trasse Augsburg-Salzburg), mit Bohlenweg und Brücke.
Zu den Ursprüngen der Technologie findet sich auch ein bißchen hier (S. 117f,): Als Bohlenweg auf Unterzügen angelegte Dorfstraße am Federsee von etwa 3.000 v. Chr. - direkt daneben einer der frühesten Funde eines Wagenrads.
http://www.denkmalpflege-bw.de/file...n_und_service/nachrichtenblaetter/2002-03.pdf

PS: Wie lang solche pontes potentiell ausfallen konnten, zeigt die über 12 km lange "Valther brug" in den Niederlanden, nahe der deutschen Grenze, knapp 20 km westlich von Haren/ Ems.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bohlenwege_im_Emsland
 
Zuletzt bearbeitet:
Augusto, der Punkt ist doch der, dass die Anforderungen mittelalterlichen Handelsverkehrs an eine Straße sich schon ein wenig von den Anforderungen der römischen Armee an eine Straße unterschieden haben was die Beanspruchbarkeit und die Verfügbarkeit angeht. Da der römische Oberbefehlshaber in Germanien den Bau der Ponte longi befohlen hat, gehe ich auch davon aus, dass diese auch den römischen militärischen Anforderungen genügen mussten.

Dass die Holzbohlenwege keine mittelalterlichen Haupthandelswege waren darüber sind wir uns wohl alle einig denke ich. Über den Bohlenweg werden sich also einige 1 000 Menschen und einige 100 Wagen pro Jahr bewegt haben. Und da müsste man dann auch mal überprüfen, wann die sich hauptsächlich über den Bohlenweg bewegt haben, was das über das ganze Jahr gleichmäßig verteilt, oder war das vielleicht hauptsächlich im Sommer, wo der Untergrund und damit auch die Bohlen relativ trocken waren ("In trockenen Sommer konnte man das Moor überschreiten." aus dem Wiki Link) und die Bohlen aufgrund ihrer größen Festigkeit im trockenen Zustand der Beanspruchung besser gewachsen waren. Bezgl. der Befahrbarkeit mit Wagen schein es auch noch Unklarheiten zu geben ("welche seiner Auffassung nach: „auch nur zum Transporte von Wagen, Pferden oder schweren Lasten gedient hat, da bloß für Fußgänger eine solch schwierige Anlage nicht gemacht erscheint". Diese Auffassung bestätigen die Funde aber nicht.").

Um den Anforderungen der römischen Armee zu genügen musste es aber gewährleistet sein, dass sich mehrere Legionen unabhängig vom Wetter innerhalb kürzester Zeit über eine Straße bewegen konnten, es mussten sich also auch während einer Regenperiode 4 Legionen oder mehr über die Holzbohlen bewegen können, plus Tross. Wo sind wir da, 30 000 Menschen, 20 000 davon waren schwer bepackt und hatten Nägel unter den Sandalen, hunderte von Pferden mit Hipposandalen (welche je bestimmt auch genagelt oder sonstwie rutschfest gemacht worden waren), hunderte von bis zu 650 kg schwer beladenen Wagen (160 kg pro Wagenrad belasten wenige cm² Auflagefläche des Rades). Und im Fall des Falles mussten die Legionen nach ein paar Tagen auf auf der selben Straße zurückmarschieren können. Ich bezweifele, dass diese Anforderungen von einer Bohlenschicht auf einen sumpfigen Untergrund erfüllt werden können.

Aber eben, ich bin keine Straßenbauingenieur und ich kann hier nur spekulieren. Ich versuche mal an diesen Aufsatz zu kommen und schaue, was die dortige Analyse ergeben hat: Schlacht an den Pontes longi ? Wikipedia.
 
Nun ja in Moor- und Sumpfgebieten sind Bohlenwege sicherlich konkurrenzlos - in Skandinavien werden diese Wege bei vielbegangenen Fernwanderwegen wie dem Kungsleden noch heute genutzt und die Wanderer sind in der Regel kaum weniger bepackt wie die "Maultiere des Marius".-für Fußtruppen auf Eilmärschen also sicherlich eine gute Lösung
Im übrigen wird man je nach Untergrund und vorhandenem Material ohnehin beim Strassenbau variiert haben- fest gestampfter Lehm oder Schotter war sicherlich eine Alternative
 
@LEG XVII,

hast du folgende Angaben zur Kenntnis genommen?


Vorgeschichtlicher Bohlenweg ? Wikipedia [...]
Auf der Bohlenschicht wurde in mehreren Fällen eine Auflage aus Heide- oder Grassoden beobachtet (..) Der lokale Nachweis solcher Wegauflagen kann als gesichert gelten, [...]Die Bedeckung der Flächen verhinderte jedwede Nutzungsspuren auf den Hölzern. (..)
war häufig noch ein Auftrag aufgebracht, der die Bohlen vor dem direkten Druck, etwa der Ochsenkarren, die schon zur Bronzezeit auf den wegen verkehrten, schützen sollte. Das konnte Reisig sein, das konnten aber auch Matten sein.
 
Ja habe ich. Und wenn da ab und zu mal ein Ochsenkarren drüber fährt und im Sommer auch mal ein paar mehr funktioniert das sicher auch sehr gut. Aber wenn da an einem regnerischen Tag 4 Legionen drübergehen, hat doch spätestens die erste Legion das aufgeweichte Reisig kleingehechselt, die zweite Legion mahlt das Material zu Brei, und die Sandalennägel und Wagenräder der dritten und vierten Legion fangen schon an, an den Bohlen zu raspeln und quetschen. Über so einen Weg gehen bei schlechtem Wetter vielleicht 4 Legionen drüber, aber danach hat der Weg fertig. Auf dem Rückweg stehen die Legionen doch dann im Morast, oder?

Außer bei Cassius Dio, wo berichtet wird dass die Varus Legionen Bäume fällten um voran zu kommen und somit offenkundig über Pionierarbeiten berichtet wird, ist mir auch aus den antiken Quellen nichts darüber bekannt, dass Fernstraßen als Holzbohlenwege konzipiert gewesen wären. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht als Holzbohlenwege konzipierte Fernstraßen gegeben hätte, da gebe ich dir Recht.

Und Augustos Beispiel zeigt ja auch, dass es scheinbar römische Bohlenfernstraßen gab:

Regierungsbezirk Oberbayern
Berchtesgadener Land
Ainring
D-1-8143-0094
Straße der römischen Kaiserzeit (Teilstück der Trasse Augsburg-Salzburg) mit
Bohlenweg und Brücke.
nachqualifiziert



Vieleicht sehe ich das wirklich zu eng was die prinzipielle Untauglichkeit von Bohlenwegen als römische Militär-/Fernstraßen angeht.


Ein Indiz dass im Speziellen die Pontes longi aber doch ein Dammweg waren hast du ja schon genannt: trames a L. Domitio aggeratus. Aufgehäuft wird ein Damm, Bohlen werden direkt auf den Boden gelegt.
 
Im Buch "Die Römer und der Wald: Untersuchungen zum Umgang mit einem Naturraum" Seite 139 ist ein Bild von der Trajanssäule, auf dem römische Legionäre beim Anlegen eines Weges abgebildet sind, der Autor interpretiert dies als mögliches Anlegen eines Bohlenwegs; ein Legionär schüttet Material (Kies, Sand?) auf den Bohlenweg auf. Der Autor des Buches verweist auch auf einen römischen Bohlenweg im Hessischen Ried Sumpfbrücke Bickenbach ? Wikipedia, ein 300 m langer Bohlenweg aus 4,5 m langen Eichenstämmen.

 

Anhänge

  • TrajanDolabra.jpg
    TrajanDolabra.jpg
    35,7 KB · Aufrufe: 436
Zuletzt bearbeitet:
Ein Indiz dass im Speziellen die Pontes longi aber doch ein Dammweg waren hast du ja schon genannt: trames a L. Domitio aggeratus. Aufgehäuft wird ein Damm, Bohlen werden direkt auf den Boden gelegt.

Richtig, das aggeratus deutet darauf hin, dass mindestens ein Teil der als pontes longi bezeichneten Trassenführung einen Dammweg bildeten. Damit kommen wir dann wieder zum Allgemeinen (war ein Bohlenweg geeignet für ein römisches Heer?) zum Speziellen.
 
Ja habe ich. Und wenn da ab und zu mal ein Ochsenkarren drüber fährt und im Sommer auch mal ein paar mehr funktioniert das sicher auch sehr gut. Aber wenn da an einem regnerischen Tag 4 Legionen drübergehen, hat doch spätestens die erste Legion das aufgeweichte Reisig kleingehechselt, die zweite Legion mahlt das Material zu Brei, und die Sandalennägel und Wagenräder der dritten und vierten Legion fangen schon an, an den Bohlen zu raspeln und quetschen. Über so einen Weg gehen bei schlechtem Wetter vielleicht 4 Legionen drüber, aber danach hat der Weg fertig. Auf dem Rückweg stehen die Legionen doch dann im Morast, oder?
Schöne Beschreibung! Gegenfrage Hast Du an einem regnerischen Tag mal versucht, auf einem Reitweg Rad zu fahren? Wie mag es auf einem ungepflasterten Weg wohl dem Tross ergangen sein, nachdem die Kavallerie durch war - der blieb doch schon auf dem Hinweg stecken...
aggeratus deutet darauf hin, dass mindestens ein Teil der als pontes longi bezeichneten Trassenführung einen Dammweg bildeten..
Ist aggeratus wirklich so eindeutig? agger umfasst ja durchaus auch Holzkonstruktionen (Rednertribüne, Scheiterhaufen etc,), und solche, die sowohl aus Erde als auch aus Holz erbaut sein können (Kaimauer, Schanze). Kann aggeratus in gewissen Kontexten nicht einfach nur "erhöht, aufgebaut" bedeuten?
agger : Deutsch » Latein : PONS.com
Daran anschliessend die Frage, ob aus den Quellen sicher zu folgern ist, dass die pontes longhi ein römischer Neubau waren, und nicht nur ein bereits bestehender germanischer Bohlenweg, den die Römer ggfs. erhöhten und ausbauten.
Du, LEG XVII, hast ja im Einstieg schön darauf hingewiesen, dass die Römer gerne vorhandenen Altstraßen folgten (wären andernfalls auch schön blöd gewesen), und erst schrittweise ihr eigenes Verkehrsnetz (u.a. Ausbau größerer Flüsse wie Rhein und Lippe als Nachschublinien) einrichteten.
 
Die Bedeutung 'Holzstoß', 'Scheiterhaufen' ist mir neu, die kannte ich bisher nicht. Strues kannte ich dafür. Ich würde allerdings weniger von der Neben- als von der Hauptbedeutung von agger/aggerare ausgehen.

Was deine Überlegungen angeht, ob L. Domitius die pontes longi gar nicht gebaut sondern nur ausgebaut hat, das ist durchaus bedenkenswert, dazu müssen wir aber nicht das aggeratus diskutieren. Es war durchaus üblich, nach Reparaturen von Bauwerken eine Inschrift anzubringen, welche mal etwas bescheidener X reedicavit angab, mal weniger bescheiden X edicavit, obwohl das reedicavit treffender gewesen wäre. Also man nahm durchaus für sich in Anspruch etwas gebaut zu haben, wenn man auch nur Reparaturen finanziert hatte. Was bei den pontes longi der Fall ist, lässt sich dem Text nicht entnehmen, in Ermangelung einer eindeutigen Identifikation eines Bauwerks als diesen genannten pontes longi lassen sich auch keine archäologischen Untersuchungen mit der entsprechenden dendrochronologischen Expertise anstellen. Wir tappen also, was das angeht, im Nebel.
 
Tacitus berichtet noch von einem weiteren Straßenbau als Teil einer militärischen Strategie:

Et cuncta inter castellum Alisonem ac Rhenum novis limitibus aggeribusque permunita.

Das Land zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein ließ er überall durch neue Grenzwege und Dämme sichern.


Tacitus: Annales, Die letzte Unternehmung des Germanicus in Germanien (16 n.Chr.) (Tac.ann.2,5-10)(lateinisch, deutsch)

Im militärischen Umfeld scheinen auf jeden Fall Aufhäufungen das Mittel der Wahl beim Straßenbau in ungünstigem Gelände gewesen sein, ob da nun Erde oder Holz aufgehäuft wurde.
 
Wobei er mit novis limitibus aggeribusque - wenn es sich nicht einfach um eine Tautologie handelt -zwei Wegtypen beschreibt. Bei den limites wird es sich vermutlich einfach um in den Wald geschlagene Schneisen handeln, bei den aggeres dagegen um aufgedammte Wege.
 
Zurück
Oben