Abbildungen von Friedrich II.

mameli

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Hallo,
ich hätte eine Frage zur (Selbst)darstellung von Friedrich II. Während man von den anderen Herrschern des 18.Jahrhunderts, auch die des aufgekl.Absolutismus, viele Gemälde findet, auf denen sie in den typischen Herrscherposen abgebildet sind (mit Machtinsignien:Zepter, Krone...), finde ich von Friedrich eigentlich immer Bilder, auf denen er mit einem Gehstock (?) abgebildet ist... nie mit den typischen Machtinsignien.. wie z.B: auch hier, auf diesem berühmten Bild, nach der Shclacht von Kolin.. Kunstdrucke & Gemälde von KUNSTKOPIE.DE.
Wisst ihr vielleicht, ob das von ihm so gewollt war? Oder war das in der nachträglichen Rezeption Friedrichs, als aufgeklärter Herrscher, Teil eines idealisierten Bildes von ihm, also von der Nachwelt ein so geschaffenes Bild?
Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen... Vielen Dank!
lg
 
Dein Link funktioniert nicht, mameli. Im Übrigen ist die Darstellung mit den Schlachten, an denen ein Herrscher teilgenommen hat, im Hintergrund damals absolut üblich gewesen. Es ist schlicht und ergreifend so, dass wenige an so vielen Schlachten wie Friedrich II. teilnahmen. Hier einmal König George II. bei Dettingen. File:GeorgeIIWootton1743.jpg - Wikimedia Commons

Was ansonsten die Darstellung Friedrich II. auf Herrscherporträts anbelangt folgte er damit dem preußischen Geschmack, den man auch bei seinem Vater FW I. bereits erkennen kann (keine Darstellungen im Herrscherornat) und zum anderen dem Zeitgeist (Wandel in der Porträtmalerei, Darstellung des Herrschers als Mensch (auch zu sehen z.B. bei Doppelporträt von Leopold II. und Joseph II. von Batoni).
 
Zuletzt bearbeitet:
Im krassen Gegensatz dazu steht die Selbstdarstellung von August III. von Sachsen. Der zeigt sich auf seinem Portait noch in Herrscherpose. Besonders kurios ist die Ritterrüstung da der Sohn Augusts des Starken eher eine schlaffe und vollkommen unkriegerische Herrscherfigur war und in völliger Abhängikeit seines Ministers Brühl stand.
File:August III.jpg - Wikimedia Commons
 
Im krassen Gegensatz dazu steht die Selbstdarstellung von August III. von Sachsen. Der zeigt sich auf seinem Portait noch in Herrscherpose. Besonders kurios ist die Ritterrüstung da der Sohn Augusts des Starken eher eine schlaffe und vollkommen unkriegerische Herrscherfigur war und in völliger Abhängikeit seines Ministers Brühl stand.
File:August III.jpg - Wikimedia Commons
Ähm, das ist aber auch ein Bildnis in jüngeren Jahren. Diese Art der Darstellung passt doch komplett in den Zeitschnitt. Es gibt auch Porträts aus der Zeit, auf denen Kronprinz Friedrich (II.) in Harnisch etc. dargestellt wurde, als er außer als Beobachter im Polnischen Thronfolge nicht viel dazu beigetragen hat.
Seltsamer finde ich Darstellungen mit Herrschern im Harnisch aus einer Zeit, als dies außer Mode war - also im letzten Viertel des Jahrhundert.

Ein anderes gutes Beispiel eines völlig unmilitärischen Herrschers in Rüstung: File:Karl Theodor von Felix Anton Besold 1744.jpg - Wikimedia Commons
File:1724 Carl Theodor.jpg - Wikimedia Commons
Gehörte halt zum allegorischen Programm des Herrschers als Oberbefehlshaber seiner eigenen Truppe oder ähnlicher Themen.
 
Als Ritter ließen sich noch ganz andere Gestalten, auch im 20. Jh. abbilden. Wobei das schon fast eine Karikatur ist.
http://nlns.nl.ohost.de/Bilder/hitler.jpg
Ist aber m.E. was ganz anderes. Die Rüstungen waren ja im 18.Jh. zumindest in gewissem Grad noch aktuell bzw. zumindest nicht so arg weit weg. Das sind ja keine „klassischen Ritterrüstungen“, sondern schon frühneuzeitliche Modelle. Zumindest ähnliches mag noch in den Türkenkriegen getragen worden sein. Aber das wollen diese Bilder bestimmt nicht aussagen.
 
Im krassen Gegensatz dazu steht die Selbstdarstellung von August III. von Sachsen. Der zeigt sich auf seinem Portait noch in Herrscherpose. Besonders kurios ist die Ritterrüstung da der Sohn Augusts des Starken eher eine schlaffe und vollkommen unkriegerische Herrscherfigur war und in völliger Abhängikeit seines Ministers Brühl stand.
File:August III.jpg - Wikimedia Commons

Es git dazu auch ein schönes Gemälde Friedrichs des Großen, das um 1780 entstand. Es zeigt den König, der im Vorbeigehen seinen Hut zieht. Ein größerer Gegensatz zu Herrscherportraits von August dem Starken oder gar Ludwig XIV. lässt sich kaum denken.

Das Bild dokumentiert ideal das Selbstverständnis Friedrichs des Großen im Vergleich zu absolutistischen Herrschen und komprimiert seinen Ausspruch im "Politischen Testament": "Der Herrscher ist der erste Diener des Staates." http://www.landeskunde-online.de/w2/brandenburg/kultur/expo/friedrich_der_grosse/franke.jpg
 
@ Dieter, dass ist schon bemerkenswert, dass ein König vor dem Betrachter den Hut zieht. Er will hier zweifellos als Diener statt Besitzer des Staates gesehen werden.
 
Es git dazu auch ein schönes Gemälde Friedrichs des Großen, das um 1780 entstand. Es zeigt den König, der im Vorbeigehen seinen Hut zieht. Ein größerer Gegensatz zu Herrscherportraits von August dem Starken oder gar Ludwig XIV. lässt sich kaum denken.

Das Bild dokumentiert ideal das Selbstverständnis Friedrichs des Großen im Vergleich zu absolutistischen Herrschen und komprimiert seinen Ausspruch im "Politischen Testament": "Der Herrscher ist der erste Diener des Staates." http://www.landeskunde-online.de/w2/brandenburg/kultur/expo/friedrich_der_grosse/franke.jpg

Ein Motto, das ein anderer Herrscher vermutlich unterschrieben hätte: Peter der Große und 1. Artilleist, Seemann und Schiffszimmermann. Pomp und Zeremoniell waren ihm verhasst, und er ließ sich u. a. ganz schlicht beim Segeltörn auf dem Ladogasee mit seiner Katherina malen. Nach der Eroberung Asows zog er im Festzug schlicht als Trommler in Moskau ein und ließ sich nur in Posten befördern, wenn er glaubte, dass er es verdient hatte. Er kannte keinen Standesdünkel, und mancher machte sein Glück bei ihm, der aus bescheidensten Verhältnissen kam. Ihm gefiel in England, das man den Herrscher kritisieren durfte, aber niemals wäre er auf die Idee gekommen, die Macht mit einem Parlament zu teilen, sein Wille war Gesetz, im Sumpf gründete er eine Stadt, die ein Venedig des Nordens werden sollte.

Ob der Monarch sich als Apollon und Nabel der Welt inszeniert, oder schlicht Stammtisch hält wie Peter und Friedrich Wilhelm oder sich als Philosophenkönig gebärdet und Voltaire liest, fleißige Arbeiter waren sie alle, und verantwortlich nur Gott und dem eigenen Gewissen. Für ihre Untertanen und Zeitgenossen, die das Pech hatten, ins Feuer ihrer Kriege zu geraten, war es letztlich wurst welchem Herrscherideal die Monarchen sich verpflichtet fühlten.
 
Ein Motto, das ein anderer Herrscher vermutlich unterschrieben hätte:

Das glaube ich kaum. Peter der Große regierte sein Volk mit absolutistischer Knute und hätte niemals Reformen durchgesetzt, wie Friedrich II. sie einleitete: klare Rechtswege in der Justiz ohne Ansehen der Person, Abschaffung der Folter, religiöse Toleranz, sparsames Wirtschaften usw. Da zeigt sich der typische Gegensatz zwischen aufgeklärtem Absolutismus und absolutistischer Herrschaft.

Das schließt nicht aus, dass absolutistische Herrscher ein umgängliches Naturell besaßen wie Maria Theresia oder ein innovativer Alleinherrscher war, wie Peter der Große. Dennoch waren Selbstverständnis und Herrschaftsform sehr unterschiedlich. Ein Gewaltakt wie die Ermordung tausender Strelitzen durch Peter den Großen wäre im Preußen Friedrichs des Großen kaum denkbar gewesen.
 
Es git dazu auch ein schönes Gemälde Friedrichs des Großen, das um 1780 entstand. Es zeigt den König, der im Vorbeigehen seinen Hut zieht. Ein größerer Gegensatz zu Herrscherportraits von August dem Starken oder gar Ludwig XIV. lässt sich kaum denken.

Das Bild dokumentiert ideal das Selbstverständnis Friedrichs des Großen im Vergleich zu absolutistischen Herrschen und komprimiert seinen Ausspruch im "Politischen Testament": "Der Herrscher ist der erste Diener des Staates." http://www.landeskunde-online.de/w2/brandenburg/kultur/expo/friedrich_der_grosse/franke.jpg
Dieses Bild scheint inspiriert von einem von Johann Christian Heinrich Francke zu sein, das auch in der Friedrich-Ausstellung in Berlin 2012 ausgestellt worden ist. http://media.kunst-fuer-alle.de/img/41/m/41_00003092.jpg In der HRR-Ausstellung 2006 war es auch zu sehen. Es entstand 1764. Francke war nun damals kein besonders großer Name und seine malerische Qualität gilt als eher bescheiden. Eigentlich wollte Friedrich II. auch den damals ungleich beliebteren Batoni, doch der schlug das Angebot aus. M. W. verließ auch Batoni nicht Italien und die hohen Herrschaften mussten sich schon zu ihm bemühen, wenn sie gemalt werden wollten oder er fertigte Kopien nach existierenden Gemälden wie ein Gemälde Franz I. Stephan für Maria Theresia. Hier noch eine eine weitere Variante nach Francke, die ich sehr interessant finde: http://www.hdbg.de/bup/d/d07b05.htmr

Das besondere am Bild von Francke (oder auch Franke geschrieben) scheint mir, dass es eine Auftragsarbeit ist, die den König in einer Geste widergibt. Für gewöhnlich stehen die Herrscher auf den Bildern nur "herum", ausgenommen freilich Gruppenporträts.

Seltsamere zeitgenössische Darstellungen kenne ich nur von Christoph Friedrich Reinhold Lisiewski, der Friedrich II. bspw. bei Kerzenlicht schreibend gemalt hat. (Das Bild finde ich gerade nicht online.)
 
Zum Bild vom Friedrich mit dem Hut, den er zieht, noch etwas "Neues". Es kann auch sein, dass dies wiedermal überinterpretiert wurde und das Ziehen des Hutes damals einfach zum üblichen Repertoire in der Bildnismalerei gehörte.
Es gibt vergleichbare Bilder aus dem 18.Jh.. Hier ein paar Beispiele von Zoffany: Category:portrait paintings by Johann Zoffany ? Wikimedia Commons
Category:portrait paintings by Johann Zoffany ? Wikimedia Commons
Category:portrait paintings by Johann Zoffany ? Wikimedia Commons

Es gibt individuell unterschiedliche Auffassungen in der Kunstgeschichte zu der Geste, hängt eben auch teilw. mit dem jeweils Porträtierten und dem Auftrag zusammen.
 
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