Die Exulanten

Jacobum

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Die Exulanten in Franken

Das Wort "Exulant" kommt vom lateinisch exulare = außerhalb des Vaterlandes leben, in der Verbannung oder als Verbannter leben.

Es ist seit dem Dreißigjährigen Krieg die Bezeichnung für die vielen Protestanten, die ihres evangelischen Glaubens wegen aus den habsburgischen und anderen katholisch beherrschten Gebieten, bzw. rekatholisierten Ländern vertrieben worden sind, weil sie am evangelischen Bekenntnis festgehalten haben.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind viele Bewohner Ober- und Niederösterreichs nach Franken zugewandert. Für sie hat sich der Begriff "Exulanten" eingebürgert. In den alten Kirchenbüchern wurden sie auch "Ländler", als Leute aus dem „Land ob der Enns" bezeichnet.
Wie konnten diese vielen Menschen eine neue Heimat, wie konnten sie Haus und Hof, Arbeit und Brot finden?

Die Antwort liegt in den Gräueln und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges begründet, vor allem in den hohen Menschenverlusten, die gerade Franken getroffen haben. Durch Krieg, Flucht, Plünderung, Hungersnöte und Seuchen war die Bevölkerung stark dezimiert worden. Einige Dörfer waren völlig menschenleer geworden. (Dazu zwei Zahlen: Um 1634 wurden von den 421 zum Ansbacher Gumbertusstift gehörenden Gütern nur noch 123 bewirtschaftet. Um Weißenburg konnten 78% der bäuerlichen Betriebsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden.)

Es war somit genügend Land für Neusiedler vorhanden, viele leerstehenden Höfe warteten auf einen neuen Besitzer. Daneben waren diese Neusiedler den Grundherrschaften sehr willkommen, waren es doch die zukünftigen Steuerzahler...

Österreicher in Franken - in wenigen Jahren sind sie echte Franken geworden. Schon in der zweiten, spätestens in der dritten Generation verbanden sich Franken und Österreicher. Die Integration vollzog sich ohne größere Probleme. Man sprach ja die gleiche Sprache, hatte den gleichen lutherischen Glauben, übte in den meisten Fällen den gleichen Beruf aus, den eines Bauern, für den genügend Land zur Verfügung stand. Aber auch die Handwerker unter ihnen integrierten sich rasch, herrschte doch nach dem Krieg ein ausgeprägter Fachkräftemangel.

Die Exulanten machten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten des heutigen Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus. Die Gesamtzahl der Exulanten kann mit Sicherheit auf mehr als 100.000 geschätzt werden. Für die damalige Zeit eine ungeheuer große Zahl.
 
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