Ursachen und Phänomen der Landflucht

Wappi

Neues Mitglied
Hey Leute!
Ich muss ein Referat zu diesem Thema halten und benötige noch zahlreiche Informationen.
Ich freue mich über jede Information, jeden Link usw. ...
Danke schon mal im voraus!

MfG Wappi
 
Speziellauf das Römische Reich? Weil Landflucht kam über die Jahrunderte/Jahrtausende immer wieder vor.
 
Naja in der Schule übersetzen wir gerade die Verschwörung des Catilina (vielleicht hilft dir das ja)!

Aber ich soll auch ganz allgemein über Landflucht reden!
 
Allgemein?
Auf dem Land gab es nicht genügend Arbeit und wenn, war es nicht jedermanns Sache solche Arbeit auszuführen bzw. brachte nicht den gewünschten Lebensunterhalt.
In einer Stadt ist der Tausch von Waren oder der Umlauf von Geld umfangreicher. Die Möglichkeiten sind erweitert, die Kundschaft quantitativer.

Auf dem Land wurden mehr Kinder als vorhandene Arbeit geboren. Was sollte man ihnen für eine Zukunft geben, wenn diese im Dorf nicht gewährleistet ist?
 
Ich hab hier mal was im Forum gefunden

Die "einfachen Römer" waren Bauern (aufgrund des Kriegsdienstes veramten diese immer mehr und wurden deshalb auch schon während der Republik immer weniger wichtig, Abwanderung in die Städte ==> Proletarier = Besitzlose) oder Handwerker etc. (Plebejer). Dazu kommen die Sklaven, die je nach Qualifikation und Ausbildung eingesetzt wurden.

Wenn mir jemand das besser erklären könnte mit den Kriegsdiensten und dann mit der Verarmung wäre das echt hammer!
 
Rom expandierte immer mehr und da Rom in der Republik eine Bürgerarmee hatte, mussten die Bürger eben in den Krieg. Umso weiter der Krieg entfernt war (Sizilien, Spanien, Korsika, Sardinien, Makedonien, Karthago) desto unwahrscheinlicher ist die Möglichkeit zu den Fixpunkten wie Aussaat und Ernte zuhause zu sein. Sprich die Felder liegen brach und es kommt auf Dauer zur Verarmung der Soldaten. Dafür können Patrizier Ländereien aufkaufen (Latifundien), die per Sklaven bewirtschaftet werden.
 
Hm ... okay! Und die Soldaten mussten anschließend in die Stadt ziehen, weil sie nach dem Krieg auf den Feldern nicht mehr gebraucht wurden?
 
Achso ... ja geht mir auch oft so aber ich wohne schon in der Stadt!

Welche Folgen hatte dann eigentlich die Landflucht speziell damals?
 
Naja in der Schule übersetzen wir gerade die Verschwörung des Catilina (vielleicht hilft dir das ja).

Der Hinweis ist zwar hilfreich gemeint, hilft aber nicht wirklich, ganz abgesehen davon, dass nicht wir hier Deine Hilfe, sondern umgekehrt Du bei uns Hilfe suchst. Sollst Du Deine Arbeit für den Lateinunterricht schreiben?

Landflucht geschieht "allgemein", wenn die Lebensverhältnisse der Menschen auf dem Land so miserabel sind, dass sie ihr Heil bzw. ein besseres Auskommen in den Städten suchen. Das hat Folgen auf der einen wie auf der anderen Seite: ländliche Gebiete verarmen sowohl an Menschen als auch an Dienstleistungen (wenn z.B. die Handwerker abwandern), es ziehen auch vorwiegend jüngere Menschen weg, und es bleiben sehr viele alte Menschen zurück. Die Städte wachsen rasch an, manchmal rascher als der Bevölkerungszuwachs verkraftet werden kann. Den Prozess nennt man auch Urbanisierung, schlag mal unter diesem Stichwort nach.

PS: Ich hab erst jetzt die letzten Beiträge gesehen und geb's auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schlaf mal ne Nacht drüber und lies Dir das morgen alles noch mal durch, dann fällt's Dir wie Schuppen von den Augen.
 
Jetzt seid mal etwas geduldiger mit der Fragestellerin(?). Es mag zwar einiges etwas naiv vorgetragen sein, aber im Prinzip stellt sie die richtigen Fragen. Prozesse der Urbanisierung sind zum Teil erheblich widersprüchlicher als sie hier plakativ vorgehalten werden. Das klassische Stadt-Land Gefälle kann nicht als generelles Erklärungsmuster dienen. Bei der Urbanisierung in Preußen im 19. Jahrhundert gibt es Regionen, in denen das Bevölkerungswachstum stark ist, aber die Verstädterungsquote trotz allem gering bleibt. In anderen verhält es sich genau umgekehrt.

Der Hinweis auf die Wehrpflicht der römischen Bürger ist aber deshalb interessant, weil die Abwesenheit der Soldaten zu einer Verwahrlosung der zumeist kleinen Höfe führte, die in der Folge vom Adel und den Großgrundbesitzern billig aufgekauft wurden und den Familien die Existenzgrundlage entzogen wurde. Das ist das besondere Problem zur Zeit der römischen Republik parallel zu den allgemeinen Ursachen der Landflucht über die Jahrhundert hinweg. Und wenn sie schreibt, dass sie zuweilen in der Stadt auch nichts zu beißen habe, ist das auf subjektiver Ebene erfahrener Prozess der klassischen ‚Proletarisierung’ im Weichbild unserer Städte. Und ansonsten: Alles Gute zum Geburtstag…,-))
 
Das ist ein wichtiger Punkt. Gerade zur Zeit, in der Hannibal im römischen Reich wütete, starben soviele Soldaten (die zu dieser Zeit ausschließlich aus der Landbevölkerung rekrutiert wurde), dass die übriggebliebenen Familienmitglieder die Höfe oft nicht mehr selbst versorgen konnten und diese zum Teil an neureiche Bürger verkaufen mussten. Das Land verteilte sich schließlich auf wenige große Landgüter, die sogenannten Latifundien, nachdem auch die verbliebenen Kleinbauern zum Verkauf an die Großgrundbesitzer gezwungen wurden. Auf diesen Länderein wurden nun Sklaven beschäftigt, was die bisherigen Besitzer dazu zwang, anderweitig nach Arbeit zu suchen.

Da die Stadt selbst zu dieser Zeit aufblühte (u.a. durch Kriegsbeute, Handelsmonopole und Reparationszahlungen) war sie für die Landbevölkerung ungleich anziehender, doch auch hier war Arbeit knapp und Reichtum auf wenige beschränkt.

Die Verarmung der einstigen Landbevölkerung brachte einige Volkstribune auf den Plan, die Reformen forderten wie z.B. die Neuverteilung des Landes (z.B. Tiberius Gracchus und Gaius Gracchus um 133-122 v. Chr) oder die Senkung der Getreidepreise (Konsul Gaius Marius um 100 v. Chr.).

Die kleinbäuerliche Wirtschaft verschwand aber nicht völlig, denn die Veteranen bekamen bei ihrem Ausscheiden aus dem Militär ein Stück Land als Gratifikation für ihre loyalen Dienste. Zur Zeit der Republik war das noch Land in Italien, als dieses knapp wurde dann auch in anderen Provinzen.
 
Die kleinbäuerliche Wirtschaft verschwand aber nicht völlig, denn die Veteranen bekamen bei ihrem Ausscheiden aus dem Militär ein Stück Land als Gratifikation für ihre loyalen Dienste. Zur Zeit der Republik war das noch Land in Italien, als dieses knapp wurde dann auch in anderen Provinzen.

Jo, die erste außeritalische Veteranenkolonie war meines Wissens die Itálica bei Hispale/Hispalis (id est Sevilla), gegründet durch Cornelius Scipio.
 
Gerade zur Zeit, in der Hannibal im römischen Reich wütete, starben soviele Soldaten (die zu dieser Zeit ausschließlich aus der Landbevölkerung rekrutiert wurde), dass die übriggebliebenen Familienmitglieder die Höfe oft nicht mehr selbst versorgen konnten und diese zum Teil an neureiche Bürger verkaufen mussten.

Neben dem 2. punischen Krieg waren v.a. die Partisanenkriege in Spanien, die sich im Grunde bis zur Zerstörung von Numantia im Jahr 146 v. Chr. hinzogen, sehr verlustreich.

Die Verarmung der einstigen Landbevölkerung brachte einige Volkstribune auf den Plan, die Reformen forderten wie z.B. die Neuverteilung des Landes (z.B. Tiberius Gracchus und Gaius Gracchus um 133-122 v. Chr) oder die Senkung der Getreidepreise (Konsul Gaius Marius um 100 v. Chr.).

Schon 140 v. Chr. versuchte der zum Umfeld der Scipionen gehörende C. Laelius in seinem Konsulat eine Agrarreform in die Wege zu leiten, scheiterte aber am Widerstand des Senats. Die Senkung der Getreidepreise im Jahr 100 v. Chr. geht übrigens nicht auf Marius, sondern auf dessen Kompagnon L. Appuleius Saturninus, einem popularen Demagogen. Deutlich wird die politische Instrumentalisierung der Reformen (und damit der plebs) allerdings schon bei C. Gracchus wie auch später dann im Volkstribunat von Clodius Pulcher 59 v. Chr.
 
aquilifer: Schon 140 v. Chr. versuchte der zum Umfeld der Scipionen gehörende C. Laelius in seinem Konsulat eine Agrarreform in die Wege zu leiten, scheiterte aber am Widerstand des Senats.

Ich habe lediglich die Gracchen-Brüder herausgesucht, da diese zu den bekanntesten Vertretern zählen dürften. Wie erwähnt waren diese natürlich nicht die Einzigen und auch nicht die Ersten, die eine Agrarreform erarbeiteten.

aquilifer: Die Senkung der Getreidepreise im Jahr 100 v. Chr. geht übrigens nicht auf Marius, sondern auf dessen Kompagnon L. Appuleius Saturninus, einem popularen Demagogen.

Sorry, mein Fehler. Wieder erfolgreich eine Bildungslücke geschlossen :)
 
Heyho Leute!
Danke für die Glückwünsche! Aber ich bin leider kein Mädchen ... auch wenn ich lange Haare habe!

Naja ... is echt sau cool was ihr hier alles schreibt! Vielen Dank!

Gibt es dann eigentlich noch andere Gründe für die Landflucht als Verarmung und Arbeitslosigkeit?
Aber eigentlich stelle ich mir grad eine wichtigere Frage: Warum erwähnt Sallust die Landflucht ausgerechnet bei der Verschwörung des Catilina?
 
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