Au weia Lucy, solche Parallelen kannst du aber überall ausbuddeln - z. B. zwischen Fürst rainer von Monaco und Hermann Göring, weil sie beide knallige Uniformen trugen, oder der athenischen Expedition gegen Syrakus und der von Teddy Roosevelt im Kubakrieg, die beide mit Hilfe von Schiffen vollzogen wurden.
Zum ersten wäre der Vergleich nicht der mit dem 2. Weltkrieg, sondern einer mit dem Nationalsozialismus - die Judenverfolgung hat nicht mit dem Beginn des Krieges eingesetzt. Ferner wurden die Christen, wenn sie denn mal verfolgt wurden - was intermittierend in mehr oder weniger umfassenden Schüben geschah - nicht wegen ihrer Rasse, sondern wegen ihrer Weltanschauung verfolgt; das ist ein so profund anderer Anlass, dass man ihn nicht über den gemeinsamen Nenner der "Verfolgung" wegbrechen kann. Im römischen Reich gab es mehrere solche Verfolgungen, abgesehen von politischen Gegnern des Kaisers (dazu konnte der verkehrte Rennstall des Circus Maximus ausreichen) wurden Verehrer der Isis, der Cybele und des Attis, des Mithras und des Sol Invictus verfolgt - wenn sie es nicht gerade schafften, über einflussreiche Mitglieder des Kaiserhauses in den offiziellen Kanon aufgenommen zu werden. Des ferneren wandelte sich bis zur Spätantike auch das Christentum: von der durch Nero verfolgten Urgemeinde zum überwiegend hierarchisierten Kult mit einer Vielzahl erbittert verfeindeter, gewalttätiger Sekten, die man nach heutiger Maßgabe (wenn man die schon anlegen soll) wahrscheinlich "Christianisten" nennen würde.
Um Judenverfolgung und Christenverfolgung zu vergleichen, muss man auf den Nenner des "Einbruchs einer ungerechten Gewaltwelle in die Zivilgesellschaft" zurückgreifen; da finden sich aber noch viel, viel mehr und andere Parallelen, leider meistens mit Christen auf beiden Seiten - oder einseitig auf der "bösen". Aber natürlich fallen zu WK 1 und Spätantike noch solche Worte wie "Barbareneinfall" und "Hunnen" ein, die aus dem jeweiligen Propagandarepertoire der kriegsführenden Parteien stammen. Diese Sprache zu gebrauchen heißt, sich auf die Sprache der Propagandisten einzulassen - was wieder einem ernsthaften Vergleich im Wege stünde.
M. E. heißt Geschichte betrachten, nicht vergleichen. Wenn man für Krieg und Verfolgung Parameter des Schreckens braucht, um das eine "weniger schlimm als" das andere, oder "genauso schlimm wie" zu bezeichnen, zeigt man nichts anderes als Respektlosigkeit für diejenigen, denen das jeweilige Ereignis ganz ohne Vergleichsmöglichkeit das Schlimmste war (ist).
Aber das ist natürlich nur meine Meinung; sie kann in deutlichen Teilen von denen vieler Historiker abweichen.