Der Alte Fritz und die Kugel

Jacobum

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Als Kind hörte ich die Anekdote vom Alten Fritz, der in einer seiner zahlreichen Schlachten beinahe von einer Kugel getötet wurde. Eine Metalldose in seiner Brusttasche fing die Kugel auf und rettete ihm so das Leben.

Frage:
- Ist diese Anekdote belegt, oder handelt es sich lediglich um eine volkstümliche Legende ?
- Wann und wo hat sich dieses Ereignis (wenn überhaupt...) zugetragen ?


Gruß

Jacobum
 
Das war die Schlacht bei Kunersdorf. 12.8. 1759
Zwei Pferde wurden bereits unter ihm erschossen, eine Flintenkugel traf ihn in der Brust und blieb in seinem goldenen Etui stecken. Zum Ende des Kampfes wäre er beinahe von russischen Reitern gefangen genommen worden. Rittmeister Prittwitz mit 100 Zieten-Husaren retteten ihn durch einen Hohlweg vor dem Zugriff der Russen.
Die Schlacht bei Kunersdorf
 
Als Kind hörte ich die Anekdote vom Alten Fritz, der in einer seiner zahlreichen Schlachten beinahe von einer Kugel getötet wurde. Eine Metalldose in seiner Brusttasche fing die Kugel auf und rettete ihm so das Leben.

Frage:
- Ist diese Anekdote belegt, oder handelt es sich lediglich um eine volkstümliche Legende ?
- Wann und wo hat sich dieses Ereignis (wenn überhaupt...) zugetragen ?


Gruß

Jacobum


Eine Tabaksdose mit Kugel zu diesem Ereignis wird seit Jahrzehnten auf dem Hohenzollern in der Schatzkammer gezeigt.
Auch den Uniformrock Friedrichs, geflickt an dieser Stelle, haben sie dort ausgestellt.
Allerdings habe ich auch schon gelesen, dass es mehrere dieser Dosen geben soll. Das Ereignis ist aber soweit ich weiß belegt.

Ich hatte mal eine Geschichtslehrerin die "FdG"-Fan war, die hat Anekdoten die Menge über ihn erzählt, kurz zuvor hatte ich "den Treppenwitz der Weltgeschichte" geschenkt bekommen, wo etliche dieser Anekdoten widerlegt werden. Den Rand konnte ich natürlich nicht halten, hat mir kein Wohlwollen eingebracht.....
 
ich fand die Nummer lustig, wo er einen Soldaten, der den "Hohen Rat" beleidigt hat, "exemplarisch, mit einer halben Stunde Festungshaft in Königsstein" angeblich "bestrafen lies".

Dann gibt's noch den österreichischen Panduren, der beim Rückzug von Olomütz den ohne Eskorte reitenden König erschiessen wollte und hinter einem Baum versteckt schon angelegt hatte. Friedrich hat ihn angeblich rechtzeitig gesehen, mit dem Spazierstock gedroht und soll ihm zugerufen haben: "Er! Jawoll Er! Ich hoffe Er hat kein Pulver auf der Pfanne!", worauf der Pandur beschämt Flinte bei Fuß gewartet hat, bis der König weg war. Muß wohl wirklich kein Pulver auf der Pfanne gehabt haben :D.
So zu lesen in "Zorndorf 1758", Simon Millar von Osprey Military Publishing.
 
@ Jacobum
Die Schnupftabaksdose sieht man auch in diverser Literatur. Ich glaube ich hatte diese Rettung mit der besagten Dose auch schonmal hier irgendwo angeführt.
Zum Forumstreffen kann ich mal das Foto mit Dose und Kugel darauf mitbringen.:)
 
Im Internet ist alles:
aus dem Link:
Die seit den 1950er-Jahren in der ehemaligen Schlossküche eingerichtete Schatzkammer beherbergt zahlreiche Pretiosen, darunter die preußische Königskrone in ihrer Fassung von 1889, kostbare Gold- und Silberschmiedearbeiten, Erzeugnisse der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin (KPM) sowie Waffen und Rüstungen. Zu den bekanntesten Exponaten gehört eine Tabaksdose Friedrichs des Großen, die ihm in der Schlacht bei Kunersdorf das Leben rettete, indem sie eine auf ihn abgefeuerte Kugel abhielt, deren Einschussloch deutlich am zugehörigen Uniformrock zu erkennen ist.

Hervorhebung von mir
 
Zu Repos Beitrag:
Toll, dass es dann noch einen Originalrock von 1759 gibt!:)

Die Mannschaftsröcke im DHM Berlin waren ja durchweg aus den 1780ern und ich glaube, auch der Originalrock des Königs, der bei meinem Besuch ausgestellt war, war aus der Zeit (vielleicht sogar von 1786).
 
Habe mir die Dose mal im Intenet angeschaut. Viel Power kann die Kugel ja nicht mehr gehabt haben, auch wenn sie schon dicken Stoff durchschlagen hat.

Beste Grüße
Xander
 

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Irgendwie habe ich auch da wieder mal meine Zweifel am Wahrheitsgehalt der Anekdote, selbst wenn einem ein so schönes (nachgefertigtes ?) Artefakt dazu präsentiert wird.
Die Story mit der Dose ,dem Buch oder dem Amulett ,welches die tödliche Kugel aufgehalten hat gibt es m.W. von diversen Feldherrn und Haudegen. Ich meine ,die auch mal im Zusammenhang mit Prinz Eugen, Carl XII ,Christian von Braunschweig und anderen "Helden" bis hin zu Münchhausen gelesen bzw. gehört zu haben.
Im Westen der USA setzte sich die Erzähltradition fort, nur daß da noch der Flachmann und der "Stern des Gesetzes" als Kugelfänger hinzukamen . Es könnte sich also,wie ich glaube ,um eine gängige Legende handelt , die quasi eine Fortsetzung des Unverwundbarkeitsmythos darstellt, wie er uns bereits seit Achilles und Siegfried überliefert ist. Mit der fortschreitenden Aufklärung wurde hier nur die magische Komponente durch "fortune" in Form eines kugelfangenden Alltagsgegenstandes ersetzt.
Eine solche Legendenbildung gehörte somit zum Nimbus eines mehr oder minder erfolgreichen Heerführers oder Kriegers.
 
Auch wenn bei solche Geschichte eine Grundskepsis angesagt ist, so halte ich es nicht für so unwahrscheinlich, dass es zu einem solche Ereignis gekommen ist.

Die Kugeln zu dieser Zeit hatten ja gewiss nicht die Durchschlagskraft wie heutige Geschosse. Da kann ich mir schon vorstellen, dass so einige Kugeln durch diverse Ausrüstungsgegenstände oder private Utensilien aufgehalten wurden. Bestimmt hatte manch ein Veteran so seine "Tabakdose" zuhause verwahrt!

Gruß
Xander
 
Die Kugeln zu dieser Zeit hatten ja gewiss nicht die Durchschlagskraft wie heutige Geschosse

Na ja,aber unterschätzen sollte man die Durchschlagskraft damaliger Geschosse auch nicht.
Gibt es eigentlich irgendwelche wissenschaftliche Untersuchungen über die Wirksamkeit der oft zitierten Kugelfänger bzw. über die Wirkung beim Getroffenen (also gebrochenen Rippen, Prellungen,innere Verletzungen o.ä.)
 
Kugeln, die keine tödliche Wirkung mehr erzielen konnten waren nicht sonderlich selten. Schönes Beispiel dafür ist der Uniform Rock des Georg von Gilsa (zur Zeit in Minden zu sehen). Eine Kanonenkugel hat ihn am Arm getroffen, hatte aber keine Kraft mehr und hat hat den Arm nur zerschmettert. Der Arm wurde amputiert und Gilsa überlebte.

Ich zitiere mal Bleckwenn zu Verwundungen Friedrichs:
Die Kugel hat ihn mehrfach erreicht - fast tödlich bei Kunersdorf 1759: nur eine Tabaksdose in der Rocktasche hielt den Schuß auf; ein Prellschuß bei Liegnitz war unbedeutend, und bei Torgau blieb eine Kugel in der Kleidung vor der Brust stecken; der Flügeladjutant v. Berenhorst riß dem Ohnmächtigen die Uniform auf - und fiel in Ungnade. Er hatte die desolate Wäsche des Königs gesehen, und wer Berenhorst kennt, weiß, daß er auch darüber gesprochen hat.
 
@ AnDro

Ich dachte Berenhorst hatte ohnehin irgendein körperliches Gebrechen, was ihn eigentlich zum Militärdienst kaum empfahl.

Gibt es erhaltenen Schriftverkehr, welcher belegt, dass Berenhorst wirklich wegen dieser Aktion den Abschied nehmen musste?
 
Ist leider keins der wissenschaftlich geschriebenen Bleckwenn Bücher. Quellenbelege gibts in seiner Reihe "das Altpreußische Heer", die Bände (16 an der Zahl) werden beim zvab zu utopischen Preisen von 100-500€ gehandelt.
Er weist explizit darauf hin, dass man Einzelnachweise etc. dort findet. Vielleicht erwähnt es auch Henri de Catt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es stimmt ist bei Bleckwenn allerdings relativ hoch.
 
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