Römische Außenpolitik (II)

Muspilli

Aktives Mitglied
Ich würde gerne mal ein paar Meinungen einholen über das Thema der römischen Außenpolitik.
Man liest von amicitia und Bundesgenossen, von Kolonien, von laeti, dediticii und foedus.

Mir ist aber nie klar, was ich mir konkret unter diesen Begriffen trotz gegebenen Definitionen vorzustellen habe. Um zum Beispiel "foedus" zu nehmen; es handelt sich doch eigentlich um einzelne Personen, aber auch Gruppen im römischen Heer, später aber -und da scheint eine Umdefinition vorzuliegen-, um ein ganzes Volk (den Goten), die auf römischen Territorium angesiedelt werden. Letzteres kann man sich noch am ehesten vorstellen, weil es am bedeutensten war für die weitere römische Geschichte.
Der Laetenstatus scheint nur den Franken zugekommen zu sein; zumindest habe ich das noch nicht von anderen gelesen, obwohl schon vorher am Rhein zahlreiche Ansiedlungen auf römischen Territorium vorgenommen wurden. Wie unterscheidet sich deren Status aber von den dediticii?
Von Kolonien und Bundesgenossen ist in der Anfangszeit des römischen Imperium viel die Rede. Aber wie unterscheidet sich ein Bundesgenossenstatus von der amicitia?

Vielleicht hat der eine oder andere von euch mal darüber gearbeitet oder ein gutes Buch gelesen.
... muß doch noch hinzufügen, daß es sich bei den Laeten z. B. eigentlich dann nicht mehr um römische Außenpolitik handelt. Insofern sollte das mit den Föderaten (=Bundesgenossen?) wohl im Mittelpunkt des Threads stehen
 
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Also, zuerst mal die Definitionen:

Der Name "laetus" ist germanischen Ursprungs und bezeichnet einen halbfreien Hörigen.
Die Besiegten bzw. in Kriegsgefangenschaft Geratenen wurden auf römischem Gebiet angesiedelt und erhielten den Status von "Laeten" bzw."dediticii" (=Nachkommen der Laeten).
Die Laeten erhielten Land zur Bewirtschaftung als Bauern und lebten in geschlossenen Siedlungen, die sie, außer für Kriegsdienste, nicht verlassen durften. Meist waren es Ländereien, die durch die Überfälle der Germanen verödet waren. Durch die Ansiedlung der Laeten blüten diese wieder auf. Mit ihren Abgaben sicherten die Laeten die Versorgung des Heeres und der romanischen Bevölkerung. Die Überschüsse konnten sie auf den örtlichen Märkten verkaufen.
In Kriegszeiten waren die Laeten verpflichtet, unter römischen Komandeuren, gegen ins Reich eingedrungene, feindliche Germanen Kriegsdienste zu leisten. Letztere verbanden sich nicht mit den Laeten und befreiten sie auch nicht, sondern vertrieben sie, wo es ihnen möglich war. Auch versuchten die Laeten nicht, zu den freien Germanen zu fliehen, da sie befürchten mußten, getötet, oder an die Römer gegen Geld verkauft zu werden.
Eine Vermischung der Laeten mit der übrigen Bevölkerung war ebenfalls ausgeschlossen, denn ein Gesetz der Kaiser Valentinian I. und Valens aus dem Jahre 368 verbot Ehegemeinschaften zwischen Laeten, Sklaven und römischen Bürgern unter Androhung der Todesstrafe. Dieses Gesetz war auch noch 100 Jahre später in Kraft, was ein ausdrückliches Verbot des weströmischen Kaisers Severus im Jahre 465 beweist. (Zur Erinnerung:Untergang des Weströmischen Reiches - 476!)

Eine weitere Gruppe, im Römischen Reich lebender Germanen, waren die "Gentiles" ( Gentilen ).
Sie waren als Freiwillige nach Gallien gekommen und hatten, im Gegensatz zu den Laeten, nicht den Status von Besiegten. Nach den Überlieferungen hatten die Gentilen einen "höheren militärischen Wert". Auch wurde den Gentilen, im Unterschied zu den Laeten, zugesichert, keine Kriegsdienste außerhalb Galliens leisten zu müssen.
Die Laeten und Gentilen tasteten, trotz der Landnahme als germanische Siedler, die spätrömischen Eigentumsverhältnisse noch nicht an.

Noch eine Anmerkung: Mit "Kolonien" meinst du wohl eigentlich Kolonnen, oder?
Das waren die einheimischen Bauern.


Föderaten waren Verbündete Roms, die auf Grund eines besonderen, vom Kaiser genehmigten, Vertrages mit eigenen Herrführern den militärischen Grenzschutz in einem bestimmten Gebiet übernahmen, wofür sie dann Lieferungen an Lebensmitteln und jährliche Geldzahlungen erhielten. Solche Verträge bezogen sich nie auf einzelne Personen, sondern immer auf ganze Stämme, Stammesverbände, oder größere Verbände ethnisch gemischter Gruppen. Mit Vertragsabschluß erhielten sie nicht das römische Bürgerrecht, sondern lebten nach ihren eigenen Volksrechten weiter.

Beispiele:

-Beim Abschluß des ersten überlieferten Föderatenvertrages mit den gotischen Terwingern im Jahre 332 lag deren Siedlungsgebiet noch außerhalb der römischen Reichsgrenzen.

-Nachdem die Franken 358 vom Kaiser Toxanien als Siedlungsland zugewiesen bekamen, übernahmen sie dann den Schutz der Niederrheinischen Grenze. Dadurch änderte sich auch der Status, der bereits als Laeten in diesem Gebiet lebenden Germanen.

-Wenig später wurde auch mit den außerhalb des Reiches lebenden Franken am Mittelrhein ein Föderatenvertrag vereinbart.
Daher fehlten in diesen Abschnitten und auch in der Notitia dignitatum seit dieser Zeit besondere römische Grenztruppen.

Somit kann man sagen, daß sowohl Laeten/dediticii und Gentilen von Rom als Siedler benötigt wurden, um bestimmte Ländereien zu rekultivieren und um neue Söldner zur Verteidigung des Reiches zu verpflichten.

Bei den Föderaten ging es Rom vor allem um die Landesverteidigung, sodaß es hier auch egal war, ob einem Stamm innerhalb oder außerhalb der Reichsgrenzen der Föderatenstatus verliehen wurde.
 
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Die Besiegten bzw. in Kriegsgefangenschaft Geratenen wurden auf römischem Gebiet angesiedelt und erhielten den Status von "Laeten" bzw."dediticii" (=Nachkommen der Laeten).

Bist du dir sicher, daß "dediticii" mit "Nachkommen der laeti" gleichzusetzen ist? Es soll "Reichuntertanen" bedeuten, wobei mich dann interessieren würde, ob sie dann auch römische Bürger waren; jedenfalls muß es ein anderer politischer Status gewesen sein als der der Laeten.

Aber wenn sich dem so verhält, daß das von fränkischen Laeten besiedelte Gebiet, vielleicht in später erweiterter Form als das der Salier-Dediticii erscheint... :
Nachdem die Franken 358 vom Kaiser Toxanien als Siedlungsland zugewiesen bekamen, übernahmen sie dann den Schutz der Niederrheinischen Grenze. Dadurch änderte sich auch der Status, der bereits als Laeten in diesem Gebiet lebenden Germanen.
Aber ich muß es mir noch mal genauer anschauen, denn ich glaube ganz so gradlinig war das dann doch nicht; und völlig vergessen habe ich schon wieder wann das war:

-Wenig später wurde auch mit den außerhalb des Reiches lebenden Franken am Mittelrhein ein Föderatenvertrag vereinbart.

Ich wäre dann natürlich noch daran interessiert zu wissen, ob die Begriffe "laeti/dediticii" beispielsweise wirklich nur im Zusammenhang der Franken benutzt wurde, denn anderweitig las ich darüber noch nichts.
Das würde dann auch darauf hinweisen, daß es nicht die "römische Außenpolitik" gab, sondern der unterscheidlichste Umgang mit Nachbarn (hier dann Angreifer). Mit anderen wurden ja Föderationsverträge gemacht; aber hier scheint es dann verscheidene Formen zu geben, bis zur letztlichen Ansiedlung eines ganzen Volkes.

Eine weitere Gruppe, im Römischen Reich lebender Germanen, waren die "Gentiles" ( Gentilen ).
Sie waren als Freiwillige nach Gallien gekommen und hatten, im Gegensatz zu den Laeten, nicht den Status von Besiegten. Nach den Überlieferungen hatten die Gentilen einen "höheren militärischen Wert". Auch wurde den Gentilen, im Unterschied zu den Laeten, zugesichert, keine Kriegsdienste außerhalb Galliens leisten zu müssen.

Was du über die "gentiles" schreibst, hört sich für mich nach den traditionellen "foedus" an, aber das definierst du wiederum extra:

Föderaten waren Verbündete Roms, die auf Grund eines besonderen, vom Kaiser genehmigten, Vertrages mit eigenen Herrführern den militärischen Grenzschutz in einem bestimmten Gebiet übernahmen, wofür sie dann Lieferungen an Lebensmitteln und jährliche Geldzahlungen erhielten. Solche Verträge bezogen sich nie auf einzelne Personen, sondern immer auf ganze Stämme, Stammesverbände, oder größere Verbände ethnisch gemischter Gruppen. Mit Vertragsabschluß erhielten sie nicht das römische Bürgerrecht, sondern lebten nach ihren eigenen Volksrechten weiter.

Das ist das Problem, zum Beispiel war Arminius ein solcher foedaler Anführer, der das römische Bürgerrecht erhielt.


Noch eine Anmerkung: Mit "Kolonien" meinst du wohl eigentlich Kolonnen, oder?
Das waren die einheimischen Bauern.

Nein ich dachte nicht an die Colonen, wobei ich meine mich zu erinnern, daß die Franken vielleicht spätenstens als detiticii auch als solche bezeichnet werden. Ich meine tatsächlich Kolonien, die die Römer noch ganz am Anfang ihres imperialen Aufstiegs in besiegeten Städten gründeten, später in Gallien.

Die Laeten und Gentilen tasteten, trotz der Landnahme als germanische Siedler, die spätrömischen Eigentumsverhältnisse noch nicht an. [...] Somit kann man sagen, daß sowohl Laeten/dediticii und Gentilen von Rom als Siedler benötigt wurden, um bestimmte Ländereien zu rekultivieren und um neue Söldner zur Verteidigung des Reiches zu verpflichten.

Bei den Föderaten ging es Rom vor allem um die Landesverteidigung, sodaß es hier auch egal war, ob einem Stamm innerhalb oder außerhalb der Reichsgrenzen der Föderatenstatus verliehen wurde.

So ganz egal kann das nicht gewesen zu sein. Der Föderatensstatus der Goten nach der Schlacht von Adrianopel durch Theodosius war seinerzeit ja durchaus umstritten uind ermöglichte letztendlich erst die spätere Gründung germanischer Königreiche im römischen Reich, ist also durchaus als ein Bruch mit früherer Grenzpolitik zu sehen.

Aber ich würde gerne mehr über die Politik einige Jahrhunderte früher erfahren: z. B. der Suebenfürst Aviorist; was hatte sein Titel als "Freund der Römer" eigentlich für eine Bedeutung? Oder die Ubier, die vor ihrer Ansiedlung auf Reichsgebiet ebenfalls Reichsfreunde oder Föderaten oder Bundesgenossen waren? Überhaupt: gibt es einen Unterschied zwischen Bundesgenossen und Föderaten?

Daher fehlten in diesen Abschnitten und auch in der Notitia dignitatum seit dieser Zeit besondere römische Grenztruppen.

Diesen Satz hatte ich schon irgendwo gelesen: bei dir?
 
...Das ist das Problem, zum Beispiel war Arminius ein solcher foedaler Anführer, der das römische Bürgerrecht erhielt.
Daß Arminius ein "föderaler Anführer" war wage ich zu bezweifeln.

Zu Arminius:
Daß Arminius in römischen Diensten stand, ist allgemein bekannt, d.h. war er römischer Ritter und besaß römisches Bürgerrecht.
Er gehörte bereits dem Geburtsadel des Cheruskerstammes an. Wie zahlreich die germanischen Verbündeten schon in den Institutionen der römischen Eroberer vertreten waren, läßt sich am Beispiel des cheruskischen Adels erkennen. So gehörten zur ständigen Begleitung des Tiberius auf seinen Feldzügen neben Arminius und dessen Bruder Flavius auch deren Vater Segimer, wärend Segimund (weiterer Sohn Segimers) das Pristeramt am Ubier-Altar in Köln versah.
Jedoch scheint Arminius in Rom in Ungnade gefallen zu sein, denn weiter steht hier:
Warum Arminius den römischen Armeedienst aufgab, ist unbekannt. Vermutlich spielten persönliche Differenzen mit Varus oder dem kaiserlichen Hof eine Rolle. In diese Richtung scheint die Abberufung der germanischen Leibwache nach der Varus-Niederlage zu deuten.
Besonders bei den Cheruskern griff Rom offenbar häufig in die politischen Verhältnisse ein, denn nach der Ermordung des Arminius durch um die Macht ringenden Stammesadligen um das Jahr 19 u.Z., setzten die Adligen Italicus, den letzten Angehörigen der herrschenden Sippe mit Unterstützung Roms als Köng ein. Er konnte sich jedoch erst mit Hilfe der Langobarden entgültig behaupten.
Aber ich würde gerne mehr über die Politik einige Jahrhunderte früher erfahren: z. B. der Suebenfürst Aviorist; was hatte sein Titel als "Freund der Römer" eigentlich für eine Bedeutung? Oder die Ubier, die vor ihrer Ansiedlung auf Reichsgebiet ebenfalls Reichsfreunde oder Föderaten oder Bundesgenossen waren? Überhaupt: gibt es einen Unterschied zwischen Bundesgenossen und Föderaten?
Also in meinem schlauen Buch steht über Ariovist:
Spätestens seit 72 v.u.Z. waren die Sueben am Rhein anwesend. Sie ließen sich zunächst im Gebiet der Sequander im Elsaß und in der Westschweiz nieder. Nach dem Sieg über die Haeduer 61 v.u.Z. bei Magetobriga konnte Ariovist seine Macht wesentlich stärken. Wie Cäsar schreibt, wurden 120.000 Germanen im Rheingebiet angesidelt, Triboker um Strasbourg, Nemeter um Speyer, Wangionen um Worms, weiterhin Haruden, Markomannen u. Eudosen, woraus folgt, daß Ariovists Unternehmen kein allein Suebisches geblieben war.
Cäsar, der mit römischen Truppen in Gallien operierte, gelang es, der Ausdehnung der Macht unter Ariovist Einhalt zu gebieten und schlug im Jahre 58 v.u.Z. die suebischen Scharen und deren Verbündete bei Mühlhausen. Arioist flüchtete auf das östliche Rheinufer.

Zu Ariovists Status selbst steht:
Ariovist war militärischer, wohl auch politischer Führer mehrerer germanischer Stämme. Ob bereits adliger Abkunft, ist fraglich. Sein Aufstieg fiel aber in jene Zeit, in der sich der germanische Adel herauszubilden begann. Seine Wertschätzung als germanischer Heerführer von herausragender Bedeutung wurde nicht zuletzt in dem ihm vom römischen Senat verliehenden Titel "rex et amicus populi Romani" sichtbar.
Die Frage ist nun: kann diesen Titel jemand auf Deutsch übersetzten?
Dann wird vielleicht auch klar, ob Ariovist bereits Bürger Roms war.

Auf jeden Fall schrieb ich ja bereits:
"erster überlieferter Föderatenvertrag mit den gotischen Terwingern im Jahre 332..."
D.h. davor gab es keine "Föderaten" - jedenfalls keine überlieferten. Das war im Jahre 332 offenbar eine Neuheit.
Und weiter:
"Solche Verträge bezogen sich nie auf einzelne Personen, sondern immer auf ganze Stämme, Stammesverbände, oder größere Verbände ethnisch gemischter Gruppen."

Zu den anderen Fragen muß ich erst nach weiteren Infos suchen.
 
Unterscheidung Bundesgenossen - Föderaten

Zu den Föderaten kann ich der Definition Barbarossas nichts hinzufügen:
Föderaten waren Verbündete Roms, die auf Grund eines besonderen, vom Kaiser genehmigten, Vertrages mit eigenen Herrführern den militärischen Grenzschutz in einem bestimmten Gebiet übernahmen, wofür sie dann Lieferungen an Lebensmitteln und jährliche Geldzahlungen erhielten. Solche Verträge bezogen sich nie auf einzelne Personen, sondern immer auf ganze Stämme, Stammesverbände, oder größere Verbände ethnisch gemischter Gruppen. Mit Vertragsabschluß erhielten sie nicht das römische Bürgerrecht, sondern lebten nach ihren eigenen Volksrechten weiter.

Die Bundesgenossen waren das Resultat der römischen Eroberung Italiens vom 8. bis zum 2. Jahrhundert v. Chr. Nicht nur durch Siege auf dem Schlachtfeld, sondern auch durch geschickte Bündnispolitik hatte Rom die Vormachtstellung in Italien erreicht. Sämtliche italische Stämme, z. B. die Marser und Samniten, waren verpflichtet, Rom Tribut zu zahlen und Soldaten zu stellen. Formell waren die Städte und Stämme zwar selbständig, aber v. a. in den Außenbeziehungen geschah nichts ohne das Einverständnis Roms. Als Gegenleistung erhielten die Italiker Anteile an der Beute und auch Land. Jedoch überwogen mit der Zeit für die Bundesgenossen die Lasten. Sie forderten daher - sozusagen als Ausgleich für ihre Dienste, die den Römern zu ihrem Weltreich verholfen hatten - das römische Bürgerrecht. Als ihnen dies verweigert wurde, kam es 91 - 88 v. Chr. zum Bundesgenossenkrieg. Rom musste schwere Verluste hinnehmen, blieb militärisch aber letztendlich Sieger. Jedoch gelang ihnen dies wohl nur, weil sie den Italikern, die nicht revoltierten, das römische Bürgerrecht versprachen (Lex Julia). Die Lex Plautia Papiria verlieh schließlich allen Bundesgenossen südlich des Po das römische Bürgerrecht. Dazu erhiehlten die Bewohner nördlich des Po mit der Lex Pompeia de Transpadanis das latinische Bürgerrecht. Durch diese Gesetze nahmen die Römer der Revolte den Wind aus den Segeln. Die verbliebenen Aufständischen wurden besiegt.
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, damit war die Geschichte der Bundesgenossen zu Ende.
 
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Zu Ariovist:
Caesar hatte ihn zunächst zum Freund und König ernannt. Was das bedeutete? Ich denke, man kann darin vor allem eine Anerkennung seines Reiches sehen, was im Großen und Ganzen heißt: Ich tue dir nichts, du tust mir nichts. Römischer Bürger wurde er dadurch nicht.
Das Problem war nun, dass Ariovist den gallischen Stamm der Häduer angriff und besiegte. Die Häduer waren schon lange mit Rom befreundet. Nach seinem Sieg gegen die Helvetier baten neben den Häduern noch viele weitere gallische Häuptlinge den römischen Feldherrn, sie gegen Ariovist zu beschützen. Dies bot für Caesar eine willkommene Gelegenheit, seine militärischen Operationen weit nach Gallien hinein auszudehnen.
Der Titel "Freund und König" war unter diesen Umständen schnell vergessen, was beweist, dass man sich mit diesen Begriffen nicht zu lange aufhalten sollte...
 
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Föderaten = Bundergenossen ?

Hallo BARBAROSSA,
Hallo MARTIAL,

es tut mir leid, daß ich jetzt erst etwas zu euren sehr guten Antworten schreibe, aber ich hatte eigentlich vor, wenigstens eine chronologische Übersicht zu erarbeiten, um meine Fragen präziser zu stellen. Aber das fällt mir so schwer...
Also ich habe den Eindrück, daß die Begriffe "Föderaten" und "Bundesgenossen" gar nicht so klar auseinandergehalten werden können.
Aber ich muß irgendwie mal ein gutes Buch besorgen, das sich mit der römischen Außenpolitik beschäftigt.
Des weiteren habe ich den Eindruck, daß das Thema auch eine ganze Menge mit dem römischen Bürgerschaftsrecht zu tun hat.
Und überhaupt ist das römische Konzept von einer Reichsgrenze sehr schwammig und diesbezüglich habe ich den Eindruck, daß man erst in der neueren Forschung (z. B. Schallmayer und Wolters, in der Beckschen Reihe Wissen) übehaupt erst die eigentliche Grenzpolitik der Römer problematisiert.

Übrigens: ich fand es interessant, als ich heute las, daß man in der Forschung darüber streitet, ob der mit den Goten abgeschlossenen Vertrag, der ihnen als Föderaten Reichslandereien zugestand usw. nun erstmals unter Konstantin dem Großen (332) oder Theodosius dem Großen (382) geschlossen wurde...
 
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Übrigens: ich fand es interessant, als ich heute las, daß man in der Forschung darüber streitet, ob der mit den Goten abgeschlossenen Vertrag, der ihnen als Föderaten Reichslandereien zugestand usw. nun erstmals unter Konstantin dem Großen (332) oder Theodosius dem Großen (382) geschlossen wurde...
Was gibt es da zu streiten? Die Historie ist doch bekannt. Es wurde eine ganze Reihe von Föderatenverträge mit gotischen Stämmen oder Stammesteilen. Auf Anhieb fallen mir da ein 332, 376, auch 382, 418...
 
1) 332 oder 382/ 2. Arminius - ein Föderat?

Was gibt es da zu streiten? Die Historie ist doch bekannt. Es wurde eine ganze Reihe von Föderatenverträge mit gotischen Stämmen oder Stammesteilen. Auf Anhieb fallen mir da ein 332, 376, auch 382, 418...

Tja, das möchte man denken und vor allem kann man vielleicht sogar davon ausgehen, daß die römische Geschichte doch zu den am gründlichst erforschten Themen gehört. Genau das dachte ich denn auch noch, bevor ich diesen Thread eröffnete und hoffe es auch immer noch ein wenig.
Nehmen wir also die Jahresdaten 332 und 382; ich zitiere im folgenden Hartwin Brandt ("Das Ende der Antike" - Beck'sche Reihe Wissen):

Die von einigen vertretene These, Konstantin habe den Goten erstmals den Status reichsangehöriger Föderaten zugestanden, das heißt ihnen Siedlungsland auf römischen Reichsterritorium unter weitgehender Anerkennung ihrer inneren Autonomie konzediert, dürfte jedoch kaum das Richtige Treffen: diesen Vetragstypus hat wohl erstmals Theodosius I. (Seite 59) realisiert

[...]

und somit entschloß sich Theodosius I. im Jahre 382 zum Abschluß eines Vertrages (foedus), der eine bedeutende Zäsur in der römischen Geschichte markiert. Denn erst dieses Abkommen, nicht etwa schon der zwischen Konstantin dem Großen und den Goten geschlossene Pakt (Seite 29), kreierte den Typus des reichsangehörigen Foederaten [...]

Als ich das las, war ich doch etwas arg konsterniert.

Unklar bleibt: Handelt es sich um eine in der Forschung erst jüngst lancierte These, daß schon Konstantin der Große "den Bock zum Gärtner machte" - dieses paraphrasierte Sprichwort benuzt Klaus Rosen ("Die Völkerwanderung" - ebenfalls Beck'sche Reihe Wissen) im Zusammenhang mit der Verleihung des Heermeistertitels an Alarich (372) - übrigens Brandt zufolge denn zum 2. Mal, ohne zu sagen, wann Arcadius den Titel "illyrischer Heermeister" zum ersten Mal an den Terwingerfürsten/-könig verlieh.

Grundsätzlich hilfreich finde ich übrigens Brandts Angabe der Quelle, aufgrund derer man den Vertragsinhalt rekonstruiert hat (Rede Themestios, um 400).


Dann habe ich da noch etwas zur Diskussion über Arminius als "foedalen Anführer" vorzubringen und zwar mit Herwig Wolfram ("Die Germanen" - Beck'sche Reihe Wissen):

später scheint sich dagegen die gesamte cheruskische Führungsschicht den Römern angeschlossen zu haben: die Sigimir-Söhne Arminius und Flavius traten als Befehlshaber von cheruskischen Stammeseinheiten in römische Dienste, wurden römische Bürger, Arminius sogar nachweislich in den Ritterstand erhoben.

Das Problem ist nur hier, daß man eigentlich nicht so recht weiß, ob nun das "Land der Cherusker" nun römische Provinz war - man meint ja allgemein, daß es sich so zumindest gemäß der augusteischen Doktrin verhalten hat. Es heißt aber auch von den Cheruskern, daß sie sich den Römern freiwillig unterwarfen: wurden sie also zu dediticii?
 
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Zu den Begriffen Bundesgenossen - Föderaten:
Der Begriff "Bundesgenossen" ist mir in Zusammenhang mit den Italikern bekannt, in der Zeit vor und während dem Bundesgenossenkrieg 90 v. Chr.
Den Begriff "Föderaten" kenne ich eher aus der Spätantike.
Aber, wie schon gesagt, mich kümmern diese Begrifflichkeiten eigentlich nicht sonderlich. Entscheidend ist doch nur die Frage: Freund oder Feind. Um nichts anderes geht es doch letztendlich.

Zu den Cheruskern:
Ich denke, sie waren zunächst Verbündete, die Römer versuchten ihnen zu schmeicheln und sie mit dieser Vorzugsbehandlung für sich zu gewinnen, sprich: zu romanisieren. Diesem Zweck galt auch der Rom-Aufenthalt von Arminius. Irgendwann, kurz nach der Geburt Christi, waren sich die Römer wohl sicher, die Romanisierung geschafft zu haben und begannen, im Gefühl ihrer haushohen Überlegenheit, Germanien als Provinz zu betrachten, also z. B. Steuern einzutreiben. Damit bissen sie aber bei den stolzen Germanen auf Granit...
 
Zu den Begriffen Bundesgenossen - Föderaten:
Der Begriff "Bundesgenossen" ist mir in Zusammenhang mit den Italikern bekannt, in der Zeit vor und während dem Bundesgenossenkrieg 90 v. Chr.
Den Begriff "Föderaten" kenne ich eher aus der Spätantike.
Aber, wie schon gesagt, mich kümmern diese Begrifflichkeiten eigentlich nicht sonderlich. Entscheidend ist doch nur die Frage: Freund oder Feind. Um nichts anderes geht es doch letztendlich.

Machst du es dir mit dem letzten Sätzen nicht ein bißchen einfach - wöfür ich selbstverständlich Verständnis habe, sofern du denn Geschichte nicht studieren solltest.
Auf jeden Fall bin ich schon sehr auch an begrifflichen Definitionen interessiert und ich muß zugeben, daß du natürlich mit deiner Beobachtung bezüglich der verwendeten Begriffe in der Fachliteratur recht hast; allerdings habe ich mittlerweile den Eindruck, daß man im Sinne einer "außenpolitischen" Perspektive zwischen Bundesgenossen und Föderaten gar nicht unterscheiden kann - eben halt erst später (im 4. Jh.) - daß es also durchaus eine Kontinuität gibt: "Foedus" heißt ja letztendlich nur "Vertrag" und während der langen Expansionsphase der Römer verwirklichte sich gelegentlich immer wieder das gleiche Schema: Nach vertraglicher Bindung mit Rom gab es bald einen Grund zur kriegerischen Intervention und schließlich Annektion.
 
Die Begriffe der römischen Außenpolitik wandelten sich im Laufe der Geschichte mehrmals. Es ist klar, dass Föderaten in der Zeit der Römischen Republik etwas völlig Anderes waren als unter dem Prinzipat, oder der klassischen Kaiserzeit, oder der Tetrarchie, oder danach bis zum Untergang des Weströmischen Reiches. Die Römer passten ihre Vertragstexte den Gegebenheiten an, was "Mischformen" von scheinbar so klaren Begriffen wie Laeten, Gentilen und Föderaten nahe legt. Besonders die Spätantike ist immer für eine Überraschung gut, welcher ich mich im Folgenden mit militärischem Schwerpunkt annähern möchte.

Laetische "Wehrbauern" waren häufig angesiedelte, ehemals kriegsgefangene Feinde der Römer gewesen. Unterworfene feindliche Stämme wurden verpflichtet Rekruten für die römische Armee zu stellen, wodurch die selbstständige Kampfkraft der Stämme gemindert wurde. Die Kriegsgefangenen wurden nicht in geschlossenen Gebieten angesiedelt, sondern irgendwo im Reich. Lange Zeit gelang es erfolgreich diese Leute sehr weitgehend zu romanisieren. Der Wehrdienst wurde von germanischen Laeten wohl kaum als erniedrigend angesehen. Aus "stadtrömischer" Perspektive waren sie kaum mehr als "Kriegssklaven" die ihren Dienst erstaunlicherweise eher freudig zu leisten schienen.

Die Rekruten aus dem Siedlungsgebiet der besiegten Stämme (die ja nicht im Reich selbst lagen), leisteten ihren Militärdienst ab und kehrten nicht selten anschließend in ihre Heimat zurück. Ihr Dienst war Folge von Verträgen nicht von direkter Pflicht. Die Stämme selbst entschieden wer den Römern diente (Dienen durfte). Wie die Laeten leisteten sie ihren Militärdienst üblicherweise unter dem Kommando von römischen Armeeoffizieren. Wenn altgediente "Rekruten" nicht mehr in die Heimat zurückkehrten, wurden sie oft als Laeten ebenfalls im Reich angesiedelt. Typische Vertreter dieser Truppen waren nach der diocletianisch/konstantinschen Reform häufig die Besatzungen von Kastellen als Limitanei und Ripenses. Nicht zu den gestellten „Rekruten“ zählen Ausländer, die Freiwillig ins Römische Reich zogen um dort Militärdienst zu leisten: So genannte Reisläufer, schon immer der Grundstoff für die Söldnerheere aller Zeiten und am ehesten mit heutigen Fremdenlegionären zu vergleichen.

Ein Föedus mit einem Stamm außerhalb des Reichsgebietes war mit Zahlungen an diese Bundesgenossen verbunden. Die Trennung zu unterworfenen Stämmen war nicht zwangsläufig scharf. Die Römer hatten bei Errichtung des Limes in Germanien einst darauf geachtet ihnen feindlich gesinnte Stämme zu unterwerfen oder wenigstens zu vertreiben um anschließend freundlicher gesinnte Stämme in Grenznähe siedeln zu lassen. Ein Beispiel dafür sind die Hermunduren, die meist den Römern freundlich gesinnt waren und im östlichen Maingebiet an die Stelle der vertriebenen Markomannen traten. Auch Jahresgelder an die Foederaten waren üblich. Die Fremden waren verpflichtet (in teils genau abgegrenzten Gebieten) im Kriegsfalle Truppen zu stellen, die oft unter eigenständigem Kommando eingesetzt wurden. Natürlich kommandierten römische Offiziere als übergeordnete Kommandeure die Föderaten letztlich zum Einsatzort. Im Jahre 360 verlangte Kaiser Constantius II. gegen die Sassaniden Truppen aus dem Westen, darunter Föderierte Kontingente. Die Truppen lehnten das unter Hinweis auf ihre nur für Gallien geltenden Verträge ab. Beim genannten Beispiel wurde von den unruhig gewordenen Truppen der Neffe des Constantius II. als Julian (Apostata) als Kaiser ausgerufen.
Gleichgültig ob Föderierte alten Typs oder entsprechend der Gotenverträge gemeint sind, war die germanische Rechtsauffassung häufig problematisch. Danach konnten Verträge nur zwischen Personen abgeschlossen werden. Starb ein Vertragsteilnehmer, erlosch der Vertrag und musste im Zweifel neu ausgehandelt werden. Solange die Römer die Überlegenen waren, ergab das keine Probleme. Schwierig war es bei Zeiten der häufigen römischen Usurpationen, Bürgerkriegen und anderen Gründen für das Ableben eines Kaisers, das Verhalten von Föderaten auf Reichsboden vorauszusehen. Das war aber nicht grundlegend etwas Anderes als die Loyalität „normaler“ römischer Truppen sicher zu stellen.

Die Gotenverträge von Valens/Theodosius I. bewegten sich ursprünglich in genau diesen Bahnen. Vermutlich sollten die Goten entwaffnet werden und anschließend als Laeten, bestenfalls als Gentes irgendwo im Reiche angesiedelt werden. Allein dies wurde unmöglich durch die Masse der Goten. Vorher wurden durchaus fremde Gentes als Gesamtheit ins Reich aufgenommen, ihnen gewisse innere Autonomie gewährt und Siedlungsplätze zugewiesen, davor musste aber "pro forma" eine Kapitulation der Gentes erfolgen ehe sie vom Kaiser huldvoll aufgenommen und beschenkt wurden. Mit Gentes waren vorher Gefolgschaften und Anhang auswärtiger Adeliger gemeint gewesen die komplett mit innerer Autonomie ins Reich aufgenommen werden konnten. Häufig waren diese Gentes die geschlagene Partei eines auswärtigen Krieges oder Bürgerkrieges die nun den Kaiser als ihren obersten Herren anerkannte.
Erstmals bei den Goten erwies sich diese Regelung als extrem schwierig, weil nahezu ein ganzes Volk um Aufnahme bat und sie sich schließlich bei Adrianopel 378 blutig erkämpfte. Diese Föderaten neuen Typs waren aber sozial durchlässig genug um auch fremde Gruppierungen zu integrieren. Die Goten des Fritigern umfassten nicht nur Terwingen oder Greutungen, sondern zumindest Zeitweise auch Alanen, Hunnen, Taifalen und andere ehemals reichsfremde Volksgruppen. Auch schlossen sich den Goten in Mösien und Thrakien ehemalige Laeten germanischer Herkunft an oder auch rebellierende thrakische Bergarbeiter, die durch diesen Schritt auf einmal sehr viel mehr Freiheiten hatten als Zuvor.
Wichtig für diese neuen Föderaten auf römischem Reichsboden war die Tatsache das sie fortan als Reichsangehörige galten, ihre inneren Angelegenheiten selbst regeln konnten, Verträge mit den Kaisern abschlossen in denen Siedlungsgebiete und Siedlungsart, sowie jährliche finanzielle Zuwendungen geregelt wurden. Gab es irgendwelche Störungen zwischen den Vertragspartnern resultierte das nicht selten in neuen Kämpfen. Die Föderaten sahen sich selbst fortan immer auch als Römer und duldeten selten andere, vormals freie Gruppen von Auswärtigen in ihrem Einflussbereich. Germanen mit solch einem Foedus sahen sich als Brüder der Römer. Genau wie in den antiken, römischen Überlieferungen die Römer sich als Kinder des Kriegsgottes sahen, sahen etwa Burgunder und Goten sich ebenfalls als Kinder dieses Gottes an: Kurz man war mit den Römern verwandt und nicht mit den ethnisch- oder sprachlich ähnlicheren Angehörigen anderer germanischer Stämme.
 
Also nochmal zu den Föderatenverträgen zwischen Goten und Rom.
In meinem Buch "Die Goten" von Pedro de Palol und Gisela Ripoll steht:
"Im Jahre 332 unterzeichnete Konstantin der Große angesichts der ständig drohenden Kriegsgefahr - die Westgoten hatten Scythia, Thrakia und Moesia angegriffen - den ersten Vertrag mit diesem Volk auf der Basis eines Föderatenstatus, status foederati. Es folgten die ersten dauerhaften Ansiedlungen der Westgoten auf römischem Reichsboden. Die Westgoten erhielten Jahrgelder und verpflichteten sich ihrerseits, die römischen Reichsgrenzen gegen mögliche Angriffe anderer babarischer Völker zu verteidigen."
"376 erneuerte er (Kaiser Valens) den foedus mit den Goten und wies ihnen Gebiete in Thrakien zu."
Auf Grund schlechter Lebensbedingungen brachen Die Goten 378 jedoch den Vertrag und zogen gegen Kaiser Valens und ermordeten ihn. Jedoch wurden die Goten wenig später besiegt.
"Der römische Feldherr Saturnius erneuerte 382 den foedus in der Diözese von Thrakien."
 
@ TEJASON
Ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!

Aber wie ist das eigentlich.
Die Bezeichnungen "laeti" und "dedititicii" tauchen immer erst im Zusammenhang mit den Franken auf. Die früheste Erwähnung von Föderaten (= Bundesgenossen ?) begegnen in der Literatur wiederum im Zusammenhang mit den Germanenkriegen.
Waren beispielsweise die linksrheinisch - auf römischen Territorium - angesiedelten Sugambrer und Ubier z. B. solche Läten? Bei den Sugambrern kann ich es mir vorstellen, sie wurde ja vorher - mehrfach - besiegt, aber die Ubier als amiticii der Römer seit Caesar, doch nicht. Welchen Status hatten sie?

Meinst du, daß die Erneuerung nach dem Tod eines der Vertragspartner eigentlich nur germanische Rechtsauffassung ist? Wäre natürlich möglich, denn erst aus dem Endstadium des Weströmischen Reichs taucht in der Literatur ständig die Erwähnung von Vertragserneuerungen auch römischerseits bei Herrscherwechsel auf.

Beziehst du dich mit dem Selbstverständnis der Germanen als "Brüdern der Römern" auf die wohl in Theoderichs Zeit redigierte, sog. Völkertafel?
 
Zuletzt bearbeitet:
Waren beispielsweise die linksrheinisch - auf römischen Territorium - angesiedelten Sugambrer und Ubier z. B. solche Läten? Bei den Sugambrern kann ich es mir vorstellen, sie wurde ja vorher - mehrfach - besiegt, aber die Ubier als amiticii der Römer seit Caesar, doch nicht. Welchen Status hatten sie?
Hallo, ich habe etwas gefunden über Germanen auf römischem Reichsgebiet im 1. Jh. u. Z.. In meinem Buch "Die Germanen - Teil 1" steht:
"Im östlichen Vorfeld des Flusses wurde eine Grenzstraße, der Limes, angelegt. (Anmerkung: Dem Wort "Limes" liegt ein erst seit augusteischer Zeit gebräuchlicher Doppelsinn zugrunde. Die ursprüngliche Bedeutung wie Feldflur >Besitzgrenze< , Weg oder Schneise wandelte sich mehrmals.) Die dort sitzenden Tenkterer, Tubanten und Usipeter zogen sich nach innergermanien zurück oder wurden von den Römern auf das linke Rheinufer umgesiedelt. Das freigewordene Gebiet diente den Herden der Armee als Weideland. Zu den wenigen dort geduldeten germanischen Stammesteilen zählten die Sugambrer, die römische Untertanen waren..."
Danach hätten germanische Stämme in dieser Zeit also keinen besonderen Status gehabt.
 
Hallo, ich habe etwas gefunden über Germanen auf römischem Reichsgebiet im 1. Jh. u. Z.. In meinem Buch "Die Germanen - Teil 1" steht:
"Im östlichen Vorfeld des Flusses wurde eine Grenzstraße, der Limes, angelegt. (Anmerkung: Dem Wort "Limes" liegt ein erst seit augusteischer Zeit gebräuchlicher Doppelsinn zugrunde. Die ursprüngliche Bedeutung wie Feldflur >Besitzgrenze< , Weg oder Schneise wandelte sich mehrmals.) Die dort sitzenden Tenkterer, Tubanten und Usipeter zogen sich nach innergermanien zurück oder wurden von den Römern auf das linke Rheinufer umgesiedelt. Das freigewordene Gebiet diente den Herden der Armee als Weideland. Zu den wenigen dort geduldeten germanischen Stammesteilen zählten die Sugambrer, die römische Untertanen waren..."
Danach hätten germanische Stämme in dieser Zeit also keinen besonderen Status gehabt.

Hallo BARBAROSSA,
das scheint nur ein Ausschnitt des 1. Jh. zu repräsentieren; Ende des Jh. habe ich gelsen, inaugurierten die Römer beispielsweise Könige bei den Brukterern und Ampsivariern, wenn ich mich jetzt erinnere. Also es mag der eine oder andere Stamm keine "besonderen Status" gehabt haben, aber politische Beziehungen gab es sicherlich.
 
Hallo BARBAROSSA,
das scheint nur ein Ausschnitt des 1. Jh. zu repräsentieren; Ende des Jh. habe ich gelsen, inaugurierten die Römer beispielsweise Könige bei den Brukterern und Ampsivariern, wenn ich mich jetzt erinnere. Also es mag der eine oder andere Stamm keine "besonderen Status" gehabt haben, aber politische Beziehungen gab es sicherlich.
Natürlich gab es die.
Die römische Politik gegenüber den Germanen war sehr facettenreich. Als sie merkten, daß sie mit bloßer Eroberungspolitik, wie in Gallien, nicht weiterkamen, ja im Gegenteil sogar verheerende Niederlagen einstecken mußten (9 u. Z.), versuchten sie es verstärkt mit Diplomatie, d.h. sie suchten sich Verbündete in Germanien um so einen Stamm gegen den Anderen auszuspielen (1.-3. Jh.). Und je stärker die Germanen die römischen Provinzen heimsuchten und sich Rom dagegen nicht mehr wehren konnte, um so defensiver wurde ihre Politik und um so mehr Rechte mußten sie Übersiedlern einräumen, bis hin zum Föderatenstatus für ganze germanische Stämme (ab 4.Jh.), die auf römischem Reichsboden weitgehende Autonomie genossen und sich mit jährlichen Zahlungen ihre Loyalität erkauften.
Auch die Zahl der Germanen, die im römischen Heer Kariere machten, wurde immer größer und so gab es im 5. Jh. besonders im Weströmischen Reich einige Germanen, die sogar oberste Heermeister des Reiches Reiches waren.
So kann man das wohl verallgemeinern.
 
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