Kaufkraft

streber10

Neues Mitglied
Bei einem vorsichtigen Vorstoß in die Ahnengeschichte meiner Familie fand ich Daten über verschiedene Berufe die meine Vorfahren in Schaumburg-Lippe (gelegen in Süd-West Niedersachsen) ausübten. Hierbei waren Löhne von 150 Reichtalern für den Beruf des Leutnants oder 40 Reichstaler für den Beruf des Kavalleristen angegeben. Im zivilen Bereich fand ich angaben von 120 Rt. für einen Beamten im Amt Hagenburg und 15 Reichtaler für einen Knecht im Schloss Hagenburg. Jetzt meine Frage: Sind diese Löhne realitisch bzw. was konnte man sich dafür kaufen?
Danke im Voraus
 
@streber10

Ich weiß, daß der Link suboptimal ist, da er Indizes nur ab 1800 beinhaltet, aber vllt. ein erster Ansatz, wenn Du magst, kannst Du ja "stöbern".

SWISTOVAL

Ansonsten wäre m.E. auch zu beachten, daß viele Einkommensbestandteile im fraglichen Zeitraum auch als Deputate erzielt wurden.

M.
 
Die Löhne sind sehr realistisch.

Der Leutnant konnte damit nur schwerlich seinen Lebensunterhalt bestreiten, weil die Offiziere in der Regel ihre Uniformen etc. selber kaufen mussten (bei normalen Soldaten wurde die Ausrüstung so ziemlich komplett gestellt). Erst mit dem Rang des Hauptmanns war es dann möglich aus der Kompanie auch seinen Gewinn zu ziehen, soweit es zu dem Zeitpunkt noch die Militärorganisation zuließ.

Zu Preisen schau mal da rein: Preise im Vor- und Frühindustriellen Deutschland - Hans-Jürgen Gerhard, Karl Heinrich Kaufhold, D. Fricke-Drewitz - Google Books

Die Preise schwankten in diesem Zeitraum ganz erheblich. Das hing oft entweder von Kriegen oder Missernten in Folge von Unwettern, Trockenperioden etc. ab.

Bisweilen wirst Du zum Vergleich Gulden, Schillinge und Taler umrechnen müssen. Falls Du dazu Fragen hast, stell sie ruhig!
 
Frage zur Kaufkraft historischer Währung 1862

Für einen Artikel über Johannes Brahms müsste ich eine ungefähre Vorstellung davon haben, welcher Kaufkraft im Jahre 1862 der Betrag von 15 Friedrichsd'ors entsprach. Brahms hat das als Honorar für einen Variationszyklus von seinem Verleger gefordert, was dieser aber ablehnte (woraufhin Brahms auf 10 Friedrichsd'ors reduzierte). Mir ist klar, dass man ohne definierten Warenkorb o.ä. keine hundertprozentige Vergleichbarkeit erreichen kann, aber mir würde schon eine grobe Vorstellung reichen. Kennt sich hier zufällig jemand mit diesem Thema aus oder kann mir Tipps für eine weitere Recherche geben?

Vielen Dank,

Christian
 
Das mit der Kaufkraft ist so eine schwierige Frage.

Auf der Wiki-Seite:
Friedrich d?or ? Wikipedia

finden wir, dass 1 Friedrich d'or 5 pr. Reichstalern entsprach. (Allerdings auch, dass die Goldmünze nur bis 1855 Verwendung fand!?)

Auf dieser Seite:
Was "verdiente" man als Magd oder Knecht

findest du einige Verdienste und auch einige Preise, nicht ganz das Jahr 1862 treffend aber sicherlich ein kleiner Anhalt.

Ach, so, fast vergessen:

"1821–1871 (1873) galt in Preußen ein Neuer Reichstaler bzw. Thaler 30 Silbergroschen (Sgr.) zu je 12 Kupferpfennigen. (Wiki)

Grüße
excideuil
 
...Tipps für eine weitere Recherche geben?


Wenn man den bei Wiki angegebenen Umrechnungskurs von 5 Taler/Friedrichsd'ors akzeptiert, würden sich etwa 75 Taler (für 15 Friedrichsd'ors) ergeben.

Der Umrechnungskurs Mark/Taler von 1871 - Basis Goldgehalt - beträgt 3,32 Mark. Ohne Berücksichtigung von Preissteigerungen, und bei stabilem Gold/Silberkurs kommt man damit auf rd. 250 Mark.

Sinn der Umrechnung: bei Hartmann, Die Deutsche Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, sind umfangreiche statistische Tabellen angegeben, ua. zu Löhnen und Einzelhandelspreisen. Hartmann hat das in statistische Zeitreihen umgerechnet, und sämtliche Publikationen zu wirtschaftlichen Statistiken aus der fraglichen Zeit verwertet.

Darin sind natürlich Umrechnungsfehler enthalten, sowie Unsicherheiten aufgrund unzureichender Datenlage, fehlerhafter Statistiken etc. Für eine grobe Vergleichsrechnung müsste das aber reichen.

250 Mark entsprechen 1860 ungefähr unter Berücksichtigung der Inflation 1860/1871:

750 kg Roggenbrot (S. 578) oder
5000 kg Kartoffeln oder
220 kg Zucker oder
240 kg Rindfleisch oder
500 Liter Wein (S. 589) bzw.

0,5 Jahreseinkommen Bergarbeiter/Metallindustrie/Bauindiustrie (S. 461)
0,8 Jahreseinkommen Textilarbeiter
0,15 Jahreseinkommen im Durchschnitt öffentlicher Dienst (knapp 2 Monatseinkommen)
 
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