Kaiser Leopold I. 1658-1705

Louis le Grand

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Kaiser Leopold I.
*1640 +1705

Der Kaiser mit 20 Jahren, im Jahr 1660:
http://www.kipar.org/period-galleries/paintings/1660/leopold_1660.jpg

Im 17. Jahrhundert wurde das Reich, im Gegensatz zu England und Frankreich, durch keine starke innere Ordnung zusammengehalten. Es bestand aus einem losen Bund vieler Einzelstaaten. Nach 1648 bis zum Ende des Jahrhunderts standen alle habsburgischen Herrscher, das heißt Kaiser Ferdinand III. und nach ihm Kaiser Leopold, vor der Aufgabe, gegenüber Frankreich und dem Osmanischen Reich eine moderne und zentral gelenkte Monarchie aufzubauen. Diese Reform wurde erschwert durch die völkische und sprachliche Verschiedenartigkeit der habsburgischen Erbländer. Sie bestanden aus dem Königreich Böhmen, dem Königreich Ungarn, das nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte und zum größten Teil türkisch besetzt war, und schließlich dem eigentlichen Erzherzogtum Österreich. Im großen und ganzen war der Hof in Wien im 17. Jahrhundert in der Entwicklung zum Absolutismus noch hinter Frankreich zurückgeblieben. Im Vergleich zu Westeuropa war auch ein gewisser wirtschaftlicher Rückstand aufzuholen. Wien, 1683 noch von den Türken berannt, zählte viel weniger Einwohner als Paris oder London.

Leopold I., in dem die Österreicher den Sieger über die Türken und den Eroberer Ungarns erblickten, war keine überdurchschnittliche Persönlichkeit, aber in seiner 47jähigen Regierungszeit (1658-1705) nahm das habsburgische Österreich die Züge an, die es bis 1918 bewahren sollte: ein katholischer Vielvölkerstaat unter Führung des deutschen Volksteils mit der Donau als Mittelachse. Bei seiner Thronbesteigung 1658 war Leopold gerade 18 Jahre alt. Äußerlich war er wenig anziehend, aber er besaß neben den Neigungen, die eigentlich nicht in das Bild eines Herrschers passten, wie die Astrologie, zweifellos viele gute Eigenschaften. Er war gewissenhaft und bemühte sich, so viel und genau wie Philipp II. von Spanien zu arbeiten. Seine Umgebung war ihm aufrichtig zugetan und er entwickelte sich beispielsweise zu einem höchst begabten Musiker.

1665 erklärte er, dass er ohne Ersten Minister regieren wolle. Als Kaiser fühlte er sich dem von ihm imitierten König von Frankreich gewachsen und verteidigte seine Kaiserwürde zu einer Zeit, wo sie außerhalb seiner Erblande fast jegliche Bedeutung verloren hatte. Er und Louis XIV. waren übrigens Cousins ersten Grades, denn ihre Mütter waren als spanische Habsburgerinnen Schwestern, darüber hinaus waren die beiden Monarchen auch noch Schwager. Diese sehr enge Verwandtschaft änderte aber nichts an ihrer politischen Gegnerschaft. Das wichtigste Tätigkeitsfeld seiner absolutistischen Versuche war Böhmen. Nach den Verwüstungen des 30jähigen Krieges war dieses Land nun völlig in den deutschen Kulturkreis einbezogen worden und in feste Anhängigkeit von Wien geraten. Der böhmische Hochadel hatte sich weitgehend angepasst, der niedere Adel den Gedanken an Widerstand aufgegeben. Nachdem die Gegenreformation in Deutschland fehlgeschlagen war, musste der Kaiser versuchen, ihr in Österreich, in der Steiermark, in Tirol und in Ungarn zum Durchbruch zu verhelfen. Als König von Ungarn unterstand dem Herrscher eine starke protestantische Minderheit, die zwar politisch nicht in Erscheinung trat, aber trotzdem gelegentlich dem Sultan mehr Sympathien als dem katholischen Kaiser entgegenbrachte. Diese Konfessionsfrage bedeutete ein dauerndes Hindernis für die Wiedereroberung Ungarns und seine Eingliederung in die habsburgischen Länder bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Als wirtschaftliche Erscheinungsform des Absolutismus begünstigte der Kaiser den Merkantilismus. Er unternahm mehrere Versuche, ihn in seinen Ländern einzuführen. Die ersten Ergebnisse wurden während der Regierungszeit Karl VI. im 18. Jahr. erkennbar, aber die Entwicklung dieser Wirtschaftsreform setzte unter Leopold I. ein. Der Wiener Theoretiker des Merkantilismus war Becher, der die Verhältnisse in Frankreich sehr gute kannte und Colbert bewunderte. Er war überzeugt, dass die habsburgischen Länder nicht zuletzt auf Grund ihrer Handelswege nach Italien eine wirtschaftliche Einheit bildeten, die er durch eine Art Zollunion vom Ausland unabhängig machen wollte. Darüber hinaus beabsichtigte er, die Manufakturen mit kaiserlichen Monopolen auszustatten und eine Handelsflotte aufzubauen, um auf die Inanspruchnahme der Engländer und Holländer für den Überseehandel verzichten zu können. Vor allem wollte er, so weit wie möglich, den Export der eigenen Währung verhindern. Da der Bauernstand in den Donauländern die breiteste Gesellschaftsschicht darstellt, versuchte Becher, das Einkommen und die Arbeitsbedingungen der Bauern zu verbessern. Die Eigentumsverhältnisse in Böhmen und Ungarn, deren ungeheure Güter in den Händen des Adels und der Klöster lagen, kamen diesen Reformbestrebungen entgegen. Den Handel zwischen Norditalien und Süddeutschland sollten Gesellschaften übernehmen. Die seit der Renaissance so wichtigen Alpenstraßen wollte er auf diese Weise einem großem Wirtschaftgebiet nutzbar machen. Diese Lösung bot den Vorzug, dass die Vorteile dieser Handelsbeziehungen dem Kaiser zufallen würden, statt weiterhin Amsterdam, Hamburg und die italienischen Städte zu bereichern.

Im Jahr 1666 gelang es Becher, die Bildung eines Handelsrates zu erreichen. Leopold I. hatte sich überzeugen lassen. Der Widerstand kam jedoch von seiten des Adels. Die Großgrundbesitzer sahen nicht ein, weshalb sie einen Beitrag zu diesem Projekt leisten sollten. Auf ihre Mitwirkung konnte man jedoch nicht verzichten, da das erforderliche Kapital in ihren Händen lag. In den Donauländern gab es keine genügend breite Bürgerschaft, auf die man hätte zurückgreifen können. Die Prager Juden, die hauptsächlichen Geldgeber des Kaisers, konnten gemeinsam mit den niederländischen Bankiers kaum die Vorschüsse auf Steuern und Kriegskontributionen aufbringen. Die Pläne Bechers scheiterten schließlich an der Schwerfälligkeit der Verwaltung und der Haltung des Reichtages von Regensburg. 1674 stellte der Handelsrat seine Tätigkeit weitgehend ein.


Die Türkengefahr und das Ungarnproblem
Seit der Schlacht von Mohács im Jahr 1526 und der Besetzung Budas durch die Türken war Ungarn dreigeteilt. Der Westen gehörte den Habsburgern, Mittelungarn war türkisch und Siebenbürgen hatte seine Selbstständigkeit errungen. In ihrem Herrschaftsgebiet hatte die türkischen Paschas das Land unter sich aufgeteilt und den Städten eine gewisse Autonomie gewährt. Das von Deutschen besiedelte Siebenbürgen war der wirtschaftlich gesündeste Teil Ungarns, besonders unter Georg I. Rákóczi, der während des 30jährigen Krieges mit Frankreich und Schweden verbündet war. Sein Nachfolger Georg II. Rákóczi erlitt eine Niederlage in seinem Feldzug gegen Polen, und die Türken zwangen dem Land von 1661 bis 1690 einen ihnen völlig ergebenen Landesherrn auf. Der westliche Teil Ungarns war gänzlich von Österreich abhängig. Kaiserliche Garnisonen überwachten die Städte. Protestantische Geistliche wurden auf Galeeren verbannt.

Das Vorrücken der Osmanen rief jedoch die alten Kreuzzugsgedanken wieder hervor. Der Papst, Venedig und der Reichstag stellten Geld und Soldaten. Die italienischen Fürsten und Spanien versprachen Hilfe. Auch an Louis XIV. erging die Bitte, einen Beitrag im Kampf gegen die Türken zu leisten. Der französische König konnte und wollte trotz der Verträge von 1536 und dem schon traditionellen Bündnis mit der Hohen Pforte nicht beiseite stehen, und sagte ein Expeditionskorps von über 6000 Soldaten zu. Österreich konnte 1664 einen ersten Erfolg verzeichnen, der allerdings ohne weiterreichende Ergebnisse blieb. Zwei Armeen unter der Führung des Grafen Montecuccoli, eines Italieners aus Modena, der in die Dienste des Kaisers getreten war, rückte in Ungarn ein. Am 1. August kam es bei Sankt Gotthard an der Raab zur Schlacht. Österreich blieb Sieger, aber Kaiser Leopold unterzeichnete unverzüglich einen Waffenstillstand. Die Sache Ungarns wurde zunächst den Interessen der Großmächte geopfert. Franz Rákóczi, der Sohn Georgs II., versuchte, sich mit Frankreich zu verständigen. Man erwog sogar die Möglichkeit, Louis XIV. die ungarische Krone anzubieten, so wie man vorher am frz. Hof schon daran gedacht hatte, im Reich den französischen König zum Kaiser zu wählen, um dadurch die Habsburger in Schach zu halten. Schließlich kam es 1670 in Westungarn zu einem Aufstand gegen Österreich. Die protestantischen Pfarrer erklärten, aus religiösen Gründen die tolerantere türkische Besatzung vorzuziehen. Aber Wien behielt die Oberhand. 2000 Rebellen wurden in die Gefängnisse geworfen und drei ihrer Anführer in Wien hingerichtet.

Nach 1680 gab die Lage in Ungarn Leopold I. die Möglichkeit, an der Donau Boden zu gewinnen. Zu diesem Zeitpunkt stand Louis XIV. auf dem Gipfel seiner Macht. Seine Beziehungen zu Kaiser und Reich waren wegen des Friedens von Nimwegen 1679 denkbar schlecht. Frankreich würde weder Hilfe anbieten, noch würde Wien um solche bitten. In Konstantinopel versuchte der Großwesir diese Situation zu seinem Vorteil auszunutzen und entschloss sich zu einer Großoffensive, mit der er die osmanische Eroberungen des 16. Jhr. abschließen wollte. So begann der Feldzug von 1683.

Zum ersten mal seit 1529 überschritt wieder eine osmanische Armee die österreichische Grenze, brach den Widerstand der kaiserlichen Truppen und begann Wien zu belagern. Unter der gemeinsamen Bedrohung wuchs in der Bevölkerung von Wien, Prag und Pressburg das Gefühl gemeinsamer Gefahr, der es gemeinsam zu begegnen galt. Die mitreißenden Reden der Prediger fachten die politische und religiöse Leidenschaft an. Die bei der Ankunft des polnischen Königs Johann Sobieski, der zum Entsatz der Stadt Wien heranmarschierte, ihren Höhenpunkt erreichte. Am 12. September 1683 gelang es Herzog Karl Leopold von Lothringen (Charles de Lorraine) und dem poln. König am Kahlenberg, die türkische Armee unter dem Großwesir Kara Mustafa zu umzingeln und vernichtend zu schlagen. Die Türken gaben die Belagerung auf, flohen Hals über Kopf , wobei sie ihre gesamte Ausrüstung und Proviant zurück ließen, und zogen sich in die Tiefen Innerungarns zurück. Dieser glänzende Sieg bot die Möglichkeit zur Wiedereroberung der verlorenen Gebiete. 1684 bildete sich die Heilige Liga unter dem Protektorat des Papstes zum Kampf gegen die Türken. Die kaiserliche Armee gewann 1684 Visegrád und 1686 Buda zurück. Die Generäle hatten die Lehre aus den Fehlern des Jahres 1664 gezogen. Nun besaß Leopold I. ein Druckmittel auf die ungarischen Großgrundbesitzer, die Magnaten. 1687 erklärte sich in Pressburg der ungarische Reichstag mit der Erblichkeit der Habsburger Monarchie im Mannesstamm einverstanden. 60 Jahre nach der Unterwerfung Böhmens lenkte auch Ungarn ein. Beide Königreiche bildeten nunmehr mit den habsburgischen Stammlanden die endgültige territoriale Basis des südosteuropäischen Staates.

Gleichzeitig mit seinem eintreten in den Bund gegen Frankreich im Jahr 1690 nutzte Kaiser Leopold seine militärischen Vorteile in Ungarn aus. Sein bedeutendster Heerführer, der berühmte Prinz Eugen von Savoyen, errang größte Erfolge. Prinz Eugen blieb 1697 Sieger bei Zenta. Dies bedeutete die Befreiung Südungarns von den Türken. Im Frieden von Karlowitz 1699 gewann der Kaiser den größten Teil von Slowenien und Kroatien, ganz Ungarn und Siebenbürgen. Zu dieser Zeit waren die Gedanken Leopolds I. fast ausschließlich auf die spanische Erbfolge gerichtet, und erst unter der Regierung seines Sohnes Joseph I. wurden Organisation und Ausbau der österreichischen Herrschaft auf ungarischen Gebiet zum Abschluss gebracht. Als Leopold I. 1705 an Herzproblemen starb, beherrschte er ein geographisch geschlossenes Gebiet, das seinen Charakter als Grenzmark gegenüber den Türken weitgehend verloren hatte. Dieser Erfolg war in erster Linie seinen militärischen Siegen zu verdanken, aber auch der Unterstützung durch den katholischen Klerus.

Die Verwirklichung des Absolutismus, der das Ziel Leopolds I. war, stieß auf etliche Hindernisse. Das wichtigste bestand in einem mangelhaften Finanzwesen. Die Wiener Politik lebte von Anleihen aus Prag und besonders aus den Niederlanden und außerordentlichen Steuern, die ohne Schwierigkeiten bewilligt wurden, wenn es sich um den Türkenkrieg handelte, aber um die man feilschen musste, wenn die angeforderten Geldmittel für innenpolitische Zwecke bestimmt waren. Aus diesen Mängeln heraus konnte der Kaiser auch kein größeres stehendes Heer bilden und Wien blieb bei seinen Kriegen mit Frankreich auf große Koalitionen angewiesen. Doch auch diese sollten oft nur mangelhafte Erfolge und zahlreiche Niederlagen verbuchen.


John P. Spielman; Leopold I.:
“Kaiser Leopold I. gilt als der Gegenspieler zu Ludwig XIV. und Entdecker Prinz Eugens. Er war der zweite Sohn Kaiser Ferdinands III. und zunächst nicht für das hohe Amt bestimmt gewesen. Leopold war dazu erzogen worden, zu gehorchen – und nicht zu befehlen, zu studieren – und nicht zu kämpfen, zu beten – und nicht zu handeln. Nun aber musste er, als er 1657 das österreichische Erbe antrat und 1658 nach Schwierigkeiten zum Kaiser gewählt worden war, bis zu seinem Tod 1705 die eigenen Staaten im Osten gegen die Türken und seine spanischen Interessen im Westen gegen die Expansionspolitik Frankreichs unter Ludwig XIV. verteidigen. Die Zähigkeit, mit der er am spanischen Erbe festhielt, störte manche in seiner Umgebung, die sich lieber in Osteuropa bereichert hätten; die Verfassungstreue und Gewissenhaftigkeit, mit der er seinen Krönungseid erfüllen wollte, enttäuschte viele seiner Minister, die gerne die absolute königliche Autorität gegen die Privilegien und Rechte der Nationalitäten und des Adels durchgesetzt hätten. So kamen seine Regierungsreformen auf multinationaler Ebene nur langsam voran, seinen Generälen und Diplomaten dagegen gelang es binnen einer Generation, die territoriale Grundlage für das Habsburgerreich zu legen, das dann bis 1918 in Zentraleuropa bedeutend bleiben sollte.

Die Regierung Leopolds I. umfasste sowohl das Ende des großen, weltumfassenden habsburgischen Familienunternehmens als auch den Beginn einer neuen Großmacht an der Donau. Leopolds Art zu regieren war den rationalen Erwägungen der modernen Staatskunst weit entfernt. Er vertraute darauf, dass die Vorsehung die menschlichen Angelegenheiten ordnen würde und dass sich der Regierende bei weitem mehr auf Gottes direktes wunderbares Eingreifen verlassen könne als auf die bürokratische Arbeit seiner Behörden. Das Mäzenatentum von Krone, Kirche, Adel und Städten förderte vor allem die Ausbildung eines bestimmten Baustils: des ‚kaiserlichen Barock’; während Leopolds Begabung als Komponist ihm selbst einen ganz bestimmten Platz in der österreichischen Musikgeschichte zuwies.“


Büste Kaiser Leopolds I. als „Triumphator über die Heiden“:
http://www.khm.at/data/page2392/kaiserLeopoldI250.jpg
 
Kaiser Leopold hatte zweifellos das Glück von fähigen Beratern und Militärs umgeben zu sein, seine eigene religöse Intolleranz war jedoch einer noch günstigeren Politik im Wege.

Dies ergänzend zum vorigen Beitrag über den ersten Teil des Kuruzenaufstandes in Ungarn:
Unter Leopold I. (1657-1705) wurden die Maßnahmen gegen die Protestanten unerträglich: Die Kirchen wurden beschlagnahmt, die Pfarrer verbannt, eingekerkert und als Galeerensklaven verkauft, der evangelische Gottesdienst wurde verboten. Gleichzeitig wurden die politischen Rechte der ungarischen Adligen missachtet und versucht, das absolutistische System, das sich in Österreich entwickelte, auch für den habsburgischen Teil Ungarns anzuwenden. So kam es nach dem Friedensschluss von Eisenburg (1664) zwischen Österreich und den Osmanen zu einem Bündnis von unzufriedenen, ungarischen Angehörigen des Hochadels, den Magnaten, gegen den Kaiser. Diese Magnatenverschwörung wurde im Jahre 1670 aufgedeckt, die Haupträdelsführer wurden zum Tode verurteilt und 1671 hingerichtet. Einer der Beteiligten, István Tököly, wurde in den Selbstmord getrieben. Die harten Strafen und die nun noch stärker betriebene Gegenreformation brachten das Fass zum Überlaufen. 1672 beginnt der erste Kuruzenaufstand gegen die Habsburger. Ab 1678 setzt sich Imre (Emmerich) Tököly, der Sohn des István, von Ludwig XIV. mit Geld und Waffen unterstützt, an ihre Spitze. Er erhebt sich mit osmanischer Unterstützung zum Fürsten von Oberungarn (heute Slowakei) und sagt damit dem Kaiser praktisch den Kampf an. Leopold antwortet sofort mit einer Gegenoffensive, die sich in einen gnadenlosen Dauerkonflikt entwickelte. Er versuchte zwar den Konflikt zu entschärfen, indem auf dem Landtag von Sopron 1681 der Bau evangelischer Kirchen wieder erlaubt wurde (aber nur aus Holz), doch half das wenig. Ein ungarisches Hilfegesuch an die Osmanen findet Gehör, 1683 rückt das gemeinsame Heer auf Wien vor und beginnt dessen Belagerung. Das Paktieren von Kuruzen und Türken führt im deutschsprachigen Raum zum verbreiteten Fluch “Kruzitürken”. Ein Grund für ihre Zusammenarbeit ist, dass die Türken Religionsfragen wesentlich toleranter behandeln als die Habsburger. Nur durch ihre Hilfe konnte der Protestantismus in Ungarn bis heute überleben.
Die Belagerung Wiens scheitert und diese Niederlage vor Wien beschert Imre Tököly den Verlust des Großteils seiner Anhänger, der “Große Türkenkrieg” bricht aus und binnen weniger Jahre fällt ganz Ungarn von den Osmanen an die Habsburger. Tököly wird nun von den Osmanen 1688 zum Fürsten von Siebenbürgen ernannt, kann sich aber auch dort nicht lange halten. 1690 nimmt Kaiser Leopold I. diesen Titel an, nachdem seine Truppen siegten. Imre Tököly muss ins Osmanische Reich emigrieren, womit der erste Kuruzenaufstand gescheitert ist. Doch auch in der Schlacht von Zenta kämpft weiter gegen die Habsburger. 1705 stirbt er in Nikomedia (Izmit) - 1906 wird er rehabilitiert in die evangelische Kirche von Kesmark überführt.
Als neuer Führer der habsburgfeindlich gesinnten Ungarn erscheint nun Imre Tökölys Stiefsohn Ferenc II. Rákoczi.
 
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