Verrückte römische Kaiser

Konradin

Gesperrt
Welche römischen Kaiser waren mehr oder weniger wahnsinnig?

Es fallen automatisch Namen wie Caligula, Nero, Domitian, Commodus, Caracalla oder Elagabal, doch waren diese wirklich geisteskrank?
 
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So, ich hab was zu Elagabal gefunden:

Varius Avitus Bassianus (Elagabal)

Herrschaft II (Privatleben)

Kaiser Elagabal war nicht nur für seine religiösen, sondern auch für seine sexuellen Eskapaden berüchtigt. Er heiratete in drei Jahren drei Mal. Manche Quellen meinten sogar, er habe fünf Ehefrauen verbraucht.

Kurz nach seinem Eintreffen in Rom heiratete Elagabal 219 mit Iulia Cornelia Paula eine Frau patrizischer Herkunft. Ihr wurde der Titel Augusta verliehen. Aber schon Ende 220 liess sich der Kaiser scheiden und vermählte sich mit Iulia Aquilia Severa. Da es sich bei seiner Wahl um eine ehemalige Vestalische Jungfrau handelte, handelte er wider der Tradition und dem religiösen Empfinden der Römer.

Dem Gesetz nach wurde jede Vestalin, die sich mit einem Mann einliess hart bestraft. Noch Caracalla hatte deswegen vier Vestalinnen hinrichten lassen. Möglicherweise war die Vestalin erst durch Elagabal selbst in seiner Funktion als Pontifex Maximus in den „Ruhestand“ geschickt worden. Elagabal hatte mit der traditionell-römischen Moral keine Probleme. Er verkündete, dass er und seine Frau Hohepriester seien. Auch wenn sie unterschiedlichen Göttern dienten, würden aus der Verbindung gottähnliche Kinder zu erwarten sein.

Noch bevor ein Jahr um war, liess sich Elagabal wieder von seiner Vestalin scheiden. Seine dritte Wahl fiel nun auf Anna Faustina. Sie zählte noch Marcus Aurelius zu ihren Vorfahren und war die Witwe eines gerade erst vom Kaiser zum Tod verurteilten Mannes.

Nach kurzer Zeit wurde er seiner dritten Frau überdrüssig, liess sich scheiden und kehrte zu Aquilia Severa, der Vestalin, zurück. Er bekundete, dass sie die einzige sei, die er wirklich liebe. Damit hatte Elagabal drei Frauen verbraucht, die alle den Titel Augusta trugen und auf Münzen mit dem Vermerk concordia (Eintracht) dargestellt wurden. Den wahren Einfluss übten aber nicht die Ehefrauen, sondern Mutter und Grossmutter des jungen Kaisers aus.

Sie und Iulia Maesas Berater waren es auch die die eigentlichen Triebkräfte hinter den Heiraten waren. Damit sollten die in Umlauf befindlichen Gerüchte über seine Homosexualität eingedämmt werden. Doch auch hier hatte sich Elagabal schliesslich nichts sagen lassen, indem er die Wahl auf eine Vestalin hatte fallen lassen. Ob er sich wie Zeitgenossen meinten, auch ausserehelich mit Frauen verkehrte lässt sich nicht mehr nachvollziehen und scheint im Hinblick auf die homosexuelle Veranlagung eher unwahrscheinlich.

Was die Römer schockierte war sein Umgang mit dem gleichen Geschlecht. Während des 3.Jh.n.Chr. galt in Rom Homosexualität als abstossend. Besonders auch wenn sie derart bizarr praktiziert wurde, wie von Elagabal. Um einen glatten Körper zu erhalten liess er seinen Leib enthaaren. Er war nicht nur bisexuell veranlagt sondern auch ein deklarierter Transvestit. Nachts zog er manchmal mit einer Perücke verkleidet durch die Tavernen und bot sich als weibliche Kupplerin an. Herodian zufolge empfanden die Römer es als jammervolles Bild, den Kaiser mit Augenschminke und Wangen voll Rouge durch die Stadt laufen zu sehen, weil dadurch sein eigentlich vorteilhaftes Äussere litt.

So verwundert es kaum, dass er bald in den bekanntesten Bordellen verkehrte. Dabei vertrieb er teilweise die Liebesdienerinnen und spielte selbst deren Rolle. Die Spitze des Eisbergs war eine Art Heiratsspiel mit einem blonden karischen Sklaven namens Hierocles. Ihm erlaubte er sogar die Züchtigung, bei der sich der Kaiser als zu bestrafendes Eheweib zur Verfügung stellte.
(http://imperiumromanum.com/personen/kaiser/elagabalus_04.htm)
 
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Naja, schwer zu sagen. Caligula & Commodus waren wirklich Krank (Caesaren bzw. Größenwahn). Elagabl war ein religiöser Fanatiker und verschwender, die anderen waren mehr oder weniger Krank wie die anderen auch, die politische Gegener bzw. Familienmitglieder umbrachten, was dann auch auf den christlichen Musterkaiser Constantinus zutreffen würde.

Ciao
Be_Real1982
 
Und noch was zu Elagabal/Heliogabal:

KAISER HELIOGABAL:
DER SCHÖNE TYRANN (204 - 222)

Es gibt in der Weltgeschichte
kein Gut und Böse.
Es gibt nur das Böse.
(Gottfried Benn)

Von allen Rauschmitteln, die der Mensch sich je erdacht hat, ist die Macht das gefährlichste. Überreich dargeboten, nagt sie der menschlichen Seele jedes Maß und jede Hemmung weg. Wer, egal was er tut, keinerlei Ablehnung mehr spürt, wen die Umwelt unbegrenzt verehrt und hofiert, dem kann rasch die Grenze zwischen Wahn und Wirklichkeit verloren gehen, und so bedeutet Widerstand der Umwelt zwar stets Reibung und Auseinandersetzung, aber immer auch Kontrolle und Orientierung.

Je größer die Macht, desto länger ist ihr Schatten. Die Macht des römischen Kaisers ist nahezu unbegrenzt. Von den nebligen Küsten Schottlands bis zu den sagenumwobenen Katarakten des Nils, von der glühenden maurischen Wüste bis zu den verschneiten Gipfeln des Balkans regiert er ein Reich, so groß, wie es keines davor und keines danach in Europa gegeben hat. Und doch ist es nicht nur die Größe des Imperiums, die das Kaiserdiadem so allgewaltig macht, so verführerisch für seinen Träger. Die Kaiser Roms sind nicht wie die Präsidenten unserer Tage an ein Recht gebunden, sind nicht wie die barocken Könige einem religiösen Sittenkodex unterworfen und unterstehen nicht wie die Fürsten des Mittelalters einer päpstlichen Aufsicht. Wie in Ägypten das Wort der Pharaonen, so ist auch bei den Römern das Wort des Imperators Gesetz, jeder Befehl ein Dogma. Wer schwach ist, leicht verführbar, erliegt diesen Möglichkeiten. Wie ein zorniger Golem greift sich der Cäsarenwahn aus der Reihe der hundert Kaiser ein Dutzend heraus und formt sie zu Ungeheuern: Caligula, Nero, der im Hollywood-Streifen "Der Gladiator" zu neuer Bekanntheit gelangte Commodus, um nur einige zu nennen. Aus dieser Gruppe finsterer Gestalten leuchtet Heliogabal heraus wie ein phosphoreszierendes Pop-Art-Gemälde, bunt, schrill, überspannt, eher Figuren aus einer modernen Schwulensatire ähnelnd denn einem mörderischen Tyrannen. Nie ist er zurückhaltend, nie trocken, immer heiter, einfallsreich und raffiniert, ein Partylöwe und Männerschwarm, ein schöner und schlanker Halbwüchsiger, der in einer schwulen Diskothek Berlins oder Kölns unserer Tage begehrliche Blicke auf sich ziehen würde. Die wenigen Büsten, die von ihm erhalten geblieben sind, zeigen ein Gesicht, wie es heute einem jungen, schönen Türken gehören könnte: kurze, ein wenig gelockte Haare, einen halb gleichgültigen, halb verführenden Blick aus dunklen Augen, volle, leicht geöffnete Lippen. Und doch ist Heliogabal, auch wenn er das Gesicht eines exotischen Models hat, die Ausgeburt der Hölle.

Das Imperium Romanum im Jahre 217 unserer Zeitrechnung: seit neunhundertsiebzig Jahren ist es stets aufwärts gegangen mit römischer Kultur und dem Herrschaftsanspruch über die mediterrane Welt; gewaltige Tempel und Marmorpaläste sind entstanden sowie riesige Arenen, in denen pompöse Spiele abgehalten werden. Kaum ein Römer muss noch hart arbeiten, alles erledigen Sklaven und billige Handlanger aus fremden Gebieten. Das Leben ist ein Fest, eine Folge von Genüssen. Und doch, seit einigen Jahrzehnten schleifen innere und äußere Krisen den Glanz vergangener Jahrhunderte matt. Vom Norden drücken wandernde germanische Stämme gegen den Limes, in Vorderasien droht das Partherreich, doch schlimmer als die Gefahr der Feindvölker ist die innere Zerrüttung durch staatliche Willkür. Der gerechte und aristokratische Stern des ersten Kaisers, Augustus, leuchtet nur noch fern und schwach, längst hat der Senat jede Mitsprache verloren, längst haben proletarische Generäle nach dem Purpur gegriffen und ihre eigenen Dynastien errichtet.
Caracalla, der seit fünf Jahren regierende Herrscher, ist ein solcher Sohn aus soldatischem Geschlecht, er ist brutal und argwöhnisch und deshalb von allen gehasst - außer vom Heer, das er großzügig entlohnt. Lange vor Caracalla schon gibt es eine heimliche Rivalität um Einfluss zwischen den Militärs einerseits und der traditionellen Prätorianergarde, der verwöhnten römischen Leibwache der Kaiser andererseits, doch ein kleiner Vorfall lässt aus dem Gerangel einen blutigen Machtkampf werden.
Dem Gardekommandanten Macrinus wird von einem Wahrsager die Kaiserwürde prophezeit, eine gefährliche Weissagung, auf die der harmlose und gar nicht ehrgeizige Macrinus gerne verzichtet hätte, zumal sie durch eine Indiskretion bekannt wird. Wenn er jetzt nicht sofort handelt, das weiß der ältliche Mann, wird der misstrauische, an Verfolgungswahn leidende Caracalla ihn umbringen lassen. Es ist wie bei einem Duell: der Schnellere siegt. Macrinus hetzt im Nu die Prätorianer auf und befiehlt ihnen, den Kaiser zu ermorden. So geschieht es auch, zum Entsetzen der Truppen. Da Caracalla keinen direkten Verwandten hat, keine Geschwister, keine Kinder, gilt die severische Dynastie als ausgestorben, und so erfüllt sich die Prophezeiung: Macrinus lässt sich im April 217 selbst zum Kaiser ausrufen.

Nicht selten jedoch steckt die Tücke im Detail. In der römischen Provinz Syria lebt eine Tante Caracallas, Julia Maesa. Ihr vierzehnjähriger Enkel Avitus, der Sohn ihrer Tochter Soemias, dient als Oberster Priester dem orientalischen Gott Baal; er ist ein strahlender Jüngling, fröhlich und beliebt. Als Sohn der Cousine Caracallas ist diese Verwandtschaft allerdings zu weitläufig, um in dem Knaben einen ernstzunehmenden Erben der severischen Dynastie zu sehen. Daher greift die ehrgeizige Großmutter auf einen ebenso geschickten wie infamen Kniff zurück: Sie behauptet, Avitus entstamme nicht der Ehe ihrer Tochter Soemias, sondern einem Verhältnis der Soemias mit Caracalla. Diese außereheliche Affäre ist zwar nicht gerade dem Rufe Soemias' zuträglich, doch sie erfüllt ihren Zweck. Einige Truppenteile, die mit Macrinus verfeindet sind, laufen zu dem vermeintlichen Sohn Caracallas über. In der Schlacht bei Immo prallen die Kräfte aufeinander, Macrinus wird besiegt und kurz darauf von seinen eigenen Soldaten ermordet. Rom hat einen neuen Kaiser, eine neue Hoffnung auf Harmonie.

Mit Heliogabal, wie sich Avitus in Anklang an seinen Gott fortan nennt, zieht der immer noch fremde, der mystische und sagenumwobene Orient in die Stadt Rom ein. Ein farbenprächtiges Spektakel begleitet den Einzug des jungen Imperators: Tausende Tänzer ziehen die mit Goldstaub bestreute Via Appia entlang, in ihrer Mitte der Wagen mit dem heiligen Stein von Emesa darauf, ein Meteorit, ein Stück Sonne also, Symbol des alleinherrschenden Sonnengottes Baal. Ohrenbetäubende Musik dröhnt in die Ohren der Römer, Weihrauch umweht die Parade. Auf einem hohen Prunkwagen thront Heliogabal in vielfarbige Seide gehüllt, schillernd, mit einem Diadem bekränzt. Zur Rechten sitzt seine Mutter Soemias, zur Linken die Großmutter, die ernste Maesa, denen beiden die schwierige Aufgabe vorbehalten ist, diesen exaltierten Kindkaiser fortan zu lenken. Tagelang werden aufregende Feste zu Ehren des Baal gefeiert, bei denen der Kaiser selbst tanzt wie ein Trunkener. Den plebejischen Römern gefällt er, dieser fremde, neue Baal, der die Exotik nach Rom gebracht hat, nur die Aristokratie schüttelt betroffen den Kopf und sieht wilde Zeiten aufziehen.

Im ersten Jahr geht alles noch relativ gut. Heliogabal ist, wie bei einem Vierzehnjährigen nicht anders zu erwarten, an Regierungsgeschäften nicht interessiert, aber er bekommt schnell mit, dass für ihn nichts unmöglich ist, dass er sich jeden Wunsch erfüllen kann. Nächtlich rauschen die Feste im kaiserlichen Palast auf dem Palatin, ein jedes in einer anderen Farbe gehalten, am einen Tag ein blaues, am anderen ein violettes, dann ein grünes und so fort. An jedem lauen Sommerabend sind die Gärten des Palatinischen Palastes erfüllt vom Duft kostbaren Räucherwerks, feiner Speisen und seltener Öle, der Wein fließt in Strömen, der Kaiser selbst spielt den Gästen etwas auf der Flöte vor oder er gibt eine seiner verzückten tänzerischen Darbietungen. Fröhlich muss alles sein, ausgelassen. Bald schon wandeln die Feste sich zu Orgien, und der schöne Heliogabal verfällt ganz den Männern. Den Gefährten seiner Nächte vergibt er Ämter, ein Tänzer wird Gardekommandant, ein Wagenlenker kommandiert die Wache, ein Friseur wird für die Kornversorgung der Stadt zuständig. Um Nachschub an Männern zu bekommen, baut er eine öffentliche Therme dem Palast an und sucht sich dort die Liebhaber der nächsten Woche aus. Wer gut aussieht, wer stark ist und liederlich, ist willkommen auf den Partys der Majestät. Ringkämpfe finden in den Gärten statt; der Sieger, gleich, ob Schuhputzer oder Stricher, findet sich am selben Abend in den duftschwangeren privaten Gemächern des mächtigsten Herrn der Welt wieder, darf den jungen Kaiser mit Rosenöl massieren und lieben.
Nach wenigen Monaten schon umgibt Heliogabal eine Schar von ausschweifenden Satyrn, mit denen er sich eine orgiastische und luxuriöse Traumwelt erschafft, und von denen der Geschichtsschreiber Aurelius Victor berichtet, es seien die "obszönsten Menschen des Erdkreises". An Geld wird nicht gespart: die Schwimmbassins sind parfümiert, der Wein mit damaszenischen Rosenblüten verfeinert, die Kleidung mit Juwelen bestickt oder mit Gold durchwirkt. Festmahle werden wöchentlich gegeben, kaum eines, das nach heutiger Rechnung weniger kostet als fünfzigtausend Euro. Zweiundzwanzig Gänge sind keine Seltenheit: Storchenköpfe, Flamingozungen, in Honig eingelegte Haselmäuse, Meerbrassen, Muränenmilch, Drosseln in gepfeffertem Eidotter, serviert von hübschen, nackten Sklaven, nichts ist Heliogabal schrill genug, immer verrückter, immer närrischer muss alles sein. Wenn er mit seinen Lustknaben ausfährt, lässt er nicht länger Pferde vor die Wagen spannen, sondern nackte Frauen, die er mit Rufen und Peitschenknall antreibt. Und als er mitten im herrlichsten Frühling Lust auf eine Schneeballschlacht mit Freunden bekommt, lässt er sich aus den Hochalpen Kübel der weißen Pracht herantransportieren. Alles ist möglich am Hofe Heliogabals.

Irgendwann aber sind alle Farben durchgefeiert, alle Speisen probiert, alle Männer geliebt und jeder Luxus genossen. Das Gehabte ist langweilig für Heliogabal, ihn fasziniert nur das Neue, das Unbekannte und Verbotene. Was Geld ermöglichen kann, hat er sich bereits erfüllt, nun ist Kreativität gefragt. Lange braucht er nicht, um auf neue Ideen zu kommen. Seit einiger Zeit schon liebt er den Gladiator Aurelius Zoticus, einen gut aussehenden, muskulösen Römer, dessen Charakter sich am besten dadurch beschreiben lässt, dass die Nachwelt diesem Mann das Wort zotig (schlüpfrig) verdankt. Knapp eintausendachthundert Jahre, bevor in Deutschland die Homo-Ehe eingeführt wird, heiratet Heliogabal in einer bis dahin noch nie gesehenen Zeremonie den Gladiator Aurelius und macht ihn zu seinem wichtigsten Berater. Zwei Männer sind in einen bisher einmaligen Bund eingetreten. Wäre er so geblieben, Heliogabal, der bunte Sonnenkaiser, würde er nicht in dieses Buch gehören, sondern vielleicht als die schwule Star-Ikone der Antike gefeiert werden, ein altrömischer Elton John, schillernd wie Katzengold. Dem schönen Kaiser aber verschwimmt die Grenze vom Ungewöhnlichen zum Ungeheuerlichen. Schwofen im Garten und schwule Heirat reichen ihm nicht mehr zum Kick. Die Späße werden ihm zu fade, und so sinnt er auf Steigerung.
In den großen Speisesaal lässt er heimlich eine umkippbare Decke einbauen und lädt bald darauf zum Festmahl ein. Die Gäste treten ein, Senatoren und Spielgefährten, der Kaiser aber ist noch nicht im Raum. Die Türen werden von außen verschlossen, ein Hebel wird betätigt, und die Decke beginnt zu kippen. Ein Guckloch ermöglicht Heliogabal beste Sicht auf das folgende Geschehen. Von der kippenden Decke rieseln hunderte Blüten in den Raum hinunter, Veilchen, Rosen, Chrysanthemen, ein wunderbarer Duftregen geht auf die Gäste nieder. Jubel bricht aus. Wie freuen sie sich! Welch eine luxuriöse Idee! Jedoch, aus den Hunderten werden Tausende Blüten, Zehntausende, Hunderttausende. Der Regen nimmt kein Ende, das Blütenmeer steigt und steigt, und aus dem feinen Schauer wird eine wahre Sintflut aus Blumen, die nach wenigen Minuten bis zum Hals steigt, dann über das Kinn und die Lippen und schließlich alle Köpfe bedeckt. Panik bricht aus. Manche der Gäste bekommen keine Luft mehr, sie rütteln an den Türen, würgen und schreien und - ersticken in der Blütenflut. Heliogabal aber findet es schrill. Der Tag ist gerettet, viele Tage von da an.

Der Kaiser sprüht plötzlich voller Ideen. Bei einem anderen Festmahl lässt er plötzlich Löwen und Bären in den Raum ein. Die Tiere sind harmlos, gezähmt, außerdem hat er ihnen vorher Zähne und Krallen entfernen lassen. Der Schock jedoch tötet mehrere Gäste. Heliogabal findet das witzig. Unter das Essen seiner Gäste lässt er unauffällig Perlen und Bernstein einstreuen, erfreut sich an den ausgebissenen Zähnen. Monatelang sammelt er Schlangen und lässt sie während der Spiele im Circus Maximus in den Zuschauerrängen aussetzen. Ein entsetzlicher Tumult entsteht, bei dem viele Besucher sterben. Kein Scherz ist ihm mehr grausam , kein Tod extravagant genug. Unaufhörlich schmieden sein Mann Aurelius und er an perfiden Plänen und bemerken in ihrer grausamen Albernheit überhaupt nicht, wie sich um sie herum eine Mauer des Hasses aufbaut. Eine Leiche nämlich fragt nicht danach, wie ungewöhnlich ihr Sterben war, und die Lebenden tun es auch nicht, wenn sie befürchten, bald an die Reihe zu kommen.

Mit reichlichem Unbehagen sieht die alte Maesa, wie sich politisches Gewitter über dem jungenhaften Kaiser zusammenbraut. Mehrmals warnt sie ihn, mehrmals redet sie auf ihre Tochter Soemias ein, den Zügellosen zu zügeln, jedoch ist Soemias inzwischen selbst den Verlockungen des ausschweifenden Hofes verfallen. Maesa weiß, sollte Heliogabal stürzen, dann stürzt auch sie selbst mit ihm, dann ist auch ihr eigener Kopf nichts mehr wert. Sie hat noch eine weitere Tochter, Mammea, und diese hat auch einen Sohn, Alexianos. Mit viel Geschick überredet Maesa ihren mittlerweile siebzehnjährigen kaiserlichen Enkel, seinen zwölfjährigen Vetter Alexianos zu adoptieren, um die Nachfolge der severischen Dynastie zu sichern.

Dieser Alexianos nun ist von ganz anderem Schlage. Statt sich dem Taumel des Hofes anzuschließen, treibt er lieber Sport, studiert Geometrie oder Astrologie und füttert die Ringeltauben in seinen Volieren. Kein Fetzen Seide hängt an seinem Körper, Stoff tut es auch. Wo er hinkommt, grüßt er die Menschen freundlich. Er mag ein wenig langweilig sein, dieser Knabe Alexianos, aber wenigstens bringt er niemanden um, mag sich der Senat denken und macht heimlich Stimmung gegen Heliogabal. Angriffspunkte bietet der exzentrische Kaiser genug: die Idee, die römischen Götter dem allmächtigen Baal unterzuordnen beispielsweise; oder sein Plan, eine der Keuschheit geweihte römische Priesterin der Vesta zu ehelichen, um mit ihr "göttergleiche" Kinder zu zeugen. Die Prätorianergarde beginnt schon zu murren. Ohnehin ist dieser Heliogabal nicht von ihnen ernannt und gestützt worden, sondern von den Truppen.
Die Stimmung wendet sich gegen den Kaiser, und irgendwann zwischen seinen Orgien scheint er das auch tatsächlich zu bemerken. Ein von ihm in Auftrag gegebener Mord an seinem Vetter und Adoptivsohn Alexianos scheitert jedoch. Bald darauf wird Heliogabal von einem Wahrsager prophezeit, er werde eines gewaltsamen Todes sterben. Heliogabal fährt der Schreck durch die Glieder, doch anstatt irgendetwas an seinem Betragen zu ändern, sorgt er lieber auf andere, skurrile Weise für den Fall einer Revolte gegen ihn vor. Er richtet sich auf einen Selbstmord ein, der aber nicht gewöhnlich sein darf, sondern nur ausgesprochen luxuriös. Ein Turm wird gebaut, auf den er sich im Ernstfall flüchten und in dessen Innenschacht er sich stürzen kann. Der Boden aber wird mit geschliffenen Diamanten und Rubinen gepflastert, so dass Heliogabal wenigstens auf den teuersten Steinen der Welt sterben darf. Ständig trägt er einen goldenen Dolch bei sich sowie ein Saphiramulett mit schnell wirkendem Gift darin, und schließlich befiehlt er, im ganzen Palast Schnüre zu befestigen, an denen er sich notfalls erhängen kann - natürlich sind die Schnüre aus Seide.

Am 11. März 222 schlägt die Laune der Prätorianer endgültig gegen Heliogabal um. Maesa, die gewiefte Taktikerin, ist bereit, ihre Tochter Soemias und deren Sohn zu opfern, wenn nur die severische Dynastie mit ihr als grauer Eminenz im Hintergrund weiterregiert. Die Garde rebelliert, zieht durch den Palatinischen Palast, jeden mordend, der zur Clique des Imperators gehört. Heliogabal flüchtet sich in die Arme seiner Mutter, sein Mut zum Freitod schwindet. Gemeinsam verstecken die beiden sich in einer Latrine, doch es hilft nichts. Die Wachen stöbern sie auf, schlagen mit Schwertern auf sie ein, ziehen sie aus, schleifen die nackten Körper durch die halbe Stadt und werfen sie schließlich von der Aemilischen Brücke in den Tiber. Der exzentrischste und geilste, der ungeheuerlichste und der schönste Imperator, der je auf dem römischen Thron saß, ist tot.

Heliogabal hat bis heute sichtbare Spuren hinterlassen, die allerdings den wenigsten auffallen. Auch wenn der römische Senat die "damnatio memoriae" über den Toten verhängte, also die Auslöschung des Andenkens, die Tilgung aller Inschriften mit seinem Namen, die Zerstörung aller seiner Statuen, so hat er doch sein Vermächtnis hinterlassen. Der Stein des Gottes Baal kehrte zwar nach Emesa zurück, aber die Idee, in der Sonne den allgewaltigen Gott zu sehen, gefiel einer religiösen Gruppe im alten Rom, die auch nur einen einzigen Gott anbetete. Heliogabal hatte während seiner Regierungszeit einen bestimmten Tag des Jahres zum Feiertag seines Baal ernannt, an dem man tanzen und sich freuen sollte, und diese gewisse religiöse Gruppe setzte nun für ihre eigenen Riten jenen Feiertag als Geburtstag ihres eigenen Gottes fest: den 25. Dezember, unser Weihnachtstag.
(Walz, Eric: Schwule Schurken. 2002)
 
Das kann dir wohl nur ein Psychologe zurechtspekulieren :)

Als Laien sieht das Recht kläglich aus.
Stiefelchen wäre wohl Größenwahn.

Nero wie Domitian Verfolgungswahn (wenn überhaupt, sie werden durch Quellen ja wesentlich schlechter gemacht als sie wohl waren).

Wirklich durchgeknallt war auf jeden Fall Commodus, der sich nicht nur für den wiedergeborenen Herakles/Herkules hielt, sondern sich auch so versuchte zu verhalten, ja sogar in der Arena auftrat.

Elagabalus muß man aus der Warte seiner Herkunft sehen. Der Mann stammt aus Syrien und war erblicher Priester eines Sonnengottes der so gar nicht zum verbreiteten Mithraskult oder dem alten Pantheon paßte, geschweige denn zum Christentum.



Gern wird auch Galerius als Monster dargestellt, nicht Herr seiner Sinne....ob das stimmt, denn andere berichten genau das Gegenteil.
 
Tib. Gabinius schrieb:
Das kann dir wohl nur ein Psychologe zurechtspekulieren :)

Als Laien sieht das Recht kläglich aus.
Stiefelchen wäre wohl Größenwahn.

Nero wie Domitian Verfolgungswahn (wenn überhaupt, sie werden durch Quellen ja wesentlich schlechter gemacht als sie wohl waren).

Wirklich durchgeknallt war auf jeden Fall Commodus, der sich nicht nur für den wiedergeborenen Herakles/Herkules hielt, sondern sich auch so versuchte zu verhalten, ja sogar in der Arena auftrat.

Elagabalus muß man aus der Warte seiner Herkunft sehen. Der Mann stammt aus Syrien und war erblicher Priester eines Sonnengottes der so gar nicht zum verbreiteten Mithraskult oder dem alten Pantheon paßte, geschweige denn zum Christentum.



Gern wird auch Galerius als Monster dargestellt, nicht Herr seiner Sinne....ob das stimmt, denn andere berichten genau das Gegenteil.

Stimmt, Galerius zählen sie auch of dazu.

Also Caligula und Commodus.

Carcalla war zwar ein Brudermörder, aber machte er 212 alle freigeborenen Männer des Reiches zu römischen Bürgern, dazu galt er als hochgebildet.
 
Bei Caligula wird spekuliert, dass eine schwere Erkrankung im Jahr 37n bei ihm zu einer Geisteskrankheit geführt hat. Aber diese These gilt als nicht gesichert.
Ich denke, dass für Caligula das Schicksal seiner Mutter und seiner Brüder und die Zeit die er unter Tiberius auf Capri verbrachte sehr entscheidend war.
Die Frage ist, wieviel Caligula von dem Unsinn den er hervorbrachte glaubte, und wieviel "Show" war. Und wäre Caligula noch vernünftig geworden, hätte man ihm Zeit gelassen?
Allerdings ließen die fatalen Folgen seiner 4-jährigen Regierung wohl keine andere Wahl zu, als ihn zu beseitigen.
 
Panthea schrieb:
Bei Caligula wird spekuliert, dass eine schwere Erkrankung im Jahr 37n bei ihm zu einer Geisteskrankheit geführt hat. Aber diese These gilt als nicht gesichert.
Ich denke, dass für Caligula das Schicksal seiner Mutter und seiner Brüder und die Zeit die er unter Tiberius auf Capri verbrachte sehr entscheidend war.
Die Frage ist, wieviel Caligula von dem Unsinn den er hervorbrachte glaubte, und wieviel "Show" war. Und wäre Caligula noch vernünftig geworden, hätte man ihm Zeit gelassen?
Allerdings ließen die fatalen Folgen seiner 4-jährigen Regierung wohl keine andere Wahl zu, als ihn zu beseitigen.

Hallo Panthea, :)

dass Caligula verrückt gewesen sei, ein Monstrum und Muster des Caesarenwahn wird von der neueren Forschung angelehnt. Das Gegenteil war wohl er Fall. Bei ihm trat polit. Unerfahrenheit, machtgierige Verwandte und neue politísche Ideen auf einen unfähigen, alten Ideen nachschauenden Senat. Caligula hasste die Senatoren für ihre Fallschheit und Geldgier und mangelnde Loyalität. Der Kaiser war davon überzeugt, dass es notwednig war, den Senat zu übergehen wo es nur geht. Mehrfach intrigierten Senatoren gegen ihn und waren sich nicht zu schade selbst Mitglieder des Kaiserhauses für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Die furchtbaren Dinge, die seiner engsten Familie angetahen wurden, waren immer Folgen der Denunziation des Senates, die dadurch dachten Tiberius zu gefallen. Der Verrat und die Intrigen welche vom Senat ausgingen, stießen Caligula ab. Für ihn war die Senatoren wie eine tödliche Krankheit für seine Herrschaft. All dies ließ er den Senat auch spüren. Öffentlich drückte er seine Abneigung gegenüber dem Senat aus. Der Senat versuchte ihn dann logischerweise loszuwerden. Rächte sich bitterlich am ihn indem sein Andenken völlig verzerrt wurde und gelogen wurde, dass sich die Balken biegen. Die Klatschbase Sueton nahm all diese Zerrbilder nur alzu gern auf. So wurde einer der beliebtesten (beim Volk) Kaiser Roms, zum "verrückten Sadisten" herabgewürdigt.

Aloys Winterling hat in seiner historischen Analyse: "Caligula" erst neuerlich dieses Zerrbild sehr kritisch hinterfragt und ist zu einem sehr viel logischeren Ergebnis gekommen. Loht sich zu lesen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Louis le Grand schrieb:
Hallo Panthea, :)

dass Caligula verrückt gewesen sei, ein Monstrum und Muster des Caesarenwahn wird von der neueren Forschung angelehnt. Das Gegenteil war wohl er Fall. Bei ihm trat polit. Unerfahrenheit, machtgierige Verwandte und neue politísche Ideen auf einen unfähigen, alten Ideen nachschauenden Senat. Caligula hasste die Senatoren für ihre Fallschheit und Geldgier und mangelnde Loyalität. Der Kaiser war davon überzeugt, dass es notwednig war, den Senat zu übergehen wo es nur geht. Mehrfach intrigierten Senatoren gegen ihn und waren sich nicht zu schade selbst Mitglieder des Kaiserhauses für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Die furchtbaren Dinge, die seiner engsten Familie angetahen wurden, waren immer Folgen der Denunziation des Senates, die dadurch dachten Tiberius zu gefallen. Der Verrat und die Intrigen welche vom Senat ausgingen, stießen Caligula ab. Für ihn war die Senatoren wie eine tödliche Krankheit für seine Herrschaft. All dies ließ er den Senat auch spüren. Öffentlich drückte er seine Abneigung gegenüber dem Senat aus. Der Senat versuchte ihn dann logischerweise loszuwerden. Rächte sich bitterlich am ihn indem sein Andenken völlig verzerrt wurde und gelogen wurde, dass sich die Balken biegen. Die Klatschbase Sueton nahm all diese Zerrbilder nur alzu gern auf. So wurde einer der beliebtesten (beim Volk) Kaiser Roms, zum "verrückten Sadisten" herabgewürdigt.

Aloys Winterling hat in seiner historischen Analyse: "Caligula" erst neuerlich dieses Zerrbild sehr kritisch hinterfragt und ist zu einem sehr viel logischeren Erbebnis gekommen. Loht sich zu lesen. ;)

Aber einen Gewissen Hang zum Sadismus kann man doch nicht abstreiten, oder?
Man kann ihn zwar entlassen, aber sicher nicht gänzlich unschuldig machen.
 
Bei Nero sieht die absichtliche historische Verfälschung ähnlich aus. Nur bei ihm ist die Forschung schon seit längerer Zeit kritischer. Ich finde es sehr bezeichnend, dass jemand den man zum blutrünstigen Antichristen stilisiert hat, zu seinen Lebzeiten mit dem offenen Vorwurf der "allzugroßen Milde" zu kämpfen hatte und dem beim Anblick von Blut schlecht wurde. Kaiser Nero war engagierter Politiker, sein Herz gehörte dem einfachen Massen. Das beiweist seine große Finanzreform, die die Armen entlastete und den Senantoren schadete. Er mochte den Senat ebensowenig wie dies sein Onkel Caligula tat. Nero versuchte Gewalt durch Kunst zu ersetzen, nur leider hatte die Elite (wieder der Senat) dafür kein Verständnis. Als der Kaiser die profitablen Gladiatorenspiele verbot, war das Mass voll, denn Senatoren durften keinen Handel treiben. Die Senatoren wollten diesen Caesar, der ihren Geschäften schadete stürzen. Leider gab der zu früh auf. Der größte Teil des Heeres und die Massen standen weiter hinter ihm.

Massimo Fini: Nero. Zweitausend Jahre Verleumdung. hat diese neueren Kenntnisse schon recht gut zusammengetragen. :yes:
 
Konradin schrieb:
Aber einen Gewissen Hang zum Sadismus kann man doch nicht abstreiten, oder?
Man kann ihn zwar entlassen, aber sicher nicht gänzlich unschuldig machen.

Sicherlich war Caligula exentrisch. Aber was genau würdest bei ihm als sadistisch bezeichnen. Nenn mal was, was dir gerade einfällt. :)
 
Louis le Grand schrieb:
Bei Nero sieht die absichtliche historische Verfälschung ähnlich aus. Nur bei ihm ist die Forschung schon seit längerer Zeit kritischer. Ich finde es sehr bezeichnend, dass jemand den man zum blutrünstigen Antichristen stilisiert hat, zu seinen Lebzeiten mit dem offenen Vorwurf der "allzugroßen Milde" zu kämpfen hatte und dem beim Anblick von Blut schlecht wurde. Kaiser Nero war engagierter Politiker, sein Herz gehörte dem einfachen Massen. Das beiweist seine große Finanzreform, die die Armen entlastete und den Senantoren schadete. Er mochte den Senat ebensowenig wie dies sein Onkel Caligula tat. Nero versuchte Gewalt durch Kunst zu ersetzen, nur leider hatte die Elite (wieder der Senat) dafür kein Verständnis. Als der Kaiser die profitablen Gladiatorenspiele verbot, war das Mass voll, denn Senatoren durften keinen Handel treiben. Die Senatoren wollten diesen Caesar, der ihren Geschäften schadete stürzen. Leider gab der zu früh auf. Der größte Teil des Heeres und die Massen standen weiter hinter ihm.

Massimo Fini: Nero. Zweitausend Jahre Verleumdung. hat diese neueren Kenntnisse schon recht gut zusammengetragen. :yes:

Das ist sehr interessant, wirklich. :)

Wie sieht es mit Commodus - seit Gladiator wohl fast allen bekannt - aus? Wird auch er in der neueren Forschung viel positiver betrachtet?
 
Louis le Grand schrieb:
Sicherlich war Caligula exentrisch. Aber was genau würdest bei ihm als sadistisch bezeichnen. Nenn mal was, was dir gerade einfällt. :)


Nichts wirklich Sadistisches, aber mal etwas Negatives:
Er gründete in einem Flügel seines Palastes selbst ein Bordell, liess Gladiatoren höchstbietend an die Senatoren versteigern, bemächtigte sich unter fadenscheinigen Argumenten fremden Erbguts und erpresste und enteignete wen er gerade wollte.
(http://imperiumromanum.com/personen/kaiser/gaius_04.htm)
 
Nur teilweise: http://www.roman-emperors.org/commod.htm

Er kam anscheinend anfangs gut an, hatte auch Streit mit dem Senat (insofern trifft das, was weiter oben über die Berichterstattung antiker Schriftstellter gesagt wurde, evtl. auch auf die Darstellung des Commodus zu), scheint aber dann doch etwas größenwahnsinnig geworden zu sein. Er kämpfte wohl tatsächlich in der Arena gegen Gladiatoren, siegte aber - im Gegensatz zum Film - stets (oder durfte siegen?).

http://www.uni-muenster.de/Rektorat/museum/am-316.htm
 
Papa_Leo schrieb:
Nur teilweise: http://www.roman-emperors.org/commod.htm

Er kam anscheinend anfangs gut an, hatte auch Streit mit dem Senat (insofern trifft das, was weiter oben über die Berichterstattung antiker Schriftstellter gesagt wurde, evtl. auch auf die Darstellung des Commodus zu), scheint aber dann doch etwas größenwahnsinnig geworden zu sein. Er kämpfte wohl tatsächlich in der Arena gegen Gladiatoren, siegte aber - im Gegensatz zum Film - stets (oder durfte siegen?).

http://www.uni-muenster.de/Rektorat/museum/am-316.htm

Der Film ist sowieso unrealistisch...
- Marcus Aurelius wurde nicht ermordet, sondern starb eines natürlichen Todes
- Lucius Verrus war Mitregent von Marcus Aurelius und starb bereits 169
- Commodus wurde nicht in der Arena erstochen, sondern im Badehaus erwürgt
- usw.
 
Commodus trat meistens als Secutor an, als "Verfolger". Soll heißen er trat gegen den Retiarius an. Das er diese extrem harten Kämpfe immer gewann dürfte zu 75% an seinem rang gelegen haben.
Außerdem schoß er bei den Tierhatzen von seinem Balkon aus auf die Tiere. Will man der Sage glauben, was ich in diesem Fall nicht tue, liebte er es, Straußen den Kopf abzuschießen.
Fakt ist auch sein auftreten als Herkules, er ließ sich derart ja sogar abbilden. Wenn das nicht gaga ist... Wäre in etwa so, als würde unser Kanzler oder Bundespräsident als Superman verkleidet rumlaufen.

Das Gerücht, Marcus Aurelius wäre ermordet worden gab es wirklich schon damals, und wird auch vorwiegend als Gerücht wiedergegeben. Derartige Gerüchte gabs aber bei der Masse der verstorbenen Kaiser (nicht ganz unbegründet).

Louis le Grand, ob Nero wirklich kein Blut sehen konnte dürfte demgemäß genauso umstritten sein, denn derlei Kommentare sind ja auch nur schriftlich überliefert. Und wenn man Suetonius, der immer ein positives und ein negatives Kapitel über seine "Schäflein" verfasste, schon komplett vom Tisch fegt... :)
 
Tib. Gabinius schrieb:
Fakt ist auch sein auftreten als Herkules, er ließ sich derart ja sogar abbilden. Wenn das nicht gaga ist... Wäre in etwa so, als würde unser Kanzler oder Bundespräsident als Superman verkleidet rumlaufen.

Was unsere Politiker betrift, hast Du sicher recht, aber zu Commodus Zeiten? Als Kaiser, dem eh schon eine göttliche Aura in der Vorstellung der Menschen umgab? Solche Urteile sollte man immer aus der Sicht der damals lebenden Menschen und ihrer Denk- und Vorstellungswelt fällen.
 
Konradin schrieb:
Nichts wirklich Sadistisches, aber mal etwas Negatives:
Er gründete in einem Flügel seines Palastes selbst ein Bordell, liess Gladiatoren höchstbietend an die Senatoren versteigern, bemächtigte sich unter fadenscheinigen Argumenten fremden Erbguts und erpresste und enteignete wen er gerade wollte.
(http://imperiumromanum.com/personen/kaiser/gaius_04.htm)

Bei Commodus kenne ich micht so aus, das Julisch-Claudische-Kaiserhaus ist eher mein Gebiet, aber üble Nachrede wird da wohl auch mit im Spiel sein.

Ich hab zum Bordell kurz nachgelesen. Muss man wohl leider auch als Unsinn abtun. In wirklich war es wohl so, dass hochrangige Mitglieder der Gesellschaft, wenn sie auf dem Palatin wohnen wollten, dem Kaiser (also dem Eigentümer) etwas zahlen mussten für dieses enorme "Privileg". Da Caligula unter Geldknappheit litt, gewährte er dieses oft großzügig. Seine Feinde münzten ihm das dann nach seinem Tod einfach zu einem Bordell um. Lustig forzustellen ist das ja, aber genau das war das Ziel. Caligula sollte als "verrückt" dargestellt werden, eines seiner "Verrücktheiten" ist dann halt ein Bordell im eigenen Palast.

Das andere wird als Willkühr hingestellt und wieder als "Verrücktheit". Das Gegenteil entspricht der Wahrheit. Der Gladiator an den schlafenden Senator stimmt, er tat dies aber berechnend. Als Strafe, erstens weil dieser unverschämter Weise in der Gegenwart des Kaiser schlief, zweitens eine willkommene Gelegenheit den Senat zu demütigen. Das andere: Die Jagd auf Testamente war in der römischen Elite üblich, auch die Kaiser beteiligten sich daran, der geldknappe Caligula ebenso. Außerdem wieder ein Anzeichen des Hasses für die Senatorenschicht. Die enteignete er, wenn diese gefählich wurden oder einfach mal um seine Macht über den Senat demonstrieren zu wollen.
 
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manganite schrieb:
Was unsere Politiker betrift, hast Du sicher recht, aber zu Commodus Zeiten? Als Kaiser, dem eh schon eine göttliche Aura in der Vorstellung der Menschen umgab? Solche Urteile sollte man immer aus der Sicht der damals lebenden Menschen und ihrer Denk- und Vorstellungswelt fällen.

Würde es nur um den Aspekt der Sagenfigur gehen, würde ich diesem Einwand zustimmen. Gleichzeitig geht es aber um die Gravitas, die besonders der Kaiser an den Tag legen sollte.

Zum Göttervergleich könnte man auch noch eine Weile reden :)
 
Zu Nero nochmal: Wer keine Lust auf die neuere kritische Literatur hat, der sollte am Montag auf Phoenix 19:15 Uhr Nero - Legende eines Monsters schauen. Der Macher beschäftigt sich ganz explizit mit diesen falschen Bildern und versucht den realistischen Nero nachzuzeichnen. :D
 
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