Aufstieg der Niederlande

V

Valle31

Gast
Hallo! :)

Also erstmal möcht ich sagen ,dass ich zum ersten mal hier bin & mich jetzt schon entschuldigen möchte, falls ich mein Thema hier falsch erstelle!

ich gehe in die 11. Klasse eines Gymnasiums und wir sollen eine Präsentation zum Thema Aufstieg der Niederlande erstellen.
Ich habe damit einige Probleme, da ich mich mit Geschichte immer schwer tu :p

Mich würde Interessieren was die kulturellen Gründe des Aufstiegs waren, besonders in Bezug auf die Architektur,die Musik,Bildhauerei & Druckkunst. Vielleicht auch noch allgemeine kulturelle Gründe. Die anderen Gebiete der kultur und die politischen Gründe, stellen andere vor.

Ich würde mich super freuen wenn ihr eure Vorschläge schnell schreibt :) Vielen Dank schonmal!

Liebe Grüße

Valle
 
Vor allem war die landwirtschaftliche Leistungsfähigkraft der Niederlande großartig, das erst die Bedingungen für koloniale Expansion schuf. Die Generalstaaten der Niederlande waren buchstäblich dem Meer abgerungen, und die Holländer schufen ein ausgeklügeltes System der Be- und Entwässerung. In den Niederlanden konnte ein Landwirt zwei Mitbürger ernähren, die sich wiederum dem Handel widmen konnten. Amsterdam und Rotterdam waren im 17. und frühen 18. Jhd die größten Häfen Europas und die Holländer besaßen 4000 Kauffahrteischiffe, die größte Handelsflotte der Welt und nach den Briten die größte Kriegsflotte.
 
Scorpio schrieb:
Vor allem war die landwirtschaftliche Leistungsfähigkraft der Niederlande großartig, das erst die Bedingungen für koloniale Expansion schuf. Die Generalstaaten der Niederlande waren buchstäblich dem Meer abgerungen, und die Holländer schufen ein ausgeklügeltes System der Be- und Entwässerung.
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Man kann diesen Faktor nicht hoch genug veranschlagen! Dies nicht allein wegen der erfolgreichen Landgewinnung, sondern auch wegen des dabei erworbenen technologischen Know-how. Simon Schama schreibt: "Alles in allem ist es nicht übertrieben, die holländische Gesellschaft als von Überschwemmungen geprägt zu beschreiben, so wie Archäologen die alten Kulturen am Nil und Ganges auf ähnliche Weise charakterisieren" (Überfluss und schöner Schein: zur Kultur der Niederlande im Goldenen Zeitalter, München: Kindler, 1988, S. 59).

Valle31 schrieb:
Mich würde Interessieren was die kulturellen Gründe des Aufstiegs waren, besonders in Bezug auf die Architektur,die Musik,Bildhauerei & Druckkunst. Vielleicht auch noch allgemeine kulturelle Gründe.
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Man kann durchaus eine gewisse Parallele zur Renaissance in Italien ziehen: Das wohlhabende Bürgertum war der maßgebliche Träger des (im doppelten Sinne) "Goldenen Zeitalters" in den Niederlanden. Und hier wie dort trat der Effekt ein, dass in einem urbanen Umfeld die einen kreativen Köpfe die anderen heranzogen (z. B. aus den südlichen Provinzen) bzw. hervorbrachten.

Natürlich waren die Gewinne aus dem Überseehandel sehr wichtig, insbesondere auch für Investitionen in die einheimische Wirtschaft: Textilien, Porzellan, Werften, Buchdruck usw. Bemerkenswert war nicht zuletzt auch die Förderung der Wissenschaft: Die 1575 errichtete Universität Leiden "wurde zur führenden europäischen Hochschule des 17. Jahrhunderts, ohne deren Beitrag die moderne europäische Kultur nicht zu denken ist" (Franz Petri, Die Kultur der Niederlande, Konstanz: Athenaion, 1964, S. 131).
 
Scorpio schrieb:
Die Generalstaaten der Niederlande waren buchstäblich dem Meer abgerungen, und die Holländer schufen ein ausgeklügeltes System der Be- und Entwässerung.
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Dieser jahrhundertelange Kampf mit (nicht gegen die) den Naturgewalten und dann kommt so ein "Lackaffe" aus Spanien und will Steuern eintreiben. Schließlich will man nur seine Familie ernähren. Das jagt den schwerfälligsten Küstenbewohner aus der Haut. Andere Religion, Revolution, Bürgertum, Geld. Den ersten Börsenkrach gab es in den Niederlanden. Der Grund, Tulpenzwiebeln.
Ich empfehle von Friedrich Schiller "Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung" oder auch von Schiller "And're Eingriffe in die Konstitution der Niederlande". Das hat mein Weltbild erweitert.
Habe ich hier in meiner häuslichen "Bibliothek", weiß jetzt aber nicht, ob es das auch in öffentlichen usw. gibt.
 
Hallo!

Schonmal vielen Dank für sehr schnellen Antworten , sie haben mir schon ziemlich weiter geholfen.

Über weitere Anregungen würde ich mich natürlich trotzdem noch freuen! ;)
 
Valle31 schrieb:
... wir sollen eine Präsentation zum Thema Aufstieg der Niederlande erstellen.

Mich würde Interessieren was die kulturellen Gründe des Aufstiegs waren, besonders in Bezug auf die Architektur,die Musik,Bildhauerei & Druckkunst. Vielleicht auch noch allgemeine kulturelle Gründe. Die anderen Gebiete der kultur und die politischen Gründe, stellen andere vor.
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Als Tip: Diese zeit wurde in den Niederlanden als "Goldenes Zeitalter" bezeichnet. Da findest du beim googeln sicher noch mehr Infos. Über Wiki hab ich folgende Seite, die einen guten Überblick (gerade auch über die kulturelle Entwicklung) bietet:
Goldenes Zeitalter (Niederlande ? Wikipedia)

und noch was zur Kunst: Globalisierung: Das eingetrübte Goldene Zeitalter der Niederlande | Nachrichten auf ZEIT ONLINE

und hier noch was: http://www.cosmopolis.ch/cosmo15/golden.htm
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
jschmidt schrieb:
... Dies nicht allein wegen der erfolgreichen Landgewinnung, sondern auch wegen des dabei erworbenen technologischen Know-how ...
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Nicht umsonst zählen die Niederländer heute zu den Spitzenkräften wenn irgend etwas trockengelegt, bzw. bewässert werden muss. Weltweit sind die Niederländer an allen "brisanten" Projekten beteiligt.

Also hat "Holland" mehr wie Tulpen und Käse zu bieten.

Wobei wir bei einer weiteren Frage wären.
In wieweit ist die Blumenzucht bei der Entwicklung der Niederlande zu berücksichtigen?
Tulpen aus Amsterdam sind nun einmal ein "Weltbegriff".
Warum haben sich Blumen und Käse zu einem Aushängeschild entwickelt?
 
Friesengeist schrieb:
Wobei wir bei einer weiteren Frage wären.
In wieweit ist die Blumenzucht bei der Entwicklung der Niederlande zu berücksichtigen?
Tulpen aus Amsterdam sind nun einmal ein "Weltbegriff".
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Wobei die Niederlande am Ende des Tulpenwahns standen. Als man dort begann die ersten Tulpen zu züchten hatte sich der Tulpenwahn ausgehend von Persien und der Türkei über Österreich, Frankreich und Enggland, längst über ganz Europa ausgebreitet. Diese Blumenzwiebeln (zumal sie anfänglich als Delikatesse galten) wollte jeder haben und es mussten Unmengen davon aus allen Weltteilen angeschafft werden. Eine regelrechte Tulpen-Börse entstand. An der Spitze des Tulpenwahns (1637) zahlten Liebhaber und Spekulanten für eine einzige Tulpe 10.000 Gulden!
Tulpen, Tulipa,Tulpomanie, Tulpenboerse, Tulpenhandel,Tulpenzucht,Keukenhof
 
Friesengeist schrieb:
Nicht umsonst zählen die Niederländer heute zu den Spitzenkräften wenn irgend etwas trockengelegt, bzw. bewässert werden muss. Weltweit sind die Niederländer an allen "brisanten" Projekten beteiligt.

Also hat "Holland" mehr wie Tulpen und Käse zu bieten.

Wobei wir bei einer weiteren Frage wären.
In wieweit ist die Blumenzucht bei der Entwicklung der Niederlande zu berücksichtigen?
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´

Durchaus, denn der Tulpenboom Ende des 17. Jahrhunderts führte zum ersten Börsencrash der Neuzeit.


Mir fällt zur Eingangsfrage nach guter Literatur ein Buch einer ehemaligen Dozentin ein:

Claudia Schnurmann, "Atlantische Welten"

Claudia Schnurmann geht dabei auf die wirtschaftliche Durchdringung Nordamerikas durch die Engländer und Holländer ein. Übrigens erinnere ich mich, dass ursi bereits vor einigen Monaten im Thread "Fragen und Antworten" eine hervorragende Literaturliste zur Geschichte der Niederlande eingestellt hat.
 
Valle31 schrieb:
Mich würde Interessieren was die kulturellen Gründe des Aufstiegs waren, besonders in Bezug auf die Architektur,die Musik,Bildhauerei & Druckkunst. Vielleicht auch noch allgemeine kulturelle Gründe. Die anderen Gebiete der kultur und die politischen Gründe, stellen andere vor.
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Kurz und knapp: es war die Liberalisierung des gesamten Wirtschaftssystems sowie die gesellschaftliche Liberalisierung.
Dies schuf (und schafft auch heute noch, wenn man es zulässt) freien Geist, freie Forschung, freie Kultur und Kunst, freie Innovation sowie Fortschritt usw.
 
Wenn es um die wirtschaftlichen Grundlagen des Aufstiegs der Niederlande geht, sollte man den Hering nicht vergessen.

Durch die "kleine Eiszeit" im Ausgang des Mittelalters wurde es den Heringen im Nordmeer zu kalt und die großen Schwärme waren nun eine Stück weiter südlich zu finden - in Reichweite der holländischen Fischer.
Die Erträge aus dem Heringsfang stiegen stark an und sorgten für gute Gewinne und zusätzliche Nahrungsmittelversorgung der wachsenden Bevölkerung.
 
R.A. schrieb:
Die Erträge aus dem Heringsfang stiegen stark an und sorgten für gute Gewinne und zusätzliche Nahrungsmittelversorgung der wachsenden Bevölkerung.
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Und es führte zum Aufbau der Flotte, laut Stenzel, Seekriegsgeschichte.

Die Wanderungsbewegung von Fischbeständen aus der Ostsee in die Nordsee habe eine Flotte von rd. 3000 Schiffen für Holland hervorgebracht, verbunden mit Handel und einem wirtschaftlichen Aufstieg, Bau von Kriegsschiffen etc. Das wird als eine Art Impulsgeber dargestellt, als Basis der kolonialen Aktivitäten.
 
Noch zwei ergänzende Stichworte:

1. Urbanisierungsgrad (nach Horst Lademacher, Geschichte der Niederlande [1983], S. 2 f.):
In den meisten der niederländischen Territorien Burgunds lag der Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung weit über dem europäischen Durchschnitt.
Um 1500 zeigt die Landkarte des HRR etwa 3000 Orte mit Stadtrechten. Davon zählten 2800 nur bis zu 1000 Einwohner. [...] 150 Städte beherbergten über 2000 Einwohner. Von den verbleibenden 50 Städten hatten nur 12-15 über 10000 Einwohner.
Die burgundischen Niederlande dagegen zählten 208 Städte, von denen [...] hatten wenigstens 16 unter ihnen über 10000 Einwohner. [...] Zwischen dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jh. nahm die Bevölkerung der holländischen Städte erheblich zu, so daß die Grafschaft [Holland] 1514 einen städtischen Bevölkerungsanteil von 52 % aufwies.
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2. Sozialstruktur in der Blütezeit (nach Schama, aaO, S. 192):
[Die holländische Gesellschaft wies] nicht die pyramidenförmige Struktur wie in den meisten anderen Ländern des frühneuzeitlichen Europa auf. Die Sozialhierarchie war eiförmig oder wie eine Kanne gebaucht [Bedürftige und Arme unten, eine wohlhabende patrizische Aristokratie unten].
Die Wölbung in der Mitte war das umfangreiche Gebilde des breden middenstands, das alle möglichen Menschen einschloß, fähige Handwerker, Gildenmitglieder und mehr als 10 Groschen am Tag Verdienende, Bauernhofpächter [...], 'niedere Akadamiker' wie Notare, Apotheker und Pfarrer, bis hinauf zu den Magnaten von Handel, Gewerbe und Finanzwirtschaft, die es verschmäht hatten, als Aristokraten klassifiziert zu werden.
​
Neben den offensichtlichen Differenzen gab es jedoch etwas, was Niederländern und Deutschen in jener Zeit gemeinsam war: die abnormalen Trinkgewohnheiten (vgl. Schama, S. 207 ff. mit vielen Belegen und dem schönen Hinweis, dass der "Trunkenheitsschlaf" in der Mitte des 17. Jh. "ein Standardtopos der holländischen Genremalerei" von Vermeer u. a. wurde).
 
Ich bin vieleicht nicht so Geschichtlich gebildet. Aber kurz nach der Wende 1989 sind viele Holländer nach Ostdeutschland gekommen und haben die LPG überreste günstig aufgekauft meist durch den der wohlhabenen Eltern finanziert. Der Staat Holland hat auch vorteilhaft für die Landwirte Subventionen zur Verfügung gestellt. Die im Ausland Landwirtschaftliche Betriebe übernehmen. Den die Geschäftbeziehungen werden in manche Fällen über den LKW transport getätigt. Die Ausbildung in der Landwirtschaft ist ganz anders aufgebaut wie hier in Deutschland. Mir hatte es mal ein Holländer erzählt aber es ist schon ne weile her.
 
Robe schrieb:
Aber kurz nach der Wende 1989 sind viele Holländer nach Ostdeutschland gekommen...
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Nun, das sind wohl eher die Spätfolgen des "Aufstiegs der Niederlande"...

In früheren Jahrhunderten sollen holländische Unternehmer auch die süddeutschen Lande heimgesucht haben. Ich erinnere z. B. an einen gewissen Michel, über den der Stuttgarter Historiker Dr. W. Hauff notierte: "... und wahr ist es, alles Böse im Schwarzwald schreibt sich von ihm her" (S. 241 meiner Ausgabe).
 
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