Söldner... im Wandel der Zeit

rainrunner

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Hallo,

ich weiß nicht so richtig, wohin ich "mein Thema" packen sollte - für "Kriegsschauplätze" habe ich leider keine Schreibrechte. Es handelt sich auch um eine zeitübergreifende Frage(n)... bezüglich Söldner(einheiten), gibt es da "Übereinstimmungen" bzw. "direkte Gegensätze", wenn man die Entwicklung des "Söldnertums" betrachtet (bis in die Gegenwart, akutelle die Fa. amerik. "Blackwater" in Irak).

*Bestehen Söldnereinheiten auch in Friedenszeiten (kaserniert?) und beziehen Ihren Sold auch weiterhin. (Ich meine, der "gemeine Söldner" oder bekommt er Sold "nur im Feld")

* Sind Söldnereinheiten im allg. in die allgemeine Heeresstruktur integriert? bzw. in der "normalen" Kommandostruktur integriert? Oder hatten diese "eigene Missionen"

* Sind Söldnereinheiten seitens des "Auftragsgeber" allg. meist eher als "Kanonenfutter" verwendet worden - oder galten sie als "elitäre Einheiten". (soweit mir bekannt ist, wurde viele freiwillige & "abenteuerlustige" Europäer in den neuzeitlichen afrikanischen Kriegen bewußt "an Brennpunkten" eingesetzt (oder verheizt) auch damit kein Sold gezahlt werden mußte. ...
Ein weiterer Vorteil wäre, daß die Moral der eigenen Bevölkerung höher ist (deren "Kriegsbegeisterung" meist stark nachlässt, wenn es "eigene" Verluste gibt).
Hingegen stand neulich im "spiegel-online" (o.a.) daß die "Sicherheitsleute" bei Blackwater meist eine Navy SEAL oder ähnlich anspruchsvolle Ausbildung haben... (gegen eine "Kanonenfuttertheorie" spricht)

Sorry, falls das Thema nicht "hierhin" gehört
 
Zwar bezieht sich sowohl Söldner, als auch Soldat auf den Sold und der kommt meines Wissens von solidus, einer römischen Goldmünze, also kann man - rein vom Derivat - keinen Unterschied zwischen Söldner und Soldat feststellen, aber konventionell versteht man unter Soldaten Berufssoldaten und Wehrplichtige, die ihre Herren nicht wechseln sondern ihrer Nation, ihrem Herrscher etc. gegen Sold dienen, während man konventionell unter Söldnern Leute versteht, die sich gegen Geld verdingen.
Ob Söldner also über einen Krieg hinaus bei ihrem Dienstherren bleiben, liegt an dessen Bereitschaft für Leute, die er eigentlich nicht braucht, finanziell aufzukommen - wobei natürlich auch das Risiko besteht, dass dienstherrenlose Söldner auf eigene Faust tätig und zu einer Landplage werden, die man dann doch lieber in die eigenen Dienste nimmt, weil dies im Endeffekt preiswerter ist.

Unbezahlte Truppen - Freibeuter - dürfen sich aus den Hinterlassenschaften des besiegten Feindes bedienen. Im dänisch-mecklenburgischen Krieg etwa wurden Freibeuter eingesetzt, die dänische Schiffe plünderten und das belagerte Stockholm mit Lebensmitteln (Viktualien) versorgten. Sie wurden daher auch Vi(ktu)alienbrüder genannt. Als die Kriegsparteien sich einigten, fiel für die Vitalienbrüder der Verdienst weg - sie bekamen keine Kaperbriefe mehr ausgestellt - und aus Freibeutern wurden Seeräuber. Der Unterschied ist ein juristischer. Als Seeräuber war ihr Handeln durch keine Stadt und keine Territorialmacht gedeckt, als Freibeuter waren sie Teil einer Kriegspartei. (Neuere Forschungen deuten aber auch einen Umbruch in der Führungsspitze an: während die Freibeuter von Landadel und Patriziern geführt wurden, hatten die Seeräuber flachere Hierarchien.)

Langer Rede - kurzer Sinn: Söldner und söldnerähnliche Verbände bzw. ihre Dienstherren und Auftraggeber unterliegen nicht irgendwelchen historischen "Naturgesetzen", sondern müssen ihm Einzelfall nach ihrer Motivation, sich als Söldner zu verdingen bzw. Söldner anzuwerben untersucht werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man streitet sich, welches das älteste Gewerbe sei, die Hurerei oder das Söldnertum.
Söldner sind Leute, die gegen Entgelt für den Geldgeber militärisch wirken.
In früheren Jahrhunderten drückte sich die Besoldung meistens (ich bitte dies Wort wörtlich zu nehmen und nicht gleich zu schreien, es wäre auch anders gewesen) in Plünderung von eroberten Städten aus (z.B. Magdeburg 1631).

Nicht der Auftraggeber entscheidet über den Verbleib von Söldnern sondern seine Aufträge. Sind die Aufträge so rar, dass man davon sich nicht ernähren kann, ziehen Söldner weiter und bieten sich anderen Auftraggebern an, die Aufträge haben.
Söldner sind weitestgehend keine Müßiggänger, die "kaserniert" jahrelang auf einem Fleck hocken.
Sogenannte "Söldnereinheiten" wie du sie nennst, also Gruppen von Söldnern die ich mir nicht größer als 15-20 Mann vorstellen kann, wurden wie auch alle anderen Söldner in der bestehende Armee des Arbeitgebers integriert.
Ob sie auch als eigenständige Militärformation innerhalb des Heeres fungiert haben, ich vermute es mal, wenn sich eine größere Anzahl Söldner sprachlich und kulturell identisch zeigte, war das möglich (siehe Verbände im 2.Weltkrieg bei allen beteiligten europäischen Kriegsmächten, z.B. ROA unter General Wlassow, polnische Armee unter der Roten Armee usw. oder im amerikanischen Freiheitskampf 1789 auf Seiten der Briten die Hessen als Beispiel).
Elitär waren die Söldner keineswegs. Für Himmelfahrtskommandos taugten sie allerdings. Man versprach ihnen bei Erfolg allerhand, da wenige oder keine zurückkehrten, sparte man sich allerhand Ausgaben (siehe Film "Die Wildgänse kommen" aus neuerer Zeit)

Heute nennt man die Söldner nicht mehr Söldner sondern Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen.
 
*Bestehen Söldnereinheiten auch in Friedenszeiten (kaserniert?) und beziehen Ihren Sold auch weiterhin. (Ich meine, der "gemeine Söldner" oder bekommt er Sold "nur im Feld")

Die Maßnahme, die Söldner zu kasernieren und dauerhaft zu besolden, bewirkte den Wechsel von den spätmittelalterlichen, frühneuzeitlichen Söldnereinheiten und -heeren hin zu den stehenden Heeren moderner Prägung. Richelieu oder Mazarin....ich meine, einer der beiden wäre dafür verantwortlich gewesen.

* Sind Söldnereinheiten im allg. in die allgemeine Heeresstruktur integriert? bzw. in der "normalen" Kommandostruktur integriert? Oder hatten diese "eigene Missionen"

Ja und Nein. Es gibt Beispiele, wie Söldnereinheiten (vorübergehend) integriert wurden. Ich glaube aber, sie blieben meist außen vor.

* Sind Söldnereinheiten seitens des "Auftragsgeber" allg. meist eher als "Kanonenfutter" verwendet worden - oder galten sie als "elitäre Einheiten". (soweit mir bekannt ist, wurde viele freiwillige & "abenteuerlustige" Europäer in den neuzeitlichen afrikanischen Kriegen bewußt "an Brennpunkten" eingesetzt (oder verheizt) auch damit kein Sold gezahlt werden mußte. ...
Ein weiterer Vorteil wäre, daß die Moral der eigenen Bevölkerung höher ist (deren "Kriegsbegeisterung" meist stark nachlässt, wenn es "eigene" Verluste gibt).
Hingegen stand neulich im "spiegel-online" (o.a.) daß die "Sicherheitsleute" bei Blackwater meist eine Navy SEAL oder ähnlich anspruchsvolle Ausbildung haben... (gegen eine "Kanonenfuttertheorie" spricht)

Das kommt auf den jeweiligen Konflikt und die jeweilige Söldnereinheit an. Eine pauschale Antwort ist immer unzutreffend.

@Hurvinek

Man streitet sich, welches das älteste Gewerbe sei, die Hurerei oder das Söldnertum.

Nun, zwischen beiden gibt es einen inneren Zusammenhang (man denke nur an den Troß, der seit alters her Armeen begleitet).
 
*Bestehen Söldnereinheiten auch in Friedenszeiten (kaserniert?) und beziehen Ihren Sold auch weiterhin. (Ich meine, der "gemeine Söldner" oder bekommt er Sold "nur im Feld")

* Sind Söldnereinheiten im allg. in die allgemeine Heeresstruktur integriert? bzw. in der "normalen" Kommandostruktur integriert? Oder hatten diese "eigene Missionen"

* Sind Söldnereinheiten seitens des "Auftragsgeber" allg. meist eher als "Kanonenfutter" verwendet worden - oder galten sie als "elitäre Einheiten".

Wenn ich mal das Zeitalter, in dem Du diesen Thread untergebracht hast, als Beispiel heranziehen darf, dann ist für mich klar, daß damals in größeren Konflikten ohne Söldner nur wenig lief.
Die Truppen etwa, die den Dreißigjährigen Krieg ausfochten, waren meistens Söldner, und Wallenstein könnte man als einen regelrechten Kriegsunternehmer bezeichnen. Auch die Schweizergarde des Papstes, 1506 gegründet, hatte ihren Ursprung in einer Söldnereinheit:

Päpstliche Schweizergarde - Garde Suisse Pontificale - Guardia Svizzera Pontificia

Um auf Deine drei oben zitierten Fragen zu antworten, so hat elysian zu
Punkt 1 bereits gesagt, daß man erst nach dem Dreißigjährigen Krieg so richtig mit den stehenden Heeren anfing und daß damit das Ende der Landsknechtseinheiten gekommen war. Aber was hatte sich verändert?
In den stehenden Heeren dienten die Soldaten eine bestimmte Zeit ab, trugen Uniformen und Waffen, die ihnen nicht gehörten. Damit war die von Hurvinek beschriebene Eigeninitiative der Söldner, sich ihre "Arbeitgeber" auf eigene Faust zu suchen, nicht mehr gegeben.

Zu Punkt 2 und 3 würde ich für den betrachteten Zeitraum folglich sagen, daß die Heeresstrukturen geradezu auf die Landsknechteinheiten ausgerichtet war und demnach auch der Ruf der jeweiligen Einheit eher von deren Tapferkeit etc. abhängig war. Vgl. Schweizergarde mit sicherlich sehr gutem Renomee.

Zu dieser Zeit wurde wohl auch nicht so genau zwischen Soldat und Söldner unterschieden.
Zugegeben, Schillers "Wallenstein" ist kein Geschichtswerk und entstand 100 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg, aber irgendwo in "die Piccolomini" läßt Schiller Wallenstein sagen (ich zitiere aus dem Gedächtnis und bitte um Nachsicht wenns nicht genau stimmt): "Sein Sold muß dem Soldaten werden, denn danach heißt er".

Da wird heute in der Genfer Konvention doch genauer differenziert:

SR 0.518.521 Art. 47 Söldner (Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte)

Allerdings bekommen heute Schweizer und Österreicher auch mächtig Ärger, wenn sie militärisch für einen anderen Staat (auch als Soldat in einer regulären Einheit, wie z.b. der franz. Fremdenlegion) dienen. Das kann bis zum Entzug der Staatsbürgerschaft führen, außerdem drohen Haftstrafen.
Daher wird der Dienst von schweizerischen Staatsbürgern in der päpstlichen Schweizergarde auch nicht als militärischer, sondern polizeilicher Dienst definiert.
 
Allerdings bekommen heute Schweizer und Österreicher auch mächtig Ärger, wenn sie militärisch für einen anderen Staat (auch als Soldat in einer regulären Einheit, wie z.b. der franz. Fremdenlegion) dienen. Das kann bis zum Entzug der Staatsbürgerschaft führen, außerdem drohen Haftstrafen.
Daher wird der Dienst von schweizerischen Staatsbürgern in der päpstlichen Schweizergarde auch nicht als militärischer, sondern polizeilicher Dienst definiert.

Selbst die Bezeichnung "polizeilicher Dienst" der Schweizergarde für den Vatikan ist noch geprahlt, sieht man mal von der Personenschutzaufgabe ab.
 
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