Absolutismus und Aufgeklärter Absolutismus unter Friedrich II.

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Gast

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Hallo,
ich hab hier eine Aufgabe mit der ich nicht weiter komme und bin über jede Hilfe dankbar. Die Aufgabe lautet:
Nennen Sie bitte die wesentlichen Punkte, die den aufgeklärten Absolutismus von dem Ludwigs XIV. unterscheiden.
Beziehen Sie sich auf:
- das Selbstverständnis des Herrschers,
- die Rechtsprechung und
- die Auffassung vom Zweck des Staates.
Danke
 
Absolutismus

Hallo, könnt Ihr mir bitte eine kurze Definition des Begriffs Absolutismus geben? Danke im vorraus!
 
Hallo,
ich hab hier eine Aufgabe mit der ich nicht weiter komme und bin über jede Hilfe dankbar. Die Aufgabe lautet:
Nennen Sie bitte die wesentlichen Punkte, die den aufgeklärten Absolutismus von dem Ludwigs XIV. unterscheiden.
Beziehen Sie sich auf:
- das Selbstverständnis des Herrschers,
- die Rechtsprechung und
- die Auffassung vom Zweck des Staates.
Danke

Als erster Gedankeneinstieg: Worin liegt der Unterschied zwischen L’État, c’est moi und dem Selbstbildnis als erstem Diener des Staates?
 
Hier ein paar Sprüche von Ludwig, die dir vielleicht etwas weiter helfen könnten:

„Der Staat bin ich!“

„Der Wahlspruch des Königs lautet: Kleiner als Gott, aber größer als der Erdball!“

„Sie kennen meine Befehle. Ihre Sache, meine Herren, ist es, sie auszuführen!“

„Ein König – ein Gesetz – ein Glaube!“

„Gott, der den Menschen Könige gesetzt hat, will, dass man diesen als seinen Stellvertreter auf Erden Ehrfurcht erweist; ihm allein steht das Recht zu, über sie zu urteilen!“

Und dann noch ein paar Zitate von Friedrich den Großen:

Friedrich der Große über die Aufgaben des Herrschers: „Der Herrscher ist der erste Diener des Staates. Er wird gut besoldet, damit er die Würde seiner Stellung aufrechterhalte. Man fordert aber von ihm, dass er werktätig für das Wohl des Staates arbeitet und wenigstens die Hauptgeschäfte mit Sorgfalt leite.“

Quelle: Geschichte in Quellen Bd.3, S 608

Friedrich an den Justizminister über das Recht: „ […] so muss ich Euch dennoch….zu erkennen geben, das in meinen Augen ein armer Bauer eben so viel gilt wie der vornehmste Graf und der reichste Edelmann, und ist das recht sowohl für vornehmen als geringe Leute.

Quelle: Geschichte in Quellen Bd.3, S.628

Friedrich über Religion: „[…] Ich bin neutral. […] Auf diese Weise kann ich den religösen Hass steuern, indem ich allen Parteien Mäßigung predige. Ich suche aber auch Einigkeit unter ihnen zu stiften, indem ich ihnen vorhalte, dass sie alle Mitbürger eines Staates sind […].“

Quelle. Grundzüge der Geschichte, S.11, Frankfurt 1970


 
@ Turgot

Wobei Du hoffentlich weißt, dass sich Louis XIV nie erdreistete zu sagen, dass er der Staat sei.

Wahrscheinlicher ist seine Aussage:
"Je m'en vais, mais l'Etat demeurera toujours."
Die Krux mit dem wahrscheinlicheren Satz (ich glaube, den nennt auch Bernier) ist, dass der fast eher in die Richtung geht, dass sich eben doch Louis XIV nicht mit dem Staat gleichsetzte, sondern sich vielmehr als Diener desselben oder etwas dem sehr ähnlichen sah.

Ludwig XIV. von Frankreich ? Wikiquote
Die Zitate passen weit besser zu Louis XIV und seinem Herrschaftsverständnis.

Zustimmen würde ich dem Zitat, welches sich auf seine Einstellung zur Religion bezieht. Dabei sollte man aber erwähnen, dass diese Rigerosität in fast allen Großmächten Europas üblich war.:fs:

„Sie kennen meine Befehle. Ihre Sache, meine Herren, ist es, sie auszuführen!“
Dieses Zitat von Louis XIV passt natürlich genauso zu Friedrich II. wie Louis XV, der auch ähnliches immer wieder postulierte. Es versinnbildlicht ja lediglich, dass die Macht ganz und gar beim König liegt.
 
Wobei Du hoffentlich weißt, dass sich Louis XIV nie erdreistete zu sagen, dass er der Staat sei.

Ich habe jetzt im Schugeschichtsbuch, in Ermangelung anderer greifbarer Literatur, für Gymnasien, Geschichte und Geschehen, Bd.3 S. 203, meiner Kinder kurz und schnell nachgeblättert und dort steht zu lesen, das Ludwig XIV. sich wie folgt geäußert haben soll: "L' état c'est moi" - Der Staat bin ich"

Insgesamt ging es nur um eine kleine Zitatensammlung, über die sich unser Gast dann so seine Gedanken machen kann. Wenn du eine bessere Zitatensammlung anbietest, um so besser für unseren Gast.:) Mein Anliegen war, ein wenig zu helfen.:winke:
Das Friedrich ebefalls die Ausführung seiner Befehle erwartete, ist mir durchaus geläufig. Wie hätte es auch anders sein sollen?:D
 
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Schade, dass jedenfalls Orallegends in Schulbüchern kolportiert werden. Auch wenn es natürlich die Sache leichter macht.

Dabei ist das schon, wie ich finde, ziemlich schwierig aufgklärten Absolutismus und den Absolutismus französischer Prägung so einfach zu vergleichen.

Sowohl im josephinischen als auch im friderizianischen aufgeklärten Absolutismus haben miteinander gemein, dass man gerade die religiöse Toleranz betont. Über dies werden Gedanken der Aufklärer zur Rechtsprechung, hierzu immer wieder "De l'esprit des Loix" aufgegriffen. Vielleicht wäre zu einem Verständnis ein Blick in den Link ganz gut: Vom Geist der Gesetze ? Wikipedia

In Frankreich gab es eine gewisse Hürde für die Rechtsprechung im Vergleich zu Preußen - die Parlamente. Diese waren französische Gerichtshöfe, worin sich die Noblesse d'Épée, die Noblesse de Robe und drittständische Personen befanden. Über die Parlamente und das ist ein französisches Problem gewesen wurde aber nicht nur Recht gesprochen, sondern auch Politik gemacht, da diese das originäre Mittel des Adels waren, um gegen den König zu rebellieren. Unter Louis XIV kam dies aber nicht vor, sondern erst unter Louis XV und noch extremer unter Louis XVI. So oder so mussten diese Gerichtshöfe aber sehr parteilich gewesen sein und so ließen sich auch die Aufklärer und andere französische Literaten im 18.Jh. darüber aus, dass man eigentlich nur mit Bestechungen seine Prozesse bei den Parlamenten gewinnen könne.

Man kann also annehmen, dass Montesquieu die Missstände mit den ungeeigneten Parlamenten kannte.

Zum Frankreich-Preußen-Vergleich haben wir schon einiges in Threads:
http://www.geschichtsforum.de/f288/unterschied-zwischen-absolutismus-preu-en-und-frankreich-15387/
http://www.geschichtsforum.de/f288/...e-unterschiede-zw-frankreich-u-preu-en-20236/http://www.geschichtsforum.de/380831-post8.html


Zur Herrschaft und dem Verständnis von Louis XIV: http://www.geschichtsforum.de/380831-post8.html

Zum Absolutismus recht viel von mir und Louis le Grand:
http://www.geschichtsforum.de/f288/absolutismus-ganz-ganz-dringend-16526/

Zu den französischen Parlamenten:
http://www.geschichtsforum.de/f288/gerichtswesen-frankreichs-17497/ (Da muss man sich aber durchwurschteln, weil manche Links nicht auf Anhieb gehen. Dann einfach oben die mit dem Cursor markierten Sachen in die Leiste hinein kopieren.)
 
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In der Rechtssprechung sah sich Ludwig veranlasst, nach dem sich das zuständige Gericht in Paris geweigert hat, Fouquet wegen Veruntreuung, trotz massiven königlichen Drucks, zum Tode zu verurteilen, diese einer Überprüfung zu unterziehen.

Ludwig veranlasste eine Durchsicht aller Rechtsbücher und in der Summe war das Ergebnis eine deutlich strengere Verfolgung der nunmehr wesentlich präziser erläuterten Vergehen bzw. Verbrechen. Ludwig musste sogar mehrfach persönlich zu einer Sitzung begeben um durch ein sogenanntes Lit de justice die Annahme seiner Verordnungen mit entsprechenden Nachdruck durchzusetzen.

Colbert veranlasste die Magistrate zur Überwachung der Intendanten. Es war über das Privatleben und den Arbeitseifer zu berichten. Und als in Toulon Galeerensklaven "knapp" wurden, forderte Colbert unverhohlen mehr Verurteilungen zum Galeerendienst.

Mandrou, Staatsräson und Vernunft, S. 39ff, Berlin 1975
 
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Oh ja, das Lit de Justice ist ein ganz wichtiger Punkt.

Eigentlich sah der König (sowohl Louis XIV als auch Louis XV) in den Gerichtshöfen (Parlamenten) eigentlich nur Behörden, welche die Wünsche des Herrschers abwickelten.
Somit ist aber auch eine logische Konsequenz, dass eben die Parlamente keine unabhängigen Institutionen der Rechtsprechung sein konnten, da sie vom König wie von den darin sitzenden Vertretern des 2. Standes bsw. für ihre Zwecke missbraucht wurden.

@ Turgot
Kannst Du Deinen ersten Satz im Beitrag von 10:58 heute nachschauen, ob Du da vielleicht ein Wort vergessen hast?
 
Als erster Gedankeneinstieg: Worin liegt der Unterschied zwischen L’État, c’est moi und dem Selbstbildnis als erstem Diener des Staates?

Diese Frage ist ein Lieblingsprojekt ganzer Lehrergenerationen.


Ich würde die Unterschiede zwischen dem Aufgeklärten Absolutismus a`´la Prusse und dem Louis XIV. nicht überbewerten. Vor alllem sollte man bedenken, dass der Preußenkönig im Alter etwa dem von Louis XV., dem Urenkel des Sonnenkönigs stand. Louis Ausspruch L´etat ce mois" ist historisch nicht verbürgt. Vor allem hatte Louis auch gute Gründe, den zu seiner Jugendzeit noch frondierenden Adel an die Kandare zu legen. In Frankreich war der Hof das Medium der Sozialdisziplinierung, in Preußen das Offizierskorps. Die Mechanismen von Macht und Herrschaft aber, sind ziemlich genau die gleichen. Ein erster Diener des Staates zu sein, diesen Anspruch hätte auch der Sonnenkönig geltend machen können, denn auch er war ein fleißiger Arbeiter in Regierungsangelegenheiten. Louis wäre nicht auf die Idee gekommen, die Folter abzuschaffen, doch gegen Banditen konnte sie weiterhin angewendet werden, und die brutale Militärgerichtsbarkeit wurde vom Üreußenkönig niemals angetastet. Die Vorstellung, dass auch ein König sich an die Gesetze halten müsse, war eher theoretisch. Beide Monarchen haben herzlich oft Recht und Gesetz gebeugt.

Vom Preußenkönig gibt es eine schöne Legende, die Geschichte vom Müller Arnold, der dank dem Kammergericht in Berlin seine Mühle behaupten durfte. Tatsächlich war der Müller im Unrecht, und als der Preußenkönig hinnüber war, hat das Gericht den Fall schleunigst ad acta gelegt. Preußen war durchaus ein Rechtsstaat, das war aber auch Frankreich. Apologeten von Preußens großem Friedrich, von Joseph II. und Katherina II. mögen einwenden, dass der aufgeklärte Absolutismus diesen Territorien die Notwendigkeit einer Revolution erspart habe, und in Preußen/ Deutschland Revolutionen immer scheiterten und Reformen von oben durchgeführt wurden. Spätestens mit Napoleon zeigte sich, dass das nicht ganz stimmte.


Die Reformen des aufgeklärten Absolutismus nach dem Motto "alles für das Volk, nichts durch das Volk" fielen im Grunde genommen, zumal auf dem Land äußerst spärlich aus, und Friedrich II. oder Katherina II. aus der Ferne zu bewundern, war bedeutend leichter, als unter ihrer Fuchtel leben zu müssen. Was die beiden irgendwie sympathisch macht, dass sie beide sich absolut keine Ilusionen machten. Der Preußenkönig gab unumwunden zu, dass er den 1. Schlesischen Krieg nur vom Zaun gebrochen habe, um der "Gloire" willen. Katherina schrieb zynisch an Diderot, dass die Intellektuellen trefflich auf Papier streiten könnten, ihre Gesetze aber seien auf menschliche Haut geschrieben. In ihrem späteren Alter ließ sie rigoros die Pressezensur verschärfen, und den Leibeigenen ging es unter Katherina ebenso schlecht wie unter Peter I. Dieser Monarch und Autokrat war jähzornig und brutal, doch sein Ideal waren mündige, selbstbewusste Mitarbeiter und Untertanen. Er schätzte gelegentlich offenen Widerspruch und beförderte fähige Leute unabhängig von Herkommen oder Rasse, was durchaus sehr modern anmutete.



Grüße aus dem Exil sendet der User Scorpio!

Viel Spaß übrigens noch bei dem Projekt.
 
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