Kaiser Leopold und das Arsen

Louis le Grand

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@ Rovere (bald müsstes du zu Hause ankommen)

Hier die angedrohte Frage. Mir kam die seltsame Geschichte zu Ohren, dass es am Wiener Hof, zur Zeit Kaiser Leopolds I., üblich gewesen sei, die Kerzendochte mit reinem Arsen zu versetzen. Mit dem Hintergrund, dass sie so heller brennen. Die Habsburger hatten ja nie Geld und um des Nächtens die Helligkeit des Versailler Hofes zu erreichen, musste man auf diese kerzensparende Methode zurückgreifen. Soweit mag das stimmen.

Aber leider haben solche „Arsenkerzen“ die unangenehme Eigenschaft, dass sie schlichtweg die Luft mit giftigen Arsen schwängern. Bei ein paar Kerzen macht das nichts. Aber, jetzt kommt die abstruse Geschichte. Als Kaiser Leopold 1705 einen Herzinfarkt erleidet, da ist er so sehr geschwächt, dass er das Bett nicht mehr verlassen kann. Besorgt um den Monarchen, lassen die Ärzte und Familie in der Nacht endlos brennende Kerzenständer in das kaiserliche Schlafgemacht bringen, damit eine Beobachtung leichter ist. Diese brennen die ganze Nacht und mehrere Tage lang geht das so. Lange Rede, kurzer Sinn, angeblich soll Leopold nicht die Herzattacke umgebracht haben, sondern das tagelange einatmen von giftigen Arsendämpfen, die eine Höchstkonzentration in seinem Schlafzimmer erreicht haben müssen. Das in Verbindung mit einer angeschlagenen Gesundheit, soll dann zu seinem Ableben geführt haben.

Glaubwürdiges Szenario ?
 
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Louis le Grand schrieb:
@ Rovere (bald müsstes du zu Hause ankommen)

Hier die angedrohte Frage. Mir kam die seltsame Geschichte zu Ohren, dass es am Wiener Hof, zur Zeit Kaiser Leopolds I., üblich gewesen sei, die Kerzendochte mit reinem Arsen zu versetzen. Mit dem Hintergrund, dass sie so heller brennen. Die Habsburger hatten ja nie Geld und um des Nächtens die Helligkeit des Versailler Hofes zu erreichen, musste man auf diese kerzensparende Methode zurückgreifen. Soweit mag das stimmen.

Naja, so pleite waren sie nun auch nicht um genügend Licht in der Hofburg zu haben....:D

Louis le Grand schrieb:
Aber leider haben solche „Arsenkerzen“ die unangenehme Eigenschaft, dass sie schlichtweg die Luft mit giftigen Arsen schwängern. Bei ein paar Kerzen macht das nichts. Aber, jetzt kommt die abstruse Geschichte. Als Kaiser Leopold 1705 einen Herzinfarkt erleidet, da ist er so sehr geschwächt, dass er das Bett nicht mehr verlassen kann. Besorgt um den Monarchen, lassen die Ärzte und Familie in der Nacht endlos brennende Kerzenständer in das kaiserliche Schlafgemacht bringen, damit eine Beobachtung leichter ist. Diese brennen die ganze Nacht und mehrere Tage lang geht das so. Lange Rede, kurzer Sinn, angeblich soll Leopold nicht die Herzattacke umgebracht haben, sondern das tagelange einatmen von giftigen Arsendämpfen, die eine Höchstkonzentration in seinem Schlafzimmer erreicht haben müssen. Das in Verbindung mit einer angeschlagenen Gesundheit, soll dann zu seinem Ableben geführt haben.

Glaubwürdiges Szenario ?

Ich habe von dieser Geschichte noch nie gehört, würde sie aber von vornherein nicht ausschliessen. Keine Ahnung ob Arsen Kerzen heller leuchten lässt und ob solche Kerzen hergestellt und verwendet wurden, müsste man nachprüfen - bzw. vielleicht weiss jemand mehr darüber.

Über die Todesursache von Kaiser Leopold I. hab ich eigentlich auch keine Informationen, werde ich mal nachforschen...
 
Hergestellt und verwendet wurden solche Kerzen schon. Seit dem 17. Jahrhundert. Aber ob sie dann heller brennen weiß ich auch nicht.
 
Also wenn man den (als exzellent titulierten) Artikel in der Wikipedia konsultiert, so erfaehrt man, dass Arsen an der Luft (also mit Sauerstoff) mit blaeulicher Flamme und weisslichem Rauch zu Arsentrioxid (ebenfalls hochgiftig) verbrennt. Da wir ja hier historisch diskutieren wollen, spare ich mir mal die Reaktionsgleichung, aber auf jeden Fall duerfte durch die blaeuliche Flamme eine hoehere Lichtentwicklung zustandekommen.
Ich frage mich nur, wie lange das anhaelt und ob das Arsen nicht schneller verbrennt als die eigentliche Kerze...
Aber rein theoretisch, wenn Seine Majestaet dort hoechst angeschlagen auf dem Krankenbett lag und um ihn herum brannten zig Kerzen, Arsentrioxidmolekuele schwebten durch die Luft (zumal wenn einem das Bild von einem kleinen, abgedunkelten Krankenzimmer ohne Frisch-, dafuer mit umsomehr abgestandener Luft vorschwebt)...also an und fuer ich ist es m.E. moeglich, dass der Kaiser von den um ihn besorgten Aerzten versenhentlich vergiftet wurde.
Und selbst wenn's nicht so war: eine schoene Geschichte ist's trotzdem, genauso wie die Geschichte von Napoleon und seinen Tapeten oder dem Phosphor in der (leuchtenden) Suppe...
 
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Rovere schrieb:
Naja, so pleite waren sie nun auch nicht um genügend Licht in der Hofburg zu haben...

Zugegeben. Aber Licht muss damals wie heute schon teuer gewesen sein. Und ich tendiere dazu zu sagen, noch teurer als heute. ;)

Rovere schrieb:
Über die Todesursache von Kaiser Leopold I. hab ich eigentlich auch keine Informationen, werde ich mal nachforschen...

Tuh dies, ich bin gespannt.

DerNuntius schrieb:
Und selbst wenn's nicht so war: eine schoene Geschichte ist's trotzdem, genauso wie die Geschichte von Napoleon und seinen Tapeten oder dem Phosphor in der (leuchtenden) Suppe...

Diese Geschichten kenne ich wiederum noch nicht. Klär mich auf.
 
Louis le Grand schrieb:
Diese Geschichten kenne ich wiederum noch nicht. Klär mich auf.

Mit Freuden.
Was Napoleon angeht: da geht es ja schon seit Jahrzehnten darum, wie er zu Tode gekommen ist, Krebsleiden, tueckische Ermordung durch kleine Dosen von Arsen etc.pp. Und dann gibt es noch diese Geschichte mit den Tapeten, ich zitiere den genannten (exzellenten) Wikipediaartikel:
wikipedia schrieb:
Die dritte und heute als wahrscheinlichste angesehene Möglichkeit ist, dass sich Napoleon durch organische Arsenverbindungen vergiftete, die Schimmelpilze beständig aus seinen mit grünen Arsenpigmenten gefertigten Tapeten freisetzten. Deren hoher Arsengehalt ist durch eine 1980 in einem Notizbuch aufgefundene Materialprobe schlüssig belegt.

Was die Suppe angeht, das ist nur so eine kuriose Geschichte, die mir mal zu Ohren gekommen ist, ich weiss nicht ob es stimmt, aber es ist immerhin ebenso wahrscheinlich wie die Story von Leopolds Kerzen.
Es gab ja Zeiten, in denen man sich gerne des Phosphors bediente, um sich unliebsamer Menschen zu entledigen. Nachteil war natuerlich, dass vergiftete Lebensmittel, vorzugsweise Getraenke oder eben Supen, die mit Phosphor versehen waren, durch eben jenen phosphoriszierten...und da soll schon mancher Mord verhindert worden sein, weil es einem sekptischen Buttler (oder wer immer die Speisen auftrug) oder dem vorgesehen Mordopfer selbst auffiel, dass dieselbe leuchtete...
=)

Ob's stimmt oder nicht: es sind schoene, erzaehlenswerte Stories...
 
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Mein Gott, jetzt waren auch schon die Tapeten giftig.

Giftige Kerzen, giftige Tapeten, giftige Strahlemann-Suppen. Da konnte man ja nicht gesund alt werden. =)
 
Louis le Grand schrieb:
Mein Gott, jetzt waren auch schon die Tapeten giftig.

Giftige Kerzen, giftige Tapeten, giftige Strahlemann-Suppen. Da konnte man ja nicht gesund alt werden. =)
Die Römer hatten Bleirohre in ihrem Wassersystem und haben trotzdem in Imperium hinbekommen.
 
Die Roemer haben die groesste Umweltverschutzung der Geschichte hervorgerufen: nicht nur durch Bleirohre, sondern auch durch alle moeglichen Bleihaushaltsgegenstaende (u.a. Geschirr, Besteck etc...), die sie Fluessen wuschen, beziehungsweise mit Wasser, welches anschliessend ungeklaert in Gewaesser floss.
 
Auch wenn ich jetzt auf Napi und nicht auf Leopold eingehe:
Arsen in Tapeten war im 19.Jh. nichts ungewöhnliches! In vielen Schlößern sieht man noch heute Tapeten aus dem späten Empire/frühen Biedermeier, deren Farben eine aussergewöhnliche Leuchtkraft haben (welche eben durch das Arsen in der Farbe ausgelöst wird). Es sind meist - für meinen Geschmack - etwas süßlich anmutende italienische Landschaften, abgebildet. Man kann sie fast als Fototapeten des Biedermeier bezeichnen mit denen man sich einen Hauch der weiten Welt - und auch eben Gift - in die eigenen vier Wände brachte, wenn man es sich leisten konnte ;-) Ich habe auch schon mal gehört, weiß aber nicht ob es stimmt, dass in manchen Schlößern noch heute die Arsenkonzentration in diesen Räumen so hoch ist, dass das Museumspersonal angehalten wird sich nicht allzulang dort aufzuhalten...
 
Bis zur Jahrhundertwende konnte man, sofern man nicht als notorischer Giftmischer verschrien war, so ziemlich alle Gifte in Apotheken, aber nicht nur dort, bekommen. Arsen war dann häufig auch das Mittel der Wahl, mit dem sich Ehefrauen des ungeliebten Herrn Gemahls entledigten. Es ist ein schleichendes Gift, und es ließ sich nach damaligen Erkenntnissen kaum nachweisen. Wie @Jacobum richtig schreibt, waren aber auch Zündhölzer giftig. Gauner und Banditen benutzten sie gerne, um damit Wachhunde zu vergiften.
 
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