Provinzadel im Absolutismus

Dozz

Neues Mitglied
hab ne Frage zu dem Provinzadel wie sie gelebt haben und welche Feinde sie hatten?

Bitte um schnelle Antwort
 
Vor einer Antwort sind gewisse Unklarheiten zu beseitigen:
-um welche Epoche soll es sich handeln
-um welches Land etc.
 
In Deutschland ist das fast gänzlich anderes als in Frankreich bzw. England.
In Frankreich zentralisiserte sich alles auf Versailles und Paris, in Deutschland - durch die "Kleinstaaterei" existierten unzählige Fürstenhöfe.

Um es mal kurz zu beschreiben - politische Bedeutungslosigkeit wurde mit größtmöglicher Prachtentfaltung "verarbeitet".
z.B. die Höfe in Hessen: z.B. Hessen Cassel, Hessen Darmstadt, Hessen Nassau, Hessen Fulda etc....
Politisch waren alle Fürsten fast bedeutungslos nach dem 30 jährigen Krieg.
Doch mit Kunst und Kultur ist man besonders in Darmstadt und Cassel den Großen gleichgekommen. Man sehe sich nur die Kunstsammlungen an, die Paläste oder die Musikkultur. ( In Darmstadt war z.B. Vivaldi und Telemann zeitweise tätig ) Oder die Orangerie in Kassel: das Marmorbad ist ein barocker Schatz wie man ihn weder in Paris oder Rom finden wird.

Das Leben richtete sich nach dem frz. Vorbild - man baute sich einen Palast und hielt dort im größtmöglichsten Luxus Hof.
Das ging dann ein paar Jahre gut - dann kam der Bankrott, denn kaum ein Hof konnte sich auf Dauer solche Ausgaben leisten.
In Darmstadt wurde das Schloß nicht fertig und so zog die Familie aufs Land.
( geplant war eine riesige 4 Flügelanlage im Stil von Aschaffenburg nur in "hochbarock" ) - für so ein kleines Fürstentum vollkommener Blödsinn...

In Cassel wurde ein Park geplant der Versailles ohne weiteres in den Schatten gestellt hätte - auch alles andere. Ein ganzer Berg über und über bedeckt mit Fontänen und Kaskaden.
Auch das wurde nicht fertig - und so finanzierte sich der Fürst mit "Soldatenverkäufen" an Friedrich II.
Auch wenn man den cassler Fürsten zugute halten muß, dass sie die ersten deutschen Museen und Schulen gründeten, bleibt gerade dieser Akt der Unmenschlichkeit im Gedächtnis.

Man kann also davon ausgehen, dass es unter deutschen Fürsten weitaus übler war zu leben, als z.B. in Frankreich oder in England. Denn hier zählte für viele nur der Steuergewinn um die Hofhaltung zu finanzieren.
Sobald aber die Realität eintrat, d.h. die Kassen leer waren nahm man einen einfacheren Lebenstil an - oder lebte auf pump.
Im Grunde hatte man vergeblich versucht dem Sonnenkönig , bzw. Versailles nachzueifern, doch wie Phaeton stolperten sie alle über ihren eigenen Wahn.

Mode und Sprache wurden von Frankreich her bestimmt. Natürlich waren deutsche Fürsten kaum in der Lage finanziell da mit zu halten - so ist alles wesentlich einfacher.

Die Frage mit den Feinden ist kniffliger, die Fürsten in Deutschland waren nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht - politisch hatten sie eigentlich dem Kaiser die Treue geschworen - doch wenn jemand mehr bezahlte - oder der Kaiser nicht konnte oder aber es nicht in ihren Kram passte, dann taten sie überhaupt nichts. ( hauptsächlich ging es da um Truppenaushebungen ).

Was Erziehung und das alltagsleben anbelangt so unterscheidet sich das kaum von Frankreich.
Ein Adliger wurde immer im Tanzen und Musizieren unterrichtet ( der Tanzmeister war der wichtigste Lehrer am Hof, da er auch die Etikette lehrte ), lesen und schreiben, Philosophie, Mathematik, Physik und Zeichnen wurden meist auch gelehrt.
Dazu kam der Reitsport und im Falle eines Fürstensohnes auch Politik.

Es gab kaum Adlige die ein Handwerk erlernten - galt das doch als unfein.
In Frankreich verlor man sogar seinen Titel - sollte man arbeiten wie das gewöhnliche Volk.
 
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