römischer Kultus

Haerangil

Aktives Mitglied
Hi!

Ich habe mal eine Frage zur römischen Kultpraxis...

mir sind zahlreiche römische und gallo-römische Altäre und Weihesteine bekannt.., ich frage mich nur, wie sah die Kultpraxis aus die mit diesen Altären verbunden war?

Auf einigen Steinen gibt es grobe Abbildungen von religiösen Feiern die an diesen Altären abgehalten wurden aber mich würde interessieren ob man dazu genaueres weiss und vielleicht empfehlenswerte Literatur existiert...

wurde auf diesen Altären ein Opferfeuer entzündet in dem Öl, Butter oder andere Dinge geopfert wurden?

Welche Praxis verbindet man mit Kultnischen in denen kleine Idole standen? Hatten diese eigene Altäre? Wurden Opferschalen oder besondere Gefässe benutzt? Und nicht zuletzt, gibt es abgesehen von Weiheschriften überlieferte religiöse Formeln.

Bin für alle weiterführenden Infos, Verweise und Tipps dankbar!
 
Hi!
....
Welche Praxis verbindet man mit Kultnischen in denen kleine Idole standen? Hatten diese eigene Altäre? ...

Was meinst Du mit "kleine Idole"? Die Laren und Penaten?
Dazu findest Du im Wiki was:
Penaten - Wikipedia
Laren (Mythologie - Wikipedia)

Allerdings steht da leider auch nicht, was und wie geopfert wurde, genauso wenig wie in meinem Buch. Dort ist nur vermerkt, dass man sie mit auf den Tisch stellte, damit sie am gemeinsamen Mahl der Familie teilnehmen konnten. Diese Schutzgeister waren der Familie von Grund auf wohlgesinnt, nur beleidigen durfte man sie nicht. Der Pater familias hatte noch extra seinen Schutzgeist, den Genius.

Zur römischen bäuerlichen Kultur gehörten auch die Numina, die Geister der Natur. Auch ihnen wurde geopfert. Da ich auch darüber nichts bei mir finde, denke ich, es werden evtl. Ernteerträge, Tiere gewesen sein.
 
am liebsten würd´ich zu zwei ganz bestimmten Szenen auf Relieffen etwas fragen aber die konnte ich im Web bisher noch nicht finden.

Libationen sind mir bekannt aber mir gehts speziell um Handlungen die mit Altären verbunden waren... oder wie hängen Libationen mit Altären zusammen?
 
auf dem einen Relieff sind Menschen dargestellt die um einen kleinen Altar herumstehen, auf dem Altar ist etwas aufgebaut , ich kann aber nicht bestimmen WAS.

Auf dem anderen stehen Menschen vor einer Art Gerüst oder Sitz und gehen einer Tätigkeit nach die ich auch leider nicht genau deuten kann.

Ich vermute ,daß beides Szenen aus dem römischen Opferkult sind... Libationen sind aber IMHO nicht dargestellt.
 
Wenn du sie im web nicht findest, in welchen Büchern wurden sie denn publiziert? Oder hast du sie in natura gesehen?
 
die hab´ ich zuhause leider nur als Fotokopie das ist ja der Ärger!

Aber ich wühl auf jeden Fall weiter alle meine Bücher durch... vielleicht finde ich sie, dann stell´ich sie hier ´rein!
 
Ich habe zwei Fotos gefunden!!!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c2/AUFAN1.jpg

hier sieht man genau die Opferszene... im Hintergrund ist eine art stilisierte Matronendarstellung, die Matronen scheinen auf einem "Gerüst" zu sitzen ich nehme ein ein stilisierter "Hausaltar"... davor die Opferszene, der Altar ist Geschmückt und zwei Männer in Opfer- oder Priestergewand stehen anbei...

Frage: Was ist auf dem Altar aufgebaut? Der eine Mann scheint etwas in der Hand zu halten eventuell einen Beutel mit Münzen...

Hier eine weitere darstellung:
http://mysticwicks.com/photoalbum/albums/userpics/18360/Vagdavercvsi.jpg

ein Mann in Opfer- oder Priestergewand steht vor einem Altar, um ihn Herum stehen andere Kultteilnehmer, ein Junge hält ein flaches Kästchen, auf dem Altar ist irgendetwas aufgebaut...

Was kann hier für eine Zeremonie dargestellt sein?

Die verehrten Gottheiten sind die Matronae Aufaniae und die Göttin Vagdavercustis... also Provinzialrömische Religion...
 
Beim zweiten Bild scheint auf dem Altar einige Hölzer aufgestapelt zu sein. Über/In dem Stapel kann man ja die Flamme sehr gut erkennen. Der Priester(?) hat wohl etwas aus dem Kästchen, was der Junge hält, genommen und streut es in die Flamme.

So interpretiere ich das jedenfalls.
 
Der zweite Votivstein befindet sich im Römisch-Germanischen Museum in Köln; leider hat das Museum keine Online-Datenbank der Sammlung. Ich hänge mal einen Ausschnitt der Szene von einem von mir gemachten Photo an (das leider auch nicht das beste ist).

Bei der Handbewegung des Opfernden mit capite velato scheint es sich m. E. um ein Schütten zu handeln, wobei ich meine zu erkennen, dass sich in seiner Hand eine Art Gefäß befindet. Sollte das der Fall sein ist in dem "Objekt", das über dem kleinen (Holz-)Stapel dargestellt ist, entweder die ausgeschüttete Flüssigkeit, ein Feuer oder aber natürlich das Opfer selbst zu erkennen. Das Ausgießen des Trankopfers über das Altarfeuer bzw. über ein Speiseopfer ist eine übliche Libationsszene.

Darüber hinaus glaube ich einen der Teilnehmer als Musikanten identifizieren zu können, nämlich die Person ganz links. Sie scheint einen länglichen Gegenstand zum Mund zu führen, in dem ich eine Flöte erkenne. Die Haltung der Arme scheint damit zu korrespondieren.

Die Person ganz rechts scheint in ihrer rechten Hand ebenfalls einen Gegenstand zu halten, den ich aber nicht bestimmen kann, wie ich auch bei dem Kästchen (?) des Jungen ratlos bin.
 

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Ja die Person ganz links hat sogar aufgeblähte Backen.
Der ganz rechts könnte eine kleine Fackel in der Hand halten mit einer Art "Heft in Form einer Scheibe. Aber die "Flamme" könnte auch einfach nur eine Falte seines Gewandes (der "Kapuze")sein.
 
interessant...

aber ihr stimmt mir zu ,daß auf dem Altar ein kleines Feuer aufgebaut ist oder?

Das mit der Flöte könnte gut sein... die Römer neigten ja dazu rituelle Handlungen mit Flötenmusik zu begleiten...
 
Ich habe zwei Fotos gefunden!!!

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c2/AUFAN1.jpg

hier sieht man genau die Opferszene... im Hintergrund ist eine art stilisierte Matronendarstellung, die Matronen scheinen auf einem "Gerüst" zu sitzen ich nehme ein ein stilisierter "Hausaltar"... davor die Opferszene, der Altar ist Geschmückt und zwei Männer in Opfer- oder Priestergewand stehen anbei...

Frage: Was ist auf dem Altar aufgebaut? Der eine Mann scheint etwas in der Hand zu halten eventuell einen Beutel mit Münzen...
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Einfacher wäre es gewesen, Du hättest ins Wiki verlinkt. Dort ist nämlich auch der Ausstellungort vermerkt = Rheinisches Landesmuseum Bonn. Unter dem Bonner Münster hat man offenbar nicht nur diesen Matronenaltar gefunden; in meinem Buch ist ein ähnlicher abgebildet vom selben Fundort.

Ich war zwar letzten Herbst in dem Museum, aber der Schwerpunkt lag in einer Ausstellung, daher kann ich mich an Details dazu nicht mehr erinnern. Schreib doch einfach mal an das Museum, wenn Dir so viel daran liegt und Du nicht hin kommst. Vielleicht erhältst Du eine genaue Info dazu.

In Mainz hat man übrigens einen Kultbezirk ausgegraben, in dessen feuchten Boden sich Opfergaben erhalten hatten. Und zwar fand man rund um die Tempelanlage in Opfergruben in Gras gebettete Öllampen, Früchte, Tierfiguren aus Ton und verbrannte Tierknochen. Allerdings hat das nichts mit Weihesteinen zu tun.
 
schade...

Ich hab´mir halt diese Frage gestellt... immer liest man von Weihesteinen und Altären, doch man erfährt kaum etwas dazu WAS tatsächlich im Kult damit angestellt wurde...

immerhin weiss ich jetzt ,daß Altäre geschmückt wurden und unter Flötenmusik ein gewandeter Priester auf dem Altatr ein Feuer entfacht und Gegenstände verbrannt oder auf den Altar gelegt hat.

Die "Opfergruben"... könnten das auch "Entsorgungsgruben" von Opfern sein? Im Hinduismus z.B. wird nach einem Opfer manchmal das was übrig bleibt nach einer Prozession im Wasser versenkt... vielleicht gab es im provinzialrömischen Kultus nach dem Niederlegen oder verbrennen auf dem Altar ein ähnliches "Versenken" in Erdgruben...
 
Gibt es überhaupt Überlieferungen über Beschreibungen die den genauen Ablauf der Riten schildern?
 
Nicht ,daß ich wüsste... ich habe ein-zwei Bücher über römische Religion gelesen aber genauere Beschreibungen des Kultus sind mir nicht untergekommen...

Vielleicht weiss ja jemand hier gute Literatur zu dem Thema?
 
Haerangil schrieb:
http://upload.wikimedia.org/wikipedi.../c2/AUFAN1.jpg

hier sieht man genau die Opferszene... im Hintergrund ist eine art stilisierte Matronendarstellung, die Matronen scheinen auf einem "Gerüst" zu sitzen ich nehme ein ein stilisierter "Hausaltar"... davor die Opferszene, der Altar ist Geschmückt und zwei Männer in Opfer- oder Priestergewand stehen anbei...

Frage: Was ist auf dem Altar aufgebaut? Der eine Mann scheint etwas in der Hand zu halten eventuell einen Beutel mit Münzen...

Da muß ich doch Ostrogatha zustimmen:

Einfacher wäre es gewesen, Du hättest ins Wiki verlinkt. Dort ist nämlich auch der Ausstellungort vermerkt = Rheinisches Landesmuseum Bonn. Unter dem Bonner Münster hat man offenbar nicht nur diesen Matronenaltar gefunden; in meinem Buch ist ein ähnlicher abgebildet vom selben Fundort.

Und möchte den dortigen Link des Artikels hinzufügen:
Matres, Matronae, or Mothers

Leider wird dort von Jona Lendering keine Literatur angegeben. Daher habe ich mal bei Rudolf Simek (Götter und Kulte der Germanen. Beck: München, 2004) nachgeschaut, worin sich durchaus eine Diskussion zu den Matronen-Weihsteinen befindet.
Demnach hat die Setzung der Weihsteine mit der Romanisierung zu tun (Simek, 2004, S.51), aber die religiöse Vorstellung scheint eher auf die keltisch-germanische Bevölkerung zurückzugehen (vgl. etwa, S.56). Inhaltlich gibt der Autor allerdings wenig Informationen. Die Weihstein selbst bezeichnen allegeimein Gelübte in privaten Angelegenheit (Schutz und Heil der Familie oder des Hauses). Die Matronen sind als Muttergottheiten, z. T. auch als Unterwelts-, Kriegs- und vielleicht auch Schicksalsgöttinnen, anzusehen, die man mit anderweitig (hauptsächlich bei Tacitus) überlieferten Göttinnen in Verbindung zu bringen versucht, so Nerthus und Nehalennia, Baduhenna oder die suebischen "Isis". Desweiteren sieht man einen religionsgeschichtlichen Zusammenhang mit den Parzen, Disen und Nornen.

Der einzige direkte Literaturhinweis bei Simek ist (Abb.: S. 53): Jan de Vries (Altgermanische Religionsgeschichte 2, Berlin, 1970/ 3. Auflage) mit einer Karte zur Verbeitung der Matronendenkmäler zwischen dem niedergemanischen Fundort Vechten und dem obergermanischen Straßburg.
Vielleicht finden sich in Simeks Studie über Religion und Mythologie der Germanen (Stuttgart, 2003) genauere Angabe zu der von ihm verwendeten Literatur.
 
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