Schlacht gegen die Kaledonier - römische Politik

lille-maus

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hallo zusammen,
ich habe eine wichtige frage für ein geschichts-aufsatz;
es geht um die schlacht gegen die kaledonier im jahr 83/84, Agricola greift mit den römsichen truppen die kaledonier an, die von calgacus angeführt werden. vor dieser schlacht hält calgacus eine rede(für mich wichtig ist nur der dritte teil dieser rede) indem er sagt das die kaledonier eine gute chance hätten,da die römer viele "ausländische" krieger haben und diese nur aus angst vor den römern mit ihnen kämpfen(krieger,die zuvor von den römern besiegt wurden und jetzt für die römer mitkämpfen)und sie nicht aus treue für sie kämpfen.das soll ich jetzt mit der römsichen politik zu der zeit vergleichen...
soweit ich weiß war die "romanisierung"(pax romana) zu der zeit aktuell - (boudicca...) mein lehrer hat mir schon einen tipp gegeben, dass es mit dem "multiculturalismus" zu tun hat(eigentlich hat er nur gesagt denk an die situation der römischen soldaten...also nehme ich an das er das meint)
jedoch bin ich der meinung das der "multikulturalismus" erst viel später war-oder irre ich mich da??war das zu dcer zeit schon aktuell in der politik??
 
Die literarische Rede des Agricola ist ihm mit ziemlicher Sicherheit von Tacitus in den Mund gelegt worden. Zu Besatzungs- & Romanisierungspolitik dürfte es schon einige Beiträge geben. Ich picke mir gerade einmal einen Punkt heraus, weil er direkt mit der Aussage von den 'ausländischen Kriegern' zu tun hat:

In den römischen Auxilien dienten keine römischen Bürger, sie erhielten das Bürgerrecht erst nach Beendigung ihrer Dienstzeit als Belohnung anstelle der für Legionäre vorgesehenen Landzuteilung. Eine übliche römische Praxis war es in unruhigen, frisch unterworfenen Provinzen eine große Zahl von Männern für die römische Armee zu rekrutieren und die so aufgestellten Einheiten weit weg von der Heimat einzusetzen. Damit verfolgten sie einen dreifachen Vorteil:
1.) Verringerten sie das militärische Potential der Einheimischen in der unterworfenen Provinz. Die Männer, welche sich hätten empören können waren ja nicht zur Hand.
2.) Die aufgestellten Truppen agierten fern der Heimat, etwa in Kaledonien, wo sie das römische militärische Potential stärkten. Die Soldaten wurden von den Einheimischen als Römer angesehen, da sie Teil von deren Militärmacht waren. Losgelöst vom römischen Militärapparat hatten die fremden Soldaten keinerlei Loyalität oder Alternativen, da sie mit den Einheimischen nichts verband.
3.) Durch den Dienst in der römischen Armee bekamen die Soldaten die Vorteile Roms zu spüren und an deren Herrschaft zu partizipieren. Sie lernten Latein (die Dienstsprache) und römische Annehmlichkeiten kennen und schätzen. Sie hatten ein gesichertes Auskommen und genossen als Teil des römischen Militärapparats in der Fremde einen entsprechendes Ansehen, das von purer Furcht bis Bewunderung reichen konnte. Bei ihrem Abschied wurden sie sogar römische Bürger mit dem Recht auf Heirat, so dass ihre Kinder von da an selbst auch römische Bürger waren. Wo auch immer sie sich niederließen, sie forcierten dort die Romanisierung der Umwohner. Egal ob sie in ihre Heimat zurückkehrten oder - wie oft geschehen - sich in der Nähe des Standorts ihres ehemaligen Truppenteils niederließen.

Betonen möchte ich in diesem Zusammenhang, dass die 'Römer' nicht eine Abstammungsgemeinschaft blieben, sondern eine Rechtsgemeinschaft war. Jeder Einwohner des römischen Reiches konnte zum römischen Bürger werden, wenn er sich dafür einsetzte und dem Staat loyal war! Man fragte nicht ob der Neubürger vorher Syrer, Schwarzer, Germane, Kelte oder Grieche gewesen war. Er wurde vollwertiger Römer!
Im Gegenzug erwartete man dass er nun Latein sprechen konnte (es gab aber keine Tests^^) und sich befleißigte die römische Kultur zu fördern. Das war relativ einfach, da abgesehen von staatlicher Repräsentation die römische Kultur ein dehnbarer Begriff ist. Nicht umsonst spricht man von gallorömischer Kultur oder von orientaler römischer Ausprägung. Es gab zahllose Mischformen und Endwicklungen. Man sollte nur nach Außen zeigen ein Römer zu sein.

Römer werden war nicht schwer: Neben Soldatendienst war es auch möglich sich um das öffentliche Wohlergehen verdient zu machen, etwa indem man kuriale Ämter ausübte und dergleichen mehr. Man sieht: Römer wurde man nicht durch Worte oder Tests, sondern durch Taten und ein möglichst entsprechendes Leben. Reiche konnten dank ihrer Mittel daher leichter Römer werden als arme Landsleute. Daher richtete sich die Romanisierung vor allem auf die Oberschicht und die Mittelschicht des städtischen Milieus. Die Romanisierung förderte damit gleichzeitig die Urbanisierung.
 
Zuletzt bearbeitet:
In den römischen Auxilien dienten keine römischen Bürger,
In der Regel nicht.
Die cohortes voluntariorum civium Romanorum (kurz vcR) sind die Ausnahme dieser Regel.


Folgendes ist auch für den Aufsatz von Interesse:
Eine übliche römische Praxis war es in unruhigen, frisch unterworfenen Provinzen eine große Zahl von Männern für die römische Armee zu rekrutieren und die so aufgestellten Einheiten weit weg von der Heimat einzusetzen.
So richtig üblich wurde dies erst nach 69 / 70. Stichwort hierfür ist der Bataveraufstand. Zwar wurden auch vorher die cohortes teilweise weit verlegt, mitunter aber eben auch nicht und oft behielten sie ihre Anführer auch als Offiziere.

Bei ihrem Abschied wurden sie sogar römische Bürger mit dem Recht auf Heirat, so dass ihre Kinder von da an selbst auch römische Bürger waren.
Bürgerrecht wie conubium, das Recht auf Heirat (auch einer Nichtbürgerin, denn darum geht es unter anderem, als römischer Bürger darf man eigentlich keine peregrine ehelichen) sind Privilegien, und auch wenn oft anderes behauptet wird, es wurde zwar erwartet dass sie am Ende verliehen wurden, aber es gab keine Verpflichtung (Marc Aurel zb scheint ein paar Jahre damit ausgesetzt zu haben).
Auch ist diese halbwegs regelmäßige Verleihung eben erst seit Claudius üblich!



Römer werden war nicht schwer:
Ansichtssache.
Classis wie Auxiliare dienten länger und mit geringer Bezahlung, oft aber mit höherem Risiko.
Der Aufwand "sich für die Gemeinde" zu verdienen ist nicht gering, es kostet sehr viel Zeit und vor allem Geld, und auch hier ist eine Aufnahme keineswegs verpflichtend sondern auch von den eigenen Verbindungen abhängig.
Erst unter Caracalla wurde es dann einfach: 211 wurden schlicht alle Bewohner des Reiches Bürger. DAS ist für mich einfach :)
 
Römer werden war nicht schwer: Neben Soldatendienst war es auch möglich sich um das öffentliche Wohlergehen verdient zu machen, etwa indem man kuriale Ämter ausübte und dergleichen mehr.

Leicht wars aber auch nicht; immerhin blieb mW der Dienst bei den Hilfstruppen der häufigste Weg, das Bürgerrecht zu erlangen, und dasbedeutete zwanzig Jahre Militärdienst, was ja nur bedingt ein Spaziergang ist...
 
Die Romanisierung war ein Prozess, der sich über mehrere Generationen hinzog. Je nach Weltgegend und Zeitpunkt in dem eine Region zur Provinz des römischen Reiches wurde, vollzog sich der Prozess unterschiedlich. Die von mir beschriebene Form der Romanisierung bezieht sich in der Hauptsache auf die Kaiserzeit und den nordalpinen Bereich, wo die Bevölkerung sich in der Regel in ethnischer Zusammensetzung nicht grundlegend änderte.

Anders während der Republik, z.B. in Norditalien. Dort kam es durchaus zu einer wesentlichen Veränderung der ethnischen Herkunft der Bevölkerung durch strategische Gründung von Veteranenstädten und einer durchaus zahlreichen Zuwanderung. Die damalige Romanisierung hatte damit eine bestimmende ‚ethnische’ Komponente. Damit möchte ich nicht sagen, dass diese Neusiedler alle aus Rom selbst kamen...
Auch in der heutigen Politik verläuft nicht alles so gradlinig wie ich Eingangs skizziert habe. Mehr als Grundzüge sind in einem Forum kaum zu posten.

Auxilien: Durch die Erfahrungen der Jahre 69/70 wurden zwangsrekrutierte Einheiten nicht mehr unter einheimischer Führung und in der Regel Heimatfern stationiert. Durch militärischen Alltag und die römische Heeresreligion, sowie die fremde Umgebung fanden die Soldaten in der Armee ihre neue Heimat, romanisierten selbst und wurden selbst ein Faktor der Romanisierung für ihre Umgebung.
Zwangsrekrutierungen etwa gab es schon bereits während des Alpenfeldzuges, als unter den Rätiern mindestens vier Aushebungen stattfanden. Insgesamt 15 verschiedene rätische Kohorten wurden in alle Teile des Imperiums gesendet, von Kleinasien bis auf die britischen Inseln.

Römische Bürgerschaft: Es war keineswegs die Absicht der Kaiser in Rom die römische Bürgerschaft einfach zu verschenken. Klar, dass viele Menschen sich vergeblich bemühten oder beim Versuch Bürger zu werden scheiterten. Von den unteren Schichten wurde harter Einsatz verlangt, andererseits gezielt bestimmte Personen gefördert. Einflussreiche regionale Adelige mit viel Anhang bekamen teils bereits im Vorgriff auf zu erwartendes Wohlverhalten das Bürgerrecht verliehen. Die Entscheidung ob die Taten eines Peregrinen ausreichten das erhoffte Bürgerrecht zu erhalten, behielten sich die Machthaber letztlich vor. Wie Tib.Gabinius betont auch beim Militärdienst in den Auxilien. Ein Wettstreit um ihre Gunst wurde nur zu gerne gesehen. Die Römer sahen sich als von den Göttern bestimmte Herren der Welt, also als zum Herrschen geboren! Nur die Besten der fremden Völker sollten das Privileg haben, dieser Gemeinschaft der Besten, der Elite unter den Völkern anzugehören. Man muss sich auch von der Vorstellung verabschieden, dass eine Monarchie sich selbst endgültige Zwänge anlegen lässt – wie es ein Automatismus des Bürgerrechts gewesen wäre. Sollten die Peregrinen ruhig noch „etwas mehr strampeln“, mag man sich in Rom gesagt haben? Der bekannte Ausspruch „Divide et impera“, also ‚Teile und Herrsche’ stammt zwar nicht aus der Antike, passt aber hervorragend auf die Handlungsweise der Römer!

Erst unter Caracalla wurde es dann einfach: 211 wurden schlicht alle Bewohner des Reiches Bürger. DAS ist für mich einfach
Kaiser Caracalla brach mit dieser Dynamik aus verschiedenen Gründen. Er verlieh auch keineswegs allen Bewohnern des Reiches das Bürgerrecht, sondern nur allen Freien. Sklaven und Dediticii gehörten zu den Ausnahmen. Fortan blieben nur noch wenig mehr als Kaiserkult und der Kult für die Reichsgötter um den Zusammenhalt der Bürger zu beschwören.
 
@ tajason:
über die rede hat tacitus in seinem werk über agricola geschrieben, aber warum sollte er die "in seinen mund gelegt haben"?ist das jetzt positiv oder negativ?ich muss nämlich auch schreiben warum er das so geschrieben bzw.weidergegeben hat...ich denke er als römer sollte doch nicht unbedingt stolz drauf sein das die römischen truppen mehr griechen,germanen oder sonst was haben...
 
@ tajason:
über die rede hat tacitus in seinem werk über agricola geschrieben, aber warum sollte er die "in seinen mund gelegt haben"?ist das jetzt positiv oder negativ?ich muss nämlich auch schreiben warum er das so geschrieben bzw.weidergegeben hat...ich denke er als römer sollte doch nicht unbedingt stolz drauf sein das die römischen truppen mehr griechen,germanen oder sonst was haben...

tejason bitte :winke:
Also ist es eine Hausarbeit? Damit sind gerade meine Beiträge weit über das Ziel deiner Frage hinaus angelegt gewesen... Egal:

Tacitus war nicht bei der Schlacht als Zeuge dabei. Insofern legt er die "wörtliche Rede" den beiden Anführern in den Mund. Das ist keine 'Geschichtsklitterung', sondern ein literarischer Stil. Ohne zu versuchen einen der beiden Feldherren schlecht dastehen zu lassen.

Abseits von diesem Aspekt hat Tacitus dabei natürlich nicht einfach Unsinn geredet. Er sagt eher, was er selbst an deren Stelle vielleicht gesagt haben würde. In den Reden findet sich ein Abriss der (möglichen/wahrscheinlichen) Motive und Überlegungen der Feldherren wieder, die auf Fakten beruhen.

Da ich nicht nur vorsagen will... Sehe dir nochmal auf den letzten Satz deines Posts an. Vergleiche die Rede des Kelten und den Bericht vom Ende der Schlacht! Der Kelte mag vielleicht mit seiner Aussage deutlich machen, das die Römer alleine wohl gar nicht so weit gekommen wären und sie "Söldner" für sich kämpfen lassen...
Was aber lobt Tacitus so besonders an dem Sieg?
 
vielleicht das die römer es geschafft haben so viele menschen auf ihre seite zu bekommen und das sie für sie kämpfen obwohl sie vorher von ihnen selbst bekämpft wurden?
 
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