Mode im 18. Jahrhundert

Andanchamun

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Wie Ihr schon wißt, im 18. Jahrhundert war in Europa die Mode enorm anders. Rokoko und Barock.

Man trug weiße Perücken, man läßt sich Perücken mit weiße Puder pudern. Die Gesichter wurde ganz weiß angecremt. Schönheitsflecken drangemacht.
Bei Damen sehr hohe Perücken mit viele verschiedene Sachen drauf, zum Beispiel Obst, oder Modellbauschiffe, Miniburgen.

Damals in der Schule mußte ich mich leider beim Theaterstück als Baronin verkleiden, da es nicht genug Mädchen da waren. :spinner: Ich wurde furchtbar geschminkt, ich hatte auch eine Perücke bekommen und die Kleidung... mein Gott, die waren eng! :motz:

Damals haben die arme Bäuerinnen dafür Geld bekommen, daß man ihnen die Haare abschneidet für die Perücken, aber für Perücken werden auch vor allem Pferdeschwanz benutzt.

Ich fage mich: Warum haben sie solche prunkvolle Perücken und Kleidung benutzt? :confused:

marieant_t.jpg
 
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Vielleicht als Statussympole(Zeitalter des Absolutismus)?

Oder um einfach nur zu den überladenen Gesamtkunstwerk Barockgebäude zu passen
 
"Kleider machen Leute" - das wusste man nicht erst seit Gottfried Keller. Kleidung war ein Spiegelbild der jeweiligen Gesellschaft. Wie sollte sich "höfische" Kleidung unterscheiden, wenn der "Geldadel", das Patriziat, sich in noch kostbarere Tuche kleidete?
Da gab es Kleiderordnungen, um Stand von Geld unterscheiden zu können.
Nun ist Mode ja nichts Statisches; mit dem Lappen von gestern war heute schon kein Staat mehr zu machen. Das ist ja auch heute nicht anders.
Ein recht eindrucksvolles Kapitel über den Wandel der höfischen Mode findest du hier:
Wandel
 
Die Perücke war erst eine Modeerscheinung, dann ein Statussymbol.
Zu den Perücken gibt es zwei Theorien:

die erste besagte, das Louis XIV die Haare ausgegangen sein sollten, deshalb führteman die große Allonge Perücke ein - das ist aber eine "kleine Gemeinheit" von Saint Simon, der man wenig Beachtung schenken sollte.

Zur Zweiten: Schon zur Zeit Louis XIII war es Mode eher lange Haare zu haben, auch die Männer. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts drehte man sich also Locken in die eigenen Haare, doch den Effekt den man eigentlich erzielen wollte konnte nur mit Haarteilen erreicht werden, die dann schließlich zu den großen Perücken wurden. Louis XIV selbt wollte zuerst keine tragen, erst gegen 1670 "unterwarf" er sich auch der Modeerscheinung. Die ersten Allongeperücken waren riesig, sie reichten bis zur Taille und hinten bis zum Po.
Sie konnte alle Haarfarben haben, jedoch war "blond" die Teuerste. Es gibt eine kleine Geschichte zu einem deutschen Fürsten, er erwarb so eine blonde Perücke, nach Heutiger Wärung etwa 5 Millionen Euro wert - er richtete für sie ein eigenes Kabinett ein, trug sie aber nie =)

Louis XIV besaß irgendwann eine ganze Kollektion, auch er richtete sich ein Perückenkabinett ein (Das Ratskabinett in Versailles war zu seiner Zeit nur halb so groß, es waren zwei Räume, das Ratskabinett und das Perückenkabinett).
Gegen Ende seines Lebens wurde die Perücke etwas kleiner, wie auf den Gemälden von Rigaud gut zu sehen ist, jedoch türmten sich jetzt diese "Höcker" auf dem Kopf.
Modefarben waren jetzt entweder schwarz brünett oder grau. Die Allongeperücke wurde nun stark Verkleinert, sie hatten jetzt die Gestalt wie sie z.B. Bach oder Händel trugen.

Zur gleichen Zeit entwickelten Modeschöpfer die Zopfperücke, zuerst noch stark mit Locken geschmückt wurden auch diese bald reduziert. Der Zopf wurde nun das Statussymbol, man trug die Perücke aber nicht täglich, sondern hatte unter den Perücken immer noch lange Haare, in Frankreich galt es als schick, wenn der echte Zopf noch unter der Perücke herausragte. Man puderte sich die Haare weiß, benutze eine Samtschleife, oder den beliebten Haarbeutel um die Haare zusammenzufassen.

Die Zopfperücken sind auf Gemälden eher schlicht, doch wenn man Karikaturen von Hogard betrachtet, dann merkt man, dass nicht alles der Realität entspricht: Der Extravaganz waren keine Grenzen gesetzt. Die Zopfperücken nahmen ohne weiteres wieder Dimensionen der Allongeperücken an, mansche hatten bis zu 5 (!) Zöpfe.

Bei den Damen ist der Kopfputz nur gegen ende des 18. Jahrhunderts als Statussymbol anzusehen. Denn während des 17. Jahrhunderts waren die Frisuren eher schlicht, bis auf die üppige Lockenpracht die man mit Haarteilen ansteckte. Um 1700 war die "Fontage" eine beliebte Mode. über einer weißen Haube trug man eine Art Gestell, dass wie Orgelpfeifen in die Höhe ragte. Im laufe des 18. Jahrhunderts wurden die eng anliegenden Locken zum Standart, wie auf den Gemälden von Boucher gut zu sehen ist.
Dann mit Marie Antoinette entstand die Haararchitektur, manche wurde so hoch getürmt, dass ein Diener mit einem Stab die Frisur im Gleichgewicht halten musste. Einigen Damen sollt die Frisur auch abgefackelt sein, da sie mit den Turmfrisuren an die Leuchter kamen.

Die Perücken wurden, sofern sie für die Oberschicht gemacht wurden aus Echthaar gemacht, für die weniger Reichen verwendete man in der Tat Pferdehaar.
Auch Puder wurde unterschiedlich herrgestellt, die einfachen Leute nahmen Mehl - nett wenn es mal regnet... =) =) =)
 
Die Darstellung ist natürlich sehr plakativ. Warum neigen heute Frauen zu Brustvergößerungen, warum legt man sich unter die Sonnenbank? Weil es für die Leute heute zum Schönheitsideal gehört. Dieses ist ein gewachsener Geschmack.
Wenn du wirklich Einblick haben willst zur Entwicklung, dann kann ich nur www.marquise.de empfehlen.
Zu genaueren Erklärungen benötige ich eine zeitliche Eingrenzung, bevor ich mir die Finger wundtippe.

Um etwas eingehender sich mit der Thematik Frisur zu beschäftigen, kommt man um Primiärquellen wie die Encyclopédie von Diderot und "L'art du perruquier" von Garsault nicht herum.
 
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War das Pudern und das parfümieren nicht auch dazu gut, um mangelnde Hygiene wett zu machen? ;)

Ich finde diese Mode ehrlich gesagt sehr schön.
 
Roxie-Hart schrieb:
War das Pudern und das parfümieren nicht auch dazu gut, um mangelnde Hygiene wett zu machen? ;)
NEin. Über barocke Sauberkeit wurd ehir irgendwo schon was geschrieben (bin zu faul zum suchen). Ein Gedanke passt sehr gut auf deine Frage: Man trug nicht übermäßig Parfum auf weil man stank, sondern man stank weil alles und jeder unterschiedliche Parfüme in rauhen Mengen verwendete.
 
James Krüss schrieb:
Und wenn er kam, dann bückten
die Herrn sich bis zum Schuh.
Und wenn er ging, dann drückten
sie sich die Nase zu.

Aus einer Ballade über Ludwig XIV bzw. dessen privaten Floh ;)

Kam die Idee, daß Wasser schädlich sei, nicht im Zuge des Niedergangs des Mittelalterlichen Badewesen auf? Wenn man anschaut, wie es in den Badehäusern damals zuging, ist es kein Wunder, wenn sich dort der eine oder andere eine Krankheit eingefangen hat - nur mit dem Wasser hatte es wohl weniger zu tun.
 
Wieso keine Hygiene im 18.Jh? :nono:

Es badet beiderlei Geschlecht ohne Unterschied zu gleicher Zeit und an einem Ort, weil man besondere Badekleidungen hat, die alles bedecken. Das Frauenzimmer ist wohl coiffiret und hat alle Röcke untenher mit Blei eingefasst, damit die Schwere sie niederhalte.
Georg Keißler über einen Badeort bei Wien, frühes 18.Jh.

Dass die Leute sich nicht gewaschen hätten, gehört zu den üblichen Legenden und Klischees und hat in einer seriösen Betrachtung nichts zu suchen.

Im "Frauenzimmerlexikon" von 1713 werden Badewannen für Kinder übrigens auch erwähnt. Für Erwachsene sieht man viele in der Encylopédie von Diederot, wie auch Badeschiffe auf der Seine.

Um acht Uhr standen sie auf und nahmen ein Bad, wie es die Reinlichkeit verlangte.
"Les Sérails de Paris" (18.Jh.)

Zu Baden gehörte zu den Rieten, welche auch dem Zeremoniell angehörten. Mme Flahaut empfing auch (Ende 18.Jh.) Herren, während sie badete, worüber sich Gouverneur Morris doch einigermaßen in seinem Memoiren mokiert. Er ist eben einer gewissen amerikanischen Prüderie behaftet gewesen, welche Mme Flahaut Grund gab, ihn aufzuziehen.
 
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Roxie-Hart schrieb:
Weiß eigentlich jemand, ab wann es nicht mehr verpönt war rote, oder andere knallige Farben zu tragen?

In welchem Zeitraum und für welche Bevölkerungsschicht? Farbstoff war sehr teuer, was schon mal viele ausschloss...

Hier mal ein Familienportrait aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Man betrachte die farbenfrohe Kinderkleidung. Das zweite Kleid zeigt, dass man auch im Rokoko nicht nur Pastellfarben trug - bei denen, die es sich leisten konnten.
 

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Insgesamt war das ganze 18.Jahrhundert sehr farbenfroh.
Das betrifft ALLE Bevölkerungsschichten. Hier sieht man die Kleidung in und um München in den 1760ern: http://www.marquise.de/en/1700/pics/1700d.shtml
Da von der Unterschicht wenige Originalkleidungsstücke erhalten geblieben sind, bis auf einige vor allem im Colonial Williamsburg, das schon durch erstaunliche Publikationen, vor allem durch Linda Baumgarten auf sich aufmerksam gemacht hat http://www.history.org/Publications/books/index.cfm?subcatid=39 :anbetung: , muss man oftmals auf die Gemälde wie von Greuze zurück greifen, wozu Zeitgenossen sagten, dass er echte Bauern malte, im Unterschied zu den erfundenen von Boucher in Arkadischer Landschaft. http://www.ibiblio.org/wm/paint/auth/greuze/
Rot war eine sehr beliebte Farbe gerade bei Westen für Herren oder gleich den ganzen Anzügen. Obgleich so ziemlich alle Farben im 18.Jh. vorkamen, gab es natürlich immer wieder Modefarben, die eine Zeit lang regierten und sich neben der Kleidung auch auf den Gemälden wieder finden. Wenn Maler nicht in entsprechenden Farben malten, wurden sie bisweilen angefeindet von der Kunstkritik, deren Kriterien uns heute sehr naiv und bisweilen dümmlich vorkommen. (aber das wäre ein anderes Thema)

Die Sonntagskleidung der Bauern, die man auf einigen Kirmesbildern sieht, zeichnet sich durch eine besonders frohe Farbigkeit aus. Man sollte in dem Kontext nicht vergessen, dass über Altkleiderhändler auch die noch buntere Kleidung der Oberschicht bis nach unten durchgereicht wurde. Anders als viele Leute heute glauben, gab es im 18.Jh. auch schon ein dörfliches Handwerk, wozu auch schon mal ein Schneider zählte.
 
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Eine Zeit lang trugen ja nur prostituierte Rot, da fragt man sich allerdings auch wie die sich das haben leisten können. Aber meine Quelle war auch aus dem 16.Jh
 
Man sollte die zunehmende Industrialisierung im 18.Jh. nicht außer Acht lassen. In diesem Threat soll es ja um die Mode des 18.Jahrhunderts gehen.
Gerade hinsichtlich des Stoffdrucks, der Verarbeitung von verschiedenen Materialien, wie auch Baumwolle, usw. stellt das 18.Jh. eine enorme Zeit des Umbruchs dar.
Zwar waren Stoffe an sich noch sehr teuer, aber die Errungenschaften der Technik mussten sich zwangsläufig auf ein größeres Publikum auswirken. Über eine weitere Diskussion und auch Quellen gegen meine These, dass das 18.Jh. eben doch Hygiene sehr wohl kannte, würde ich mich sehr freuen.:)
 
Modefarbe Rot

Nichts ist natürlicher, als daß wir um Freunde trauern, die unserem Herzen theuer waren; aber ich glaube, daß wahre Traurigkeit sich eben so wenig durch die schwarze Farbe ausdrücke, als die Freude durch rothe, und daß der Erfinder der Trauerkleider sicher ein Mann war, der besorgt gewesen, man möchte es ihm nicht am Gesicht ansehen, daß er traurte.
Aus "Bildergalerie weltlicher Misbräuche..." von "Pater Helarion, Exkapuziner" (Joseph Richter (1749-1813)) Frankfurt und Leipzig 1785.

Man sieht, dass Rot allgemein als Farbe der Freude auftauchte. Viele Herrenporträts gerade der 1760er bis 80er zeigen Herren in ganzen Anzügen in Rot.
 
Vielwehrte Leseren.
Was an diesem Loco ich gelesen, seynd gar betrübte Zeitungen uber uns daselbsten ; Was Ursach redt männiglich im 21ten Seculo, wir seyn all weiß geschmincket? ware mein Lebtag niemahl alß geschmicket! wie im uberigen auch gantz nit wahr, daß die Cavaliers bey uns weiß Peruquen trügen; Es ist das affectirte Wesen gantz wider die bescheidenliche und vernünfftige, GALANTE Manier, welche das rechtschaffene Maß zu folgen allezeit erfodernde : das sanctissime die Wahrheit uber unsre Gerneration. Was allein noch erschrecklicher, ist, wie Sie gar noch außstreüten, wir thäten uns gar nit waschen, welches doch ein rechte Schande, darzu gar nichtes fortreden kan.
Dienstfreündlich
Demoiselle Amelise
 
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Ich bitte ein verständliches Deutsch zu schreiben, ich selber schätze auch die Sprache des 18.Jh., aber wenn dann nur in den Zitaten oder auf Veranstaltungen des Living-History.
Für mich genügen die Rechtschreibfehler hastiger Schreiber oder ein "sry" oder solche Abkürzungen vollauf. Wir müssen uns nicht auch noch in Anachronismen dieser Art ergehen. Außerdem werden für die Mehrheit unverständliche Beiträge von den Moderatoren als Spam behandelt, also gelöscht. Was soll es also bringen so zu schreiben?
 
@ Demoiselle
Hast du sinnvolle Belege für Deine Thesen(?), diskutiere ich auch gerne weiter. Für das Pudern und so weiter habe ich immer ein offenes Ohr, das heißt viel, viel Interesse.
 
Habe meinen Text grad schnell auf .txt gesichert, wo ich ja Löschung fürchten muß. Was "Living History" sei, ist mir unbewußt - ich komme von der "SOCIETAS CVRIOSA / Anno 1706" und da ist Teütsch Hauptsprache!! In der Praxis schreiben wir komplizierte Beiträge aber deutsch, weil der gewöhnliche Leser des 21.Jahrhunderts sonst überfordert würde. - Mein Auftakt hier soll nur verdeutlichen, wie sich die galante Generation, seelig, fühlen muß, wo sie von so vielen ungerechten Klischees überpflastert wird, nur weil die Nachgeborenen es schick finden. Der Text ist eine Klage über diesen Umstand, wenn man genau nachliest.
"Thesen" ist gut. Ich bitte darum, die Gemälde des 18.Jahrhunderts genau anzuschauen, ob da jemand weiß geschminkt gewesen sei (abgesehen von Harlekinen o.ä.). Ich persönlich kenne mich nur in der galanten Epoche (um 1700, also vor dem Rokoko) aus und da ist man recht sittenstreng und tadelt Übertreibungen (Mode, Schminke, kokettes Auftreten ect.). Jede Zeit hatte/hat ihre Paradisvögel, was aber nichts am breiten Strom der Normalität ändert (der um 1700 unbarmherzig streng ist). Ich habe in der SOCIETAS CVRIOSA kürzlich einen Artikel über Galanterie verfaßt. Entgegen dem verbreiteten Vorurteil ist dies keineswegs "Zuvorkommenheit gegenüber Frauen", sondern ein strenger Sittenkodex gewesen, der für alle Geschlechter galt. Wer da über die Stränge schlug war schnell ausgeschlossen.
Perücken: Es kommt auf die Zeit an. Um etwa 1670 trug der Cavalier das Naturhaar lang. Um 1700 ist die Peruque bereits standart - eigentlich aber nicht weiß, sondern in Naturhaarfarben. Zu Mozarts Zeiten hat man die Haare offenbar stark gepudert, da sieht man ja die weißen Frisuren. Aber das ist eine ganz andere Zeit, mit einem völlig anderen Lebensgefühl (wo Demoiselle entweder unter der Erde, oder steinalt sein wird
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). Gepudert wird von einigen um 1700 sogar der Rock des Cavaliers (Justeaucorps), nach Taubert nennt man das dann "einen Staat machen", weil man sich so höfisch fühlt. Aber daß die Leute ganz weiß sind, sollte mich wunder nehmen. Baß ist man durchaus, weil Sonnenbräune den höheren Ständen nicht gemäß angesehen wird. Dementsprechend meiden auch Bürgerliche die Sonne. Extremes Schminken führt zu Gerede und begünstigt sozialen Ausschluß! Bei den Herren ist das eigentlich undenkbar, außer an Höfen, wo homosexuelle Kreise toleriert wurden. Das gemeine Volk war da sehr schnell mit Steinen.
Ich persönlich meide den Ausdruck "Barock" wie der Teufel das Weihwasser. Er besagt nichts, sondern transportiert schrecklich viele Klischees, die teilweise falsch sind. Wenn man das Rokoko mit zum Barock zählt, packt man völlig gegensätzliche Zeitströmungen in einen Karton, von 1600 bis 1770/80.
Ja, ich habe schrecklich viele Quellen, lese eigentlich nur Originalliteratur um 1700. Wir verwenden in der SOCIETAS auch originale Wörterbücher (vor allem Johann Leonhard Frisch). Meine wichtigste Literatur sind aber die Bücher der alten Tanzmeister des frühen 18.Jahrhunderts, vor allem Louis Bonin und Gottfried Taubert. - Ich könnte jetzt einen Link in die SOCIETAS setzten, habe aber hier gelesen, daß man das nicht dürfe. Verweise also auf mein Profil, denn man kommt über meine Homepage in die SOCIETAS CVRIOSA. Ich möchte mich hier nicht wiederholen, will aber gern neue Aspekte beleuchten.
Leider verhindert das Urhebergesetzt vielfach Information. Gern würde ich alte Bilder einscanen und ins Netz stellen (von CDs oder Büchern ect.), aber das darf man ja nicht.
Für die Zeit um 1700 kann ich mit Bestimmtheit sagen, daß sich der normale Mensch allmorgendlich wäscht ("so guth alß ich kan", sagt Liselotte von dere Pfalz) und auch die Zähne putzt. Ich habe auch Originalbriefe, aus denen das gleiche hervorgeht. In einem Fall wird die sogar die Tischwäsche täglich gewechselt - die Unterwäsche (Weißzeügs) dreimal pro Woche. - Von Liselotte weiß ich, daß es bei Hof einzelne gibt die stinken, weil sie unsauber sind. Das fällt aber sehr offensichtlich auf.
Wir dürfen nicht vergessen, daß das 19.Jahrhundert das ancienne Regime verachtete, verspottete und schrecklich viele Vorurteile schuf, die heute noch populär sind und schwer auszurotten. Wenn ich diese Dinge demonstativ perönlich nehme, um mich in der Rolle des reinkarnierten Barockmenschen darüber zu beklagen, bin ich nur bemüht, ein wenig Alltagsrealität beispielhaft zu inszenieren. Die Haltung, die ich da in Originalsprache zum Ausdruck gebracht habe ist authentisch. Das sind typische Denkkathegorien einer galanten Dame um 1700. Ob man um 1750 völlig konträr denken wird, das Abendland quazie in eine hemmungslose Orgie abdrifteten möchte, weiß ich nicht. Ich zweifle aber sehr daran, weil ich die falschen Klischees, die man der galanten Epoche unterstellt, ja auch gehört habe.
Ich kann mich in der galanten Epoche nur dann einleben, die Gedanken dieser Zeit mitfühlen lernen, wenn ich mich auf sie beschränke. In unserer SOCIETAS versuche ich immer, Leute zu motivieren, eine andere Zeit zu wählen, um dort Spezialwissen zu erlangen. Leider ist mir das noch nicht gelungen und so folgt man mir brav ins Anno 1706 (in 3 Monaten 1707).
Ew. allerdienstfertigste Magd
Demoiselle Amelise
 
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