Römerzeitliche Verkehrsgeographie in der Germania und östlichen Gallia

Augusto

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Ich bin gerade dabei, ein größeres Projekt vorzubereiten, zu dem ich Euch alle zur Mitarbeit einlade: Die Kartierung römerzeitlicher Straßen und Siedlungen in der Germania und östlichen Gallia.

Grundidee ist, frei von Vorannahmen (feste Leugenabstände etc.) zunächst mal das bekannte bzw. vermutete Straßen- und Siedlungsnetz möglichst vollständig aufzunehmen, um zugrundeliegende Muster zu identifizieren, mittels derer dann auch fundierte Hypothesen zu möglichen Erschliessungsstrategien östlich des Rheins ableitbar sind.

Der Untersuchuchungsraum ist durch die von mir gewählte Basiskarte vorgegeben (Anlage): https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0b/Relief_Map_of_Germany.svg.
Kartierung erfolgt im .svg (Scalable Vector Graphics) - Format, das leicht editier- und korrigierbar ist, und auch Ausschnittsvergrößerungen ohne Qualitätsverlust zulässt - letztere wird es sicher brauchen, wenn man auf Rheinland / Lippe, Wetterau/ Lahn etc. zoomt. Als Editor verwende ich https://inkscape.org/de/ (open source freeware).

Im Augenblick bin ich gerade dabei, die Basiskarte durch weitere Gewässer zu ergänzen, die als Transportrouten, aber auch Verkehrshindernisse relevant sind (daneben erleichtern sie die Lokalisierung von Orten und Straßen). Hierbei greife ich zurück auf
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Location_maps_of_Europe, und die dort befindlichen Karten für Einzelstaaten, deutsche Bundesländer und französisches Departements. Etwas fummelig, weil jede Karte anders geodätisch verzerrt ist, aber es geht, und ich dürfte in ein paar Tagen durch sein (etwas Brandenburg, sowie MVP, Sachsen, Tschechien und Oberösterreich stehen noch aus). Hilfe gebrauchen könnte ich in zwei Punkten:

  1. Nacherfassung fehlender Gewässer - insbesondere kleinere, aber verkehrsrelevante Zuflüsse von Hoch- und Oberrhein (Queich, Schwabenbach etc.) wären schön, daneben fehlen in den Wikimedia-Karten auch einige größere Nebenflüssee von Neckar, Main (Regnitz-System, Wern), und Saale/ Unstrut (Ilm, Gera etc.). Wer da svg-Karten zur Hand hat, oder erstellen mag (zunächst jeweils prüfen, was sich auf den entsprechenden Wikimedia-Bundeslandkarten schon findet), ist herzlich willkommen. Am liebsten direkt in meine svg-Datei (kann ich nach PN zumailen) einarbeiten.
  2. "Rückführung" auf Gewässerstand vor etwa 2.000 Jahren: Natürlich trickreich - Flussverlagerungen, Kanalisierung etc. lassen sich nur schwer über die letzten 2.000 Jahre zurückverfolgen. Wer hier relevante, großräumigere Infos/ Karten zur Hand hat, insbesondere für den Rhein und zugehörige Nebenflussmündungen, teile dies hier gerne mit. Wie weit sich Erfassung/ Einarbeitung lohnt, können wir dann gemeinsam besprechen.
Beim Siedlungsgerüst schwebt mir z.Z. für die römische Seite eine vierstufige Gliederung vor:

  1. Oberzentren: Provinzhauptstädte bzw. municipia. Natürlich Trier, Köln, Mainz, Augsburg. Noch am Schwanken bin ich, ob auch Xanten, Metz, Strassburg, Basel und Regensburg entsprechend gekennzeichnet werden sollen - was meint Ihr?
  2. Mittelzentren: Hauptorte von civitates (Nida, Worms, Speyer, Kempten etc.), daneben wichtige Legionsstandorte (Neuss, Koblenz). Hier haben wir natürlich Wissensdefizite - aus dem Bauch heraus würde ich z.B. Saarbrücken als wichtige Strassenkreuzung ebenfalls als Mittelzentrum einstufen, aber belegt ist dies nicht. Ich denke, dies muss Fal für Fall diskutiert werden (kartographische Änderung ist kein Problem, dauert wenige Sekunden). Wer da jetzt schon mal Vorschläge machen möchte, tue dies gerne. [Waldgirmes würde ich übrigens auch als geplantes Mittelzentrum sehen, Haltern ist zu diskutieren].
  3. Unterzentren: vici und größere Kastelle (oder sollten beide graphisch getrennt werden?). Kriterium wäre entweder Nennung in einem der bekannten itinerarien, oder archäologische Funde, die über eine villa rustica hinausgehen (z.B. Töpferei wie in Mayen, Salzsiederei in Bad Nauheim).
  4. Sonstige Orte: Hier zunächst Beschränkung auf Strassenkreuzungen und Hilfskastelle am Limes. Später trage ich gerne villae rusticae nach, da aber bitte keine Einzelnennung Eurerseits, sondern komprimierter Nachweis für ein größeres Gebiet, möglichst als Karte bzw. mit Koordinaten versehen, und am allerliebsten natürlich direkter Eintrag Eurerseits.
Auf der germanischen Seite werde ich römische Infrastruktur farblich separat kennzeichnen, aber ansonsten mit den gleichen Symbolen versehen. Marschlager gelten als "Sonstige Orte", ein paar Fälle (Hedemünden, Limburg, Holsterhausen, Markbreit) sehe ich tendenziell als "Unterzentren", aber das müssen wir diskutieren.
Daneben werde ich auch, farblich anders gekennzeichnet, bekannte germanische Siedlungszentren (Fritzlarer Raum, Soest, Nordhausen, Schöningen, Quedlinburg, Halle/Saale etc.) einarbeiten. Hier ist Hilfe, d.h. Nennung entsprechender weiterer Orte durch Euch, willkommen (wobei es sich in solchen Fällen um mehr als ein paar Einzelgräber handeln sollte, 100-200 Gräber dürfen es schon gerne sein). Fragen hierzu:

  1. Sehen wir Brilon und Bentumersiel als "römisch" oder "germanisch" an?
  2. Sollten auch keltische oppida, die ja meist schon vorrömisch aufgegeben wurden (Manching, Zarten etc.) Eingang finden?
Den germano-keltischen Teil werden wir vermutlich eh noch intensiver diskutieren müssen - das hat aber bei der Arbeit, die linksrheinisch :winke: ansteht, auch noch etwas Zeit.

Zum Straßennetz habe ich mir schon einiges angesehen, teils auf Wikipedia Straßenverkehr (Römisches Reich)‎ bzw mit Hilfe von Google Maps. Wikipedia enthält auch folgende, schon ganz brauchbare Kartierungen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Via_Belgica-kaart.png
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Limes2.png

Sehr schöne Zusammenstellungen finden sich hier:
Mosel-Rhein (einschl. Luxemburg/ Lothringen/ Elsass, zwei Teile):
http://www.regionalgeschichte.net/f...n/Roesch/Roesch-Roemerstrassen_klein_1-90.pdf
http://www.regionalgeschichte.net/f...Roesch/Roesch-Roemerstrassen_klein_91-180.pdf
für das Saarland ergänzt und detailliert
Saarlandbilder.net | Rmerstraen,
für die Pfalz (weniger als Kartierungsquelle, aber grundsätzlich informativ und schön)
Römerstraßen
sowie für das Dekumatland hier:
Rmerstraen und Keltenwege
Luxemburg ist erstaunlich dünn belegt, das Beste noch hier
Frühgeschichte: Marnach und Luxemburg
Wer da tiefer einsteigen kann und will, tue sich keinen Zwang an.

Noch kaum gekümmert habe ich mich um Niederlande/ Belgien, Ostfrankreich (außer dem, was vorgenannte Quellen hergeben), und den Donau-/ Alpenraum. Hier ist Hilfe willkommen.
Grundsätzlich geht es neben der Erfassung der Strassen auch um ihre Kilometrierung, d.h. die Frage, ob, und, wenn ja, welche regelhafte Abstände und Muster dem römischen Siedlungs- und Verkehrsnetz zugrunde lagen. Die Ermittlung (per Routenplaner im Fußgängermodus) kann, selbst bei bekanntem Grobverlauf einzelner Römerstrassen, relativ aufwendig sein. Da muss man schon mal den Routenplaner auf die erstaunlich oft als solche heute noch benannte "Römerstraße" zwingen, und Umwege durch Brückenverlegungen, Tagebaue oder querende Autobahnen rechnerisch eliminieren. Auf deutschem linksrheinischen Gebiet südlich Köln bin ich hiermit mehr oder weniger durch, alle anderen Straßen harren aber noch der Kilometrierung. Wer Lust und Zeit hat, darf sich hier gerne austoben, und dann den einen oder anderen Strassenverlauf, kilometriert samt Zwischenetappen (einschl. Strassenkreuzungen), idealerweise auch noch mit Routenplaner-Link zur besseren Auffindbarkeit, hier posten. Die Kartierung ist dann die einfachere Übung, das übernehme ich gerne selbst.

In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage der Straßenhierarchie. Da würde ich tendenziell an die Siedlungshierarchie anknüpfen, d.h. Verbindungen zwischen Oberzentren gelten als Hauptstraßen (1. Ordnung), zwischen Mittelzentren als Regionalstraßen (2. Ordnung), und zwischen Unterzentren als Lokalstraßen (3. Ordnung). Für andere Vorschläge bin ich offen, auch können Einzelfälle separat diskutiert (und einfach geändert) werden.

Schließlich noch die Chronologiefrage: Schön wäre es, könnten wir Straßen und Siedlungen auch zeitlich differenzieren. Ob dies im Einzelfall leistbar ist, weiss ich nicht. Auch kann das Chronolgieraster nicht zu fein ausfallen, sonst leidet die Übersichtlichkeit bzw. gehen irgendwann die Farben aus. Vorstellbar ist:


  1. Keltisch/ vorrömisch (durchgezogen bei römischer Fortführung, gepunktet bei römischer Aufgabe)
  2. Frührömisch (vor Agrippa)
  3. 1.-2.Jhd (bis Limesfall)
  4. Spätrömisch
  5. Römische Infrastruktur in der Germania Magna (Römische Infrastruktur in der Germania Magna)
  6. Germanisch (ohne zeitl. Differenzierung)
Auch hier sind Eure Vorschläge willkommen!
 

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Hier, für einen ersten Eindruck, als Anlage die Gesamtkarte sowie mit Zoom auf Mittel-/ Niederrhein. Ist natürlich noch viel zu tun...
 

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Kartierung erfolgt im .svg (Scalable Vector Graphics) - Format, das leicht editier- und korrigierbar ist, ... Als Editor verwende ich https://inkscape.org/de/ (open source freeware).

Das ist ein interessanter Ansatz. Ich habe mich auch schon darin versucht, eine historische Karte zu erzeugen. Das erste Problem ist es üblicherweise bereits, eine brauchbare Basiskarte zu finden. Reine orohydrographische Karten sind rar. Für manche Regionen des Imperium Romanum gar nicht vorhanden bzw. auffindbar.

Und selbst solche Karten verzichten zwar meist auf die modernen Städte, was die sogenannten topgraphischen Karten nicht tun, aber sie haben dennoch fast immer Landesgrenzen eingezeichnet. Kannst du diese mit dem obengenannten Tool einfachst entfernen? Das dürfte ja nur einfach gehen, wenn diese Grenzen als eigener Layer oder zumindest als Objekt in der Datei der Basiskarte selbst abgelegt sind, und so vom Tool als Solche erkannt werden können. Und natürlich wird man auch in einer rein orohydrographischen Karte moderne Stauseen und Kanäle vorfinden. Der Nachbearbeitungsausfwand, je nach Tool bis auf Pixelebene, kann jetzt beliebig ausgeweitet werden.

Wie sind da deine Erfahrungen mit Basiskarten. Und wie sind deine Erfahrungen mit dem ausgewählten Freeware-Tool?

PS: Ich nehme an, daß du ORBIS kennst: http://orbis.stanford.edu/
es dir aber für deine Region nicht granular genug gewesen ist?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das erste Problem ist es üblicherweise bereits, eine brauchbare Basiskarte zu finden. Reine orohydrographische Karten sind rar. Für manche Regionen des Imperium Romanum gar nicht vorhanden bzw. auffindbar.

Und selbst solche Karten verzichten zwar meist auf die modernen Städte, was die sogenannten topgraphischen Karten nicht tun, aber sie haben dennoch fast immer Landesgrenzen eingezeichnet. Kannst du diese mit dem obengenannten Tool einfachst entfernen? Das dürfte ja nur einfach gehen, wenn diese Grenzen als eigener Layer oder zumindest als Objekt in der Datei der Basiskarte selbst abgelegt sind, und so vom Tool als Solche erkannt werden können.
Das Basiskarten-Problem hatte ich auch. Ich habe etwas mit den öffentlichen Viewern experimentiert (Bundesamt für Hydrologie, etc.), die prinzipiell .svg-Karten erzeugen (bzw. pdf, die dann in .svg umwandelbar sind), aber die produzieren zu kleine Ausschnitte.
Man kann ebenfalls, über Extraktionstools, svg-Karten aus OpenStreetMap erzeugen, aber da stößt man an das gleiche Problem - bei gewünschter Detailauflösung werden die Kartenausschnitte zu klein. Ausserdem ist die Nachbearbeitung sehr fummelig, weil die Extraktionstools skriptgesteuert sind, und/oder man einen Haufen nicht benötigter OpenStreetMap-Layer (Gebäude, Wege, Landnutzung etc.) per Hand entfernen muss. Habe ich einmal gemacht (Ergebnisse der Bundestagswahl 2013 auf Wahlbezirksebene für ausgewählte Hamburger Stadtteile, siehe Link). In dem Fall lohnte der Aufwand, weil Stadtteilgrenzen etc. wiederverwendbar waren, aber für Topographie allein schien mir das Anzapfen von OpenStreetMap zu mühsam.
2013 German Federal Election - Hamburg Metro Maps (by precinct)

Letztendlich habe ich genommen, was im Netz zu kriegen war - die jetzt verwendete Basiskarte war das Beste, was ich fand. Relief einschliesslich Ländergrenzen ist dort als Bitmap hinterleg, ebenso die farbliche Betonung Deutschlands. Diese Bitmap könnte man prinzipiell durch eine neutrale ohne Staats-/ Ländergrenzen ersetzen, aber da ergibt sich das gleiche Problem wie oben - im Netz gibts nichts passendes, bei Eigenerzeugung werden die Ausschnitte zu klein.
Im übrigen habe ich, als ich mit der Kartierung römerzeitlicher Orte/ Straßen begann, gemerkt, dass die Ländergrenzen als Orientierungspunkte durchaus hilfreich sind. Was für mich als Kartierer gilt, mag für externe Betrachter genauso gelten. Insofern sind die Ländergrenzen schlimmstenfalls ein notwendiges, aber tolerierbares Übel, vielleicht sogar der visuellen Mustererfassung dienlich.
Und natürlich wird man auch in einer rein orohydrographischen Karte moderne Stauseen und Kanäle vorfinden. Der Nachbearbeitungsausfwand, je nach Tool bis auf Pixelebene, kann jetzt beliebig ausgeweitet werden.
Netterweise trennen die Wikipedia-Karten Fliessgewässer und Seen in verschiedene Layer, so dass sich die Stauseen leicht eliminieren lassen. Im bestten Fall ist unterhalb des Sees sogar der Flusslauf enthalten, ab und zu musste ich ihn approximieren. Auf dem Niveau, auf dem ich kartiere, fallen entsprechende Ungenauigkeiten aber kaum ins Gewicht. Für sehr feine Vergrößerungen (unter ca. 100x100 km Ausschnittsgrö0e) ist die Basiskarte ohnehin ungeeignet, weil der Geländehintergrund dann zu sehr verpixelt. Für die Gesamtschau habe ich im Augenblick Oberzentren mit 12pt, und Mittelzentren mit 9pt Quadratlänge eingegeben, da ragt dann Koblenz schon deutlich nach Westen über die Mosel und nach Osten über den Rhein. Selbst wenn ich später für regionale Zooms die Orte kleiner mache, kommt von dorther immer noch mehr Unschärfe als von "geratenen" alten Flussläufen in Stauseen.
Kanäle sind örgerlicher. Nicht so sehr die großen wie der Mittellandkanal, die sind jeweils ein separates Objekt und einfach zu löschen. Nervig wird es, wo Kanäle in/an alten Flußläufen verlaufen, wie Main-Donau-Kanal und Regnitz/ Rednitz, und beide in den Wikipedia-Karten zusammenfallen. Auch hier kann ich prinzipiell damit leben, den Unterlauf durch den Kanal zu approximieren. Schade ist aber, dass die Oberläufe, die vor Kanalbau wesentliche verkehrsgeographische Funktion hatten, fehlen.
Ein Grund, warum ich mich gerade so lange mit Brandenburg aufhalte, sind Oder-Spree und Oder-Havel-Kanal, die ich versuche, auf die alten Flussläufe (Staupe, Finow) "zurückzubauen". Für die Römerzeit alleine wäre dies verzichtbar, aber es gibt ja noch andere Epochen, die verkehrsgeographische Kartierung lohnen Sowohl in der Bronze- als auch in der Slawenzeit liefen hier wesentliche Verkehrskorridore (Bernsteinstraße bzw. nördliche/ südliche Salzstraße von Halle und/oder Magdeburg zur Weichselmündung und nach Krakau).
Letztendlich reden wir bei Kanälen aber über eine Handvoll Einzelfälle, von denen mir römerzeitlich v.a. Ober- und Unterrhein relevant zu sein scheinen, für andere Epochen dazu die vorbeschriebenen (Oder-Spree/Havel; Main-Donau-Kanal). Viel problematischer sind eigentlich Küstenveränderungen, v.a. an der Nordsee, aber z.T. auch an der Ostsee (Oldenburger Graben), und zugehörige Änderungen der großen Flussmündungen (auch ohne bzw. vor Kanalisierung). Dieses Faß habe ich beschlossen, zu zu lassen, sonst komme ich nie zur Kartierung von Straßen.
Wie sind da deine Erfahrungen mit Basiskarten. Und wie sind deine Erfahrungen mit dem ausgewählten Freeware-Tool?
Ich nutze Inkscape ab 2007, auch beruflich (sozioökonomische Kartierungen, z.B. im Kaukasus oder in Äthiopien). Inkscape ist eigentlich ein schönes, gut zu bedienendes und sehr vielseitiges und mächtiges Tool. Wie fast alle open-source-Programme crasht es ab und zu, netterweise aber mit automatischem Backup, so daß nichts verloren geht und auch die Crash-Ursache relativ offensichtlich (und damit das nächste Mal vermeidbar) wird. Probleme gab es u.a. damit, daß einzelne, seltener genutzte Funktionsaufrufe Umlaute in selbstgewählten Objektnamen nicht tolerierten, und beim Rendern sehr großer/komplexer Zeichnungen (ab ca. 10-15 MB, hier weniger Abstürze als v.a. Artefakte beim Bitmap-Export). Zumindest letzteres schein der aktuelle update, den ich aber erst seit wenigen Wochen benutze, in den Griff bekommen zu haben. Die Nutzung von Umlauten in Objektnamen habe ich mir abgewöhnt, so daß ich dazu nichts Aktuelles berichten kann.
Immer noch problematisch ist Import/Konvertierung sehr großer PDFs - hier scheint es mit der neuen Version sogar Rückschritte gegeben zu haben. In der alten Version wurde es so ab 13 MB kritisch, die neue stieg jetzt bei einer 9,7 MB Spreewald-Karte aus. So verlockend PDF-Import manchmal ist - in vielen Fällen geht es schneller, eine Bitmap zu importieren und die interessierenden Details kurz zu vektorisieren/ nachzuzeichnen, als die jeveiligen Pfade mühsam aus dem ganzen Datenmüll, den die PDFs sonst noch enthalten, rauszusuchen. Bei politischen/ Stimmbezirks-Karten fand ich PDF-Import allerdings häufig lohnend.
Grundsätzliches Problem ist und bleibt der Umgang mit geodätischer Verzerrung bei der Integration verschiedener Detailkarten. Hier fehlt Inkscape leider nach wie vor ein automatisiertes Tool (das aber auch nur dann hilfreich wäre, wenn die Detailkarten die jeweils verwendete Projektion angäben, was sie häufig nicht tun). Es gibt in Inkscape relativ mächtige Verzerrungs-Tools (in der neuen Version wohl noch verbessert, habe ich aber noch nicht getestet), jedoch nur für Vektoren, nicht für importierte Bitmaps. Ich habe mir angewöhnt, mit der Übersichtskarte anzufangen, und dann die Detailkarten mehr oder weniger genau dort einzupassen. Auch da helfen übrigens politisch-administrative Grenzen auf der Grundkarte beim Erkennen des Ver-/Entzerrungsbedarfs der Detailkarte. Letztendlich bleibt es aber beim Arbeiten "Pi mal Daumen". Wenn Du dir den gezoomten Kartenausschnitt in meinem vorherigen Post mal ansiehst (in neuem Fenster öffnen!)- da habe ich Lahn, Sieg, Ruhr, Rur etc. aus den Länderkarten in die Basiskarte "reingefummelt". Sicher nicht 100% perfekt, aber ich bin zufrieden, und für den Zweck dürfte es allemal reichen...
 
PS: Ich nehme an, daß du ORBIS kennst: ORBIS: The Stanford Geospatial Network Model of the Roman World
es dir aber für deine Region nicht granular genug gewesen ist?
Nein, kannte ich nicht - sehr schöner Link [Stanford macht sowieso tolle Forschung zur römischen Wirtschafts-und Sozialgeschichte, ich habe schon die eine oder andere Publikation von W. Speidel im Forum verlinkt].
"Nicht granular genug" trifft den Punkt, ist vielleicht sogar noch etwas untertrieben. In ORBIS gibt es ja noch nicht mal eine Straße Köln-Trier...
 
Wie ambitioniert willst Du das Projekt denn betreiben? Dein Ansatz mit direkt in einen Kartenlayer gezeichneten Punkten und Wegen beschränkt sich zwangsläufig ja auf eine recht simple Visualisierung. Wenn Du z.B. zeitliche Entwicklungen darstellen willst, mußt Du für jeden Schritt in der Abfolge einen eigenen Layer erstellen und dabei Einträge ggf. doppeln, was nicht nur mühsam ist, sondern auch Fehlerpotential birgt. Zudem bringst Du recht wenig (Meta-)Information zu einem eingezeichneten Punkt in der Karte unter. Deutlich leistungsfähiger wären dynamisch aus einer Datenbank gerenderte Kartenlayer.

Kennst Du den Digital Atlas of the Roman Empire der schwedischen Universität Lund?
 
Bei der Beurteilung, welche Orte als Ober- bzw. Mittelzentren anzusehen sind, würde ich auch auf die Bevölkerungsgröße abstellen. Von daher war Xanten (eigentlich Colonia Ulpia Traiana - das heutige Xanten ist keine direkte Nachfolgesiedlung der Römerstadt, auch wenn sich das heutige Stadtgebiet mit dem der antiken Stadt geringfügig überschneidet) schon als Colonia und Hauptort der Civitas ein wichtiger Standort.

Ich bin noch ein wenig skeptisch, was die römischen Straßen angeht. Das hatte ich auch schon in einem Thread in den letzten Tagen geschrieben. Gibt es eigentlich einen Überblick, welche Fernstraßen wirklich aus der Römerzeit stammen? In den einschlägigen Überblickswerken zur römischen Provinzialgeschichte (Germania Inferior) vermisse ich detaillierte Darstellungen. Was wir nun kennen, sind die Wegbeschreibungen und die ein oder andere Römerstraße ist auch archäologisch nachgewiesen. Aber nicht jede Fernstraße im Rheinland oder im Gebiet der ehemaligen Provinz muß auf die Römer zurückgehen.
 
Ich habe nur noch nicht herausgefunden, wie man da rankommt, oder irgendwelche anderen Zustände exportiert.
Diese schwedische Online-Karte ist Teil des Pelagios Network. Pelagios ist im Prinzip der Versuch, über einen zentralisierten Index Inhalte aus vielen verschiedenen Online-Datenbanken zu vernetzen und über eine gemeinsame Schnittstelle zugänglich zu machen. Wenn man so will, ist der Digital Atlas of the Roman Empire "nur" eine Beispielanwendung, wie diese Pelagios-Schnittstelle genutzt werden kann zum Visualisieren gefilterter Daten, bietet darüber hinaus inzwischen aber auch noch eine eigene zusätzliche Schnittstelle mit stärker geographischem Fokus (um also z.B. alle Datenbankeinträge im Radius x um Punkt y zu selektieren).

Soll heißen: Der Export ist eigentlich nicht das Problem. Die Frage ist eher, wohin Du danach importieren willst? Die reinen Datenlisten aus dem Export sind ziemlich unansehnlich :rolleyes:
Wenn Du in der schwedischen Online-Karte rechts auf "Home" klickst, gibt's in dem Erklärungstext unten einen Link, über den Du Dir den aktuellen Dump der verwendeten Datenbankeinträge aus Pelagios herunterladen kannst - eben so eine unansehnliche Datenliste. Damit kannst Du recht gut experimentieren, ob und wie Du ans gewünschte Ziel kommst.
 
Wenn man so will, ist der Digital Atlas of the Roman Empire "nur" eine Beispielanwendung, wie diese Pelagios-Schnittstelle genutzt werden kann zum Visualisieren gefilterter Daten, bietet darüber hinaus inzwischen aber auch noch eine eigene zusätzliche Schnittstelle mit stärker geographischem Fokus (um also z.B. alle Datenbankeinträge im Radius x um Punkt y zu selektieren).
Ich muß mir tatsächlich mal eine Doku besorgen... The Rural Settlement of Roman Britain ist eine Anwendung, die den schwedischen Digital Atlas of the Roman Empire als Grundkarte anbietet, auf der eigene Layer visualisiert werden. Sehr schön gemacht, finde ich, und möglicherweise das, worauf Du hinaus wolltest, Agricola.
 
Bei der Beurteilung, welche Orte als Ober- bzw. Mittelzentren anzusehen sind, würde ich auch auf die Bevölkerungsgröße abstellen. Von daher war Xanten schon als Colonia und Hauptort der Civitas ein wichtiger Standort.
Bevölkerungszahl als Kriterium macht Sinn. Aber - haben wir dazu verlässliche / aussagekräftige Daten (wenn ja, wo nachlesbar)? Alfirins Link führt z.B. neben Xanten auch Nijmegen, Kempten, Arae Flaviae (Rottweil) und Augst als "Oberzentrum" (Layer type "City"). Bei letzterem gehe ich, aus dem Bauch heraus wegen der Lage, d'accord, bei den anderen drei habe ich Fragzeichen. Dagegen werden im Link weder Metz (civitas) noch Straßburg, Neuss, Bonn (all drei nicht klassifiziert) als Oberzentren aufgewiesen. Sofern frühmittelalterliche Einwohnerzahlen Rückschlüsse auf die Römerzeit zulassen, sollte auch schon das römische Borbetomagus ziemlich einwohnerreich gewesen sein - macht es das auch zum Oberzentrum?

Alternativ kämen funktionale Kriterien in Frage, z.B. Theater als Anzeiger von mindestens Mittelzentrums-Charakter. Wie steht es mit Thermen? Immer Mittel-/ Oberzentrumsanzeiger, oder hier und da der lokalen Gunst (warme Quellen) verdankt, ohne daß daraus zentralörtliche Funktion erwuchs? Aachen scheint mir z.B. diesbezüglich umstritten zu sein, vielleicht auch Wiesbaden, das eigentlich für ein Mittelzentrum zu nahe an Mainz liegt. Hier gestehe ich Wissens- und Recherchelücken, und bin für Hilfe dankbar.
Carolus;747611Gibt es eigentlich einen Überblick schrieb:
Hier sind drei Fälle zu unterscheiden:

  1. Archäologisch gesicherte Straßen, (Meilensteine, Datierung organischen Materials im Unterbau etc.) Davon haben wir gerade im Rheinland einige - Braunkohle-Tagebau hat zwar letztendlich die Trassen zerstört, vorher aber Gelegenheit zu archäologischer Untersuchung gegeben. Im anderen Thread hatte ich Wikipedia-Artikel zu heutigen Bundesstraßen verlinkt, die auch Informationen zum römischen Ursprung enthalten.
  2. Aus Quellen bekannte Straßen: Hier gibt es u.a. Itinerarien, Feldzugbeschreibungen (u.a. Caesar) und literarische Quellen wie Ausonius. Selbst wenn der exakte Verlauf nicht immer gesichert ist, können solche Straßen mit einiger Genauigkeit lokalisiert werden. Ob eine genannte Zwischenstation (z.B. Ausava beim heutigen Gerolstein-Oos, Route Trier-Köln) nun 2-3 km weiter nördlich oder westlich des heutigen Orts lag, fällt bei Übersichtskarten nicht weiter ins Gewicht.
  3. Vermutete Straßen: Hier wirds spannend - und hier steigen Datenbanken/ Internet-Karten oft aus. Der Vicus Wareswald bei Tholey ist z.B. im "Digital Atlas of the Roman World" verzeichnet, jedoch ohne Straßenanbindung. Man nimmt an, daß sich in Tholey die Straßen Mainz-Metz und Trier-Straßburg kreuzten.
    http://www.terrexggmbh.de/html/body_projektkurzinfo1.html
    Für beide Straßen sind neben Tholey weitere römische Siedlungen bekannt: Saarbrücken, Sarre-Union und Saverne auf der Route nach Straßburg; Bad Kreuznach, Gumbsweiler, der Mithrastempel in Schwarzerden (Freisen), sowie Dillingen-Pachten auf der Route Mainz-Metz. Die Strecken Mainz- Schwarzerden und Pachten-Metz sindt bereits im "Digital Atlas" verzeichnet, nur bei Tholey klafft noch eine Lücke.
    Einige Leute (vgl.die Links im Eingangsbeitrag, sowie Link unten) haben sich auf Spurensuche nach den entsprechenden Trassen gemacht. Ich will und kann, schon wegen z.T. fehlender Quellenangaben, die Fundiertheit der Spurensuche nicht bewerten. Aber an sich gibt es für mich ausreichend Gründe (plausible Straßenführung mit archäologisch belegten Zwischenstationen), beide vorgenannte Routen in meine Kartierung einzubeziehen.
    Home - Niederlosheim
    Bleiben wir ini Tholey-Wareswald. Es gibt eine bekannte, auch im "Digital Atlas" verzeichnete Römerstaße Metz-Worms über Saarbrücken, Blickweiler bzw. Schwarzenacker und Eisenberg (Pfalz). Nördlich dieser Straße, in direkter Richtung auf Tholey, findet sich der vicus Eschweilerhof etwa dort, wo sich die gedachten Linien Tholey-Blickweiler und Schwarzenacker-Pachten kreuzen. Auch hier ist die eine oder andere Trassenführung zumindest in Teilen belegt (Link unten) - vorbehaltlich weiterer Recherche stellt sich mir nicht die Frage, ob ich die entsprechenden Trassen kartiere, sondern nur, wie weit ich sie als "vermutet" (gepunktet) oder als "sicher" (durchgezogen) kennzeichne.
    Saarlandbilder | Rmerstrae
    Zur Veranschaulichung sind Google-Maps beigefügt.
    https://www.google.de/maps/dir/Trie...2b7da59e755a0071!2m2!1d6.65255!2d49.62484!3e2
    https://www.google.de/maps/dir/49.8...c31cca2a0098db!2m2!1d7.056999!2d49.492772!3e2
    Von Tholey nordwärts, in Verfolgung der Linie von Blickweiler-Eschweilerhof, gelangt man nach gut 15 km zum gallo-römischen Tempel von Schwarzenbach (Link unten), von da 5 km zum Ringwall von Otzenhausen, 5-8 km Luftlinie nördlich folgt das Römerlager Hermeskeil, und nach weiteren gut 25 km stösst die Linie in Neumagen-Dhron (Noviomagus Treverorum) auf die Mosel. Das letzte Teilstück führt u.a. über Dhronecken (kelt. Wallanalage) und dürfte die bekannte Ausoniusstraße (Trier-Mainz) irgendwo vor Heidenburg gekreuzt haben (viel gefunden wurde dort bislang nicht, aber der Ortsname regt Spekulationen an). Auch hier steht für mich das ob der Straße nicht in Frage, ebensowenig keltischer Ursprung, lediglich die Nutzung in der Römerzeit.
    http://www.google.de/url?sa=t&rct=j...=2Flwg85syUoWikxMJCO8wA&bvm=bv.96952980,d.bGg
    Zur Veranschaulichung eine Google-Map:
    https://www.google.de/maps/dir/Grab...0x47bde59fd810b6f1:0x35685d9a901fdb50!1m0!3e2
    Tja, und wenn ich dann von Tholey östlich marschiere, gelange ich letztendlich über Eisenberg nach Worms. Bis kurz hinter dem Mithrastempel Schwarzenerden kann ich die Straße nach Kreuznach nutzen, dann müsste ich östlich Richtung Kusel (villa rustica) und Mühlbach-Altenglan (röm. Urnenfriedhof) abbiegen. Von dort führt ein Höhenweg zur Lauterquerung unterhalb der Heidenburg (Kreimbach-Kaulbach) (spätrömisches Kastell), wo man auf einen weiteren Höhenweg gelangt, der - mit welchem Recht auch immer - in Schallodenbach den Namen Römerstraße trägt. Nach weiteren guten 10 km wird die im nachstehenden Link (S. 109) beschriebene Römerstraße Glan-Münchweiler - Eisenberg erreicht. Die hätte ich natürlich auch gleich nehmen können- gut 20 km westlich von Glan-Münchweiler stösst man hinter St. Wendel auf die Straße Tholey- Blickweiler (s.o.), man muß nur der streckenweise erstaunlich geradlinigen L 307 bzw. B 269 folgen. Auch hier eine Google-Map (2. Link).
    http://www.regionalgeschichte.net/f...Roesch/Roesch-Roemerstrassen_klein_91-180.pdf
    https://www.google.de/maps/dir/49.5...9616ef36ba75cd:0xbeb281ce1d6559a4!1m0!1m0!3e2
Wie ambitioniert willst Du das Projekt denn betreiben?
Zeigen, glaube ich, die obigen Beispiele. Erstmal vorhandene Erfassungslücken schliessen, dann kilometrieren, dann schauen, welche Muster erscheinen. Dein Link ist da sehr hilfreich, weil er diverse Fundorte beinhaltet, die ich bislang nicht auf dem Radar hatte. Auch die dort gezeigte Straße Oos-Aachen war mir z.B. neu, und ist spannend, veil sie die Linie Blickweiler - Tholey - Neumagen-Dhron fortführt. Ebenfalls habe ich mehrere römische Brücken, alle ohne Straßenverbindung, entlang der deutsch-luxemburgischen Grenze interessiert zur Kenntnis genommen. Meine Ausgangsfrage beantworten kann er leider nicht, wegen lückenhafter Straßenerfassung, sowie fehlender Kilometrierung.
Dein Ansatz mit direkt in einen Kartenlayer gezeichneten Punkten und Wegen beschränkt sich zwangsläufig ja auf eine recht simple Visualisierung. (..). Zudem bringst Du recht wenig (Meta-)Information zu einem eingezeichneten Punkt in der Karte unter.
Über Farben (für Zeiträume), Markierungsform- und Größe sowie Sondersymbole (Bergwerke, Heiligtümer, Bäder etc.) lässt sich in einer Karte schon so einiges an Information unterbringen. Ist jetzt nicht mein primäres Ziel (das steht oben), aber bei viel Langeweile lässt sich da so einiges ergänzen.
Deutlich leistungsfähiger wären dynamisch aus einer Datenbank gerenderte Kartenlayer.
Wenn die Layer denn alle zusammen anzeigbar wären, und nicht nur einer zur Zeit wie im "Digital Atlas". Und wenn die Datenbank komplett wäre. Und wenn da keine Eingabefehler unterlaufen. Und, und, und...
Eine simple Karte hat den Vorteil, dass die Punkte direkt editierbar sind, ohne langwierige Datenbanksuche. Bei allem Gefummel ist eine Basiskarte immer noch schneller aufzusetzen als eine georeferenzierte Datenbank, und deutlich fehlertoleranter. Die Orte werden eh mit Hand eingetragen, ebenso die zugehörigen Pfade (Straßen). Was, bitte, bringt dann eine Datenbank für Vorteile?
 
Wenn die Layer denn alle zusammen anzeigbar wären, und nicht nur einer zur Zeit wie im "Digital Atlas". Und wenn die Datenbank komplett wäre. Und wenn da keine Eingabefehler unterlaufen. Und, und, und...
Eine simple Karte hat den Vorteil, dass die Punkte direkt editierbar sind, ohne langwierige Datenbanksuche. Bei allem Gefummel ist eine Basiskarte immer noch schneller aufzusetzen als eine georeferenzierte Datenbank, und deutlich fehlertoleranter. Die Orte werden eh mit Hand eingetragen, ebenso die zugehörigen Pfade (Straßen). Was, bitte, bringt dann eine Datenbank für Vorteile?
Ich geb' Dir recht, daß eine rein grafische Lösung initial schneller an den Start gebracht ist als eine Datenbank samt daran aufsetzendem Renderer und einer GUI, die Filter und Rendering steuert. Allerdings gibt's eben schon solche Lösungen, so daß man das Rad nicht komplett neu erfinden muß, sondern sich an dem bedienen kann, was da ist. Hätte zudem den Vorteil, daß man sich einen Teil der Arbeit bei der Datenerfassung sparen könnte, wenn man die bereits andernorts erfassten Informationen nur ergänzt um Dinge, die für das eigene Projekt eben relevant sind bzw. vorhandene Daten feiner granuliert. Umgekehrt bin ich zudem ein großer Freund von Projektansätzen, die sich an schon vorhandenen Standards orientieren und dadurch anderen Projekten die Möglichkeit geben, leichter mit meinen Ergebnissen arbeiten zu können.

Wie komplett oder fehlerbehaftet die erfassten Daten sind, ist unabhängig vom verfolgten Ansatz. Informationen können in der Datenbank genauso fehlen wie als Einzeichnung in einem .svg Vektornetz. Bei der Korrektur erkannter Fehler würde ich die Datenbank aber sogar leicht im Vorteil sehen, mindestens dann jedenfalls, wenn der grafische Ansatz nicht auf einen einzelnen Layer hinausläuft, sondern auf mehrere ein-/ausblendbare, und dabei identische Informationen in mehreren Layern redundant gepflegt werden müssen.

Wie leicht Datenbankeinträge editierbar sind, wie bequem sich Filter anwenden lassen, ist schlicht eine Frage der darübergestülpten GUI. Im Prinzip ist das auch nicht anders als beim Einzeichnen in und Anzeigen von .svg - es gibt verschiedene fertige Editoren und Renderer, unterschiedlich mächtig, unterschiedlich komplex zu bedienen, dazu natürlich immer die Möglichkeit, sich einen eigenen, zweckdienlicheren Renderer oder Editor selber zu bauen.

Sei's drum, Dein Projekt, Deine Entscheidung :cool:. Ich wollte nur darauf hingewiesen haben, daß bei der sich abzeichnenden Komplexität der zu erfassenden Daten vielleicht auch eine Datenbank in Frage käme. Und daß die Entscheidung zwischen fundamental verschiedenen Ansätzen am besten halt sehr früh im Projekt zu treffen ist, um nicht jede Menge schon investierter Arbeit wegwerfen zu müssen.
 
@Alfirin: Wie gesagt, der "Digital Atlas" enthält viele mir neue Informationen und Daten, und ist damit grundsätzlich sehr hilfreich. Daher noch mal ausdrücklich "Danke" für den Link.
Ich habe mich etwas auf den Pelagios-Seiten umgesehen. Bislang scheint es zwar Tools für die online-Anzeige (GUI) zu geben, jedoch keine Editoren, die es schnell und einfach ermöglichen, heruntergeladene Daten mit eigenen zu ergänzen. Das heisst, daß entweder solch ein Editor von mir selbst programmiert werden, oder ich die Daten eben neu (doppelt) erfassen müsste. Letzteres scheint mir einfacher, v.a. weniger mit potentiellen Fehlern behaftet zu sein. Da spielt u.a. auch eine aus meiner Sicht verbesserungsfähige Datenhierarchie eine Rolle ("City", "civitas", "town" etc. sind nicht Ausprägungen des Layers "politisch-wirtschaftliches Zentrum", sondern eigenständige Layer; Straßen und Brücken sind nicht miteinander verknüpft; Wasserstraßen fehlen bislang völlig, etc.), daneben die für den "Digital Atlas" beobachtete Anzeigeanschränkung auf nur ein Layer zur Zeit, und fehlende Tools zur Pfadausmessung (Kilometrierung).
Natürlich wäre eine integrierte, offene und leistungsfähige Lösung ideal - vielleicht (hoffentlich) gibt es sie auch in 5-10 Jahren. Bis dahin kann man warten, oder arbeitet für den interessierenden thematischen und geographischen Ausschnitt "per Hand". Ich habe mich für letzteres entschieden, weil ich darin immer noch einen erheblichen Fortschritt gegenüber dem, von Carolus zu Recht beklagten Fehlen eines halbwegs umfassenden Überblicks zu römerzeitlichen Fernstraßen sehe. Ich hoffe, diese Entscheidung hält Dich und andere nicht davon ab, mir mit konstruktiver Kritik zur Seite zu stehen.
 
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Huhu Augusto,

ich habe mich auf die Schnelle nicht durch alle Beiträge gelesen und Links geklickt. Hast Du "den Hagen" im Blick?
Joseph Hagen: Die Römerstraßen der Rheinprovinz. Bonn 1931
Und kennst Du von J. Heinzelmann: Wege nach Trigorium? (Literaturangaben muss ich suchen.)
Die sind hilfreich für Dein Projekt.

Kurze Ergänzung für Deine Karten "aus der Lameng":

Drei Vici im nördlichen/mittleren Hunsrück

- Perscheid (wohl an einer von Oberwesel am Rhein startenden Querverbindung auf die Hunsrückhöhe und in der Nähe (süd-östlich ca. 10+ km Entfernung) der Kreuzung von alten (sicher vorrömischen) Verkehrsrouten, die in etwa heute durch A61 und B327 (Hunsrückhöhenstraße) beschrieben werden können. (Die alten Trassen haben sich etwas gegenüber den heutigen unterschieden.) (Übrigens ist westlich von der irgendwo in der Nähe von Emmelshausen zu vermutetenden Kreuzung dieser Routen im 19. Jh. das "Prunkgrab von Dörth" (Zeitstellung ca. 400 v. Chr.) ausgegraben worden, mit Goldbeigaben, Wagen und etruskischem Import.)

- Mittelstrimmig - erst Vicus; in der Spätantike zum Burgus ausgebaut und mit einiger Wahrscheinlichkeit blieb eine Restbevölkerung dauerhaft ansässig - mit kleinörtlicher Verlegung der Besiedlung. Wahrscheinlich an einer Trasse von der Mosel zur "Hunsrückhöhenstraße" angelegt.

- Kirchberg-Denzen (Dumnissus) - Vicus - bei Ausonius erwähnt; überstand alle Wirrungen des Übergangs von Spätantike zum frühen Mittelalter und ist heute noch bewohnt. (Ok - die Denzer leben nicht mehr in römischen Gebäuden, sondern sind "ganz modern" ;) - ganz alte B50 als "Nachfolger" der "Ausoniusstraße" führte ursprünglich durch Denzen.

Ich kann sicher noch mehr Punkte usw. beitragen, habe aber nicht alle im Kopf.
Die alte "Karrenstraße", die von der heutigen Hunsrückhöhenstraße über Feldwege bei Frankweiler über Beltheim (Beltuom - keltischer Name) und über die Wasserscheide zwischen Lütz- und Dünn-/Flaumbach nach Treis an der Mosel führte, wird ebenfalls eine mehr als lokale Bedeutung gehabt haben. Treis ist vermutlich Trigorium (Hauptort des Trechirgaus des frühen Mittelalters) und liegt genau gegenüber von Karden/Cardena. Cardena lag am Fuß des Martbergs, war in römischer Zeit ein mindestens regionaler (evt. auch überregionaler) Zentralort an der Untermosel und könnte nach der Christianisierung in der Spätantike das keltisch-römischen Heiligtum (mit wohl überregionaler Bedeutung) auf dem Martberg als "kultische Zentrale" im größren Umkreis übernommen haben.

Nur mal so viel für heute.

Viele Grüße

Nemetona
 
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Nachtrag

Nachtrag:
Du hast ja "Regionalgeschichte.net" gefunden, wie ich von den Links sehe.
Schaue dir da mal alle Beiträge/Artikel von Josef Heinzelmann an.
Er war ein streitbarer, klarer, streng wissenschaftlich arbeitender Geist, der jeden auseinander genommen hat, der nicht sauber gearbeitet/Quellen übersehen usw. hat. Die etablierten Historiker, "Heimathirsche", die nur das Übliche wiederkäuten sowie sich mit "wenig Arbeit" durchzumogeln versuchende Studierende/Doktoranten haben ihn wohl gehasst.
Er hat als Rentner/Pensionär aber klasse, fundierte Arbeit für die Aufarbeitung der Geschichte in der Mittelrheinregion geleistet. - Leider ist er zu früh gestorben.
Ich habe ihn ein paar Mal live als Teilnehmer von Exkursionen erlebt (teilweise von mir persönlich geführten). - Er war kein "leichter Teilnehmer". Er hat immer kritisch nachgefragt und wenn man (ich oder andere) als Vortragende/r nicht gut vorbereitet und wirklich spruchsicher gewesen wäre, offene Fragen nicht angesprochen oder genau da, wo Interpretationen eben unsicher sind, dass nicht genannt hätten, hätte er mich (und andere) wohl gnadenlos auseinandergenommen.
Dazu kam es nie. Dafür kam es immer mal zu wirklich guten Diskussionen über die eine oder andere Sache, neue Sichtweisen und Interpretationen. - Schade, dass er nicht mehr da ist. Solche unabhängige, kritische "Querschläger" mit fundierten Kenntnissen, saubere Arbeit und klarem Blick brauchen wir! Mehr davon! - und ein Gedenken an Herrn Heinzelmann.
 
- Mittelstrimmig - erst Vicus;

- Kirchberg-Denzen (Dumnissus) - Vicus

Nur für die Akten: Diese beiden Orte liegen auf der kürzesten heute möglichen Strecke exakt 20,0 km von einander entfernt.

Edit: Wenn man auf der Ausoniusstraße die modernen Umwege herausrechnet, die auf der Strecke zwischen Kirchberg und der keltisch-römischen Ausgrabungsstätte bei Wederath liegen, so kommt man auch hier wieder auf eine Distanz von 20 km.

Augusto wünsche ich viel Erfolg mit seinem ambitionierten Projekt, gleichwohl ich wegen Befangenheit auf eine Mitarbeit verzichten muss.
 
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Huhu,

ich habe mir die Sache noch mal angeguckt - ich glaube, da werde ich nichts mehr, was sowieso nicht schon publiziert ist, per Print oder öffentlich im Web preisgeben.

Es gibt einfach zu viele Sondengänger, denen die historische Aufarbeitung einfach schnuppe ist und die nur auf eine private Vermarktung von (oft illegalen Funden) aus sind. Diese Leute plündern unser aller Geschichte aus und ihnen ist in der Regel die historische Einordnung der Funde und erst recht Befunde egal.

Ich muss daher mal gucken, welche mir bekannten Fund- und Befundstellen ich überhaupt posten kann, da sie sowieso schon öffentlich bekannt sind. Bei anderen Stellen halte ich die Füsse still, da ich nicht will, dass die illegalen Sondengänger diese Stellen plündern, bevor die Archäologie mit legalen Grabungen da sein kann.

Vg
Nemetona
 
- Kirchberg-Denzen (Dumnissus) - Vicus - bei Ausonius erwähnt; überstand alle Wirrungen des Übergangs von Spätantike zum frühen Mittelalter und ist heute noch bewohnt. (Ok - die Denzer leben nicht mehr in römischen Gebäuden, sondern sind "ganz modern" ;) - ganz alte B50 als "Nachfolger" der "Ausoniusstraße" führte ursprünglich durch Denzen.

Römische Siedlungsspuren wurden auch in Kirchberg selbst, im Bereich der Michaelskirche, gefunden:

Archaeologie.EU: Kirchberg - Michaelskirche

Beim Durchklicken findet man immer wieder Hinweise auf Straßen, z. B. Mittelstrimmig:

Archaeologie.EU: Mittelstrimmig - Vicus
 
Huhu,

ich habe mir die Sache noch mal angeguckt - ich glaube, da werde ich nichts mehr, was sowieso nicht schon publiziert ist, per Print oder öffentlich im Web preisgeben.

Es gibt einfach zu viele Sondengänger, denen die historische Aufarbeitung einfach schnuppe ist und die nur auf eine private Vermarktung von (oft illegalen Funden) aus sind. Diese Leute plündern unser aller Geschichte aus und ihnen ist in der Regel die historische Einordnung der Funde und erst recht Befunde egal.

Ich muss daher mal gucken, welche mir bekannten Fund- und Befundstellen ich überhaupt posten kann, da sie sowieso schon öffentlich bekannt sind. Bei anderen Stellen halte ich die Füsse still, da ich nicht will, dass die illegalen Sondengänger diese Stellen plündern, bevor die Archäologie mit legalen Grabungen da sein kann.

Vg
Nemetona
Ich verstehe Deinen Punkt völlig. Laß mich darauf hiweisen, daß Hinweise auf Straßenzüge an sich, ohne spezifische Fundstellennennung, auch helfen. Abweichungen von 2-3 km bei einzelnen Fundstellen sind für das Niveau, auf dem ich kartieren möchte, vernachlässigbar. Notfalls gibt es auch noch PM (Persönliche Mitteilungen). Verschwiegenheitsverpflichtungen habe ich beruflich schon so einige unterschrieben.
 
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