Wechselnde Zugehörigkeiten zu Legionen

silesia

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Ist bzgl. langjähriger Zuordnungen zu einer bestimmten Legion eine Veränderung bis hin zum Ende des Römischen Reiches zu beobachten?

Ich meine gelesen zu haben, dass solche Militärkarrieren mit früher eher festen Zuordnungen später häufiger wechselnde Zuordnungen aufwiesen, was man wohl bei Aufzeichnungen zu einzelnen Personen festgestellt haben will.

Wurden hier wechselnde Zuordnungen zur Regel?
 
Ohne nun Statistiken vor Augen zu haben: Ab der ersten Hälfte des 2. Jh. wurden keine Legionen mehr "komplett" eingesetzt sondern lediglich Detachments / Vexillationen verschiedener Legionen. Diese Vexillationen wurden nach erfolgreichen Kampagnen dann wohl nicht immer in ihre Ursprüngliche Legion "zurückgeschickt" sondern in vorhandene Einheiten eingegliedert. Vllt. ist das ein Teil der Erklärung?

Habe gerade die Bücher nicht zur Hand, glaube in "die Armee der Caesaren" eine Tabelle mit solchen Fallbeispielen gesehen zu haben. Daher würde ich nun vorsichtig sagen "könnte ich mir vorstellen". Nach den Feiertagen kann ich gerne mal auf die Suche gehen.

Offiziere* müsste man hiervon wohl abtrennen, diese wurden beim Erklimmen der Karriereleiter bereits vor dem 2. Jh. munter versetzt.
 
Also was den normalen Legionär angeht, so konnte ich noch nichts dazu finden.

Interessant ist aber die Sache mit den Zenturionen. Pollard/Berry geben hierzu an, daß Zenturionen meist etwa drei Jahre bei einer Legion verbrachten und dann zur nächsten wechselten. Unter Umständen führte eine solche Karriere auch in verschiedene Provinzen.

Es gibt lateinische Inschriften, die solche Zenturionenkarrieren belegen. So gibt es z.B ein Grabmal aus Lambaesis, Numidien (Afrika). Es gehört zu einem Zenturio Titus Flavius Virillis. Dort wird erwähnt, daß dieser zunächst Zenturio in der legio II Augusta, dann der legio XX Valeria Victrix, der legio III Augusta, der legio III Parthica Severiana angehörte.
(vergl. Pollard/Berry: Die Legionen Roms, Theiss 2012)

Auch sollte man in die Fragestellung natürlich den Umstand einbeziehen, daß Legionen tw. auch aufgelöst wurden und Legionäre somit auf andere Legionen verteilt wurden.
Eine andere interessante Frage ist auch die der Spezialisten unter den Legionären, wie z.B. Sanitäter, Vermesser, Schreiber etc.
Auch hier könnten Versetzungen durchaus eher möglich gewesen sein als beim normalen Fußsoldaten. Eben je nach Bedarf.
 
Ein regionales Tracking habe ich jetzt hier gefunden:

Integration in Rome and in the Roman World Proceedings of the Tenth Workshop of the International Network Impact of Empire (Lille, June 23–25, 2011),
Herausgeber: Gerda de Kleijn and Stéphane Benoist, 2014.
S. 192ff.: Integration or Disintegration? The Roman Army in the Third Century a.d. (Autor: Lukas de Blois)
 

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Es gibt lateinische Inschriften, die solche Zenturionenkarrieren belegen. So gibt es z.B ein Grabmal aus Lambaesis, Numidien (Afrika). Es gehört zu einem Zenturio Titus Flavius Virillis. Dort wird erwähnt, daß dieser zunächst Zenturio in der legio II Augusta, dann der legio XX Valeria Victrix, der legio III Augusta, der legio III Parthica Severiana angehörte.
(vergl. Pollard/Berry: Die Legionen Roms, Theiss 2012)

Belegstelle: CIL 08, 02877 (p 1740) = D 02653 = AE 1914, +00124 EDCS-ID: EDCS-20800743
Provinz: Numidia Ort: Lambaesis
D(is) M(anibus) / T(itus) Fl(avius) Virilis |(centurio) leg(ionis) II Aug(ustae) / |(centurio) leg(ionis) XX V(aleriae) V(ictricis) |(centurio) leg(ionis) VI Vic(tricis) / |(centurio) leg(ionis) XX V(aleriae) V(ictricis) |(centurio) leg(ionis) III Aug(ustae) / |(centurio) leg(ionis) III Parth(icae) Sever(ianae) / VIIII hast(atus) poster(ior) / vixit annis LXX / stip(endiorum) XXXXV Lollia / Bodicca coniux / et Flavi Victor et / Victorinus fili(i) / heredes ex HS / |(mille)CC n(ummum) faciendum / curaver(unt)
 
Ja.

Oder anderes Beispiel:

CIL 3, 14387 aus Heliopolis

Originaltext hierzu liegt mir allerdings nicht vor.
 
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