Militarismus

Haenna

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Hey ihr,

ich beschäftige mich gerade mit sämlichen Sachen um Militarismus und bin auf ein Zitat gestoßen:
„Militarismus beginnt dort, wo zwischen einem zweckgebundenen Militär, das heißt den in einer gegebenen Lage notwendigen Verteidigungsvorbereitungen sowie ihrer notwendigen Abschreckungswirkung, und dem Militärischen als Selbstzweck nicht unterschieden wird.“ (in Bezug auf Friedrich Wilhelm I)



Habe schon einige Überlegungen dazu angestellt, aber was denkt ihr, ist es wahr?


Ich versuche das mal auf Friedrich Wilhelm I, König in Preußen, zu beziehen.

Selbstzweck des Militärs war sein Interesse und der Hass auf die Prunksucht seines Vaters, er wolle praktischer seinem Königreich dienen.

Aber wie kann ich herausfinden, ob zwischen dem zweckgebundenen Militär und dem Selbstzweck nicht unterschieden wird? Habt ihr vielleicht ein paar Denkanstöße für mich?
 
Der Satz ist zumindest missverständlich. Sagen soll er offenbar, dass der Militarismus beginne, wenn die Grenze zwischen den "notwendigen Verteidigungsvorbereitungen sowie ihrer notwendigen Abschreckungswirkung" einerseits und "dem Militärischen als Selbstzweck" andererseits, überschritten werde.
Wo diese Grenze liegt und ob es sie überhaupt gibt, darüber werden ein General und ein Pazifist unterschiedliche Ansichten haben.

F.W. kommt da zwar nicht vor. Aber zur "Grenze" gibt es vielleicht ein paar Anregungen zu den Sichtweisen im Lauf der Geschichte:
Gerechter Krieg ? Wikipedia
 
Ist laut Clausewitz nicht eines der zu erlangenden Ideale das eine so große Militärische Macht anzusammeln um einen Angriff von vorneherein unattraktiv zu machen? Müsste die Stelle heraussuchen, aber ich glaube in "Vom Kriege" was in der Richtung gelesen zu haben.
 
Naja Clausewitz sah Krieg ja nicht unbedingt als ultima ratio. Auch nicht als Vorgang der zwingend auf die Vernichtung der Gegner abzielte, sondern eher darauf die eigenen Forderungen für den Gegner attraktiver scheinen zu lassen als den Kampf fortzusetzen. Das resultiert natürlich darin, dass je höher die Forderungen, desto stärkere Kräfte müssen eingesetzt werden (von Seiten des Gegners). Im Krieg muss man ohnehin immer die größtmöglichen Kräfte aufbieten. Habe Clausewitz zwar gerade hier liegen muss aber auch noch aufs Essen achten ;)
 
Hey ihr,

ich beschäftige mich gerade mit sämlichen Sachen um Militarismus und bin auf ein Zitat gestoßen:
„Militarismus beginnt dort, wo zwischen einem zweckgebundenen Militär, das heißt den in einer gegebenen Lage notwendigen Verteidigungsvorbereitungen sowie ihrer notwendigen Abschreckungswirkung, und dem Militärischen als Selbstzweck nicht unterschieden wird.“ (in Bezug auf Friedrich Wilhelm I)


Selbstzweck des Militärs war sein Interesse und der Hass auf die Prunksucht seines Vaters, er wolle praktischer seinem Königreich dienen.

Aber wie kann ich herausfinden, ob zwischen dem zweckgebundenen Militär und dem Selbstzweck nicht unterschieden wird? Habt ihr vielleicht ein paar Denkanstöße für mich?
Es gibt da eine Aussagen von Friedrich Wilhelm I., welche schon nahelegt, dass er das Militär durchaus auch als sein persönliches Hobby ansah.
Mein Vater fand Freude an prächtigen Gebäuden, großen Mengen Juwelen, Silber, Gold und äußerlicher Magnifizienz – erlauben Sie, dass ich auch mein Vergnügen habe, das hauptsächlich in einer Menge guter Truppen besteht.
Zwar waren die ungefähr 40.000 Soldaten seines Vaters gemessen an den nicht mal 2 Mio. Untertanen eine eigentliche ausreichende Militärmacht, aber man muss auch zugeben, dass Preußen bereits im Spanischen Erbfolgekrieg ausschließlich im Westen bzw. Südwesten (ital. Kriegsschauplatz) gebunden war. Wie am Beispiel Sachsens zu erkennen ist, war es schwierig zugleisch in beiden Konflikten - Spanischer Erbfolgekrieg und Nordischer Krieg - mitzuwirken.
 
Danke an alle die geantwortet haben.
An Brissotin: Der Gedanke ist ziemlich wichtig, wahrscheinlich ist es auch immer noch mal eine subjektive Einschätzung, wie viele Soldaten gebraucht werden. Ich sehe das so: Zur Zeit von Friedrich Wilhelm I. gab es größtenteils nur Erbfolgekriege, bei denen Preußen aufgrund des Alters der Königreiches noch nicht mitmischen konnte. Auch wenn Preußen beim spanischen Erbfolgekrieg abhängig war, so war es doch übertrieben, das Heer von 40 000 auf 80 000 zu verdoppeln, das war schlichtweg übertrieben, was daran zu sehen ist, dass es (meines Erachtens) nie voll zum Einsatz gekommen ist.
Für mich ist die Grenze von Selbstzweck und zweckgebundenem Militär tatsächlich verschwommen und damit (in Bezug auf Friedrich Wilhelm I.) das Zitat anwendbar.
 
@ Haenna
Es gibt eigentlich nur einen Krieg, den Friedrich Wilhelm I. führte, als sein Heer schon ziemlich aufgestockt war. Das war der Polnische Thronfolgekrieg.
Denn in der Endphase des Nordischen Krieges benötigte der preußische König gegen Schweden nichtmehr so viele Truppen, da Schweden nach der Niederlage bei Poltawa zum einen ausgesprochen geschwächt war und sich zum anderen einer bedeutend überlegenen Koalition gegenüber sah. Eine Episode aus dem preußischen Anteil an diesem Krieg habe ich hier mal angeführt: http://www.geschichtsforum.de/f288/schlacht-bei-gro-stresow-1715-a-29153/
Zurück zum polnischen Thronfolgekrieg! Die preußische Beteiligung an dem Krieg erfolgte im Zuge eines Bündnisverhältnisses mit dem Kaiser. http://www.geschichtsforum.de/f288/preu-ische-beteiligung-am-polnischen-erbfolgekrieg-11583/ Preußen hatte nur 10.000 Mann zu stellen. Offenbar handelte es sich dabei nicht um das Kontingent, welches durch die Reichsarmatur von 1681 oder die späteren Veränderungen derselben geregelt war, da Brandenburg und dann Preußen diese Reichsarmatur nicht anerkannt hatte. Ich hatte zwar auch schonmal gelesen, dass der Kaiser angeblich weitere Truppen, welche Friedrich Wilhelm I. bereit gewesen sein soll über die vertraglich geregelten hinaus zu stellen, ablehnte, kann das aber nicht so ganz einschätzen. Grundsätzlich ließen sich scheinbar die selbstgesteckten politischen Ziele als kleiner Verbündeter einer Allianz von mächtigeren Staaten kaum erreichen - der Nordische Krieg mit den territorialen Zugewinnen für Preußen bildet da eher die Ausnahme. Wenn ich es bis jetzt recht verstehe, hielt Friedrich Wilhelm I. eine Truppenvermehrung für sinnvoll bzw. gar notwendig, da er dadurch seine eigenen Pläne unabhängig zu erreichen meinte.
Für seine Involvierung in den Polnischen Thronfolgekrieg brauchte FW I. jedenfalls offenbar dieses große Heer nicht. Anders hätte es vielleicht ausgeschaut, wenn Frankreich selber die preußischen Besitzungen am Rhein im Zuge des Krieges ernstlich bedroht oder angegriffen hätte.
 
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