Varusschlacht total überbewertet

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Kann es sein, dass hier in Deutschland die Varusschlacht total überbewertet wird? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass im Ausland die Varusschlacht bei weitem nicht so als Katastrophe für das Römische Weltreich aufgefasst wird wie hier in Deutschland. Zum einen brachte die Niederlage keine wirklichen Gebietsverluste für Rom, d. h. Rom verlor keine ertragreiche Provinz, sonst hätten die Römer, das hat die Geschichte gezeigt, wohl anders reagiert. Zum anderen war die Rheingrenze nicht wirklich entblößt, so standen selbst noch nach der Niederlage des Varus zwei Legionen in Gallien. Auch gelang es Augustus binnem kurzen, zwei der drei Legionen durch Neuaushebungen zu ersetzen.
 
ich denke, die wurzel ist woanders zu suchen, und zwar bei der tatsache, dass einige [die anzahl ist hier eher unwichtig] legionen durch GERMANEN, also einem als offiziel unterworfenes Volk, besiegt wurden. Dies zeigte der römischen öffentlcihkeit die bisher geheim gehaltene bröckelnde macht und stärke des reiches :fs:
 
Da das römische Imperium gerade zur Zeit des Augustus immens im Aufstreben war (Es handelt sich ja nunmal um den Beginn!!! der römischen Kaiserzeit), kann man mitnichten von bröckelnder Macht und Stärke des Reiches sprechen!

Die (Über)Bewertung der Varusschlacht ist in der Tat ein typisch deutsches Phänomen und hat hier schon echte Tradition. ;)
 
Gast schrieb:
Kann es sein, dass hier in Deutschland die Varusschlacht total überbewertet wird?
Ja. Dies ist historisch erklärbar: im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wurde Arminius im Zuge einer nationalen Geschichtsschreibung so hochstilisiert (siehe auch das Hemannsdenkmal), dass er bzw.die Varusschlacht in deutschen Kreisen entsprechend berühmt wurde. Auch ein Grund, warum Kalkriese unbedingt die Varusschlacht sein muss (für die örtliche Sparkasse, die hier Sponsoring betreibt - ich glaube im Übrigen trotzdem, dass Kalkriese den Ort der Varusschlacht darstellt).
Gast schrieb:
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass im Ausland die Varusschlacht bei weitem nicht so als Katastrophe für das Römische Weltreich aufgefasst wird wie hier in Deutschland.
Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, dass die Varusschlacht als Katastrophe für das Weltreiche aufgefasst wird. Aber die Menschen interessieren sich nun mal sehr häufig für das, wozu sie einen Bezug haben, und das ist oft die eigene Umgebung. Also ein Deutscher interessiert sich vielleicht eher für die Varusschlacht, während ein Spanier die Eroberung Saguntums für ein besonders erwähnenswertes Ereignis hält, ein Tunesier interessiert sich näher für die Schlacht bei Utica und ein Israeli für die Aufstände der Judäer - um mal bei der römischen Historie zu bleiben.
 
Es stimmt schon, dass hier in Deutschland der räumliche Bezug eine wichtige Rolle spielt. El Quijote hat das ja auch gut erklärt.

Aber trotzdem ist diese Schlacht von gewisser Bedeutung, und das wird auch außerhalb unseres Landes so gesehen.

Ich zitiere "100 Decisive Battles from Ancient Times to the Present - The World's Major Battles an how they shaped History" von Paul K. Davis, Oxford University Press, Ausgabe 1999, wo es über die "Battle of the Teutoburg Forest" heißt:

"... The Roman defeat marked the high-water mark of the Roman Empire in the North... The lack of strongholds and a road network, the rugged countryside, the inability to live off the land, and the warlike nature of the Germans all contributed to Tiberius's decision to leave Germany alone. The long-term consequences of that decision are felt to the day. North-central and northwestern Europe remained free of Latin culture and law for several hundred more years. Not until the northern European tribes migrated into the Roman Empire, aiding in its downfall in the fourth and fifth centuries, did those populations adopt any major aspecs of Latin culture. .. By missing the "civilizing" influence, the Germanic languages survived.


Eine wie ich finde zutreffende Zusammenfassung jenseits jeder Deutschtümelei des 19. und teilweise 20. Jahrhunderts.
 
Not until the northern European tribes migrated into the Roman Empire, aiding in its downfall in the fourth and fifth centuries, did those populations adopt any major aspecs of Latin culture. .. By missing the "civilizing" influence, the Germanic languages survived.

Das letzte Zitat finde ich etwas zu überspitzt. Es darf nicht vergessen werden, dass die kurz vor der Varus-Schlacht mehr oder weniger römisch beherrschten Stämme nur einen kleinen Teil der germanischen Welt darstellten.
Vielleicht etwas begrenzter, nüchterner: die Varusschlacht war nach 62 Jahren die schlimmste Niederlage des Imperiums gegen einen äußeren Gegner. Nicht nur die drei Legionen gingen verloren. Ein Novum seit den Kriegen gegen Karthago und dem Beginn der Expansion im Mittelmeerraum war auch, dass auch das strategische Konzept auf ganzer Linie gescheitert war. Nach dieser einen Niederlage mussten die rechtsrheinischen Plätze sofort aufgegeben werden.
Ich denke, dass es früher oder später dieses Ende genommen hätte. Schon vorher in dem geplatzten Krieg gegen die Markomannen und danach in den Feldzügen des Germanicus zeigt sich m.E., dass die Römer nicht die Truppen aufbieten konnten, um das Gebiet in Griff zu bekommen.
Ich denke, dass dies letztendlich dazu führte - und hier liegt m.E. die historische Bedeutung der Varus-Niederlage - dass das Kaiserreich relativ gesehen sehr defensiv agierte. Nach Augustus starteten nur noch zwei Kaiser, Claudius und Trajan, großangelegte Eroberungsfeldzüge.
 
Ashigaru schrieb:
Das letzte Zitat finde ich etwas zu überspitzt.

Finde ich nicht. Es ist doch eine Tatsache, dass Germanien nicht erobert wurde und deshalb auch nicht in den römischen Kulturkreis geriet. Dass wir heute noch eine germanische und keine romanische Sprache sprechen, ist ebenfalls unbestritten.

Im Übrigen geht es in dieser Diskussion darum, ob die Varusschlacht bei uns überbewertet wird und ob, bzw. wie man in anderen Ländern darüber denkt. Mein angeführtes Buchzitat sollte lediglich zeigen, dass diese Schlacht durchaus auch im Ausland als bedeutsam angesehen wird.

Grüße,

Jacobum
 
Fehlende Legionen bis heute

Ich denke mal, daß das Ereignis der Varusschlacht international schon gleichermaßen als bedeutungsvoll für die Geschichte bewertet wird. Fakt ist jedoch, daß in unseren Landen der emotionale bzw. lokalpatriotische Faktor dieses Ereignis oftmals in unsachlicher und verfälschender Art und Weise sehr hochstilisiert.
Überraschend und als Beweis dafür, daß dieses Ereignis doch einen bleibenden Eindruck im Ausland hinterlassen hat, finde ich aber die Tatsache, daß die italienische Armee, die nach wie vor in Legionen untergliedert ist, bis heute die Zahlen 17, 18 und 19 in der Durchnummerierung ihrer Legionen auslässt.
 
gode schrieb:
Überraschend und als Beweis dafür, daß dieses Ereignis doch einen bleibenden Eindruck im Ausland hinterlassen hat, finde ich aber die Tatsache, daß die italienische Armee, die nach wie vor in Legionen untergliedert ist, bis heute die Zahlen 17, 18 und 19 in der Durchnummerierung ihrer Legionen auslässt.

Wusst' ich noch gar nicht. Hängt das wirklich noch mit der Schlacht vor fast 2000 Jahren zusammen? Ist ja wirklich unglaublich...
 
Varusschlacht

Also das ganze war so :
Die Germanen haben die Römer nach Belm (bei Osnabrüch in Niedersachsen) in die Enge getrieben , in dem sie sich eine Stelle mit viel Sumpfigem Gebiet gelucht hatten, wo die Römer nicht fliehn konnten, dann kamen die Germanen von der anderen Seite und brachten sie um!
Das ganze funkionierte nur, weil sich einer der Römer gestellt hat und den Germanen Die Schwäche der Römer erzählt hat!


Er hatte außerdem noch ein sehr gutes FAchwissen !!!!


Bitteschön !!!!!!!!
 
Ich vermute, Gast meint den von ihm genannten Römer, der sich den Germanen gestellt und ihnen die Schwäche der Römmer erzählt hat...;-)
 
Überraschend und als Beweis dafür, daß dieses Ereignis doch einen bleibenden Eindruck im Ausland hinterlassen hat, finde ich aber die Tatsache, daß die italienische Armee, die nach wie vor in Legionen untergliedert ist, bis heute die Zahlen 17, 18 und 19 in der Durchnummerierung ihrer Legionen auslässt.


Das ist ein Scherz, oder? :grübel:
 
Das italienische Heer (vgl.Italian Army - Wikipedia, the free encyclopedia) ist nicht in Legionen unterteilt, sondern in Kommandos (vergleihbar mit den Divisionen der Bundeswehr), diese setzen sich aus Brigaden zusammen, die wiederum aus Regimentern bestehen. Also nichts mit Legionen. Außerdem hat es wenig zu sagen wie Einheitennummern vergeben werden bzw. die Vergabesystematik von Nummern ist mir nicht geläufig. Ich bezweifle aber stark das 17, 18 und 19 wegen der Varusschlacht gemieden werden.
 
Das ist ein Scherz, oder? :grübel:
Ich bezweifle aber stark das 17, 18 und 19 wegen der Varusschlacht gemieden werden.

Sicherlich, da gibt es wohl keine Berührungsängste :devil:

ZB im Zweiten Weltkrieg, auf Divisionsebene:
17. Division "Pavia" (Regimenter 27 und 28, ArtRgt. 26 "Rubicone")
18. Division "Messina" (Regimenter 93 und 94, ArtRgt. 2 "Metauro")
19. Division "Venezia" (Regimenter 83 und 84, ArtRgt. 19 "Gavina")

oder auf Regimentsebene:
17. und 18. Regiment bei der 33. Division "Acqui" (betroffen vom Kefalonia-Massaker)
19. Regiment bei der 27. Division "Brescia"
 
Aber natürlich wird die Varus-Schlacht in Deutschland überbewertet . Was haben wir Deutschen den sonst zu bieten ? Außer natürlich zwei Weltkriegen .
Aber die waren ja nicht besonders erfolgreich..oder?
 
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