Varus-Villa bei Tivoli

Silke

Mitglied
Guten Abend zusammen,

da ich vor Kurzem aus meinem Latium-Urlaub zurückkam bin ich momentan wieder am Planen für das nächste Mal.
Nun ja, als ich in Tivoli war und mir die Villa Adriana und noch eine andere Villa angeschaut habe, wurde es etwas spät und ich wollte langsam nachhause, Rückfahrt ca. 2 Stunden.
Kurz vorher wollte ich eigentlich nur noch den berühmten Wasserfall von gegenüber fotografieren, sah auf meiner Karte rein zufällig aber dass es die Villa von Varus nicht allzu weit entfernt noch gibt:

http://www.tibursuperbum.it/ita/monumenti/VillaQuintilioVaro.htm
(Die Seite kann man noch auf englisch und spanisch lesen).


Und das eigentlich beinahe nebenan, neben der Straße, in der Nähe einer Kirche (Madonna die Quintiliolo). Nachdem ich über eine halbe Stunde die eine und andere Straße entlang gefahren bin und keinen Hinweis entdeckte, dachte ich bei mir dass man sie wohl öffentlich nicht erreichen kann. Es gab halt mehrere Häuschen mit zugehörigem Land, aber welches nun genau über das Gelände der Varusvilla verfügt weiß ich nicht.
Über google-earth meine ich zu sehen, dass sie unter und auch in einem Olivenhain liegt und das sieht alles schwer nach Privatgelände aus, evtl. mehrere Gärten, Haine?

Meine Frage: war jemand schon mal dort und hat sich mit den Leuten vor Ort mal kurzgeschlossen ob eine "Besichtigung" möglich ist? Ich frage deshalb, weil ich schon ein paar Mal unvermittelt vor eingezäunten Gebieten stand als ich etruskische Gräber bzw. sogar Wohngebiete suchte, die zwar lt. Reiseführer durchaus zu besichtigen wären, es aber mittlerweile nicht mehr sind. Hatte sich leider innerhalb von 2 Jahren geändert.

Danke schön schonmal vorab fürs Lesen und einen schönen Abend noch.

Noch was: Das fand ich noch als Literatur: http://www.uni-leipzig.de/antik/index.php?id=160 .
No. 1 und 5 klingen schon gut wenn irgendwann mal möglich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hast Du denn Informationen darüber, auf welcher Grundlage die Zuweisung an Varus erfolgt ist?
 
Hast Du denn Informationen darüber, auf welcher Grundlage die Zuweisung an Varus erfolgt ist?

Nein, wie beschrieben las ich das eigentlich erst frisch vor Ort durch meine Karte, auf der eine Ruine eingezeichnet war.
Auf die Schnelle fand ich diesen link zu noch mehr Photos, wenn auch älteren Datums: Google-Ergebnis für http://www.antiquephotostorage.com/uploads/4/5/1/0/4510210/4311372_orig.jpg?260

Musst ein bissl runterscrollen um zu Tivoli und zu Villa Quintus Varus zu gelangen.
Dass sich der eine und andere Bonze in und um Tivoli eine Villa gebaut hat ist ja nichts Neues, nur Varus war mir eben neu. Nachdem ich dann frisch Zuhause war habe ich ein bisschen gegoogelt und bin auf die Publikationen von Hrn. Tombrägel gestossen, also wird schon was dran sein, denke ich.
Andererseits bin ich auch ganz frisch eingestiegen bei diesem Villen-Thema bei Varus jetzt und bin daher auch eher mehr am Herumdenken als an gscheiten historischen Fakten dran.
 
Da ich das Buch über die Tivolivillen auch noch nicht gelesen habe, kann ich auch nur im Nebel rumstochern.
Varus zeichnete sich ja doch durch eine ziemliche Nähe zum Kaiserhaus aus. Da ist es durchaus auch denkbar, daß er als Parteigänger des Augustus stark profitierte, und nachdem in den Proskriptionen eine ganze Reihe Adliger ausgelöscht wurden, war auch eine Menge Land und Hausbesitz frei, der nun neu verteilt wurde. Es muß also gar nicht sein, daß sich Varus da etwas gebaut hat, er kann sich auch in einen älteren Bestand hineingesetzt haben.
Aber wie gesagt, ich weiß da auch nichts Näheres und wäre sehr interessiert.
 
Hier, mal ein etwas anderes Portal: Tivoli in alten Ansichten - Das Goethezeitportal
Da fand ich auch noch kleine, kurze Hinweise zu Varus weiter unten über die Suche.

Der Hr. Tombrägel wird jetzt, denke ich, nicht der Einzige sein der darüber schrieb. Ich schau mal was ich noch finde und hoffe dann, daß ich mich via Fernleihe etwas schlauer machen kann. So frisch nach dem Urlaub hänge ich immer noch fernwehlastig in den Seilen und da kann es gut sein daß ich erstmal Naheliegendes nicht so schnell finde. :rotwerd:
 
Hast Du denn Informationen darüber, auf welcher Grundlage die Zuweisung an Varus erfolgt ist?

Nein, wie beschrieben las ich das eigentlich erst frisch vor Ort durch meine Karte, auf der eine Ruine eingezeichnet war.

Im Band Imperium der Sonderausstellung 2000 Jahre Varusschlacht befindet sich ein Beitrag von Zaccaria Mari: Ausblick auf Rom. Die P. Quinctilius Varus zugeschriebene Villa in Tivoli.
Tivoli, das antike Tibur, hat demnach einen Stadtteil namens Quintiliolo, was wohl als erstes Indiz für eine Villa der Quinctilier dort gilt. Der Stadtteil Quintiliolo ist seit dem 10. Jhdt. belegt.
Außerdem verweist Mari auf eine Horazstelle (Carmina I, 18, 1-2), worin Horaz dem Varus empfiehlt in Tibur Wein anzupflanzen:
"Nicht vor heilgem Wein anderes Gewächs, Varus, dir angebaut, wo mit lockren Au'n Tibur umher, Catilus Burg kränzt." (Tibur soll von Catilus gegründet worden sein). Wobei Mari einräumt, dass noch drei andere Vari, zwei davon keine Quinctilier, von Horaz angesprochen worden sein könnten, er hält dies aber, auch in Anbetracht der Freundschaft zwischen Horaz und Varus für wenig wahrscheinlich.
Näheres, historisches wie archäologisches, im Text von Zaccaria Mari, a.a.O. S. 46 - 53.

Und das eigentlich beinahe nebenan, neben der Straße, in der Nähe einer Kirche (Madonna die Quintiliolo). Nachdem ich über eine halbe Stunde die eine und andere Straße entlang gefahren bin und keinen Hinweis entdeckte, dachte ich bei mir dass man sie wohl öffentlich nicht erreichen kann. Es gab halt mehrere Häuschen mit zugehörigem Land, aber welches nun genau über das Gelände der Varusvilla verfügt weiß ich nicht.
Über google-earth meine ich zu sehen, dass sie unter und auch in einem Olivenhain liegt und das sieht alles schwer nach Privatgelände aus, evtl. mehrere Gärten, Haine?


Damit liegst du völlig richtig. Von Zaccaria Mari wird
Madonna di Quintiliolo als Markierung der römischen Villenanlage bezeichnet und auf den Bildern sieht man auch Olivenhaine.
 
Vielen lieben Dank El Quijote für Deine Informationen, das liest sich alles einfach nur richtig gut.
Auch Danke für den Hinweis zu dem Buch.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, nun halte ich nach drei Jahren Denken und Vergessen und Denken das Buch von Martin Tombrägel in den Händen zum Thema: "Die republikanischen Otiumvillen vonTivoli"; Redaktion DAI Rom, Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2012 ISBN 978-3-89500-875-7.

Nachdem ich das Buch erst heute erhalten habe, kann ich dazu noch nicht viel sagen, daher nur kurz.

Die Villa di Quintilio Varo hat die Nr. 17. Dazu gibt es Fotos und Erklärungen aus verschiedenen Bausphasen der Villa.
Hier nur ein kurzer Text dazu:
Villa di Quintilio Varo (Nr. 17)
"Die chronologische Abfolge der Kalkstein-Verschalungstypen lässt sich am besten am Beispiel der Villa Nr. 17 nachvollziehen (Abb. 99). Die bedeutendste republikanische Otiumvilla aus der Umgebung von Tivoli kann in iher Baugeschichte von den Anfängen bis weit in die Kaiserzeit hinein verfolgt werden und beinhaltet das gesamte Spektrum der Verschalungstypen vom ungegelmäßigen Kalkstein-Incertum bis zum Kalkstein-Reticulat und Kalkstein-Mixtum. In diesem Zusammenhang geht es zunächst um die Rekonstruktion der einzelnene Bauphausen dieser Villa, ohne dass die architektonischen Hintergründe schon zur Sprache kommen werden ... "
Usw. usf. Es geht erstmal sehr um die Bauabfolge, die genutze Steinsorte, Mörtelzusammensetzungen, kaiserzeitliche Erweiterungsphasen usw.
Sehr interessant fand ich einige Pläne bzw. schematische Gesamtpläne, sodaß ich mir das Gelände überhaupt erst einmal annähernd vorstellen konnte.
 
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