Verbrechen in Rom

Mathias

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Ich suche vergebens im Netz Informationen zum "organisierten" Verbrechen in Rom und im römischen Reich, kann mir jemand von euch weiterhelfen?

Besten Dank

Mathias
 
Bei Seiten im Netz kann ich dir nicht viel weiterhelfen. Die kilikische Piraterie kann seit dem 1. Jh. v. Chr., insbesondere seit den Mithridatischen Kriegen, durchaus als organisierte Gruppierung betrachtet werden. (dazu kurz: http://www.janstetter.de/wissen/referate/piraten.htm)

Zur kilikischen Piraterie u.a.:
- Maróti, E., Der Sklavenmarkt auf Delos und die Piraterie, Helikon IX-X, 1969-1970, 24-42.
- Pohl, H., Die römische Politik und die Piraterie im östlichen Mittelmeer vom 3. bis zum 1. Jh. v. Chr., Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte Bd. 42, Berlin-New York 1993.
- Schulz, R., Zwischen Kooperation und Konfrontation. Die römische Weltreichsbildung und die Piraterie, Klio 82, 2000, 426-440.

Ansonsten empfehle ich dir einen Blick in folgendes Buch:
Krause, J.-U. - J. Mylonopoulos - R. Cengia (Hrsg.), Bibliographie zur römischen Sozialgeschichte. Bd. 2: Schichten, Konflikte, religiöse Gruppen, materielle Kultur, Stuttgart 1998.
 
Bei Buchempfehlungen, kann ich dir auch nicht helfen, aber hier nur kuz was aus dem Gedächtniss: In Rom gab es organisierte Straßenbanden, diese bestanden meist aus Menschen der ärmeren Schichten, entlaufenen Sklaven und Gladiatoren im Ruhestand. Die bevorzugte Waffe der Mitglieder der Straßenbanden war die Sica, ein kurzes gebogenes Messer, das gut am Körper zu verstecken war, was notwendig war, da in Rom Waffenverbot herrschte.Am Ende der Republik konten die Führer solcher Banden selbst ein Ämterlaufbahn anstreben, wie man am Beispiel Milos, des Verbündeten Ciceros, sieht.
Auf dem Land oder in den Provinzen, bestand das organisierte Verbrechen wohl am meisten aus Straßenraub.

Auf jeden Fall ist die kikilische Piraterie zu nennen, wie schon von aquilifer gesagt. Die Piraten hatten Am Anfang des 1.Jhr. vor Christus eine riesige Flotte von Schiffen und verfügten über weitreichende Handelsbeziehungen um die geraubte Ware abzusetzen. Dort war das Verbrechen schon so gut organisiert, dass man schon von einem Piratenstaat sprechen muss! Diese weitumfassende Organisation wurde allerdings von Pompeius in den 70er Jahren v. Chr. zerschlagen.
 
Gaius Marius schrieb:
Diese weitumfassende Organisation wurde allerdings von Pompeius in den 70er Jahren v. Chr. zerschlagen.

Was den Römern die endgültige Kontrolle über das Mittelmeer einbrachte...Servus Gajus, wieder zurück???:winke: Schon länger nichts mehr von dir gehört.

s.d.caes.
 
Tiberius Caesar schrieb:
Was den Römern die endgültige Kontrolle über das Mittelmeer einbrachte...Servus Gajus, wieder zurück???:winke: Schon länger nichts mehr von dir gehört.

s.d.caes.

Jep, ich hatte in der letzten Zeit ne Menge zu tun.
:winke:
 
Ich denke, dem Manne kann geholfen werden. Ich habe ein sehr informatives und spannendes Buch gelesen, daß ich empfehlen kann:
Thomas Grünewald, Räuber, Rebellen, Rivalen und Rächer, Studien zu latrones im Römischen Reich 1999. Ausbüttel, Franz: Die Verfassung des römischen Kaiserreichs Artikel Innere Sicherheit.
 
Ich denke, dem Manne kann geholfen werden. Ich habe ein sehr informatives und spannendes Buch gelesen, daß ich empfehlen kann:
Thomas Grünewald, Räuber, Rebellen, Rivalen und Rächer, Studien zu latrones im Römischen Reich 1999. Ausbüttel, Franz: Die Verfassung des römischen Kaiserreichs Artikel Innere Sicherheit.

Matthias war am 01.07. das letzte mal hier, fraglich also, ob er den Tipp mitbekommt?
Aber danke für den Tipp, das Buch hört sich interessant an, vielleicht kaufe ich es mir oder versuche es irgendwo auszuleiehen.
 
Ein berühmter Bandit und Herausforderer des Kaisers Septimius Severus war Bulla Felix, der in der Stadt und in Kampanien mit einer zahlenmäßig starken Bande aktiv war. Zu seinen Leuten gehörten auch Freigelassene des kaiserlichen Haushalts. Vielleicht sagte er deshalb zu einem Centurio, der ihn verhaften sollte, aber selbst gefangen wurde: Die Herren sollten ihre Sklaven anständig versorgen, damit sie nicht Banditen zu werden brauchen.
 
Moinsen,

hier noch ein etwas verspäteter Literaturtipp von mir:
Wilfried Nippel: Aufruhr und Polizei in der römischen Republik. Stuttgart 1988.

und vom gleichen Autor:
Public Order in Ancient Rome. Cambridge 1995.

Wale
 
Ein auch sonst sehr gutes Buch, das in gut lesbarer Form einen konzentrierten Einstieg zu Themen wie Trinkwasserversorgung, Administration, Alimentarwesen etc bietet, ist mir noch eingefallen:

Frank Ausbüttel, "Die Verwaltung des römischen Kaiserreichs- von der Herrschaft des Augustus bis zum Niedergang des Weströmischen Reiches".

Der Artikel "Innere Sicherheit" gibt einen guten Überblick über Kriminalität und Kriminalitätsbekämpfung im Alten Rom.
 
Wie weit kann man die Eingangsfrage auffassen? Nach all den schönen Tipps werfe ich die Frage in den Raum, inwieweit man die Praxis römischer Publikanen während der Republik nicht auch als organisiertes "Verbrechen" bewerten könnte? Die Praxis der Steuerpacht hat nachweislich zu erheblichen Unruhen, vor allem im lukrativen Osten des Reiches geführt. Hätte die organisierte Piraterie, die erst durch Pompeius endgültig unterbunden wurde, doch ohne "Kollaboration" im griechischen Osten doch eigentlich keine Basis gehabt?
 
Was verstehst du unter Kollaboration?
Die Umtriebe der publicani schufen mit Sicherheit eine sozioökonomische Destabilisation der provincia Asia. Gegen missliebige und unkooperative Statthalter konnten die vollständig mit Rittern besetzten Repetundengerichtshöfe als Druckmittel genutzt werden, was eine restlose Ausplünderung weiter Landstriche zur Folge hatte. Plutarch beschreibt in der Vita des Lucullus, welches Bild sich dem Feldherrn 71/70 v. Chr. von Asia bot (Plut., Luc. 20,1-2.): Viele Eltern waren gezwungen, ihre Söhne und Töchter zu verkaufen, wenn sie nicht gar selbst als Sklaven dienen mussten; Städte waren gehalten, ihre Votivgaben und Kultstatuen aus den Heiligtümern veräußern, um ihre Schulden bezahlen zu können.
Die erhebliche finanzielle Belastung verbundenen mit der ständige Bedrohung des eigenen Standes bzw. der persönlichen Freiheit ist ein Aspekt des stetigen Wachstums der Piraterie um die Wende vom 2. zum 1. Jh. v. Chr.
 
Was verstehst du unter Kollaboration?
Die Umtriebe der publicani schufen mit Sicherheit eine sozioökonomische Destabilisation der provincia Asia. Gegen missliebige und unkooperative Statthalter konnten die vollständig mit Rittern besetzten Repetundengerichtshöfe als Druckmittel genutzt werden, was eine restlose Ausplünderung weiter Landstriche zur Folge hatte. Plutarch beschreibt in der Vita des Lucullus, welches Bild sich dem Feldherrn 71/70 v. Chr. von Asia bot (Plut., Luc. 20,1-2.): Viele Eltern waren gezwungen, ihre Söhne und Töchter zu verkaufen, wenn sie nicht gar selbst als Sklaven dienen mussten; Städte waren gehalten, ihre Votivgaben und Kultstatuen aus den Heiligtümern veräußern, um ihre Schulden bezahlen zu können.
Die erhebliche finanzielle Belastung verbundenen mit der ständige Bedrohung des eigenen Standes bzw. der persönlichen Freiheit ist ein Aspekt des stetigen Wachstums der Piraterie um die Wende vom 2. zum 1. Jh. v. Chr.

Im Prinzip hast du mit deinen Aussagen genau die Gründe genannt, die ich für eine Begründung für Kollaboration angeben könnte. Es ist doch dann nicht verwunderlich, wenn es in den Städten des Ostens Menschen gab, welche den Piraten zuarbeiteten oder von ihren Erfolgen profitierten. Ohne ein entsprechendes Netz von Informanten, Käufern und Sympathisanten hätte die Bedrohung durch Piraterie vermutlich niemals diese Ausmaße angenommen. Letztlich habe ich genau so einen Beitrag wie den deinen hören wollen um der weit verbreiteten Meinung einen Gegenpol aufzuzeigen, dass die römische Herrschaft nur mit Frieden, Prosperität und allgemeinen Wohlstand verbunden war. Die Pax Romana hatte viele Facetten. Viele der von dir genannten Auswüchse sind im modernen Empfinden Verbrechen. Auch in der Antike wird man nicht alle diese Erscheinungen als Normal angesehen haben, was der Eingangsfrage eine neue Facette beschert. :yes:

Anmerkung: Die Repetundengerichtshöfe als Druckmittel ergeben nur dann einen Sinn, wenn die Stellung der Ritterschaft innerhalb der publicani entsprechend herausgestrichen wird. Ein Statthalter, der zu Scharf gegen die publicani vorging um etwa die Einheimischen (Peregrinen) vor dem allzu dreisten Zugriff der publicani zu schützen, hatte im Gegenzug mit Problemen durch diese Gerichte zu rechnen! Die Besetzung dieser Gerichtshöfe ausschließlich mit Rittern war eine Folge der Auseinandersetzungen zwischen dem popularen und den optimaten. Die Gracchen als Volkstribunen versuchten durch diese Maßnahme ein Gegengewicht zum senatorischen Adel zu schaffen....
 
Es spielen sicherlich noch andere Aspekte eine wichtige Rolle, die für das Grassieren der Piraterie im 1. Jh. v. Chr. verantwortlich waren.
So bot das rauhe Kilikien (Kilikia tracheia) eine optimale Ausgangsbasis, weil es seit dem Frieden von Apameia 188 v. Chr. ein politisches "nowhereland". Zwar stand es nominell noch unter seleukidischer Herrschaft, aber durch den eingeschränkten Aktionsradius der verkleinerten Flotte, die bis zum Kap Sarpedonium agieren durfte, war es der militärischen und politischen Kontrole entzogen.
Hinzu kommt der sukzessive Niedergang der rhodischen Seemacht, die lange Zeit im Mittelmeer zu einer der führenden Ordnungsmächte gezählt hatte. Durch die lavierende Haltung der Rhodier im 3. makedonischen Krieg wurde die Insel durch den Senat abgestraft, Delos 166 v. Chr. zum Freihafen erklärt. Er ermöglichte den römischen Kaufleuten einen preisgünstigeren Umschlag ihrer Waren, was gravierende Folgen für die wirtschaftliche Situation und die militärische Stärke von Rhodos nach sich zog, wie es der 2. Kretische Krieg 155-53 v. Chr. vor Augen führt.
 
Das sind weitere, überzeugende Punkte. Bei den Seleukiden kommt noch hinzu, das in der "Spätzeit" die nordwestlichen Provinzen oft zu Aufmarschräumen für Thronprätendenten für innere Kriege verkommen. Eine Kontrolle über die Außenbereiche des Reiches war daher nicht zu erwarten. Es waren nicht zuletzt die Auflagen, welche Rom nach dem gewonnen Krieg als Bedingungen für den Frieden durchgesetzt hatte, welche in solchen Gebieten die Etablierung von Piraten erst ermöglichte.

Das gleiche gilt für die von dir angesprochene Schwächung von Rhodos aus relativ kurzsichtigen Gründen. Der Freihafen Delos bewirkte eine deutliche Schwächung der Rhodischen Ordnungsmöglichkeiten. Rhodos verlor ja auch Landbesitz in Karien und Lykien auf dem kleinasiatischen Festland.

Die Schwäche der zu römischen Klientelstaaten herabgesunkenen östlichen Verbündeten förderte damit die Piraterie, was beides eine Folge der römischen Politik in diesem Raum war! Als Rom während der Kriege gegen Kimbern und Teutonen auch östliche "Bundesgenossen" wie Nikomedes III. von Bithynien zu Hilfeleistungen aufforderte, zeigt wie angespannt die militärische Lage im Norden teils im Senat beurteilt wurde. Umso überhasteter war dann die Reaktion des Senats als Nikomedes die Forderung mit der Begründung abwies, die meisten seiner Untertanen seien von den publicani in die Sklaverei verkauft worden. Umgehend wurde ein Gesetz verabschiedet, das kein Bürger eines Bundesgenossen in der Provinz als Sklave gehalten werden dürfe. Diese Maßnahme war zur Stärkung der Bundesgenossen gedacht. Die sofortige und genaue Umsetzung dieser Forderung in Sizilien durch den dortigen Statthalter soll zum Zweiten Sizilianischen Sklavenkrieg geführt haben, denn die Besitzer der Sklaven versuchten die Herausgabe zu verzögern oder zu verhindern.

Das radikale Vorgehen römischer Steuerpächter und Finanzleute bewirkte eine steigende Sympathie der östlichen Bevölkerung für die Piraten, was deren Effizienz durch Zuträgerdienste und Versuche "mitzuverdienen" steigerte. Diese römischen Leute wurden zum einigenden Feindbild größerer Kreise nicht nur der kleinasiatischen Bevölkerung. Dies wurde später von Mithridates VI. erfolgreich während seiner Kriege mit Rom ausgenutzt. Die Vesper von Ephesos ist ohne aufgestauten Hass kaum zu erklären (angeblich wurden über 80000 römische Bürger in jenen Tagen vom Mob in Kleinasien erschlagen).
Rom sah sich schließlich gezwungen selbst gegen die Piraten vorzugehen. 102 erhielt M. Antonius die Cilicia zugewiesen mit der Auflage gegen die Piratenbasen dort vorzugehen. 2 Jahre später wurde ein Piratengesetz erlassen, bei dem die Statthalter Asiens und Kilikiens gemeinsam zu Land und See gegen diese Plage militärisch vorzugehen hatten. Zusätzlich wurde weiterer Druck auf die Klientelstaaten ausgeübt und sogar die Getreidezufuhr aus dem Schwarzen Meer durch den Statthalter von Macedonien gesperrt - eine existenzielle Maßnahme für viele "freie Griechenstädte" der Ägäis. Ausdrücklich wurde den "befreundeten Königen" des Ostens, etwa auch Ägypten untersagt Piraten Asyl zu gewähren! Welchen Grund sollte die Sperrung des Hellespont und die Aufforderung Asyl zu verweigern haben, wenn man nicht mit verdeckter Unterstützung durch Anrainer für die Piraten rechnete?

Gleichzeitig versuchte der Senat durch offensichtliches, gerichtliches Vorgehen gegen die (römischen) Steuerpächter wieder Boden bei den Städten des Ostens gut zu machen. In den meisten Fällen gaben senatorische Gerichte den Beschwerden der Städte gegen die Steuerpächter Recht, die sich nicht scheuten auch außerhalb der gepachteten Provinzen auf die kleinen, freien (verbündeten) Städte der Region Druck auszuüben um sich Einkünfte zu sichern....

Letztlich endgültig gelöst wurde das Piratenproblem erst durch Pompeius, den späteren Gegenspieler von Julius Caesar. Er erhielt für diese Operation ein zahlreiches Heer, eine große Flotte und weitgehende Vollmachten im Umgang mit den "Verbündeten". Ohne großen Widerstand gelang es Pompeius vor allem durch politische Maßnahmen der Plage rasch Herr zu werden.

Stark verkürzt möchte ich sagen: Römische Politik begünstigte den Anstieg der Piraterie im östlichen Mittelmeerraum zu einer mehr als lästigen Plage. Rom wurde dieser Lage erst Herrr, als es kombinierte politische & militärische Operationen durchführte. Die Piraterie war dort mehr als eine romantische Freibeuterei gewesen. Es war eine Vernetzung mit zahlreichen Informanten und Mitverdienern gewesen: Kurz eine Form organisierten Verbrechens.
 
Zuletzt bearbeitet:
Organisiert schon, ob es sich um "organisierte Kriminalität" handelte, da habe ich so meine Schwierigkeiten mit, denn private Kaperunternehmen galten nicht unbedingt als ehrenrührig und oft handelte es sich bei den bedeutendsten Piraten um angesehene Lokaldynasten.

Viele Piraten, die von Pompeius begnadigt wurden, werden von römischen Schriftstellern teils als Ehrenmänner, teils als Räuber beschrieben. Das hing oft weniger von den Taten der Piraten ab, als davon, wie gut sie es schafften, zur richtigen Zeit auf die richtige Partei zu setzen. "Latro" wurde im Terminus des politischen Kampfs oft verwendet und traf Personen wie Spartacus, Catilina, Sertorius und Sextus Pompeius.

oft handelte es sich nicht um Kriminelle im eigentlichen Sinne, sondern eher um Condottieri und Lokaldynasten.

Pompeius befriedete den Osten dank umfassender Vollmachten, wie sie kaum ein Römer vor ihm besaß. Er verstärkte damit erheblich seine Klientel, und sein Reformprojekt war ohne massive Enteignungen oder Legalisierung von bestehenden Verhältnissen nicht möglich. Ähnliches tat im Grunde der Pirat und Lokaldynast Lysias von Tarsus, der obwohl Epikureer das Amt des Heraklespriesters bekleidete. Lysias machte sich zum Tyrann von Tarsus und führte eine radikale Landreform durch, bei der er Land an die Armen verteilte und Reiche, die sich weigerten, beseitigen ließ.

Ein Pirat, den Pompeius begnadigte, war Tarkondimotos, der von Cicero als "fidelissimus socius trans Taurum amicissimusque" bezeichnete. Tarkondimotus stand bei Pharsalus auf Pompeius Seite und trat später zu Octavian über, der 20 v. Chr. seine Herrschaft bestätigte.

Dazu sehr gut: Mathias Grünwald, "Räuber, Rebellen, Rivalen und Rächer- Studien zu antiken Latrones Ebd S. 112 ff.)
 
Römische Politik begünstigte den Anstieg der Piraterie im östlichen Mittelmeerraum zu einer mehr als lästigen Plage. Rom wurde dieser Lage erst Herrr, als es kombinierte politische & militärische Operationen durchführte.

Die Römische Politik trug zum Anstieg der Piraterie bei,
aber eher indirekt und nicht als erklärtes Ziel der Interessenpolitik im östlichen Mittelmeer, nämlich eine politische, ökonomische und militärische Schwächung der Mächte im hellenistischen Osten. Insbesondere ökonomische Interessen aber verbanden die römische Republik mit den Piraten, die im 2. Jh. v. Chr. die Hauptlieferanten von Sklaven für die prosperierende italische Agrarwirtschaft waren. Mit der Wende zum 1. Jh. v. Chr. änderte sich dieses auf gegenseitigem Nutzen basierende Verhältnis und damit die laissez-faire-Politik des Senats. Die folgenden Feldzüge wurden jedoch nicht aus römischen Mitteln bestritten, den Großteil der Kontigente stellten die Bundesgenossen. Dies entsprach durchaus den im sog. Piratengesetz von 100 v. Chr. getroffenen defensiven Grundsätzen, die in erster Linie das aerarium schonen sollten. Römisches Machtkalkül war allerdings ab dem Zeitpunkt empfindlich gestört, als die durch die Piraterie hervorgerufenen Versorgungskrisen und finanziellen Einbußen den Staat schwächten.
 
Ein Pirat, den Pompeius begnadigte, war Tarkondimotos, der von Cicero als "fidelissimus socius trans Taurum amicissimusque" bezeichnete. Tarkondimotus stand bei Pharsalus auf Pompeius Seite und trat später zu Octavian über, der 20 v. Chr. seine Herrschaft bestätigte.

Tarkondimotus kämpfte bei Actium auf der Seite von Marcus Antonius, weshalb er sich auf seinen Münzen auch ΦΙΛΑΝΤΩΝΙΟΣ nennt (Cilicia, Kings, Tarkondimotos - Ancient Greek Coins - WildWinds.com). Sein Sohn wurde von Augustus bestätigt.
 
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