Warum "Zeitalter der Glaubensspaltung" und nicht "Zeit der Reformation"?

Enkidu

Mitglied
Hi

Mir fiel nur auf, dass der Titel dieses Forums etwas unrichtig ist.
Schliesslich gab es auch zuvor schon das Abendländische Schisma was einer Glaubensspaltung gleichkommt.
Würde gern wissen wie das andere hier sehen.
 
Ich erlaube mir, dazu einige Aspekte anzuführen...

1. Warum "Zeitalter der Glaubensspaltung"?

Dieser Begriff ist unter Historikern gemeinhin weit verbreitet, üblich und gebräuchlich.

2. Warum nicht "Zeitalter der Reformation"?

Ganz einfach: weil dies nicht korrekt wäre; mithin war bzw. ist als gleichwertige Bezeichnung "Zeitalter der Reformation und Gegenreformation" gebräuchlich.
Hierbei ist jedoch zu beachten, daß der Begriff "Gegenreformation" umstritten ist, da er bzgl. des Kontextes um die katholische Reformbewegung und Erneuerung abwertend verstanden werden kann.

Einige erklärende Links dazu:
Das Zeitalter der Glaubensspaltung und der Glaubenskriege
Johann Rainer "Die Glaubensspaltung"
(wenngleich auf Österreich bezogen)
Vorlesung Schmid (Regensburg): Bayern in der Reformation und Gegenreformation, Bibliographie
(Überschrift der Vorlesung wie unter 2. von mir angemerkt; ein Blick auf die Literaturverweise zeigt jedoch, wie verbreitet der Terminus "Zeitalter der Glaubensspaltung" ist)
 
Ich erlaube mir, dazu einige Aspekte anzuführen...

1. Warum "Zeitalter der Glaubensspaltung"?

Dieser Begriff ist unter Historikern gemeinhin weit verbreitet, üblich und gebräuchlich.
Richtig.
Außerdem muss das Kind einen Namen haben und eine, auch zeitl. Abgrenzung ist schwierig, später gab es bspw. im späten 17.Jh. und im 18.Jh. auch noch weitere Abspaltungen, die bis heute nachwirken, wie die Gemeinschaft der Herrnhuter, die vor allem mit dem Schaffen des Grafen von Zinzendorf verbunden ist.
Trotz solcher Entwicklungen hat man sich hier im Forum für einen Zeitschnitt entschieden, wobei sicherlich niemand so ganz Anspruch auf die Genauigkeit der Eingrenzung erheben kann.
 
Schliesslich gab es auch zuvor schon das Abendländische Schisma was einer Glaubensspaltung gleichkommt.
Nicht wirklich.
Beim Schisma zwischen Avignon und Rom ging es letztlich nur um Personalquerelen, nicht um Glaubensinhalte.
Und obwohl das natürlich ein großes Thema war, hat diese Frage die Epoche nicht so dominiert und es haben sich nicht europaweit die Leute die Köpfe deswegen eingeschlagen.

Timotheus hat schon darauf verwiesen, daß "Gegenreformation" kein wirklich neutraler Begriff ist.

Das gilt noch mehr für "Reformation", und deswegen wäre das für eine allgemein gebräuchliche Epochenbezeichnung nicht so geschickt.

"Reformation" hat ja einen sehr positiven Beiklang von "Verbesserung".
Und obwohl heute bestimmt kein katholischer Historiker beleidigt ist, wenn in einer Debatte von "Reformation" gesprochen wird (bzw. er diesen Begriff vielleicht selber verwendet) - aus katholischer Sicht war das Abspaltung und Verschlechterung.
 
Schliesslich gab es auch zuvor schon das Abendländische Schisma was einer Glaubensspaltung gleichkommt.

Nicht wirklich.
Beim Schisma zwischen Avignon und Rom ging es letztlich nur um Personalquerelen, nicht um Glaubensinhalte.
Und obwohl das natürlich ein großes Thema war, hat diese Frage die Epoche nicht so dominiert und es haben sich nicht europaweit die Leute die Köpfe deswegen eingeschlagen.

Mir ist dazu gerade auch noch etwas eingefallen...

@Enkidu: Kann es sein, daß sich Dein Einwand nicht auf das Abendländische Schisma, sondern auf das Morgenländische Schisma bezog?
Immerhin könnte man hier in Richtung einer Glaubensspaltung argumentieren, was aber bei genauerer Betrachtung wiederum nicht korrekt wäre, da es 1054 nicht zu einer Abspaltung von einer existierenden Kirche kam, sondern zu einem gegenseitigen Bruch zwischen der westlichen Kirche (römisch) und den östlichen Kirchen (griechisch etc.).
 
Eh ja, peinlich. Ich meinte natürlich genau das Schisma.
Glaubensspaltung impliziert ja auch nicht zwangsläufig "Abspaltung" sondern Spaltung, was auf das Morgenländische Schisma ja ebenso zuträfe, obgleich dies ja eigentlich ein Jahrhundertelanger Prozess war und nur durch die gegenseitigen Exkommunikationen dann evident wurde (gab ja auch vorher schon einmal eine Exkommunikation des Papstes durch den Patriarchen von Byzanz).
Aber ihr habt mich überzeugt.
Übrigens wollte ich die Gegenreformation auch in die Überschrift einbringen, aber der Platz reichte nicht :)
 
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