Wo lag der Caesische Wald?

LEG XVII

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In Tacitus' Annalen kann man lesen, dass Germanicus im Jahr 14 auf dem Weg zum Feldzug gegen die Marser den 'Caesischen Wald' durchquerte. Gibt es Überlegungen, was der Caesische Wald gewesen sein könnte?
 
In der Literatur ließt man unterschiedliches. Manche wollen in den Ortsteilen Mülheim-Heißen und Essen-Heisingen eine Fortsetzung dieses Namens sehen, und verorten den Caesischen Wald daher in den nördlichen Ruhrhöhen. Andere sehen ihn zwischen Lippe und IJssel. Da kein Ort angegeben ist, wo Germanicus die Brücke über den Rhein schlug, kann auch keine wirklich seriöse Angabe darüber gemacht werden. Der Ortsname kommt einfach sonst in den Quellen nicht vor. Vermutlich würden wir auch hier bei Plinius näheres erfahren, wenn sein Werk über die germanischen Kriege bloß erhalten wäre.
 
Könnte es sein, dass Germanicus direkt bei Neuss über den Rhein gesetzt hat, und sich dann auf einer der Altstraße Neuss-Herdecke entsprechenden Route, die zum Teil auch 'Römerweg' genannt wird, in Richtung Marser bewegt hat?
In diesem Fall würde der Caesische Wald dem Bergischen Land entsprechen.

Altstraße Neuss?Herdecke ? Wikipedia

Im Internet habe ich auch einmal etwas über einen angeblichen Fund einer von Soldaten der 21. Legion angefertigten Steintafel am Kaisberg bei Herdecke gelesen, außer der Information dass das so gewesen sein soll stand da aber nichts. Allerdings könnte man 'Kaisberg' schon so ein wenig mit 'Caesarberg' assoziieren.
 
Könnte es sein, dass Germanicus direkt bei Neuss über den Rhein gesetzt hat, und sich dann auf einer der Altstraße Neuss-Herdecke entsprechenden Route, die zum Teil auch 'Römerweg' genannt wird, in Richtung Marser bewegt hat?
In diesem Fall würde der Caesische Wald dem Bergischen Land entsprechen.

Wie oben schon gesagt: Das ist seriös nicht zu beantworten, weder zu verneinen noch zu bejahen. Auf moderne Bezeichnungen wie "Römerweg" sollte man nicht allzuviel geben. Das sind häufig Zuschreibungen, die seit dem 16. Jahrhundert gemacht wurden.

Im Internet habe ich auch einmal etwas über einen angeblichen Fund einer von Soldaten der 21. Legion angefertigten Steintafel am Kaisberg bei Herdecke gelesen, außer der Information dass das so gewesen sein soll stand da aber nichts.

Im Internet steht viel, wenn du das also ein wenig konkretisieren könntest?
In der CIL-Datenbank lässt sich eine solche Inschrift jedenfalls nicht finden, die dortigen Inschriften der 21. Legion stammen auch eher aus dem süddeutschen Raum (allerdings Suchkriterium Provinz Germania, alle anderen Provinzen außer Germania Superior und Inferior also ausgeschlossen).
(Toll ich habe gerade ein neues Tool entdeckt, eine Karte mit allen(?) Inschriftenfunden. Wenn man die fliederfarbenen Punkt anklickt, kann man sich die einzelnen Inschriften auch anzeigen lassen: Home - Epigraphic Database Heidelberg).
 
Könnte es sein, dass Germanicus direkt bei Neuss über den Rhein gesetzt hat, und sich dann auf einer der Altstraße Neuss-Herdecke entsprechenden Route, die zum Teil auch 'Römerweg' genannt wird, in Richtung Marser bewegt hat?
In diesem Fall würde der Caesische Wald dem Bergischen Land entsprechen.

Der Zug gegen die Marser fand statt, als die Legionen schon im Winterlager in Vetera lagen. Sicherlich ist bei Neuss auch ein bevorzugter Rheinübergang. Aber man wird nicht ausschliessen können, daß Germanicus direkt bei Xanten über den Rhein gegangen ist, denn von Neuss waren die Legionen ja gerade erst nach Vetera verlegt worden. Die Motivation für diesen Feldzug war auch eher aus der Not geboren, und diente möglicherweise nur der Disziplinierung und Motivation der meuternden Truppen, dass heisst er stand möglicherweise nicht in strategischer Verbindung zu den folgenden Feldzügen.

Der von Tiberius errichtete/begonnene Grenzwall/Weg könnte theoretisch derselbe gewesen sein, den Germanicus im Zuge des Aliso-Entsatzes instandsetzte. Also an der Lippe.

Velleius schreibt aber über die Zeit als Tiberius die Rheingrenze nach der Varusschlacht sicherte, dass dieser mit dem Heer und der Flotte gegen den Feind vorging. Sueton berichtet zudem von einem Attentat eines Brukterers auf Tiberius. Das spricht schwach für ein eher nördlich der Lippe gelegenes Operationsgebiet des Tiberius, schließt aber natürlich nicht aus, dass er in beiden Gegenden aktiv war.

Hier ein Link über eine betagte Spekulation die den Namen auf die Stadt Coesfeld zurüchführt. Darin ein Verweis auf einen "Coisischen Berg" aus einem Bericht über Karl den Grossen bei Münster(?) den ich bisher nicht überprüft habe:
Geschichte der Stadt Coesfeld
Damit wäre man im Gebiet der Baumberge. Hier gibt es sogar eine Reihe von Wällen, die natürlich alle als mittelalterliche Landwehren gelten.
Sollte Haltern tatsächlich auch nach 9 n.Chr belegt gewesen sein, dann könnte man eine über Haltern, der Stever, den potentiellen Wällen in den Baumbergen bis über die Steinfurter Aa gezogene provisorische Grenzführung des Tiberius vermuten.
Ist aber natürlich wieder einmal nur Kaffeesatzleserei :rotwerd:
Wie ich finde, aber nicht minder überzeugend als ein Szenario bei Brilon.

Gruss
jchatt
 
Im Internet ist diese Information eigentlich nur als Behauptung auf Webseiten von Privatleuten zu finden.


Ich hab es gerade auch noch mal gegoogelt, etwas fundiertere Informationen könnten eventuell hier zu finden sein:

Detmar Mülhers römische Inschriften vom Kaisberg - Gerhard Knoerich - Google Books

Detmar Mulher oder Mülher lebte von 1567 bis 162x. Das passt zeitlich in die angeblichen Arminius-Münzen bei Schlangen, die Erfindung von literarischen Quellen im 16. und 17. Jhdt. zur Geschichte der Deutschen und den gefälschten Inschriften in Mérida, Spanien, von angeblich die Varusschlacht Überlebenden die dann in Spanien verstarben (mit dem Unterschied allerdings, dass die Inschriften aus Spanien, obwohl sie Fälschungen sind, immer noch in der CIL zu finden sind. Dass die Inschriften vom Kaisberg nicht in der CIL zu finden sind, könnte darauf schließen lassen - neben dem Umstand, dass sie aus einer Zeit stammen, in der man Quellen gerne fälschte - dass sie schon frühzeitig als Fälschungen entlarvt wurden. Wäre interessant zu erfahren, was Knoerich darüber schrieb.
 
Das hatte ich übersehen, oder es lag an der Anzeige. Besten Dank!

Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge Band LXXXVII.
 
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