Kann ein Brief Luthers eine Traditionsquelle sein?

treppenwitz

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Kann ein privater Brief Martin Luthers eine Traditionsquelle sein, oder ist es in jedem Fall eine Überrest Quelle.

Denn der Knackpunkt ist ja immer inwieweit eine historische Überlieferung gewollt ist,oder?
 
Ein Brief ist m.E. immer eine Traditionsquelle.


Aber wenn ich mal umdenke und z.B. einen Brief an den Stadtrat schreibe - indem ich mich über den Strassenzustand beschwere- und der wird in 100 JAhren gefunden...

dann ist das doch eine Überrestquelle,oder?

Ich wollte ihn ja gar nicht der NAchwelt vermitteln.

Sitz ich aufm Schlauch oder ist mein Ansatz generell falsch?

Was das entscheidende Kriterium angeht.
 
Was das entscheidende Kriterium angeht.

Das Frage ich mich auch gerade, beim googeln spontan dies gefunden: Was sind Quellen?

Beispiel für die Traditionsquelle ist irgendein Grabstein, der in einem anderen Zusammenhang (bei Überlieferungslücken z. B.?) aber auch als Überrestquelle angesehen werden könne. Einleuchtend erscheint mir das als "quellentheoretischer" Laie also nicht. Ich hoffe, es findet noch weitere Aufklärung statt.

Jedenfalls würde ich das so verstehen, daß ein Brief auf jeden Fall eine Traditionsquelle sein muß, insbesondere wenn er sich beispielsweise im schriftlichen Werk und in die Biographie eines bestimmten Subjektes gut einfügt. Wenn es sich aber um einen Brief an ein weniger bekannten Individuum oder eben von einem solchen ist, man aber aufgrund nur dieser einen Überlieferung eigentlich keine eindeutige Schlüsse auf das Verhältnis erlauben, müßte man vielleicht eher von einer Überrestquelle sprechen?

Interessant jedenfalls:
http://tiss.zdv.uni-tuebingen.de/webroot/g10/ghnss01_S99_1/Quellenvorwort.htm
Dafür, daß Briefe ja durchaus etwa für Biographien sinnvoll ausbeutbar sind, ist es seltsam daß diese Schriftgattung hier keine Erwähnung findet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nach der Definition von Ernst Bernheim ist die Überrestquelle "alles, was unmittelbar von den Gegebenheiten übrig ist", die Tradition hingegen "alles, was uns mittelbar von den Begebenheiten überliefert ist, hindurchgegangen und wiedergegeben durch menschliche Auffassung".
 
Aber wenn ich mal umdenke und z.B. einen Brief an den Stadtrat schreibe - indem ich mich über den Strassenzustand beschwere- und der wird in 100 JAhren gefunden...

dann ist das doch eine Überrestquelle,oder?

Ja; es ist dann eine Überrestquelle, weil es aus dem Blickwinkel der Geschichtswissenschaft kein Brief ist, sondern als Schriftstück zu den Urkunden und Akten gezählt wird. Für Historiker zählt nur der Privatbrief als Brief - und stellt als solcher eben eine Traditionsquelle dar -; was von Amtspersonen bzw. Institutionen verfaßt oder an Amtspersonen bzw. Institutionen gerichtet ist, zählt nicht als Brief.
Hierbei muß allerdings hinzugefügt werden, daß es auch dabei Unschärfen gibt - bspw. geschäftliche Briefe, in denen auch Privates mitgeteilt wird.
Anm.: Ein sogenannter "Offener Brief", der für die Allgemeinheit einsehbar ist, gehört danach übrigens in die Kategorie wie Literatur, Werke der Dichtkunst u.ä.
 
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