Römischer Senat

eola

Neues Mitglied
Da ich gerade noch dabei bin, noch eine zweite Frage - ich hoffe, das ist in Ordnung.

Der Senat bestand ja anfangs aus 300, später aus 600 Mitgliedern. Am Anfang kamen nur Prätoren und Konsuln in den Senat, seit Sulla konnte man nach der Quästur in den Senat aufgenommen werden. Unwürdige Mitglieder konnten durch die Zensoren rausgeworfen werden. Soweit alles klar. Aber: Was war denn, wenn der Senat "voll" war? Mussten dann die ehemaligen Amtsträger warten, bis einer der Senatoren gestorben war? Gibt es dazu irgendwelche Quellen?

Vielen Dank schon mal im Voraus und nen schönen Abend!
 
Es gab unter Sulla 20 Quästoren. "Voll" wäre der Senat nach 30 Jahren. Da das Mindestalter für die Quästur 30 war, wären dann die ersten 20 60. Da waren dann schon eine Menge tot oder aus dem Senat geflogen. Dauert es noch länger, sterben noch mehr.

So etwa als die erste Überfüllung drohte kam der Bürgerkrieg dazwischen. Jedenfalls, wenn man es rein rechnerisch betrachtet. Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob Sulla den Senat sofort auf 600 ergänzte. Aber auch dabei wird man Personen unterschiedlichen Alters genommen haben.

In der Spätantike gab es so viele Senatoren, dass man sie in Rangklassen einteilte, von denen nur die höchste bei Sitzungen anwesend war.
 
Der Senat bestand ja anfangs aus 300, später aus 600 Mitgliedern. Am Anfang kamen nur Prätoren und Konsuln in den Senat, seit Sulla konnte man nach der Quästur in den Senat aufgenommen werden. Unwürdige Mitglieder konnten durch die Zensoren rausgeworfen werden. Soweit alles klar. Aber: Was war denn, wenn der Senat "voll" war? Mussten dann die ehemaligen Amtsträger warten, bis einer der Senatoren gestorben war? Gibt es dazu irgendwelche Quellen?
Die 300, 600 bzw. 900 waren anscheinend eher ein Richtwert denn eine exakte Vorgabe wie in heutigen Parlamenten. (Deutschland mit seinen Überhangmandaten ist eine Ausnahme. In den meisten Staaten gibt es wirklich eine fixe Abgeordnetenzahl.) So erhöhte z. B. Caesar die Mitgliederzahl auf 900, in Wahrheit waren es bei seinem Tod aber über 1000. Meist dürfte der Senat in der Republik allerdings nicht voll gewesen sein.

Im Übrigen ist nicht so genau bekannt wie man vor Sulla wann wie in den Senat kommen konnte. Mit ehemaligen Konsuln und Praetoren allein hätte man jedenfalls keinen 300-köpfigen Senat vollbekommen. Konsuln wurden bekanntlich nur zwei pro Jahr gewählt, Praetoren anscheinend anfangs gar keiner, dann einer, dann (ab 243) zwei, dann (ab 227) vier, dann (ab 197) sechs und erst ab Sulla acht. Sogar bei 6 Praetoren pro Jahr hätte man 50 Jahre gebraucht, um einen 300er Senat vollzubekommen - so lange lebten die meisten gewesenen Praetoren aber gar nicht. Vielmehr hatten Praetoren wohl einen Anspruch auf Aufnahme in den Senat.

Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob Sulla den Senat sofort auf 600 ergänzte.
Er nahm 300 Ritter in den Senat auf. Ob der Senat (der durch Bürgerkrieg und Proskriptionen stark ausgedünnt war) allerdings unter ihm volle 600 Mitglieder erreichte, scheint nicht bekannt zu sein.
 
In der Spätantike gab es so viele Senatoren, dass man sie in Rangklassen einteilte, von denen nur die höchste bei Sitzungen anwesend war.

Als ich vor Jahren in Rom die https://de.wikipedia.org/wiki/Curia_Iulia, das Senatsgebäude seit den Zeiten von Caesar, besuchte, schien mir das Innere für eine Versammlung von 300, 600 oder sogar 900 Senatoren doch wesentlich zu klein. Abhängig davon, ob jeder Senator seinen Sessel oder ob die Senatoren sich zusammenpferchen lassen mußten wie in einem römischen Autobus, würde ich schätzen, dass vielleicht Platz für 30 bis 100 Senatoren war. Wie hoch war denn der Kreis der Senatoren, der bei den Sitzungen zugelassen war?
 
Als ich vor Jahren in Rom die https://de.wikipedia.org/wiki/Curia_Iulia, das Senatsgebäude seit den Zeiten von Caesar, besuchte, schien mir das Innere für eine Versammlung von 300, 600 oder sogar 900 Senatoren doch wesentlich zu klein. Abhängig davon, ob jeder Senator seinen Sessel oder ob die Senatoren sich zusammenpferchen lassen mußten wie in einem römischen Autobus, würde ich schätzen, dass vielleicht Platz für 30 bis 100 Senatoren war. Wie hoch war denn der Kreis der Senatoren, der bei den Sitzungen zugelassen war?

Als die Curia Iulia gebaut wurde, war der Senat ja bereits durch Augustus auf 600 Senatoren ausgedünnt worden.

Auch musste Augustus für die Sitzungen keine Obergrenze, sondern eine Untergrenze von 400 Senatoren festlegen - aber selbst dieses Quorum scheint nicht immer erreicht worden zu sein. Es scheint also so, dass in die Curia überhaupt nicht alle nicht Senatoren hineinpassen mussten - der Großteil der Quästoren war in den Provinzen eingesetzt, die Proconsuln regierten ihre Provinzen, dann gab es die, die der Kaiser in verschiedenen Aufträge nach Italien und in die Provinzen aussandte, und dann natürlich all die Senatoren, die mit der Verwaltung ihrer Landgüter beschäftigt waren.

Ein weiterer Teil der Senatoren hatte vielleicht auch keine Lust zu den Sitzungen zu erscheinen - warum soll einem die eigene Machtlosigkeit auch immer vorgeführt werden?
 
Als ich vor Jahren in Rom die https://de.wikipedia.org/wiki/Curia_Iulia, das Senatsgebäude seit den Zeiten von Caesar, besuchte, schien mir das Innere für eine Versammlung von 300, 600 oder sogar 900 Senatoren doch wesentlich zu klein.
Im Artikel werden die Maße 27 mal 18 Meter angegeben. Das sind 486 Quadratmeter, also exakt drei Volleyballfelder.
Da passen schon deutlich mehr als 30-100 Senatoren rein (wenn sie nicht gerade Volleyball spielen wollen).

Abhängig davon, ob jeder Senator seinen Sessel oder ob die Senatoren sich zusammenpferchen lassen mußten wie in einem römischen Autobus, würde ich schätzen, dass vielleicht Platz für 30 bis 100 Senatoren war.
Die Fläche entspricht etwa der von etwa 18 älteren (deutschen) Standard-Linienbussen mit je 44 Sitzplätzen. Wie es mit römischen Linienbussen aussieht, weiß ich nicht.
 
Mal etwas ganz anderes: Wenn Bundestagssitzungen übertragen werden, fällt auf, dass da oft bemerkenswert wenige Parlamentarier sitzen. Weiß zufällig jemand, ob es im römischen Senat so etwas wie eine Anwesenheitspflicht gab? Wie sah es aus, wenn eine Reform, ein Gesetz verabschiedet wurde, musste dann eine bestimmte Anzahl von Senatoren anwesend sein?
 
Mal etwas ganz anderes: Wenn Bundestagssitzungen übertragen werden, fällt auf, dass da oft bemerkenswert wenige Parlamentarier sitzen. Weiß zufällig jemand, ob es im römischen Senat so etwas wie eine Anwesenheitspflicht gab? Wie sah es aus, wenn eine Reform, ein Gesetz verabschiedet wurde, musste dann eine bestimmte Anzahl von Senatoren anwesend sein?

Wie gesagt - die englische Wikipedia spricht von einem Quorum von 400 Senatoren, und trotzdem soll es immer viele Abwesenden gegegen habe.

The Senate ordinarily met in the Curia Julia, usually on either the Kalends (the first day of the month), or the Ides (around the fifteenth day of the month), although scheduled meetings occurred more frequently in September and October. Other meetings were held on an ad hoc basis.Under Augustus, a quorum was set at 400 senators, although eventually excessive absenteeism forced the senate to lower the number of senators necessary for a quorum, and, on some matters, to revoke the quorum rules altogether.Most of the bills that came before the Senate were presented by the Emperor, who had usually appointed a committee to draft each bill before presenting it. Since no senator could stand for election to a magisterial office without the Emperor's approval, senators usually did not vote against bills that had been presented by the Emperor. If a senator disapproved of a bill, he usually showed his disapproval by not attending the Senate meeting on the day that the bill was to be voted on.
 
Mal etwas ganz anderes: Wenn Bundestagssitzungen übertragen werden, fällt auf, dass da oft bemerkenswert wenige Parlamentarier sitzen. Weiß zufällig jemand, ob es im römischen Senat so etwas wie eine Anwesenheitspflicht gab? Wie sah es aus, wenn eine Reform, ein Gesetz verabschiedet wurde, musste dann eine bestimmte Anzahl von Senatoren anwesend sein?

Auch wenn ich nun die heutige Zeit mit einbringe, meist finden gleichzeitig mit den Plenarsitzungen des Bundestages die Ausschusssitzungen statt. Hier wird die wahre Politik gemacht und um die Kompromisse gerungen. Nur bei Generaldebatten sind die Plenarsäle (gilt auch für die Landtage) voll.
Wie sah es eigentlich in Rom aus, gab es hier eigentlich Ausschüsse, welche sich mit bestimmten Schwerpunkte auseinander setzten? Sprich Aussenpolitik, Militär, Innenpolitik...
Oder wurde alles von Konsuln und den anderen gewählten entschieden?

Apvar
 
Auch wenn ich nun die heutige Zeit mit einbringe, meist finden gleichzeitig mit den Plenarsitzungen des Bundestages die Ausschusssitzungen statt. Hier wird die wahre Politik gemacht und um die Kompromisse gerungen. Nur bei Generaldebatten sind die Plenarsäle (gilt auch für die Landtage) voll.
Wie sah es eigentlich in Rom aus, gab es hier eigentlich Ausschüsse, welche sich mit bestimmten Schwerpunkte auseinander setzten? Sprich Aussenpolitik, Militär, Innenpolitik...
Oder wurde alles von Konsuln und den anderen gewählten entschieden?

Apvar

Ich kann es mir so vorstellen: die Konsuln im alten Rom hatten darüber ausgiebig diskutiert/abgestimmt und es dem Kaiser als Alleinherrscher vorgetragen, der letztendlich seine Zustimmung gab oder ablehnte.
Ob ich aber richtig liege, bin ich mir nicht sicher.
Würde mich aber jetzt auch mal brennend interessieren.

LG Monika
 
Im Artikel werden die Maße 27 mal 18 Meter angegeben. Das sind 486 Quadratmeter, also exakt drei Volleyballfelder.
Da passen schon deutlich mehr als 30-100 Senatoren rein (wenn sie nicht gerade Volleyball spielen wollen).


Die Fläche entspricht etwa der von etwa 18 älteren (deutschen) Standard-Linienbussen mit je 44 Sitzplätzen. Wie es mit römischen Linienbussen aussieht, weiß ich nicht.

Die Curia schien mir nur aus der Erinnerung heraus als unterdimensioniert. Mein Romaufenthalt liegt allerdings auch schon einige Zeit zurück. Die römischen Linienbusse sind nicht wesentlich anders aus als z. B. in Duisburg.

Ich habe hier einige Bilder der Curia gefunden:

http://dlib.etc.ucla.edu/projects/F...ns/CuriaIulia_1/CuriaIulia_1_Inside_HiRes.jpg
(Rekonstruktion des Inneren)

https://www.flickr.com/photos/36363991@N00/364987639
(so schaut es heute aus)


Roma Antica: het FORUM ROMANUM
hier ist eine Grundrißzeichnung etwa in der Mitte zu finden (Pianta dell' interno della Curia): hier werden die mögliche Position der Sitzplätze aufgezeichnet, so dass sich doch so um die 300 Senatoren dort sitzend unterbringen lassen.
 
Ich habe jetzt mal zu den fraglichen Bauwerken nachgeschlagen, allerdings nur bei Wikipedia, da es mir nur auf die 'Rahmendaten' ankam.

Königszeit/Sage:

Zunächst soll sich der Senat im Tempel des Vulcanus versammelt haben. Dort soll auch Romulus entrückt, vom Blitz getroffen oder von den Senatoren ermordet worden sein. Obwohl Vulcanus vor Feuer schützen sollte, brannte der Tempel ab. Man hat ihn bei der heute zu sehenden Curie ausgegraben; der Lapis Niger gehört zu seinem Ensemble. König Tullus Hostilius soll einen neuen Versammlungsort in Gestalt der nach ihm benannten Curia Hostilia gebaut haben.

Republik

Der Senat versammelte sich in der Curia Hostilia.

80 v.Chr. kam es durch die Erweiterung des Senats tatsächlich zu einem Platzmangel, weshalb Sulla die Curia Hostilia erweiterte.

52 v.Chr. brannte die Curia Hostilia in Zusammenhang mit der Beerdigung des Clodius ab. (Außer dem Versammlungsraum selbst gehörten, ein Gericht für Senatoren und eine Säulenhalle zu dem Gebäude.)

In der Folge versammelte sich der Senat im Theater des Pompejus, wo auch Cäsar ermordet wurde.

Faustus Cornelius Sulla unternahm einen Neubau, den er Curia Cornelia nannte.

Doch Cäsar gestaltete den Platz völlig neu; dort entstand das Cäsar-Forum, wo der Senat ab 46 v.Chr. tagte und die Curia Julia, die dabei gegenüber der Curia Hostilia nach Westen verschoben sein soll. (Letzteres Faktum habe ich dem Stadtführer Das ganze Antike Rom Gestern und Heute, Florenz 1988, S.52 f entnommen. Sicher nicht die beste Quelle, dafür reich bebildert. ;) )

Kaiserzeit

Die Curia Julia wurde mit Versammlungsraum und Säulenhalle erst 29 v.Chr. fertiggestellt.

Nach dem Brand Roms 64 n.Chr. wurde die Curia durch Domitian 94 n.Chr. renoviert. (Der angegebene Stadtführer.)

283 n.Chr. brannte die Kurie erneut, Diokletian ließ seinen Umbau 303 weihen.

Dieser Zustand blieb weitgehend erhalten, da Honorius I. sie 630 n.Chr. zur Kirche des hl. Hadrian umwandelte (wieder der Stadtführer), nachdem Papst Gregor der Große in einer Predigt Anfang des 6. Jh. festgestellt hatte, dass es den Senat nicht mehr gab ("Senatus deest"; mein Gedächtnis), der bei seiner Amtseinführung noch erwähnt wurde. Es handelte sich also um die Umnutzung eines leerstehenden Gebäudes.

Die Kirche blieb, mit Umbauten aus dem Barock, bis 1930 erhalten. Dann wurde sie für archäologische Untersuchungen teilweise abgetragen und bis 1937 nach den Vorstellungen Mussolinis wieder als Kurie aufgebaut. Ein Teil der Ausschmückungen soll später wieder entfernt worden sein, wenn ich es richtig im Kopf habe.

Die Curia Hostilia erstreckte sich unter einem Teil des Cäsar-Forums, der heutigen Kurie und der angrenzenden Kirche Santi Luca e Martina. Unter dieser Kirche wurde der Versammlungsraum der Curia Hostilia entdeckt. In der kleineren Curia Julia wurde für die Zeitgenossen der Bedeutungsrückgang des Senats sicher überaus deutlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für Senatoren gab es in der Spätantike 3 Rangklassen.

Der Senatorenstand war erblich geworden und der Rangtitel, der allen Senatoren zustand war vir clarissimus ("hochberühmter Mann"). Man konnte diese Rangklasse durch das Erreichen bestimmter Ämter oder durch Kaiserwillkür erreichen. Der Dux hatte zunächst als vir perfectissimus Ritterrang. im 4. Jh. wurden diese Amtsträger zu viri clariissimi und ab Valentinian I. gar zu viri spectabiles.

Der Rang des vir spectabilis wurde damals neu geschaffen, um innerhalb der erweiterten Senatorenklasse differenzieren zu können. (Auf diesen Rang geht heute noch die Anrede eines Dekans als Spektabilität zurück.)

Oberster Rang war der des vir illustris (erleuchteter, glänzender Mann, daher die Anreden 'Erlaucht' und 'Durchlaucht'). Ursprünglich war es eine Bezeichnung für die Freunde des Kaisers, die comites principis. In der Spätantike stand der Rang den höchsten Höflingen zu und war mit dem Erreichen der höchsten Ämter verbunden, z.B. Konsul, Prätorianerpräfekt, Stadtpräfekt und die verschiedenen Heermeister. Justinian differenzierte innerhalb dieser Klasse zwischen viri illustres gloriosi und viri illustres magnifici. (Darauf geht heute noch die Anrede eines Universitätsrektors als Magnifizenz zurück.)

Zur nachgefragten Zahl der den Rängen Zugehörigen kann ich nichts sagen. Für die viri illustres, die seit 430 allein den Senatssitzungen beiwohnen durften, geht Wikipedia hier von etwa 100 Senatoren aus. Wie dort ebenfalls geschildert, nahm die Bedeutung des kleineren Senats daraufhin nochmals zu. Wie im Vorpost geschrieben, war der weströmische Senat dann kurz nach 600 verschwunden.

Wer sich für den Senat interessiert, der sollte Seneca lesen. In der Apocolocyntosis(Verkürbissung) beschreibt er die Götterversammlung als Senatssitzung. Die Satire über die Vergöttlichung des Claudius ist als dünnes Heftchen günstig zu bekommen. Aber bei Wikipedia ist auch eine Übersetzung verlinkt, sehe ich gerade.

EDIT: Spectabilis bedeutet 'sehenswert, ansehnlich'. Und perfectissimus 'höchst vollendet'.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Übrigen ist nicht so genau bekannt wie man vor Sulla wann wie in den Senat kommen konnte.

Während heute viele den Senat entweder nicht als so alt betrachten, oder ihn nur als Kronrat gelten lassen wollen, geht Wolfgang Kunkel, Römische Rechtsgeschichte, Köln, Wien 1990, S.28 (Nachdruck der 7. Auflage von 1972?) von folgendem aus:

"War es damals vermutlich eine Versammlung der Häupter des patrizischen Adels, so wandelte er sich in der Republik mehr und mehr in einen Rat der gewesenen Magistrate."

Zusammen mit der Gewohnheit der Zensoren wäre diese Vermutung eine glaubwürdige Erklärung für die Zusammensetzung des Senats vor Sulla.

Auch wer dies ablehnt, wird konstatieren müssen, dass Zensoren patrizische Familienoberhäupter sicher als würdig zur Ergänzung des Senats betrachtet haben.

Auf der anderen Seite ist das Patriziat nie abgeschafft worden und die patrizischen Senatoren behielten ein paar Vorrechte gegenüber den plebejischen, wie z.B. aus der in meinem letzten Post erwähnten Apocolocyntosis hervorgeht. Dies macht eigentlich nur Sinn, wenn die Patrizier ursprünglich als solche und nicht nur über Ämter oder besondere dignitas ("Würde") ausgewählt wurden.

EDIT: Ja, ich habe gerade nur einen fremden Computer zur Beschäftigung, aber gleich kann ich hier weg.
 
Zum Sitzungsort: Der Senat versammelte sich ja eben nicht nur immer in der Curia, sondern oft auch in Tempeln, z.B. im Concordia-Tempel auf dem Forum, nahe des Kapitols.

Tempel der Concordia

https://de.wikipedia.org/wiki/Concordia-Tempel_(Rom)

Concordiatempel - Digitales Forum Romanum

Auch da stellt sich dann doch die Frage, ob diese Tempel ausreichend groß gewesen sind, dass da einige Hundert Senatoren Platz gefunden haben. Gut, Concodia-Tempel mit 45 x 24 m großer Cella vielleicht schon, aber kann man das bei jedem Tempel, in dem Versammlungen stattgefunden haben, annehmen?
 
Jedenfalls waren die Tempel nicht zu dem Zweck konzipiert worden, wenn ich auch zugeben muss, dass die Neubauten des Concordia-Tempels sehr wahrscheinlich die Nutzung durch den Senat berücksichtigt haben.

Sollte eine Versammlung in einem zu kleinen Tempel stattgefunden haben, ist sicher das Gelände des Tempels gemeint, welches zum Heiligtum gehörte. Dort wurden z.B. Opfer vergraben, die man nicht mehr ausstellen wollte. Auf dem Capitol gab es ein ganzes Tunnelsystem wegen der großen Anzahl der Spenden. Oft standen auch Altäre vor den Tempeln. Ein extrem großes Beispiel für ein Tempelgelände ist der Tempel in Jerusalem. Aber auch an weniger prominenten Orten gehörte meist, meinetwegen auch oft ein abgegrenzter kultisch bedeutsamer Bereich zu den Tempeln.
 
Weiß zufällig jemand, ob es im römischen Senat so etwas wie eine Anwesenheitspflicht gab?
Ja, grundsätzlich bestand Anwesenheitspflicht. Es waren auch Geldbußen für diejenigen Senatoren, die ohne Entschuldigungsgrund der Sitzung fernblieben, vorgesehen (u. a. Cassius Dio 54,18 und 55,3). Eine Ausnahme bestand (zumindest unter Augustus) bei Sitzungen im September und Oktober: Hier wurden per Los so viele Senatoren ausgewählt wie für die Beschlussfähigkeit erforderlich waren; nur sie mussten anwesend sein.

Wie sah es aus, wenn eine Reform, ein Gesetz verabschiedet wurde, musste dann eine bestimmte Anzahl von Senatoren anwesend sein?
Anwesenheitsquoren gab es schon in der Republik, allerdings ist kaum etwas darüber bekannt. Es scheint, dass sie eventuell von der behandelten Materie abhängig waren.
Im Senatsbeschluss zum Bacchanalienskandal wurde festgelegt, dass Bacchanalienfeiern vom Senat genehmigt werden mussten, wobei mindestens 100 Senatoren anwesend sein mussten. Das wirkt auf mich so, als wäre das kein reguläres Anwesenheitsquorum gewesen, denn sonst hätte man es nicht ausdrücklich erwähnen müssen.
67 v. Chr. wurde in einem vom Volkstribun Gaius Cornelius durchgebrachten Gesetz für bestimmte Angelegenheiten ein Anwesenheitsquorum von 200 Senatoren festgelegt.

Unter Augustus mussten, wie schon erwähnt, 400 Senatoren anwesend sein, damit der Senat beschlussfähig war, aber es wurden auch Beschlüsse bei einem geringeren Anwesenheitsquorum für gültig erklärt. Unter Kaiser Severus Alexander mussten für einen gültigen Beschluss nur noch 70 Senatoren anwesend sein, und 356 reichte gar die Anwesenheit von 50 Senatoren.

Ich kann es mir so vorstellen: die Konsuln im alten Rom hatten darüber ausgiebig diskutiert/abgestimmt und es dem Kaiser als Alleinherrscher vorgetragen, der letztendlich seine Zustimmung gab oder ablehnte.
Ob ich aber richtig liege, bin ich mir nicht sicher.
Würde mich aber jetzt auch mal brennend interessieren.
So funktionierte das nicht. Formal entschied schon der Senat selbst und brauchte nicht die Zustimmung des Kaisers. (Der Kaiser hätte theoretisch aber kraft seiner tribunicia potestas sein Veto einlegen können.)
Dass der Senat im Sinne des Kaisers entschied, wurde auf andere Weise sichergestellt. Zunächst einmal konnte der Kaiser den Senat selbst einberufen, d. h. bestimmen, worüber verhandelt wurde. (Dieses Recht hatte aber nicht nur er.) Den Senatsvorsitz führte in ordentlichen Sitzungen zwar ein Konsul (oder, wenn kein Konsul verfügbar war, der Praetor urbanus), aber zuerst fragte er den "princeps senatus" um seine Meinung - und das war meist der Kaiser selbst. Spätestens jetzt wurde also allen Senatoren klar, was der Kaiser wollte (sofern sich das nicht ohnehin schon daraus ergab, dass der Verhandlungsgegenstand, z. B. ein Antrag, vom Kaiser bestimmt worden war). Wem seine Karriere (bei manchen Kaisern auch sein Leben) lieb war, wusste also, wie er zu reden und zu stimmen hatte. Dank der tribunicia potestas konnte der Kaiser außerdem jederzeit das Wort ergreifen.
Der Senat wusste also, was der Wille des Kaisers war, und verhielt sich entsprechend.
 
Und natürlich hätte ich auch das digitale Forum Romanum zur Kurie verlinken könne. Aber es ist nun einmal ein Stück Hexenwerk, das ich mir noch nicht gemerkt habe. ;)

Daher sei es hier nachgereicht.

Der Interpretation ohne Säulenhalle stehe ich wegen der "Löcher" an der Vorderseite skeptisch gegenüber. Allerdings mögen diese auch zu einem eventuellen Vorbau der späteren Kirche gehört haben und nur so verführerisch dort ausharren, um uns in die Irre zu führen. Wer genaueres weiß oder findet, möge nicht schweigen, denn das Ende des Jahres naht mit großen Schritten und Gold erhöht die Steuerlast da schon mal wesentlich mehr als Silber.
 
Und natürlich hätte ich auch das digitale Forum Romanum zur Kurie verlinken könne. Aber es ist nun einmal ein Stück Hexenwerk, das ich mir noch nicht gemerkt habe. ;)

Daher sei es hier nachgereicht.

Der Interpretation ohne Säulenhalle stehe ich wegen der "Löcher" an der Vorderseite skeptisch gegenüber. Allerdings mögen diese auch zu einem eventuellen Vorbau der späteren Kirche gehört haben und nur so verführerisch dort ausharren, um uns in die Irre zu führen. Wer genaueres weiß oder findet, möge nicht schweigen, denn das Ende des Jahres naht mit großen Schritten und Gold erhöht die Steuerlast da schon mal wesentlich mehr als Silber.


Zur Säulenhalle: unter https://it.wikipedia.org/wiki/File:Denario_di_ottaviano_con_la_curia_iulia.jpg findet sich die Abbildung eines Denars aus der Regierungszeit von Augustus, als die Curia neu gebaut wurde, die eine Säulenhalle vor dem Gebäude zeigt.
 
So funktionierte das nicht. Formal entschied schon der Senat selbst und brauchte nicht die Zustimmung des Kaisers. (Der Kaiser hätte theoretisch aber kraft seiner tribunicia potestas sein Veto einlegen können.)

Oder einen befreundeten Volkstribun darum bitten können.

Dass der Senat im Sinne des Kaisers entschied, wurde auf andere Weise sichergestellt. Zunächst einmal konnte der Kaiser den Senat selbst einberufen, d. h. bestimmen, worüber verhandelt wurde. (Dieses Recht hatte aber nicht nur er.)

Aber auch ganz simpel dadurch, dass jeder Senator vom Kaiser ausgewählt wurde (bzw. auch wieder von der Senatorenwürde ausgeschlossen werden konnte) - die Wahlen wurden immerhin vom Kaiser kontrolliert.

Den Senatsvorsitz führte in ordentlichen Sitzungen zwar ein Konsul (oder, wenn kein Konsul verfügbar war, der Praetor urbanus),

Hätte der Kaiser aufgrund seiner tribunicia potestas eine Senatssitzung nicht selbst einberufen können? Oder jeder andere Volkstribun?

Wem seine Karriere (bei manchen Kaisern auch sein Leben) lieb war, wusste also, wie er zu reden und zu stimmen hatte. Dank der tribunicia potestas konnte der Kaiser außerdem jederzeit das Wort ergreifen.
Der Senat wusste also, was der Wille des Kaisers war, und verhielt sich entsprechend.

Wobei ja manche Kaiser kontroverse Diskussionen ja wohl durchaus zu schätzen wussten - Julian fällt mir hier als Beispiel ein.
Wie stand es eigentlich mit dem Rederecht? Konnte man aufgrund einer Aussage im Senat bestraft werden?
 
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