Tib. Gabinius
Aktives Mitglied
Da er immer wieder heranzitiert wird, denke ich, wird es Zeit ihn auch mal anzusehen.
Ich schreibe ihn nicht unter Persönlichkeiten, da hier immer wieder vorkommt.
Biograhpien sind nicht mein Fachbereich, also ruhig ergänzen und verbessern.
Über die Person Tacitus gibt es leider gar nicht mal so viel zu berichte. Was wir wissen ist meist geschlußfolgert.
Geboren wurde er vermutlich ca. 55 nach Christus.Als Herkunftsort bieten sich einige Regionen und Städte an, darunter Padua, Terni, ja sogar Gallien.
Unter Vespasian wurde er 79 oder 80 n.Chr. zum Quästor, vorher leistete er seinen Militärdienst. Bei welcher Einheit weiß man nicht, vermutlich aber als Tribun. In diese Zeit fällt sein Studium der Rhetorik.
77n.Chr. oder 78 n.Chr. heiratet er die Tochter des Cn. Julius Agricola.
88. taucht er als Prätor auf und organisiert für Domitian Säkularsspiele. Danach verschwindet er für vier Jahre aus Rom, niemand weiß wohnin. Womöglich trat er einen weiteren Militärdienst als Legat an, aber dass bleibt Spekulation.
97 blickt er uns noch einmal als Konsul ins Auge und drei Jahre später arbeitet er mit Plinius dem J. als Ankläger gegen den Prokonsul Priscus.
112/113 war er Prokonsul in Asia. 115 schließlich erschienen seine Annalen und er starb irgendwo zwischen 117 und 120 n.Chr.
Warum wird er so oft als Quelle herangezogen?
Dank des Kaisers Tacitus (regierte 275 - 276 ) gehört Tacitus zu den am besten Überlieferten. Dieser ließ seine Werke alle zehn Jahre abschreiben und führte seine Abstammung auf den verstorbenen Schreiber zurück.
Seine Werke stehen in der Tradition der antiken Historiker und Reihen sich da an die Werke des Herodot, Thukydides, Polybios, Livius, Sallust und vieler anderer.
Seine Sprache ist dabei sehr ausgefeilt und beweist rhetorischen Glanz, wie kaum ein anderer Schreiber. Selbst heute noch lesen sich seine Werke noch rechtflüssig, was man durchaus nicht von jedem behaupten kann. Neben den Einzelwerken: Agricola, Germania und dem Dialog über die Redner schrieb er Historien und Annalen.
Er ist jedoch nicht ohne vorbehalte als Quelle zu nehmen, so wie eigentlich jeder Antike Autor.
Muß man bei Suetonius trennen zwischen Aktenkunde und Klatsch&Tratsch, muß man bei Thukydides zwischen Patriotismus und Verbitterung über die Verbannung trennen, so ist bei Tacitus unbedingt zu beachten, was dieser für höchst unterschiedliche Ziele verfolgte.
Exemplarisch greife ich die viel zitierte Germania heraus.
Die Beschreibungen über die Germanen sind höchst detailliert, doch wissen wir nicht, ob und er wirklich in Germanien war, und welch intensiven Umgang er mit dessen Bewohnern pflegte.
Faszinierenderweise beschreibt er aber die Germanen mit all den Vorzügen, die er an den Römern vermissen läßt. Er zeichnet die Germanen als Negativ der römischen Bevölkerung und idealisiert sie geradezu.
Auch lassen sich sehr viele Klischees ausmachen und manches erscheint gar zu merkwürdig.
Zitat: "Sie werfen sie (Framen, der germ. Speer Anm. Tib.) ungeheuer weit, weil sie nackt sind oder mit einem kleinen Kriegsmantel leicht bekleidet." Die darin verborgene Logik ist nicht zu entdecken, im Gegenteil, alles spricht hier für ein reines Klischee. Nun kann er hiermit natürlich nur die barbarische Wildheit hervor kehren.
Allerdings beschreibt er gewisse Stämme als in Felle gehüllte Wilde und Gerüchte über "vom Angesicht Mensch vom Körper her wilde Tiere" bezeichnet er als "unbestätigt"...
Die Götter der Germanen enthalten seiner Meinung nach Isis, Herakles u.a. neben ihren eigenen Gottheiten.
Insgesamt wirft er also ein eher "unechtes" Bild. Verallgemeinerungen, Übertreibungen, Idealisierungen und schwerwiegende Logikfehler sowie schlechte Transkriptionen ziehen sich durch die Germania.
Auf der anderen Seite ist er einer wenigen, welche die Stämme bei ihren Namen nennt und ihnen scheinbar historisch korrekte Räume zuteilt.
Man sollte ihn schlicht nicht beim Wort nehmen, wenn er der langsam moralisch verkommenden römischen Bevölkerung das Bild der Barbaren bezeichnet, welche die Grenze im Norden beständig bedrohen, und sie hier eigentlich mehr anstachelt und sie beschämen will. Dies passt in das Bild seiner Zeit, da auch Domitian schon eine Kampagne zur Wiederherstellung der Moral in Rom gestartet hat.
Auf der anderen Seite wächst der Unmut der angestammten römischen Bürger ihren Dienst in den Legionen zu tun und immer mehr Ausländer mit Bürgerrecht treten der Legion bei. Dabei bringen sie natürlich ihre Traditionen ein. Auch dieses Problem dürfte Tacitus ins Auge gestochen haben.
Im Werk Agricola schließlich beleuchtet er das Tun seine Schwiegervaters, und berichtet dort z.B. von der Schlacht am Mons Graupius (wenn ich mich richtig erinnere). Nur durch ihn wissen wir davon. Ansonsten dürfte er hier seinen Verwandten im besten Licht stehen lassen und somit auch seine eigene Person im besseren Licht dastehen.
Abschließend: Tacitus ist, wie schon treffend bemerkt greifbar. Allerdings sind seine Abhandlungen über die Sozialität der Germanen nicht ohne Vorbehalte zu genießen.
Jeder antike Autor ist in erster Linie Mensch, das bedeutet er verfolgt eigene Ziele und wird durch eigene Motive bewegt. Sein Denken und Handeln ist geprägt durch die Alte Welt, ihren Glauben u.ä.
Damals wie heute schrieben Autoren über Dinge, die sie nicht selbst gesehn und erlebt hatten, nur verfälscht die Wiedergabe aus 2. oder 3. Hand oft das Bild dessen, was man zeichnen möchte. Derartiges und vieles mehr sollte man bedenken, ließt man sich in die Quellen ein.
Bestes und schlimmstes Beispiel und damit Schlußlicht meiner Ausführungen ist der Vater der Geschichtsschreibung Herodot. Er beschreibt Dinge, welche ohne ihn in vergessenheit geraten wären und gibt wichtige Hinweise auf Ereignisse und deren Ablauf, die uns auf die richtige Spur führen. Gleichzeitig gehört viel davon ins Reich der Sagen, Legenden, Märchen und Halbwahrheiten.
Und da mein Seminar zu Tacitus schon fast 3 Jahre zurück liegt möge man mich nun ergänzen oder verbessern
Ich schreibe ihn nicht unter Persönlichkeiten, da hier immer wieder vorkommt.
Biograhpien sind nicht mein Fachbereich, also ruhig ergänzen und verbessern.
Über die Person Tacitus gibt es leider gar nicht mal so viel zu berichte. Was wir wissen ist meist geschlußfolgert.
Geboren wurde er vermutlich ca. 55 nach Christus.Als Herkunftsort bieten sich einige Regionen und Städte an, darunter Padua, Terni, ja sogar Gallien.
Unter Vespasian wurde er 79 oder 80 n.Chr. zum Quästor, vorher leistete er seinen Militärdienst. Bei welcher Einheit weiß man nicht, vermutlich aber als Tribun. In diese Zeit fällt sein Studium der Rhetorik.
77n.Chr. oder 78 n.Chr. heiratet er die Tochter des Cn. Julius Agricola.
88. taucht er als Prätor auf und organisiert für Domitian Säkularsspiele. Danach verschwindet er für vier Jahre aus Rom, niemand weiß wohnin. Womöglich trat er einen weiteren Militärdienst als Legat an, aber dass bleibt Spekulation.
97 blickt er uns noch einmal als Konsul ins Auge und drei Jahre später arbeitet er mit Plinius dem J. als Ankläger gegen den Prokonsul Priscus.
112/113 war er Prokonsul in Asia. 115 schließlich erschienen seine Annalen und er starb irgendwo zwischen 117 und 120 n.Chr.
Warum wird er so oft als Quelle herangezogen?
Dank des Kaisers Tacitus (regierte 275 - 276 ) gehört Tacitus zu den am besten Überlieferten. Dieser ließ seine Werke alle zehn Jahre abschreiben und führte seine Abstammung auf den verstorbenen Schreiber zurück.
Seine Werke stehen in der Tradition der antiken Historiker und Reihen sich da an die Werke des Herodot, Thukydides, Polybios, Livius, Sallust und vieler anderer.
Seine Sprache ist dabei sehr ausgefeilt und beweist rhetorischen Glanz, wie kaum ein anderer Schreiber. Selbst heute noch lesen sich seine Werke noch rechtflüssig, was man durchaus nicht von jedem behaupten kann. Neben den Einzelwerken: Agricola, Germania und dem Dialog über die Redner schrieb er Historien und Annalen.
Er ist jedoch nicht ohne vorbehalte als Quelle zu nehmen, so wie eigentlich jeder Antike Autor.
Muß man bei Suetonius trennen zwischen Aktenkunde und Klatsch&Tratsch, muß man bei Thukydides zwischen Patriotismus und Verbitterung über die Verbannung trennen, so ist bei Tacitus unbedingt zu beachten, was dieser für höchst unterschiedliche Ziele verfolgte.
Exemplarisch greife ich die viel zitierte Germania heraus.
Die Beschreibungen über die Germanen sind höchst detailliert, doch wissen wir nicht, ob und er wirklich in Germanien war, und welch intensiven Umgang er mit dessen Bewohnern pflegte.
Faszinierenderweise beschreibt er aber die Germanen mit all den Vorzügen, die er an den Römern vermissen läßt. Er zeichnet die Germanen als Negativ der römischen Bevölkerung und idealisiert sie geradezu.
Auch lassen sich sehr viele Klischees ausmachen und manches erscheint gar zu merkwürdig.
Zitat: "Sie werfen sie (Framen, der germ. Speer Anm. Tib.) ungeheuer weit, weil sie nackt sind oder mit einem kleinen Kriegsmantel leicht bekleidet." Die darin verborgene Logik ist nicht zu entdecken, im Gegenteil, alles spricht hier für ein reines Klischee. Nun kann er hiermit natürlich nur die barbarische Wildheit hervor kehren.
Allerdings beschreibt er gewisse Stämme als in Felle gehüllte Wilde und Gerüchte über "vom Angesicht Mensch vom Körper her wilde Tiere" bezeichnet er als "unbestätigt"...
Die Götter der Germanen enthalten seiner Meinung nach Isis, Herakles u.a. neben ihren eigenen Gottheiten.
Insgesamt wirft er also ein eher "unechtes" Bild. Verallgemeinerungen, Übertreibungen, Idealisierungen und schwerwiegende Logikfehler sowie schlechte Transkriptionen ziehen sich durch die Germania.
Auf der anderen Seite ist er einer wenigen, welche die Stämme bei ihren Namen nennt und ihnen scheinbar historisch korrekte Räume zuteilt.
Man sollte ihn schlicht nicht beim Wort nehmen, wenn er der langsam moralisch verkommenden römischen Bevölkerung das Bild der Barbaren bezeichnet, welche die Grenze im Norden beständig bedrohen, und sie hier eigentlich mehr anstachelt und sie beschämen will. Dies passt in das Bild seiner Zeit, da auch Domitian schon eine Kampagne zur Wiederherstellung der Moral in Rom gestartet hat.
Auf der anderen Seite wächst der Unmut der angestammten römischen Bürger ihren Dienst in den Legionen zu tun und immer mehr Ausländer mit Bürgerrecht treten der Legion bei. Dabei bringen sie natürlich ihre Traditionen ein. Auch dieses Problem dürfte Tacitus ins Auge gestochen haben.
Im Werk Agricola schließlich beleuchtet er das Tun seine Schwiegervaters, und berichtet dort z.B. von der Schlacht am Mons Graupius (wenn ich mich richtig erinnere). Nur durch ihn wissen wir davon. Ansonsten dürfte er hier seinen Verwandten im besten Licht stehen lassen und somit auch seine eigene Person im besseren Licht dastehen.
Abschließend: Tacitus ist, wie schon treffend bemerkt greifbar. Allerdings sind seine Abhandlungen über die Sozialität der Germanen nicht ohne Vorbehalte zu genießen.
Jeder antike Autor ist in erster Linie Mensch, das bedeutet er verfolgt eigene Ziele und wird durch eigene Motive bewegt. Sein Denken und Handeln ist geprägt durch die Alte Welt, ihren Glauben u.ä.
Damals wie heute schrieben Autoren über Dinge, die sie nicht selbst gesehn und erlebt hatten, nur verfälscht die Wiedergabe aus 2. oder 3. Hand oft das Bild dessen, was man zeichnen möchte. Derartiges und vieles mehr sollte man bedenken, ließt man sich in die Quellen ein.
Bestes und schlimmstes Beispiel und damit Schlußlicht meiner Ausführungen ist der Vater der Geschichtsschreibung Herodot. Er beschreibt Dinge, welche ohne ihn in vergessenheit geraten wären und gibt wichtige Hinweise auf Ereignisse und deren Ablauf, die uns auf die richtige Spur führen. Gleichzeitig gehört viel davon ins Reich der Sagen, Legenden, Märchen und Halbwahrheiten.
Und da mein Seminar zu Tacitus schon fast 3 Jahre zurück liegt möge man mich nun ergänzen oder verbessern