Richtigstellung: Das Herz von Louis XIV.

Louis le Grand

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Da ist mir doch bei Wikipedia was aufgefallen, wo ich gleich wieder anbeißen muss:

"Später stahlen Grabräuber das Herz Ludwigs XIV., es kam in den Besitz des englischen Lord Harcourt, der es an den Dekan von Westminster, William Buckland, verkaufte. Dessen Sohn Francis Buckland soll das Herz angeblich gegessen haben."

Ich glaub mich knutscht ein Elch !!! :spinner:

Da wollen wir gleich mal frühzeitiger Legendenbildung entgegenarbeiten. Skurile Geschichte, will heißen: VÖLLIGER BLÖDSINN. Die "Herzreliquie" - wie sie korrekt heißt - von Louis XIV. wurde nach seinem Tod in die Jesuitenkirche St.Louis in der rue St.Antoine Paris verbracht, um neben der seines Vaters zu ruhen. 1816 wurde sie mit allen anderen "Herzreliquien" des Königshauses in die Königsnekropole St.Denis überführt, um dort in der Krypta der Bourbonen zu ruhen. Dort kann sie bis heute besichtigt werden und - wer mag - auch
verehrt werden. :bet: :engel:

Keiner hat das Teil geklaut oder gar aufgefuttert.
 
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Louis le Grand schrieb:
Da wollen wir gleich mal frühzeitiger Legendenbildung entgegenarbeiten. Skurile Geschichte, will heißen: VÖLLIGER BLÖDSINN. Die "Herzreliquie" - wie sie korrekt heißt - von Louis XIV. wurde nach seinem Tod in die Jesuitenkirche St.Louis in der rue St.Antoine Paris verbracht, um neben der seines Vaters zu ruhen. 1816 wurde sie mit allen anderen "Herzreliquien" des Königshauses in die Königsnekropole St.Denis überführt, um dort in der Krypta der Bourbonen zu ruhen. Dort kann sie bis heute besichtigt werden und - wer mag - auch
verehrt werden. :bet: :engel:

Keiner hat das Teil geklaut oder gar aufgefuttert.
Völliger Blödsinn ist ,so ein Stück Fleisch überhaupt aufzuheben. Ob nun einer das verschrumpelte, vermutlich schon verweste Stück gegessen hat ist doch völlig egal. Und weshalb spricht man da von Relquie? Für mich ist nur wichtig, was ein Mensch im Leben geleistet hat. Der kerl war doch kein heiliger.
 
Mensch Florian, sieh das doch nicht so eng. Das mit dem verehren war ein Witz, zum lachen. :winke:

Reliquien heißen die Dinger halt, weil sie zur Erinnerung gedacht sind. Aber bitte nicht davor in den Staub werfen. Das wirklich nur scherzhaft gemeint. :D
 
Louis, da hätte ich gleich eine Frage an dich:
Gibt es Spuren des bourbonischen Grabkultes oder worde alles in der Revolution vernichtet? Ich sah mal einen Stich der unvollendeten Valois-Kapelle in St. Denis die bis ins 18. Jhdt. bestand - aber was planten die Bourbonen für ihre Grablege? Bzw. was wurde ausgeführt?

Im kaiserlichen Wien wurde im 18. Jhdt. die Kapuzinergruft zum repraesentativen - und öffentlich zugänglichen - Denkmal der pietas austriaca ausgebaut, gipfelnd in der Grabrotunde Maria Theresia die auch heute noch den Besucher eigneartig berührt.

Gab es in Paris/St. Denis vergleichbares? Haben wir zumindest Stiche oder Abbildungen der Grabmonunmente von Louis XIII - XV? (die Epitaphe der Restaurationszeit sind mir bekannt, die mein ich nicht).

Wer sonst könnte das beantworten.......
 
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Florian17160 schrieb:
Völliger Blödsinn ist ,so ein Stück Fleisch überhaupt aufzuheben. Ob nun einer das verschrumpelte, vermutlich schon verweste Stück gegessen hat ist doch völlig egal. Und weshalb spricht man da von Relquie? Für mich ist nur wichtig, was ein Mensch im Leben geleistet hat. Der kerl war doch kein heiliger.

Das sagst du als aufgeklärter moderner Mensch des 21. Jahrhunderts - aber ist die Abqualifizierung vormodernen Denkens als "völliger Blödsinn" deshalb gerechtfertigt? Vielleicht war Ludwig XIV. kein Heiliger, aber er war - wie alle Könige - im Denken der Zeit alles andere als ein normaler Mensch. Ihm umgab eine sakrale Aura (in Frankreich etwa mit der Fähigkeit zu Wunderheilungen verbunden), er war von Gottes Gnaden höchstselbst auf den Thron gesetzt und er erfüllte einen wichtigen Plan in der schicksalhaften göttlichen Vorhersehung. Mit modernem Leistungsdenken kommt man in der zeitgenössischen Denkweise nur teilweise weiter (auch wenn Ludwig XIV. sicherlich auch unter diesem Aspekt eine Menge geleistet hat). Und unter solchen Voraussetzungen ist die reliquienhafte Verehrung des Herzes (ist ja auch nicht bloß irgendein Organ, sondern symbolisch hochaufgeladen) dieser quasi über-menschlichen Gestalt nur folgerichtig.
 
Herold schrieb:
Das sagst du als aufgeklärter moderner Mensch des 21. Jahrhunderts - aber ist die Abqualifizierung vormodernen Denkens als "völliger Blödsinn" deshalb gerechtfertigt? Vielleicht war Ludwig XIV. kein Heiliger, aber er war - wie alle Könige - im Denken der Zeit alles andere als ein normaler Mensch. Ihm umgab eine sakrale Aura (in Frankreich etwa mit der Fähigkeit zu Wunderheilungen verbunden), er war von Gottes Gnaden höchstselbst auf den Thron gesetzt und er erfüllte einen wichtigen Plan in der schicksalhaften göttlichen Vorhersehung. Mit modernem Leistungsdenken kommt man in der zeitgenössischen Denkweise nur teilweise weiter (auch wenn Ludwig XIV. sicherlich auch unter diesem Aspekt eine Menge geleistet hat). Und unter solchen Voraussetzungen ist die reliquienhafte Verehrung des Herzes (ist ja auch nicht bloß irgendein Organ, sondern symbolisch hochaufgeladen) dieser quasi über-menschlichen Gestalt nur folgerichtig.
Keine Angst Herold. So verbiestert bin ich nun auch nicht. Ich kann mich schon in die Gedankenwelt von damals reinversetzen.
Mich ärgert nur, wenn heutige Menschen mit einem hohen Bildungsgrad, und das ist nicht selten, das so richtig ernst nehmen. Schauen wir doch mal die Sterndeuterei an. Ich möchte nicht wissen, wieviel Prozent der Bevölkerung an diesen Unsinn glauben. Ja, glauben die Astrologen selber daran? Oder wollen die sich nur profilieren ond ordentlich Kohle verdienen.
Oder was ist mit dem Turiner Grabtuch? Es ist längst bewiesen, das es nicht aus jener Zeit stammt. Trotzdem pilgern die Menschen dort hin.
 
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Rovere schrieb:
Louis, da hätte ich gleich eine Frage an dich:
Gibt es Spuren des bourbonischen Grabkultes oder worde alles in der Revolution vernichtet? Ich sah mal einen Stich der unvollendeten Valois-Kapelle in St. Denis die bis ins 18. Jhdt. bestand - aber was planten die Bourbonen für ihre Grablege? Bzw. was wurde ausgeführt?

Im kaiserlichen Wien wurde im 18. Jhdt. die Kapuzinergruft zum repraesentativen - und öffentlich zugänglichen - Denkmal der pietas austriaca ausgebaut, gipfelnd in der Grabrotunde Maria Theresia die auch heute noch den Besucher eigneartig berührt.

Gab es in Paris/St. Denis vergleichbares? Haben wir zumindest Stiche oder Abbildungen der Grabmonunmente von Louis XIII - XV? (die Epitaphe der Restaurationszeit sind mir bekannt, die mein ich nicht).

Wer sonst könnte das beantworten.......

Auf diesem Gebiet hast du natürlich den Experten gefunden. :D

Grundsätzlich muss ich einiges erläutern. In St.Denis sind alle Könige von den Merowingern bis zu Louis XVIII. bestattet. Im Mittelalter war es üblich die Körper im Hauptschiff der Basilika in höchst aufwendigen Sarkophagen zu bestatten. In der Renaissance artete das dann in riesige Monumente aus, so dass mit dem Grab für Francois I. kein Platz mehr war für andere Gräber. Grabmonumente siehe: http://www.thecemeteryproject.com/Graves/french-kings.htm

Also baute Henri II. die "Rotonde des Valois" an die Basilika an. Wurde aber wegen der Religinoskriege nie ganz zu Ende geführt. Der erste Bourbone Henri IV. plante wohl noch ein eigenes Grab in der Basilika, seine Ermordung verhinderte das. Er und sein Sohn Louis XIII. wurden dann notdürftig neben dem Altar bestattet.

Mit Louis XIV. änderte sich einiges in St.Denis. Zunächst plante er den Anbau einer gigantischen "Rotonde des Bourbons". Der Plan wurde verworfen, jedoch kam der Entwurf beim Invalidendom in Paris zur Anwendung. Also plante er jetzt die "Krypta der Bourbonen". Die aufwendigen Grabmale der Renaissance kamen nicht mehr in Frage. Die Krypta wurde stark vergrößert um alle Särge der Bourbonen aufzunehmen, so auch Louis XIII. und Henri IV. Die Bourbonen wurden nun in aufwendig verzierten Eichensärgen zur letzten Ruhe gebettet. Der Sarg Louis' XIV. bestand aus drei ineinander geschachtelten Särgen aus Zink, Blei und dann der Prunksarg aus Eiche. Den Pomp des Grabmals ersetzte man durch den typisch barocken Pomp der Begräbnisfeier.

In St.Denis erinnerte überirdisch nichts an die unten bestatteten Könige, Königinnen und Prinzen. Als Erinnerung an die Toten für die Lebenden wurde dann wohl eher die Kirche Val-de-Grâce in Paris. Dieser barocke Kuppelbau diente als Ruhestätte für alle "Herzreliquien" des Königshauses und waren dort ausgestellt und öffentlich zugänglich.

Da sich die Bourbonen nicht in Grabmonunmenten haben bestatten lassen, so können wir auch keine Bilder davon haben. Im allg. sind aber alle Grabmonunmente erhalten und in guter Verfassung.
 
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Louis, du bist wahrlich le Grand!
Vielen Dank für diese Infos, hast vielleicht noch einen Literaturtip zu St. Denis (vor allem ab den Valois)?
 
Als Literaturtipp kann ich nur ein französisches Buch nennen:

Elizabeth Brown: Saint-Denis, La basilique

Das Buch sollte mal auf Deutsch erscheinen, aber der Verlag hat vor dem Druck Pleite gemacht. Zumindest ist dieses Buch meine Infoquelle gewesen.

Zur Not gibts noch diese Seite, auch recht umfangreich:
http://architecture.relig.free.fr/denis.htm

So sieht die königliche Krypta aus:
crypte_tournant.jpg
 
Louis le Grand schrieb:
Also baute Henri II. die "Rotonde des Valois" an die Basilika an. Wurde aber wegen der Religinoskriege nie ganz zu Ende geführt. Der erste Bourbone Henri IV. plante wohl noch ein eigenes Grab in der Basilika, seine Ermordung verhinderte das. Er und sein Sohn Louis XIII. wurden dann notdürftig neben dem Altar bestattet.

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Bon soir Louis, vraiment appeller "le Grand" :hoch:
mais...was ist mit der "chapelle funeraire" für die Valois . Katharina de Medici ließ ab 1560,kurz nach Henris Tod diese Kapelle durch Primaticcio erbauen. Die Ausführung entsprach nicht Katharinas Geschmack hinsichtlich der realistischen Figuration des Todes und sie bestellte eine Neufassung bei Germain Pilon, der auch die Herz-Urne Henris entwarf. :rolleyes:
 
Nun, wenn ich richtig gelesen habe sind die "chapelle funeraire" für die Valois und die "Rotonde des Valois" das gleiche Gebäude. Die Pläne für diesen Ausbau gehen wohl auf Henri II. zurück aber erst nach dessen Tod, führte Catherine de Medici die Bauten aus. :winke:
 
...
Grundsätzlich muss ich einiges erläutern. In St.Denis sind alle Könige von den Merowingern bis zu Louis XVIII. bestattet. ...

Nur ein kleine Nachfrage - ich habe vor Jahren einmal in einer Kurzbiographie zu Louis XI. gelesen, dass er nicht in St. Denis bestattet wurde. War das eine Fehlinformation oder liegt die Sache vielleicht anders?
 
Nur ein kleine Nachfrage - ich habe vor Jahren einmal in einer Kurzbiographie zu Louis XI. gelesen, dass er nicht in St. Denis bestattet wurde. War das eine Fehlinformation oder liegt die Sache vielleicht anders?

Es stimmt. Louis XI. liegt hier begraben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Notre-Dame_de_Cléry

Damit entging er dem Schicksal seiner Kollegen, die in St.Denis beerdigt wurden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Plünderung_der_Königsgräber_von_Saint-Denis

Gruss, muheijo
 
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