Sprachen der Königshäuser in der FNZ, insbesondere Tudor

Schlitzi

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Welche Sprachen konnten die einzelnen Herrscher der verschiedenen Königshäuser im 15., 16., 17., 18. und 19 Jahrhundert?
Hauptsächlich interessieren mich momentan die Sprachkenntnisse der Tudor-Dynastie.
 
Im 14. Jh. setzte sich die englische Sprache (das alte Angelsächsische vermischt mit dem Französisch der Normannen) auch am Hof durch (an Stelle der französischen Hofsprache).

Haus Tudor ist der Name eines walisischen Geschlechtes auf dem englischen Königsthron von 1485 bis 1603. (Wikipedia)

Von der ersten Quelle kann ich nicht sicher sagen, ob sie seriös ist. Aber wenn sie das ist, wovon ich mehr oder weniger ausgehe, bedeutet das, dass in der Tudorzeit das Englische - entsprechend der oben beschriebenen Mischung - Hofsprache war.

Ohne weitere Recherche wage ich zu behaupten, dass die Hofsprache der Engländer von da ab IMMER Englisch war, ich kann es mir schlichtweg nicht anders vorstellen. Auch wenn Französisch im Absolutismus vorherrschte, so würde England als damaliger Erzrivale diese Sprache trotz aller barocker Verlustigung nicht an den Hof holen.

mfg
 
Elizabeth I. konnte einige Fremdsprachen fließend, leider fällt mir spontan nur Latein ein, von dem ich es mit Sicherheit sagen kann. Erhaltene Briefe an ihren Vater sind meines Wissens nach in Englischer Sprache verfaßt.

Über George I wird gemunkelt, daß er kein Englisch sondern nur Deutsch konnte, aber anscheinend sprach er zumindest fließend Französisch. Viktoria hat anscheinend im Familienkreis Deutsch gesprochen (wie seriös diese Info ist kann ich nicht sagen, da sie aus einem etwas dubiosen Doku-Drama von Channel 4 kommt, also ohne Gewähr).

Das ist alles was mir gerade spontan einfällt und ich möchte dafür nicht die Hand ins Feuer legen. :smile:
 
Französisch war doch eh Hofsprache, oder irre ich mich da.
Da die meisten europäischen Hofhäuser sowieso Inzucht betrieben haben, dürfte auch englisch nicht so schwer gewesen sein.
Sogar Wilhelm 2 beherrschte das, weil seine Oma Königin vom England war.
Auch Katharina, die anhaltinische Prinzessin, hat ohne viel Mühe russisch gelernt.
 
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Auch Katharina, die anhaltinische Prinzessin, hat ohne viel Mühe russisch gelernt.
Lieber @flo, ich könnte jetzt nachsehen, ob das stimmt. Aber am russischen Hof waren Russischkenntnisse nicht nötig, es lief Französisch oder Deutsch.
Kaiser Wilhelm sprach Englisch im wahrsten Sinn des Wortes als Muttersprache...
http://www.youtube.com/watch?v=LiqTKCvQw_U
Da fällt er aber durch, weil doch deutscher Akzent.
 
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Katharina hat schnell russisch gelernt. Das musste sie, um dem Volk zu imponieren.
Blöde war sie ja nicht, wie man später noch gemerkt hat.
 
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Flo hat schon recht. Zumindest, dass sie Russisch lernte. Ob´s nun so leicht war, glaub ich nicht, aber sie hat sich drum bemüht.
Peter III. wollt´nicht so richtig an die Kultur seiner Bevölkerung heran und blieb lieber bei seiner Preußen-Verehrung. Im Grunde muss das nichts Schlechtes sein, aber, wie Flo schon anklingen lies, wusste Katharina ganz genau welche Gunst sie sich mit ein wenig Mühe und Entgegenkommen verdiente.
Dass die Hofsprache eine andere war, ist einleuchtend.
 
Ausserdem ist sie ebenso zum russisch othodoxen Glauben übergetreten.
Sie erinnert mich immer an meine Exfrau. Immer eiskalt berechnend.

Aber hier gehts ja um die Tudors. Die haben wohl englisch gesprochen.
 
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Zu George I. würde ich einmal nachschlagen.

Soweit mir bekannt, war es aber eine falsch verbreitete Auffassung, dass George II. nur schlecht Englisch sprach. Sein Sohn Frederick Prince of Wales , der zu seinem Vater wie übrigens schon dieser zu seinem in einem sehr schlechten Verhältnis stand, ließ dann seine Kinder nur noch in englischem Sinne erziehen. So sprach er in der Familie ausschließlich Englisch.

Am Kaiserhof war Deutsch eigentlich Hofsprache, auch wenn man wegen der Dialekte wie in dem Fall, den Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth erwähnte, auf das Französische auswich.
 
Henry VIII hat Englisch gesprochen. Von ihm sind auch einige selbst geschriebene Liebesbriefe in englischer Sprache überliefert.

Zu diesem Thema gab es eine CD des Isaak Ensemble Heidelberg. "If love now reigned".
 
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Französisch war doch eh Hofsprache, oder irre ich mich da.
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Da die meisten europäischen Hofhäuser sowieso Inzucht betrieben haben, dürfte auch englisch nicht so schwer gewesen sein.
Sogar Wilhelm 2 beherrschte das, weil seine Oma Königin vom England war.
Auch Katharina, die anhaltinische Prinzessin, hat ohne viel Mühe russisch gelernt.
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Ich glaube eine Weile spielte auch Italienisch noch eine gewisse Rolle. So wendete sich ein hoher polnischer Würdenträger zur Zeit des Einzugs des frisch gewählten August II. von Polen an diesen auf Italienisch. Die Antwort bekam er dann aber auf Französisch, was vielleicht ein bisschen bezeichnend ist.
Französisch setzte sich generell zu dieser Zeit als Sprache der feinen Gesellschaft durch, wobei auch ein Mix aus der Landessprache und Französisch wohl in der Konversation vorkam.
Im späten 18.Jh. kam dann auch Englisch ein wenig in Mode, was nicht bedeutet, dass ich denken würde, dass es irgendwo deswegen Hofsprache wurde. Aber Anglizismen tauchten in den Journalen auf.

Die üblicherweise gesprochenen Sprachen, mögen auch mit der Grand Tour der Prinzen und deren Erziehungskanon bezüglich der Sprachen etwas zu tun gehabt haben. Außerdem könnte die Vormacht italienischer Oper - außerhalb Frankreichs (!) - und des französischen Schauspiels dabei eine Rolle gespielt haben, welche Sprachen der gebildeten Schicht geläufig waren und was man überhaupt für wert hielt zu erlernen.

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Den Zusammenhang verstehe ich jetzt nicht. Warum machte Inzucht, Englisch zu lernen einfacher?:grübel:
Ich hätte jetzt gedacht, dass man bis zu der besagten Öffnung zum Englischen hin, wenn Engländer auf das Festland kamen mit denen Französisch sprach. Heißt, ich denke, dass das Englischsprechen der dorthin verheirateten Sprösslinge hochadeliger Familien wohl kaum Einfluss auf die Sprachgewohnheiten der Zurückgebliebenen gehabt haben sollte.
 
Zu George I. würde ich einmal nachschlagen.

Soweit mir bekannt, war es aber eine falsch verbreitete Auffassung, dass George II. nur schlecht Englisch sprach. Sein Sohn Frederick Prince of Wales , der zu seinem Vater wie übrigens schon dieser zu seinem in einem sehr schlechten Verhältnis stand, ließ dann seine Kinder nur noch in englischem Sinne erziehen. So sprach er in der Familie ausschließlich Englisch.

Am Kaiserhof war Deutsch eigentlich Hofsprache, auch wenn man wegen der Dialekte wie in dem Fall, den Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth erwähnte, auf das Französische auswich.

Von Georg I. Ludwig ist bekannt, dass er tatsächlich Englisch nur rudimentär beherrschte, und schlimmer noch der erste "Hannoverian" auf dem britischen Thron machte sich aus seinen mangelnden Sprachkenntnissen absolut gar nichts, er machte sich nicht die Mühe, sich wenigstens einige Redewendungen anzueignen und ließ durchblicken, dass er daran nichts ändern werde und er stieß viele seiner neuen Untertanen vor den Kopf, indem er oft ganz bewusst eine "Ich-nix-verstehen, aber mir scheißegal"-Haltung an den Tag legte. Mit dem Herzog von Marlborough, dem Georg I. sein Mitgefühl aussprach für Unannehmlichkeiten, sprach er Französisch

Sein Sohn Georg II. August war im Gegensatz zu seinem Vater kein "Integrationsverweigerer", er passte sich den Verhältnissen an, versuchte im Gegensatz zu seinem Vater nicht, die britische Politik nicht für hannoversche Interessen einzuspannen und beherrschte die englische Sprache in Wort und Schrift, einen deutschen Akzent hatten in ihrer Jugend aber wohl noch Albert Eduard VII. und seine Geschwister. Im Gegensatz zu seinem Sohn Frederick war "German George" aber nicht in England geboren und aufgewachsen, und wie sein Vater besuchte Georg II. gerne sein Kurfürstentum Hannover, wenn er auch nie so lange wegblieb wie dieser.

Der Siegeszug des Französischen, als dominierende Sprache der Literatur, Diplomatie und der Hofgesellschaften setzte sich in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts durch. Noch der Westfälische Frieden war in lateinischer Sprache verfasst, und wenn an den meisten Universitäten Vorlesungen meist in der Landessprache gehalten wurden, war es oft noch üblich Dissertationen lateinisch zu verfassen oder Disputationen in Latein zu führen. Französisch wurde schon im 15. Jahrhundert an vielen Höfen unterrichtet, neben Italienisch und Latein.

An den skandinavischen Höfen und überhaupt im Baltikum war im 16. und 17. Jahrhundert war die Hofsprache aber nicht Französisch, obwohl viele der Eliten es beherrschten, oder zumindest Grundkenntnisse hatten, aber nicht französisch, sondern Deutsch. Karl XII. beherrschte Schwedisch in Wort und in Schrift nicht perfekt, wohl aber Deutsch, und Karl war auch ein sehr guter Lateiner, der mühelos in dieser Sprache eine Diskussion führen konnte. Auch Französisch beherrschte Karl, sprach es aber nicht gerne. Auch am dänischen Hof wurde Deutsch gesprochen.
Auch in Russland wurde in der Ausländervorstadt (der Nemezkaja Sloboda, der "deutschen Vorstadt" wurde viel Deutsch gesprochen. Deutsche, Niederländer und Schweizer konnten sich Deutsch verständigen, und Deutsch beherrschte der Adel von Estland, Kurland und Livland, und Deutsch beherrschten auch viele kriegsgefangene schwedische Offiziere, die später in Riga oder Petersburg blieben. Zar Peter I. sprach etwas Niederländisch und Deutsch, und bis zum Ende des Zarismus gab es im Baltikum viele deutschsprachige Verlage, Zeitungen etc. In der russischen Sprache gibt es eine Menge deutscher Fremd- und Lehnwörter.

Die Französisierung der russischen Oberschicht setzte sich erst unter Katharina II. und ihren Nachfolgern durch, dann allerdings ziemlich nachhaltig. Die meisten Adeligen der alexandrinischen Moskauer und Petersburger Gesellschaft beherrschten Französisch, wenn auch sicher nicht jeder so gewandt im Französisch war wie Tolstoi, der in "Krieg und Frieden" Erlebnisse seiner eigenen Familie verarbeitete.
 
Zum Thema fällt mir ein Bonmot ein, das Karl V. zugeschrieben wird. Belegen kann ich es aber leider nicht:
"Ich spreche spanisch zu Gott, italienisch zu den Frauen, französisch zu den Männern und deutsch zu meinem Pferd."
 
Zum Thema fällt mir ein Bonmot ein, das Karl V. zugeschrieben wird. Belegen kann ich es aber leider nicht:
"Ich spreche spanisch zu Gott, italienisch zu den Frauen, französisch zu den Männern und deutsch zu meinem Pferd."
Das gibt es in mehreren Varianten.

In Spanien kursiert eine Geschichte - ich habe bis heute nicht herausgefunden, ob sie einen wahren Kern hat, oder ob es sich um eine urban legend handelt - Karl V. habe gesagt, in der Politik spreche er kastilisch, in der Liebe französisch und mit seinen Hunden (wahlweise auch Pferden) deutsch. Auf der anderen Seite wird behauptet, dass Karl kein Deutsch konnte, wobei ich mir allerdings sicher bin, dass er - immerhin lebte er bis zu seinem 16. Lebensjahr in Flandern -, dass er sehr wohl Niederdeutsch konnte.
Edit: Hier habe ich die unterschiedlichsten Versionen dieser Geschichte gefunden, leider meist auf Spanisch, seltener auch auf englisch:
Carlos V -- alemán/caballo - WordReference Forums

Varianten schrieb:
V1: Hablo el español con Dios, el italiano con las mujeres, el francés con los hombres y el alemán con mi caballo.
Varianten schrieb:
V2: El español para mis tropas, el francés para las mujeres, y el alemán para mi caballo.
V3: Hablo latín con Dios, italiano con los músicos, español con las damas, francés en La corte, alemán con los lacayos e inglés con mis caballos

V4: Alemán con los soldados, Inglés con los perros (sorry), Francés con las señoras, Italiano con los embajadores, Español con Dios.

Einer der Diskusssionsteilnehmer im Wordreferenceforum verweist immerhin auf eine halbwegs seriöse Seite, die offizielle Seite des Klosters Yuste, dem Altersitz von Karl. Dort wird der Spruch nach Variante 2 zitiert.


Einer der Diskusssionsteilnehmer im Wordreferenceforum verweist immerhin auf eine halbwegs seriöse Seite, die offizielle Seite des Klosters Yuste, dem Altersitz von Karl. Dort wird der Spruch nach Variante 2 zitiert.
[SIZE=4]Übersetzungen schrieb:
V1: Ich spreche mit Gott Spanisch, Italienisch mit den Frauen, Französisch mit den Männern und Deutsch mit meinem Pferd.
V2: Das Spanische für meine Truppen, das Französische für die Frauen, und das Deutsche für mein Pferd.
V3: Ich spreche Latein mit Gott, Italiano mit den Musikern, Spanisch mit den Damen, Französisch bei Hof, Deutsch mit den Lakaien und Englisch mit meinen Pferden.
V4: Deutsch mit den Soldaten, Englisch mit den Hunden, Französisch mit den Damen, Italienisch mit den Botschaftern, Spanisch mit Gott.

Dazu habe ich gerade bei Rafael Cano Aguilar, Historia de la lengua española, Madrid 2004, S. 684 folgendes gefunden. Ich paraphrasiere:
Pierre de Bourdeille, dessen Glaubwürdigkeit gering einzuschätzen ist, weil er ein Faible für Anekdötchen hat und außerdem selbst erst vier Jahre nach dem Ereignis geboren wurde, berichtet über ein Ereignis am 17. April 1536 am päpstlichen Hof. Der französische Botschafter, Bischof von Mâcon unterbricht Karl V., weil dieser auf Spanisch spricht. Dieser darauf zum Bischof: "Señor obispo, entiéndame si quiere, y no espere de mi otras palabras que en mi lengua española, la cual es tan noble que merece ser sabida y entendida de toda la gente cristiana. - Herr Bischof verstehen Sie mich, wenn Sie wollen und erwarten Sie keine anderen Worte von mir, als in der spanischen Sprache, welche so edel ist, dass sie es verdient, dass sie von allen Christenmenschen gekannt und verstanden wird"
 
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